Leben in Zeiten von Corona – “Attenzione”: Uneingeschränktes Hausverbot für Merkel & Co

Oderbruchstraße
früher Prenzlauer Berg / heute Pankow

Vor einem Vierteljahrhundert, als ich den Taxi-Schein machte, hat uns unser Taxi-Lehrer, ein wahrer Straßen-Doktor, noch vor den “Schultheiss-Proll-Kneipen” gewarnt, wie er die Berliner Eck-Kneipen nannten, wozu obige Kneipe trotz ihres italienischen Namens “Attenzione” zweifellos gehört hätte. Ich spreche ganz bewusst in der Vergangenheitsform, denn dass mit den Patienten Fahrgästen aus solchen Kneipen hatte sich spätestens seit Hartz Vier erledigt. (Auf den Harz komme ich gleich noch zu sprechen.) Nachdem die Politik bereits vor Jahren die Berliner Eck-Kneipen für uns Taxifahrer sprich fürs Taxigeschäft kaputt gemacht hatte, so hat man jetzt die Berliner Eck-Kneipe direkt angegriffen. Praktisch so wie Kanzler Schröder und seine Rot-Grüne-Regierung, die nachdem sie den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit im Land eingestellt hatte, den gegen die Arbeitslosen begonnen hat. Die Waffe damals hieß Hartz Vier und das Ziel war der größte Billiglohnsektor weltweit. Das Schwert heute heißt IfSG, womit man praktisch alles und jeden platt machen kann, auch Berliner Eck-Kneipen. Und damit erkläre ich mir auch obiges “Uneingeschränktes Hausverbot für Merkel und Co” im “Attenzione” im Prenzlauer Berg. Da alle Kneipen, und nicht nur Berliner-Eck-Kneipen, geschlossen sind, treibt es nun viele raus in die Natur, beispielsweise in den Harz. Was sich auf den ersten Blick logisch und auch richtig anhört, Stichwort: Stärkung der Abwehrkräfte, ist nun auch wieder verkehrt. Nach Aussagen der örtlichen Behörden in Goslar sind einfach zu viele Leute draussen. “Es sei so voll, dass die Menschen nicht die Corona-bedingt nötigen Abstände zueinander einhalten könnten.” Dazu muss man wissen, dass eine Ansteckung mit Corona im Freien bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Trotzdem kommt man im Harz nicht mehr hinterher, die Leute zu kontrollieren. Im O-Ton eines Polizeisprechers, dein Freund und Helfer, hört sich das so an: “Aber wenn wir nicht präsent sind, machen manche, was sie wollen. Das ist sehr unvernünftig.” Damit mir das nicht passiert, im dümmsten Fall kassiere ich noch eine Geldstrafe, bin ich ganz vernünftig, wie es sich für einen professionellen Taxifahrer und promovierten Straßen-Doktor gehört, und schließe mich lieber selber zu hause ein. Als Trockener Taxifahrer, der in seiner aktiven Zeit nur in Berliner-Eck-Kneipen gegangen ist, um dort seinen Patienten Fahrgast rauszuholen, kann ich mir  nun auch in die Natur zu gehen einfach nicht mehr leisten.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Was wir von den Schwaben lernen können

 

Ich war schon immer ein großer Fan vom Schwaben, also denen im Schwabenland, und in letzter Zeit bin ich regelrecht verliebt in sie, denn ich denke, dass wir viel von den Schwaben lernen können. Beispielsweise, wie wir zusammenkommen können, ohne dabei die Polizei zu provozieren. Es ist vielmehr so, dass die Polizei selbst provoziert, indem sie den vorgeschriebenen Mindestabstand nicht einhält, im Gegensatz zu den disziplinierten Schwaben in der Silvesternacht in Stuttgart. Was man nun wiederum dafür tun kann, dass sich auch die Ordnungshüter an die vorgeschriebene Ordnung halten, das ist noch ein großes Geheimnis. Das werden wir demnächst im zweiten Teil vom obigen Kleinen Schwäbischen Kammerspiel erfahren. Ich tippe auf Kehrwoche, aber am besten du siehst selbst.
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Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Querdenken ist tödlich”

