Das geschulte Taxifahrerauge eines Trockenen Taxifahrers ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Mehr als neun Monate, genau genommen seit Anfang März, seitdem ich Uber-Corona-Bedingt aus dem Verkehr gezogen bin, möge man mir nachsehen, dass ich den Tatort der nächtlichen Schießerei fälschlicherweise in die Urbanstraße verlegt habe, richtig wäre Stresemannstraße gewesen. Das lese ich gerade in der Süddeutschen. Weiter erfahre ich, dass es vier verletzte Männer gibt, die zwischen 30 und 42 Jahre alt sind. Der vierte Verletzte wurde im Landwehrkanal gefunden, wo er sich im Unterholz des Uferbereichs vor seinen Angreifern versteckt hatte. Zur Identität und zum Zustand der Verletzten machte die Polizei laut Süddeutscher keine Angaben. Man geht aber davon aus, dass sich Täter und Opfer kannten. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Man nennt so etwas auch eine Beziehungstat. Der Berliner Tagesspiegel ist schon etwas besser informiert, was möglicherweise daran liegt, dass der Tagesspiegel in der Stresemannstraße seinen Sitz hat, ganz genau ist es der Askanische Platz 3 an der Stresemannstaße. Im Gegensatz zur SPD-Zentrale, deren Eingangstür ein Einschussloch aufweist, blieb die Tagesspiegel-Zentrale unverletzt. Aber nicht nur das, sondern der Tagesspiegel weiß wirklich auch mehr. Bei den Opfern (sic) soll es sich um “Die Üblichen Verdächtigen” handeln – auch eine sehr schöne Formulierung. Aber es wird noch besser: Die Ermittler gehen nach Tagesspiegel-Informationen von einer Auseinandersetzung im Milieu der organisierten Kriminalität aus. Es habe eine ‘wechselseitige Auseinandersetzung’ gegeben – also eine Schießerei. Eine bessere Definition von Schießerei als “wechselseitige Auseinandersetzung” habe ich noch nie gelesen. Aber selbst das wird vom Tagesspiegel noch getoppt: “Nach derzeitigen Erkenntnissen gebe es keine Hinweise auf ein politisches Motiv.” Das ist sehr beruhigend, und dann kann ja weiter Jagd auf Andersdenkende gemacht werden. Das ist auch viel ungefährlicher, weil die sind in aller Regel unbewaffnet und gut daran zu erkennen, dass sie keine Maske tragen, weil sie sich rechtzeitig um einen Attest gekümmert haben, der aber nicht mehr anerkannt wird (eine neue Entwicklung, über die ich demnächst schreiben werde), was aber nicht bedeutet, dass ihr ärztlicher Attest ungültig wäre. Im Zusammenhang mit der Schießerei in Kreuzberg würde mich noch interessieren, wie es sowohl die Opfer als auch die Täter mit der Maske halten, also ob sie sie tragen. Das ist keine so abseitige Frage, denn wir brauchen die Polizei und auch die Feuerwehr noch – die Silvester-Ballerei steht schließlich vor der Tür.
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Täglich erfahren wir die Anzahl der Neuninfizierten, die oft gar nicht neu infiziert sind, aber kaum etwas über die Corona-Kollateralschäden, oder besser: immer nur die Spitze des Eisberges, wie beispielsweise die beiden toten Männer (Foto oben) eines Nachbarschaftsstreits. Darum, oder um einen Familienstreit, dürfte es sich auch bei der aktuellen Schießerei in Kreuzberg handeln, bei dem es immerhin drei Schwerverletzte gibt, die in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Die Polizei hatte das Areal um die Kreuzberger Urbanstraße, das sagt mir mein geschultes Taxifahrerauge beim Betrachten dieses Bildes, abgesperrt und “suchte auch mit einem Hubschrauber nach Tätern und weiteren Opfern”. Spätestens jetzt wird die Sache komisch, wenn nach weiteren Opfern gesucht wird. Nach einem Erdbeben oder wegen mir auch im Bürgerkrieg wird nach weiteren Opfern gesucht. Aber hier in unserer Stadt im Jahre 2020 müssen sich Opfer einer Schießerei verstecken? Offensichtlich, auch wenn es nicht so in der Zeitung steht, man muss sie nur richtig lesen können. Und auch das, was nicht drin steht: Die Opfer heißen nicht Nancy K. oder Mandy O. und die Täter nicht Peter L. oder Klaus M., denn dann wüssten wir es. Was wir auch nicht erfahren, ist, ob die Schießerei im Freien stattfand und falls ja, ob dies ein “triftiger Grund” ist, die Wohnung zu verlassen, immerhin leben wir gerade im Lockdown. Auch dies hier ist eine Überlegung wert: Verstirbt einer der Schwerverletzten, was wir natürlich nicht hoffen, und wird er vorher Positiv auf Corona getestet: Geht er dann auch in die Statistik ein, und falls ja, ebenfalls als Neuinfizierter?
