
Ankunft bei den Deutschen
Im Februar berichtete die Berliner Zeitung, dass immer mehr Unternehmer Deutschland verlassen, weil sie das Vertrauen in die Regierung verlieren. Laut der Schwäbischen Zeitung vom 5. April können sich fast drei Viertel ihrer Leserinnen und Leser vorstellen, Deutschland den Rücken zu kehren. Eine von der Zeitung durchgeführte Umfrage ergab, dass sich 74 Prozent der knapp 19.000 Befragten “auf jeden Fall“ vorstellen können, aus Deutschland auszuwandern. Am Tag zuvor schrieb der Focus, dass die Angst vor einem größeren Krieg in Europa umgehe. Menschen würden ans Auswandern denken, Bunker bauen oder Notfalltaschen packen. Auch wenn Experten dies als Aktionismus abtun, fest steht: die Orientierungslosigkeit in westlichen Gesellschaften hat zugenommen.
Eine Orientierung, welche Länder fürs Auswandern in Frage kommen, bietet unter anderem “inFranken”. In einem kurzen Video wird Bulgarien an zweiter Stelle als Ausreisedestination insbesondere für Menschen mit unter 1.000 Euro Monatseinkommen genannt. Was die Lebenshaltungskosten angeht, liegt Bulgarien sogar noch vor Portugal, das auf dem ersten Platz landete. Laut t-online müsse man in Bulgarien 42 Prozent weniger Geld aufwenden als in Deutschland. Mit einem Pauschal-Steuersatz oder auch „Flat-Tax“ für Körperschafts- und Einkommensteuer von 10%, Null Gewerbesteuer und einer Quellensteuer von 5% ist Bulgarien auch für Unternehmer, Gewerbetreibende und Investoren interessant.
Im Juni vergangenen Jahres berichtete das bulgarische Nationalradio über Ben und Lena, die von einer Kleinstadt im südlichen Ruhrgebiet in ein kleines Dorf im Osten Bulgariens gezogen waren. Bereits vor sieben Jahren hatte sich das Paar entschieden, nicht nur nach Bulgarien auszuwandern, sondern ihr Leben komplett neu zu gestalten. Sie haben sich dazu entschlossen, weil sie wussten, dass ihr Leben, so wie sie es in Deutschland geführt haben, nicht mehr weitergehen kann. Bulgarien ist für sie vor allem eines: Freiheit.
Freiheit ist auch den Spirebos wichtig, deutsche Aussteiger, von denen ich bereits vor einiger Zeit gehört und letzten Freitag besucht habe. Soeben ist meine Reportage “Zusammen wachsen” über sie auf Medien+ von Michael Meyen erschienen. Michael, er ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat die Freie Akademie für Medien und Journalismus ins Leben gerufen. Ich habe sie besucht und kann sie jedem empfehlen, der sich über die Berichterstattung insbesondere der Mainstreammedien ärgert. Mir hat sie regelmäßig körperliche Schmerzen verursacht. Meine journalistische Tätigkeit verstehe ich als Notwehr. Das Einmaleins habe ich bei Michael gelernt.