Zurück in Bulgarien (015) – “A Bunch Of Hooey”
Auch in Bulgarien gibt es deutsches Brot, zumindest auf dem Etikett. Früher war deutsches Brot einfach nur gefärbtes bulgarisches Weißbrot. Die Bulgaren sind für ihr Weißbrot bekannt, genauer waren. Da es kaum noch gutes Weißbrot gibt in Bulgarien, kann es auch kein gutes gefärbtes deutsches Brot mehr geben. Das allermeiste Brot in Bulgarien heute ist genau das, was man in Amerika mit “a bunch of hooey” bezeichnen, wobei “hooey” eine nette Umschreibung für Bullshit ist. Und so ist es praktisch mit allen Dingen. So steht beispielsweise eine Marke auf dem Gerät, das man kaufen will, weil es billig ist, aber das Modell gibt es eigentlich gar nicht oder nur in Drittweltländern, wo sich niemand die Mühe macht, über Bullshit eine Rezension zu schreiben. So erfährt man nur gelegentlich und mit etwas Glück, was für einen Mist man da wieder angeboten bekommt. Ein anderes Beispiel sind die Energiekoeffizienten. Gibt es in der Heimat nur noch A oder B, dümmstenfalls noch C, geht es in Bulgarien erst bei F los. F ist hier das, was in Deutschland A ist. Aber das ist letztendlich ein Luxusproblem. Das Schlimmste ist das Essen insgesamt, denn das eingangs erwähnte Brot ist nur der Anfang. Die allermeisten Lebensmittel sind zwar wie das Brot billig, aber sind eben auch “a bunch of hooey”. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, der alleine deswegen nicht gut sein kann, wenn man sich die Inhaltsstoffe ansieht. Zum Glück bleibt man von der Zubereitung (noch) verschont. Vieles, was man in den Regalen der Supermärkte sieht, erinnert an die grünen Kekse, die in dem Film “Soylent Green – Die überleben wollen” den Hungernden mit einem Bagger vor die Füße gekippt werden. Auch weil man Fleisch hier nicht essen kann, das Schweinefleisch zum Beispiel ist aus Deutschland herangekarrt und hat mit Fleisch nichts mehr zu tun, ernähre ich mich nur noch von Obst und Gemüse vom Markt. Im Winter gibt es Eingelegtes, allen voran eingelegten Kohl, der in Bulgarien traditionell viel gegessen wird. Auch Brot backe ich mittlerweile selbst. Das Problem dabei ist nicht, deutsches Brot zu backen, sondern überhaupt gutes Mehl zu finden. Lebt man wie ich nicht nur in der ärmsten Region Bulgariens, sondern ganz Europas, wo die Leute kein Geld haben, wird eben nur noch das Billigste vom Billigen, also “a bunch of hooey”, angeboten.
Foto&Text TaxiBerlin