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Geträumt, ich bin mit Maske ins Bett – trotz Maskenbefreiung! Als ich aufwache, ist die Maske weg, und ich suche sofort meinen ärztlichen Attest, finde ihn aber nicht. Das kommt davon, wenn man zwar mit Maske aber ohne Attest ins Bett geht. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Weitersuchen oder mir vorsichtshalber die Maske aufsetzen. Ja, ich habe eine Maske, auch wenn ich sie nie trage. Obwohl, in letzter Zeit setze ich sie immer öfter auf, einfach weil ich Angst habe, Maskenlos ohne Vorwarnung ein paar auf’s Maul zu bekommen. Ich setze die Maske auch auf, um zu wissen, wie du dich fühlst, der keine Maskenbefreiung hat. Nachdem ich so lange die mangelnde und stetig zunehmende Empathielosigkeit beklagt habe, kann ich selbst nicht abseits stehen. Ich weiß also, wie du dich fühlst unter deiner Maske. Aber das ist kein Grund, aggressiv zu werden, und schon gar nicht gegen Menschen mit ärztlichem Attest. Denn die sind nicht Schuld daran, dass du eine Maske tragen musst. Im Moment sind sie das schwächste Glied, denkst du. Deswegen traust du dich an sie ran. Allen voran an Frauen und Kinder, die keine Maske tragen, und dann erst an Männer. Ist der Mann nicht alleine unterwegs, traust dich dich schon nicht mehr. Das habe ich nicht geträumt, sondern selbst erlebt. Was nun das Impfen angeht, da hört meine Empathie auf, will sagen: Impfen lassen musst du dich ohne mich. Auch Empathie hat Grenzen.
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War neulich im Feinkostladen noch ein laminiertes Schild mit der Aufschrift “Attestiert” für mich vorbereitet, muss ich jetzt schon mein eigenes malen, und zwar mit der Aufschrift: Ich will nicht geimpft werden! Ich will den Schutz vor der Krankheit anderen überlassen. Ich will, wenn ich krank werde, mein Intensivbett und Beatmungsgerät anderen überlassen. Vorgeschlagen hat das ein Herr Henn aus dem Ethikrat, der darüber hinaus, soweit ich informiert bin, auch noch Arzt ist, oder genauer: sein soll. Aber es wird noch besser! Unterstützt wird er dabei von Herrn Drosten, der meint, dass der Herr Henn es damit nur gut meint, denn Henn wolle Menschenleben retten, sonst nichts. Das stimmt, das ist, genauer: wäre seine Aufgabe als Mediziner. Wie obige Aussage allerdings mit dem “Eid des Hippokrates” zusammengeht, das bleibt sein Geheimnis, wie auch die Frage, was so jemand in einem Ethikrat zu suchen hat. Aber wenn Drosten es gut findet, dann muss es wohl richtig sein, denn (noch) gilt hierzulande: “Drosten empfiehl, wir folgen dir!”
PS: Ein klein wenig Hoffnung gibt es aber schon, denn der erwähnte “Eid des Hippokrates” endet so: Wenn ich nun diesen Eid erfülle und nicht verletze, möge mir im Leben und in der Kunst Erfolg zuteil werden und Ruhm bei allen Menschen bis in ewige Zeiten; wenn ich ihn übertrete und meineidig werde, das Gegenteil.
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