 

Heute: Querdenken ist tödlich
Morgen: Tötet Querdenker

Ich erfahre gerade aus dem Radio, dass es über Weihnachten und Silvester weniger Neuinfektionen gegeben hätte, weil weniger getestet wurde. Denkt man diese Aussage zu Ende, dann gibt es gar keine Neuinfektionen, wenn nicht getestet wird. Worauf ich hinaus will: Neuinfizierte sind Menschen, die sich neu also frisch infiziert haben, und dies geschieht völlig unabhängig davon, ob sie sich testen lassen oder nicht. Den Zusammenhang zwischen Neuinfektionen und Tests, wie er uns Tag für Tag präsentiert wird, gibt es nicht. Das, was uns da täglich aufs Neue als “Neuinfektionen” präsentiert wird, sind Positiv Getestete. Positiv Getestet sagt nichts darüber aus, wann sich die Person angesteckt hat, wie der Begriff “Neuinfektion” es vermuten lässt. Positiv Getestet sagt auch weiterhin nichts darüber aus, ob die Person krank ist oder überhaupt irgendwelche Symptome zeigt und auch nichts darüber, ob die Person ansteckend ist oder nicht. Aber nicht nur, dass die Aussagekraft des Tests unsicher ist: neulich ging eine Bekannte als “Neuinfizierte” in die Statistik ein, obwohl sie nie einen Test gemacht hat, sondern nur einen Termin zu einem Test verpasst hat. Keine Ahnung, ob das jetzt schon “Querdenken” ist, letzteres mit der Bekannten ist einfach passiert, oder nicht. Die Schubladen anderer Menschen, die wie bei mir im Taxi, so jetzt auch in der Panik-Dämie nicht nur alles sagen dürfen, sondern ich mir auch alles anhöre, interessieren mich nur am Rande. Was ich mir wünsche, ist, dass man mich im Gegenzug genauso wie bei mir im Taxi auch anhört. Der nächste Schritt wäre, dass der andere immer alles wiederholen muss, was der Andersdenkende gesagt hat, ohne das Gesagte zu entstellen. Dieser Dialog wird heutzutage nur allzuoft verweigert, wie ich selber neulich erfahren musste. In dem Fall war es so, dass als Grund für den Abbruch angeben wurde, dass es in Sachsen angeblich eine Triage geben würde. Eine Information, die sich im Nachhinein als falsch herausstellte. Trotzdem wurde der Dialog unterbrochen und bis heute nicht wieder aufgenommen. Nun frage ich mich, ob das nicht genau das Ziel dieser sogenannten Information ist. Sogenannte Information, weil sie nicht stimmt, streng genommen Fake News sind, genauso wie “Neuinfizierte” sachlich falsch ist, der richtige Begriff wäre Positiv Getestete. Fürs Neue Jahr wünsche ich mir wieder mehr Dialog, damit aus “Querdenken ist tödlich” demnächst nicht “Tötet Querdenker” wird.

Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Mein Motto 2021

 Muckibudenwerbung

Vor einiger Zeit habe auch ich mich in einer Muckibude angemeldet, allerdings nicht wegen meinen Muckis sondern wegen der Sauna. Vor allem habe ich mich aber angemeldet, weil sich die Muckibude in einer Shopping-Hölle, und dort ganz oben unterm Dach, befindet. Ich bin nämlich nicht nur Trockener Taxifahrer, sondern auch Trockener Einkäufer. Und so musste ich, wollte ich in meine Muckibude, immer in meinen alten Tatort, die Shopping-Hölle gehen, und dort aber nichts kaufen. Das ist eine sehr gute Therapie gegen die Kaufsucht, man nennt es auch therapeutisches Shoppen. Meine Muckibude und mit ihr die Sauna, wo ich mich die meiste Zeit aufhielt, sind seit einiger Zeit geschlossen, aber trotzdem bezahle ich für sie. Ich weiß, eine Riesen-Sauerei, weswegen ich auch schon meine Mitgliedschaft gekündigt habe, aber jetzt habe ich wenigstens immer einen triftigen Grund: Nachsehen, ob die Muckibude schon wieder auf ist. Es ist heute wichtig, einen triftigen Grund zu haben das Haus zu verlassen, und mit jedem Tag wird dieser wichtiger. Die meiste Zeit bin ich aber zu hause. Ich lasse mich aber dort nicht einschließen, weder von Frau Merkel, noch von Herrn Müller, denn ich schließe mich selber ein. Mein wirklicher Grund, der aber nicht triftig ist, dass ich regelmäßig raus muss, ist der, dass ich als Taxifahrer so gut wie nie zu hause auf Toilette gegangen bin. Und weil auch mein Taxi, wie die allermeisten Taxis, keine Toilette an Bord hatte, bin ich deswegen immer in ein Hotel, ein Restaurant, ein Café gegangen, die aber heute allesamt geschlossen sind, oder eben in die Mutter Natur. Deswegen muss ich regelmäßig raus, wie ein Hund, der Gassi geführt wird, nur dass ich mich selber Gassi führe, genauso wie ich mich selber einschließe. Ich bin nämlich Stubenrein. Das sind nicht alle Taxi-Fahrer. Von Uber-Fahrern nicht zu reden. Aber ich komme vom Thema ab. Eigentlich wollte ich über mein Motto für’s neue Jahr schreiben. Das kam mir wegen obiger Muckibudenwerbung wieder in den Kopf, obwohl es schon davor mein Motto war, was ich hiermit auch klarstellen möchte. Die Muckibudenwerbung ist nicht der Grund für mein Motto für 2021, das da lautet: “Werde, der du bist.” – Das ist aber nicht von Freund Nietzsche, wie viele denken, sondern vom Kollegen Pindar. Darauf weist Nietzsche, der es auch verwendet, ausdrücklich hin, dass er sich da bei Pindar bedient hat. Im Gegensatz zum schlimmen Finger Freud, der sich reichlich bei Nietzsche bedient hat, den er angeblich nie gelesen hat, was schon wieder ein anderes Motto ist.

Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ich weiß nicht, ob ich’s darf – ich mach’s einfach

 

“Alle leben noch, aber niemand weiß warum”
Graffito irgendwo in Lichtenberg

Das neue Jahr war keine Minute alt, da ging es mir schon auf die Nerven. Eigentlich ging mir das neue Jahr schon davor, also noch im alten Jahr auf die Nerven. Das lag daran, dass plötzlich gegen 21:15 Uhr zehn Polizei-Wannen bei mir in der Straße auftauchten, und ich nicht wusste warum. Gut, da hat jemand wohl meine, also seine zwei Knaller gezündet, aber deswegen gleich so ein Aufwand?!? Ich meine, auf den Demonstrationen, die jetzt verboten worden sind, wäre vermutlich viel weniger los gewesen. Der offizielle Grund, warum sie verboten wurden: Zu viele Leute! Scheint ein neuer Grund dafür zu sein, dass man nicht mehr demonstrieren darf. Keine Knaller – Einfach zu viele Menschen. Neu ist auch, wie übers Böllern berichtet wird. So, als wären Knaller das neue Corona. Praktisch über jeden einzelnen Fall, wo sich jemand auch nur irgendwie dabei verletzt hat, wird ausführlich berichtet. Ich glaube in Lichtenberg war es, wo jemand sich an einer Wunderkerze die Hand verbrannt hat, die heute Nacht noch gekühlt werden musste. Lichtenberg ist übrigens auch der Ort, wo obiges Motiv vor mein Objektiv kam. Ich bin mir nicht sicher, ob fotografieren ein “triftiger Grund” ist, die Wohnung zu verlassen. Ich verlasse sie einfach! Ich halte es da wie mit dem Handyverbot bei mir im Taxi, wo man zwar nicht telefonieren, dafür aber alles sagen durfte – sogar die Wahrheit. Da war ich bis zum Schluss auch nicht ganz sicher, ob ich das auch darf. Ich hab’s einfach gemacht! Jetzt, wo ich darüber schreibe, wird das mein Motto im neuen Jahr, das mir wie gesagt schon jetzt auf die Nerven geht: Ich mach’s einfach!

Foto&Text TaxiBerlin