Zurück in Bulgarien (038) – “Tag der Vereinigung”

Gestern war in Bulgarien Nationalfeiertag, um genau zu sein “Tag der Vereinigung” – nicht “Wiedervereinigung”! Und das, obwohl auch bei den Bulgaren etwas vereint wurde, was zuvor zusammengehörte, durch die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich aber geteilt wurde, und zwar von den Großmächten, also nicht durch Bulgarien selbst. Schon damals, die Rede ist vom Ende des 19. Jahrhunderts, hatten die Großmächte ihre Finger im Spiel, und das überall in der Welt. Vereinigt haben sich am 6. September 1885 das Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien. Das ganze unter dem deutschen Fürsten Alexander von Battenberg. Diese Vereinigung widersprach dem Berliner Vertrag, der eine Zweiteilung vorsah, und den die Großmächte für Bulgarien gemacht hatten. Gleichzeitig gab es noch einen Krieg gegen Serbien, den Bulgarien unter seinem Fürsten für sich entscheiden konnte. Infolge dessen wurde nicht nur der Sieg Bulgariens anerkannt, sondern auch die Vereinigung. Was lernen wir daraus? Großmächte machen Pläne für andere, kleinere Länder, die oft nicht in deren Interesse sind. Dann gibt es einen Krieg, wobei der Krieg nur Mittel zum Zweck ist, den das kleine Land selbstverständlich gewinnen muss, um seine Interessen gegenüber den Großmächten durchzusetzen. Vereinigungen und auch Wiedervereinigungen sind kein rein deutsches Phänomen. Und was später die Berliner Mauer war, waren zuvor die Berliner Verträge gewesen.

Foto&Text TaxiBerlin

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