“Der Wahrheit auf der Spur”

Neulich im Goethe-Institut in Sofia

In keiner gut sortierten Bibliothek darf Thomas Bernhard fehlen, sonst ist es keine gut sortierte Bibliothek. Dasselbe gilt für Buchläden. Aber was musst ich da neulich wieder erleben. In einem Buchladen in der deutschen Hauptstadt kannte die Verkäuferin Thomas Bernhard nicht. Das muss man sich mal vorstellen! Völlig losgelöst und orientierungslos gleitet es dahin das Traumschiff Deutschland. Immer mehr tragen sich mit dem Gedanken, das sinkende Schiff zu verlassen. Aber wohin? Ob Bulgarien eine Option ist und wenn ja: für wen, darüber spreche ich heute ab 20 Uhr deutscher Zeit live. Das mit dem live betone ich deswegen, weil man nur live auch Fragen stellen kann. Nachhören kann man das Gespräch später natürlich immer. So hoffe ich zumindest. Sicher ist es aber nicht. Wird ja viel zensiert in diesen Tagen. Insbesondere wenn man “Der Wahrheit auf der Spur” ist.

Überleben in Bulgarien

Auswandern ist nicht jedermanns Sache, insbesondere nicht nach Bulgarien. Nur die Harten kommen hier durch. Warum ich es geschafft habe, weiß ich selber nicht. Muss mit meinem Namen zusammenhängen. Ich werde hier penetrant “Rumen, der Deutsche” genannt, was mir “Welpenschutz” gibt. Prinzipiell ist ein Überleben im “Land of the Freaks”, wie Bulgarien unter Insidern heißt, aber möglich. Wie genau, das verrate ich morgen ab 20 Uhr deutscher Zeit, bei mir ist dann schon 21 Uhr und dunkel, auf obigem Kanal. Wage nicht, es zu verpassen!

Bulgarische Kantinen (Eine Serie)

Am Montag in Montana habe ich es so richtig krachen lassen, da war ich nämlich in der besten Kantine der Stadt direkt neben der wichtigsten Taxihalte. Das ist immer ein gutes Zeichen, wenn gleich neben einer Taxihalte eine Kantine ist. Besucht wird die Kantine neben den Taxifahrern noch von Arbeitern, Angestellten der Stadt und Rentnern. Viele nehmen ihr Essen auch mit nach Hause. Ich habe vor Ort gegessen und hatte Hühnchen, genau waren es zwei Keulen, mit Erbsen, dazu eine Scheibe Brot und “Creme Caramel”, die bulgarische Version der französischen “Crème brûlée”. Das Ganze für zehn Lewa, was fünf Euro sind. In Vraca, einer anderen Großstadt im Nordwesten Bulgariens, gibt es eine Kantine, wo das Essen nur 5,90 Lewa, also drei Euro kostet. Da ist dann sogar noch eine Vorsuppe dabei. Diese Kantine will ich als nächstes ausprobieren. Da muss man aber vorher anrufen, wenn man das Menu für 5,90 Lewa haben will. Ansonsten gibt es auch andere Gerichte, die vermutlich etwas teurer sind. Das Hühnchen mit Erbsen war übrigens ziemlich gut und die “Creme Caramel” war auch OK.

Mein 1. Mai

Fünf EUR-Paletten plus Kleinkram

Mein heutiger 1.Mai bestand darin, dass ich sieben Bücherregale einweihen konnte, die ich aus fünf EUR-Paletten gebaut habe, was eine ziemliche Arbeit war: Nägel ziehen, Bretter schleifen, dann ölen, um sie danach wieder zusammenzubauen. Diesmal nicht zu Paletten, sondern wie gesagt zu Bücherregalen. Am Freitag habe ich mir fünf Paletten plus ein bisschen Kleinkram von einem Landsmann im Nachbarort abgeholt. Den Deutschen habe ich vorletztes Jahr zufällig kennengelernt, seither haben wir uns nicht wieder gesehen. Aber da wir Nummern ausgetauscht hatten, habe ich einfach mal angefragt, ob er ein paar EUR-Paletten zu viel hat, und die hatte er. So bin ich zu meinem Ausgangsmaterial gekommen. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht wirklich empfehlen, sich Bücherregale aus EUR-Paletten zu bauen. Nicht nur, weil es eine Heidenarbeit ist, sondern weil die Regale nicht perfekt sind, zumindest wenn man keine professionelle Maschinen hat so wie ich. In Deutschland würde ein Tischlermeister meine Regale sogleich verbrennen, und in Bulgarien vermutlich auch. Aber es kommt nicht auf die Regale an, sondern auf die Bücher. Und überhaupt: “Mit Geld kann jeder!”, wie man in Bulgarien sagt. Hier ist Holz mittlerweile ähnlich teuer wie in Deutschland. Und Deutschland kann ich mir nicht mehr leisten …

Erstes Bücherregal (von sieben)

Gruß aus Berlin

Gerade erreicht mich dieser Gruß aus Berlin-Kreuzberg. Tja, was soll man dazu sagen, noch dazu aus der Ferne? Bereits im letzten Jahr hatte man in Bulgarien keinen Bock auf „schon wieder Ostfront“. Es ist schon irgendwie tragisch, dass man in Deutschland dem Zeitgeschehen um Monate, wenn nicht gar Jahre hinterherhinkt. Dabei ist Bulgarien Deutschland nur um eine Stunde voraus. Was einen Krieg angeht, den wird es sowieso geben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und auch ganz unabhängig davon, wie man die Bundeswehr findet.

Mann, ich habe keinen Ärger mit dem Russen!

Flohmarktfundstücke

Heute vor 58 Jahren lehnte Muhammad Ali seine Einberufung mit diesem berühmten Satz ab: “Mann, ich habe keinen Ärger mit dem Vietcong”. Ich komme drauf, weil unser zukünftiger Außenminister gerade mit diesem Satz von sich Reden macht: “Russland wird immer ein Feind für uns bleiben”. Verzeihung, mein Herr, bitte sprechen Sie nicht in meinem Namen. Russland war nie mein Feind und wird auch in Zukunft nicht mein Feind sein. Oder um es mit den Worten von Muhammad Ali zu sagen: “Mann, ich habe keinen Ärger mit dem Russen”. Das sage ich als jemand, der direkt neben einer Kaserne der Sowjetarmee groß geworden ist. Und auch, weil der Russe Wort gehalten hat. Er ist wie vereinbart abgezogen, im Gegensatz zum Amerikaner, der von Deutschland aus Kriege in aller Welt führt, auch in der Ukraine. Mit Menschen, die immer einen Feind brauchen, verhält es sich meiner Erfahrung wie mit Männern, die ein zu großes Auto fahren. Es fehlt ihnen an anderer Stelle etwas, was sie versuchen zu kompensieren. Entweder ist die Gehirnmasse zu klein oder das Ding in der Hose. Für letzteres gibt es Abhilfe. Für ersteres bin ich mir nicht sicher. Möglicherweise hilft es aber, sich etwas in den Allerwertesten zu stecken, was Nachts leuchtet. Damit man zumindest weiß, wo derjenige steckt, der immer einen Feind braucht.

Heute in Montana / Bulgarien