Zurück in Bulgarien (004) – “Aufbewahrt oder vernichtet”

Großes Service Theater

Einem „Protokoll zur durchgeführten Gepäckkontrolle“ in meinem Koffer entnehme ich, dass er einer Röntgenkontrolle der Luftsicherheitsbehörde unterzogen und danach einer weiteren Überprüfung zugeführt wurde, da Anlass zur Nachkontrolle bestand. Auf englisch liest sich das so: „Dear passenger, Your baggage was subjectet to an X-ray inspection by the aviation security authority an then subjected to a further inspection as to its safety beyond doubt.“ Ich erfahre, dass Gegenstände beanstandet wurden, da sie gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften verstoßen, die daraufhin aufbewahrt oder vernichtet wurden. Diese beiden Optionen gibt es. Das ganze auch wieder auf englisch: „The following items were removed because they were in breach of safety regulations and then stored or destroyed.“ So weit das Protokoll. Dann geht es mit einem Brief weiter, der auf deutsch mit „Sehr geehrter Fluggast“ und auf englisch mit „Dear Sir or Madam“ beginnt. Die Anrede „Sehr geehrter Fluggast“ könnte für meinen Anwalt interessant sein, wenn ich einen hätte. Als Antwort auf „Gebärfähige Körper“ hatte ich die Anrede „Schwanzträger“ beantragt, aber die Berliner Behörden arbeiten mittlerweile langsamer als die auf dem Balkan. Korrekt wäre also „Sehr geehrter Schwanzträger“, aber „Dear Sir“ lasse ich mir auch gefallen. Aus Blatt zwei, „Zusatzinformation bei aufbewahrten Gegenständen“, erfahre ich, dass ich zehn Tage Zeit habe, das Servicezentrum im Terminal 1 per e-mail zu kontaktieren, wenn ich beabsichtige, den entnommenen Gegenstand in den nächsten vier (im Schreiben 4) Wochen abzuholen und wann. Auf die Frage nach dem wann komme ich später zurück. Wichtig ist erstmal noch, dass die Aufbewahrung kostenpflichtig ist, dass bei der Abholung ein Entgelt von 35,00 € (inkl. MwSt.) je Gegenstand zu entrichten sind. Aufbewahrt werden von mir 2 x Powerbank, auf englisch 2 x Powerbank, wobei aufbewahrt der verkehrte Begriff ist – ist schließlich keine Gepäckaufbewahrung. Man hätte mich auch ausrufen können, dass ich mir die Zusatzakkus, die im Handgepäck komischerweise erlaubt sind, dort und dort abholen kann. Zeit genug war dafür. Dass man es nicht gemacht hat, ist Geldschneiderei – nichts anderes. Die gleiche Geschichte wie mit dem Wasser. Erst soll man’s aussaufen oder wegschmeißen, um es danach teuer zu kaufen. Das beste kommt aber noch. Da es sich um 2 x Powerbank handelt, gehe ich davon aus, dass sie 2 x 35,00 € für ihre Aufbewahrung haben wollen, denn das Entgelt ist je Gegenstand, wie sie in ihrem Brief freundlicherweise schreiben. Das schärfste an dem Protokoll ist, dass es keine Telefonnummer und keine Öffnungszeiten gibt. Das ist irgendwie gar nicht deutsch – eher balkanisch. In Bulgarien haben mich schon offizielle Briefe ohne Datum erreicht. Schwer zu sagen, was schlimmer ist. Briefe ohne Datum, oder Briefe ohne Telefonnummer. Jedenfalls kann ich da nicht anrufen und nachfragen. Andersherum will man von mir aber wissen, wann ich vorbeikomme. Der Balkan lässt schön grüßen. – Nachtrag: Gerade habe ich die Servicenummer vom Flughafen angerufen und folgendes erfahren. Das Servicezentrum im Terminal 1 hat keine eigene Telefonnummer. Man kann es also wirklich nicht anrufen. Es gäbe zwar eine Nummer mit einer Vorwahl von Frankfurt am Main, die man anrufen kann, wo man aber nicht weiter verbunden wird. Warum man sie anrufen soll, blieb unklar. Eine Information hat der Anruf der Servicenummer immerhin ergeben, und zwar dass das Servicezentrum im Terminal 1 Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag tagsüber hat. Die genauen Zeiten habe ich vergessen. Ich werde jetzt erstmal eine e-mail schreiben und fragen, wie teuer die Aufbewahrung ist und wann ich vorbeikommen kann, wenn ich vorbeikomme. Sollten sie ernsthaft 2 x 35,00 € haben wollen, komme ich nicht vorbei. Dann können sie sich 2 x Powerbank, auf englisch 2 x Powerbank, sonstwohin stecken.

Foto&Text TaxiBerlin

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