Gestern war ich in Bukarest, um mir ein eigenes Bild zu machen, wer da für den unabhängigen Kandidaten für das Präsidentenamt Călin Georgescu auf die Straße geht. Wie man sehen kann, sind es Menschen wie Du und ich. Und dabei soll dieser Călin Georgescu ein ganz schlimmer Nazi sein. Aber gut, spätestens seit ich selbst in Berlin als Nazi bezeichnet wurde, weiß ich, was es heißt, als Nazi bezeichnet zu werden: Nichts! Oder meinst Du im Ernst, dieser nette Herr würde mit einem Nazi sympathisieren? Bei dem Hund bin ich mir nicht sicher. Hatte Hitler nicht auch einen Hund?
“Unsere Demokratie” kennt keine Ruhetage, sie arbeitet auch am Sonntag, zumindest in Rumänien. Dort hat heute die Wahlkommission entschieden, dass Călin Georgescu nicht an der Präsidentschaftswahl Anfang Mai teilnehmen darf. Wer Călin Georgescu nicht kennt: das ist der nette Herr auf dem Plakat, der vermutlich die Stichwahl im Dezember gewonnen hätte. Damit dies nicht geschieht, wurde sie vorher abgeblasen. “Unsere Demokratie” hat aus der Thüringen-Wahl vor fünf Jahren gelernt. Damals musste das Ergebnis noch von keiner geringeren als “unserer” Bundeskanzlerin von Südafrika aus als „unverzeihlich“ kritisiert und daraufhin folglich “korrigiert” werden. Was für ein Aufwand! Heute ist “unsere Demokratie” zum Glück einen Schritt weiter.
Reist man aus meiner Ecke Bulgariens, dem Nordwesten, nach Serbien ein, ist es ein klein wenig so, als würde man aus einem Bürgerkriegsgebiet in ein zivilisiertes Land einreisen. Die Straßen auf bulgarischer Seite haben zwar keine Bombentrichter, dafür endmoränenartige Wellen und natürlich keine Markierungen – das ist klar. Hinweisschilder sind auch Mangelware. Man ist gut beraten, wenn man etwas Orientierung und viel Phantasie mitbringt. Und natürlich Humor. Jede Menge Humor. Sonst überlebt man den Grenzübertritt nicht – spätestens bei der Rückreise.
Bisher war kein einziger protestierender Student hier in Belgrad zu einem Interview bereit, was nicht nur daran liegt, dass auch die Studenten von heute allesamt Langschläfer sind. Unabhängig davon muss ich erneut feststellen, dass Serbien einfach eine andere Energie hat als Bulgarien.
Die wenigsten können sich Rheinmetall-Aktien leisten, obwohl sie sich gerade jetzt lohnen. Direkt an die Front in der Ukraine zieht auch niemand. Dazu fehlt ihnen der Mumm, sie kämpfen lieber an der “Heimatfront”. Warum sie trotzdem gegen Frieden und für den Krieg sind, bleibt ihr Geheimnis.
In den letzten Tagen habe ich viele Gespräche darüber geführt, was Ende letzter Woche im Weißen Haus passiert ist. Auch hier in Bulgarien gehen die Meinungen darüber auseinander, wenngleich nicht so sehr wie in Deutschland. Zumindest ist das mein Eindruck, denn unisono sagen mehr oder weniger alle, dass sie Selenski von Anfang an nicht leiden konnten. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich ihn nicht leiden kann, ich kenne ihn schließlich nicht. Aber er war mir von Anfang an suspekt, so wie mir alle Präsidenten suspekt sind, die vorher Schauspieler waren. Bei Selenski kommt hinzu, dass er kein Cowboy war wie Reagan sondern Komiker. Ein Komiker, der Präsident wurde. Aber eigentlich ist und war Selenski immer nur ein Bauer auf dem Schachbrett der Reichen und Mächtigen: “Only a Pawn in their Game”. Spätestens jetzt bekommt er es selber mit. Aber nun ist es zu spät, die Tage von Selenski dürften gezählt sein. Fast könnte er einem leid tun. Aber es ging nie um die Ukraine oder die Ukrainer. Wer es immer noch nicht wahrhaben will, sollte sich spätestens jetzt auf den Weg machen und in der Ukraine unser aller Freiheit verteidigen.
Europa ist im Hoch-Rüstungs-Rausch. In Bulgarien sind die Ergebnisse davon schon angekommen. Das ist keine Überraschung, bekanntlich ist man auf dem Balkan dem Westen der Zeit voraus. In Bulgarien kostet das Stück Butter bereits 11,99 Lewa (6€), im Angebot ist sie für 10,99 Lewa (5,5€) zu haben. In weiser Voraussicht war ich im Dezember zur Olivenernte auf Kreta. Bei mir gibt es seither nur noch bestes Olivenöl – Deutsche Markenbutter kann ich mir nicht mehr leisten.