Zurück in Bulgarien (055) – “Sbor – sich versammeln”

Schrott mit Werbung

Heute ist in meinem Dorf Sbor, das vielleicht wichtigste weltliche Fest, eine Art Kirmes. Der Höhepunkt wird der Auftritt von Zwetelina am späten Abend sein, die mit bulgarischen Weisen aufwarten wird. So deute ich die Plakate, die mein Bürgermeister auch auf seinem kleinen privaten Schrottplatz im Zentrum des Dorfes aufgehängt hat, auf denen Zwetelina im traditionellen Kostüm zu sehen ist. Vorher wird es Blasmusik geben, wofür unsere Region bekannt ist. Sbor ist immer am vorletzten Samstag im September. Der September ist in Bulgarien gespickt mit Feiertagen. Als wenn es nicht genug wäre, dass der September der schönste Monat vom Wetter her ist. So beginnt beispielsweise die Schule immer am 15. September, was dieses Jahr ein Freitag war. Am 6. September war bereits Tag der Vereinigung und gestern Unabhängigkeitstag, womit die Unabhängigkeit von den Türken gemeint ist. (Welche Unabhängigkeit feiern die Amerikaner eigentlich an ihrem Unabhängigkeitstag? Weiß das jemand?) Gestern gab es auch kein Wasser, es war mal wieder ein altes Rohr aus der Türkenzeit sozialistischen Zeiten geplatzt. Dass es kein Wasser gab, hat viele im Dorf mehr interessiert als der Unabhängigkeitstag. Ich hatte nachts noch meinen Bürgermeister angerufen wegen dem geplatzten Rohr. Ich hatte es bemerkt als ich kurz vor Mitternacht zurück aus Sofia kam. Mein Bürgermeister hatte bereits geschlafen, ist aber trotzdem ans Telefon gegangen. Am nächsten Tag, also gestern, hat er trotz Feiertag Leute organisiert, die das Rohr repariert haben. Vermutlich wären sonst viele nicht zum Sbor gegangen. Ich wäre auf jeden Fall nicht gegangen. Heute Mittag bin ich erstmal bei den Nachbarn eingeladen. Sbor kommt von Versammeln. Viele sind aus Sofia oder von anderswo angereist, um sich auf der heimischen Scholle zu versammeln. Zwetelina, Blasmusik und auch die zahlreichen Plastik-Kalashnikows, die vermutlich wieder verkauft werden an den Ständen im Dorfzentrum, interessiert sie dabei nur am Rande.

Fotos&Text TaxiBerlin

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