Zurück in Bulgarien (019) – “Hачалник – Chef de Gare”

Viersprachig in der ersten Klasse Toilette der Bulgarischen Eisenbahn

Die Sprache der Eisenbahn in Bulgarien ist traditionell das Französische, daran hat auch der Sozialismus (nicht Kommunismus!) nichts geändert. Auf den Bahnhöfen äußert sich das so, dass selbst der kleinste Bahnhof einen “Chef de Gare” hat. Sein Büro ist mit “началник” (Natschalnik), also “Vorsteher” und “Chef de Gare” gekennzeichnet. Der “Chef de Gare” gibt das Zeichen, wann der Zug weiter fahren kann. Im Zug selber sind immer noch mindestens zwei Schaffner, die das Zeichen geben, wenn der Bahnhof mal keinen “Chef de Gare” hat, auch das gibt es. Sind ja alle ausgewandert hier oder eben ausgestorben. Die wenigen Verbliebenen fahren selber mit der Bahn und sorgen dort für die Bewässerung und auch Düngung.

Ist die Düngung biologisch, also natürlich wie auf dem Bild oben, werden die Dinge, die dort wachsen, “чистo” (tshisto), also sauber genannt. Bei der bulgarischen Bahn ist das beispielsweise die berühmte bulgarische Rosa Tomate. Allgemein ist die Natur, sind die Pflanzen sehr widerstandsfähig in Bulgarien, genauso wie die Bulgaren. Aus ihrem Widerstand machen sie aber kein großes Gewese, sondern sie tun es einfach. Der gute Mensch tut Gutes, der Gutmensch delegiert die gute Tat.

Selbst auf den Bahnhöfen in Bulgarien wachsen neuerdings Tomaten, und das, obwohl dort der natürliche Dünger eher rar ist, denn steht der Zug an einem Bahnhof, darf die Toilette nicht benutzt werden. Dass die Schilder auf den Toiletten im Zug viersprachig und auch auf Deutsch sind, ist deswegen so, weil die meisten Waggons in der DDR hergestellt wurden, beispielsweise im Waggonbau Dessau.

Ich empfehle, in Bulgarien gar nicht auf Toilette zu gehen, weder auf dem Bahnhof, noch im Zug, und schon gar nicht auf die in der ersten Klasse (Fotos oben und unten). Besser ist es, die Flüssigkeit auszuschwitzen. Das ist auch der Grund, warum in Bulgarien traditionell so viel geschwitzt wird. Also nicht etwa der Hitze wegen, die auch gerade wieder herrscht im Land, wobei die Temperaturen hier noch althergebracht in der Luft gemessen werden und nicht am Boden wie in Deutschland neuerdings. Auch weil sich die meisten kein Deo leisten können, nehmen viele Bulgarien Knoblauch zu sich, um besser zu riechen. Am Anfang ist das etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich rasch daran, genauso wie an die Toiletten. Man kann in Bulgarien auch viel Schweiß riechen, so ist es nicht. Das liegt daran, dass sich einige Bulgaren nicht einmal mehr Knoblauch leisten können, was wiederum damit zu tun hat, dass Knoblauch das natürliche Antibiotikum in Bulgarien ist. Antibiotikum aus der Apotheke können sich nur noch Reiche kaufen, und “Nur der Scheich ist wirklich reich” – auch in Bulgarien.

Fotos&Text TaxiBerlin

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