Todesanzeigen

Todesanzeigen in Bulgarien

In Bulgarien gehören sie zum Alltag, in Deutschland muss man sich erst noch an sie gewöhnen. Gestorben wurde immer nur woanders. Der Tod ist aus dem Leben der meisten Landsleute verbannt – bisher zumindest. Das ist dabei sich zu ändern. Ich gehe regelmäßig auf bulgarische Friedhöfe, die mit Friedhöfen in Deutschland nur wenig gemein haben. Im Sommer sind sie ein Jungle und gerade ein Gottesacker – wahrsten Sinne des Wortes. Ich gehe hin, weil meine Vorfahren dort liegen. Bald könnten die eigenen Kinder auf ihnen begraben werden. Es ist jetzt ein knappes Jahr her, dass mein Artikel Bulgarien hat keinen Bock auf „schon wieder Ostfront“ erschien. Die Kriegsgefahr, die viele hier bereits damals spürten, scheint in der Heimat noch nicht wirklich angekommen zu sein. Wie betäubt tanzt man weiter auf einem Vulkan in den nächsten großen Krieg hinein, so mein Eindruck aus der Ferne. Einige sollen sogar schon richtig geil drauf sein, in einen Krieg ziehen zu dürfen: zu morden, zu rauben, zu brandschatzen, zu vergewaltigen und am Ende zu sterben. „Sie haben nichts zu verlieren – außer ihr Leben“ (im Osten sagten wir: „außer ihre Ketten“). Ihren gesunden Menschenverstand haben sie schon verloren.

One thought on “Todesanzeigen

  1. Die Kriegslust wird lediglich suggeriert, ich kann mir nicht vorstellen, daß die Masse bock auf nen Krieg mit Russland hat. In einem alten Buch über Berlin, hatte ich mal gelesen, wie die Masse der Deutschen 1914 kriegsgeil gemacht wurde. Die Ernüchterung hat jedoch nicht lange auf sich warten lassen… – Bzgl. der Todesanzeigen in BG : Wenn ich in der bulg. Provinz unterwegs bin, dann schaue ich dort ab und zu drauf, denn sie zeigen anhand des erreichten Alters der Menschen, wie lebenswert bestimmte Regionen sind 😉

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