Voneinander lernen
Heute fahre ich zusammen mit meinem besten Freund Jerry nach Montana zu einem Klassik-Konzert im dortigen Haus der Jugend. Da Jerry Musiker ist, werde ich wieder viel über Musik erfahren. Als ich ihm neulich von dem kostenlosen Konzert erzählt habe, hat er mir Rossinis Overture zu “Wilhelm Tell”, womit das Konzert enden wird, bereits vorgesummt. Vorher gibt es Mozarts Overture zur “Entführung aus dem Serail”, Beethovens “Fünfte” und den “Slawischen Tanz Nr. 2” von Dvojak. Der Dirigent ist ein gewisser Brent Douglas, der seinen Master an der Universität von South Florida gemacht hat, wo er mit Dr. William Wiedrich, Michael Francis (Florida Orchester) und Harold Faberman studiert hat. Douglas ist schon gemeinsam mit dem Berliner Sinfonietta, der Gwinnett Kammerphilharmonie aus Georgia und dem Bard College Sommer-Sinfonieorchester (beides USA) aufgetreten. Und jetzt das Symphonie Orchester Vidin, der Hauptstadt der ärmsten Region Bulgariens (wenn nicht der EU), das ganze für lau, zumindest für uns Zuhörer. – “Er ist den Weg gegangen, den wir alle einmal gehen werden”, fällt mir dazu ein, entnommen einer Todesanzeige aus DDR-Zeiten, die der Stasi entgangen war. Denn die Person war nicht gestorben, sondern in den Westen gegangen. Die Geschichte werde ich meinem Freund Jerry, der bereits mehr als 13 Jahre im Armenhaus Europas lebt, erzählen. Damit auch er von mir lernt, und ich nicht nur von ihm.