„Abschließende Auskunft“ vom ZDF

 

Die nächste Rate für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird nächste Woche fällig, und ich überlege ernsthaft, ob ich sie noch bezahlen will, noch bezahlen kann. Auch als eine Art Notwehr, wie auch mein ganzes Schreiben an erster Stelle aus Notwehr geschieht.

Wie bereits in Berlin, so habe ich auch in den Schluchten des Balkans kein Fernsehen, ich schaue mir auch im Internet keine Sendungen von Öffentlich/Rechtlich an, höre nur gelegentlich mal beim Deutschlandfunk oder bei Radio Kultur rein. Im Normalfall läuft bei mir das Bulgarische Nationalradio „Christo Botew“, das ganz ohne Zwangsgebühren auskommt. In der Regel lausche ich aber klassischer Musik von CD.

Die Frage, die sich mir gerade stellt, ist ganz genau folgende: Bin ich bereit fürs Nichtbezahlen von Gebühren, die ich für nicht gerechtfertigt halte, einfach weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht seinem gesetzlichen Bildungsauftrag nachkommt, das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein, ins Gefängnis zu gehen (der juristische Fachbegriff dafür ist „Beugehaft“) oder nicht? Und da komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass ich dazu bereit bin.

Vor vielen Jahren habe ich schon einmal die Bekanntschaft mit drei verschiedenen Gefängnissen hier in Bulgarien gemacht, und ich kann sagen, dass mich nichts dorthin zurückzieht. Andererseits würde ich mich, bevor ich mich impfen lasse, auch lieber ins Gefängnis begeben oder wo sie einen auch immer hinstecken. Mit der Impfung scheint es mir so zu sein wie mit dem Bildungsauftrag. Denn weder die Impfung noch der öffentlich-rechtliche Rundfunk erfüllen die Aufgabe, die sie zu erfüllen vorgeben, behaupten aber weiterhin, dies zu tun.

Aktuell überlege ich angesichts der Antwort vom ZDF auf meine Anfrage bezüglich ihrer Serie „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ nur einen Teil der Zwangsgebühren zu bezahlen, sagen wir ein Drittel oder wegen mir auch die Hälfte.

Da ich weiß, dass eine Teilzahlung in diesem Fall keinen Sinn macht, weil es „ein bisschen Gebühren“ nicht gibt, genauso wenig wie „ein wenig schwanger“, läuft es auf die Entscheidung „Alles oder Nichts“ hinaus. Eine solche Entscheidung lehne ich eigentlich ab, genauso wie ich das „schwarz/weiß Sehen“ ablehne, was ich aber immer öfter auch bei Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, antreffe.

Gleichzeitig muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die Kommunikation nicht nur zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern zwischen der Regierung und den Regierten allgemein gestört ist in unserem Land. Beim ZDF komme ich mir vor, als würde ich mit einer Mauer sprechen, und dann kann ich auch gleich hinter Mauern sitzen.

Damit meine Leser sich ihr eigenes Bild von der Nichtkommunikation machen können, gebe ich nachfolgend die Antwort des ZDF auf meine Anfrage wieder, bei der es sich um die „abschließende Auskunft“ des Zweiten Deutschen Fernsehens handelt, was wohl heißen soll, dass weitere Anfragen meinerseits unerwünscht sind.

Das ZDF stellt in seiner Antwort fest, dass es sich bei der Serie „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ um eine fiktive Erzählung handelt, die zwar an der Lebenswirklichkeit anknüpft, für sich aber erkennbar nicht den Anspruch erhebt, diese Eins zu Eins wiederzugeben.

Das ZDF stellt darüber hinaus fest, dass das Unternehmen Uber in ihrer Serie nicht beworben wird. Daran würde auch der Umstand nichts ändern, dass das Unternehmen im Titel der Sendung genannt wird, denn der Titel der Serie und deren Thema stehen im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben des ZDF.

Diese sehen wiederum vor, dass man nicht nur im Falle von journalistischen Gründen berechtigt sei, Firmen im Programm zu nennen oder abzubilden, sondern ausdrücklich auch aus künstlerischen Gründen.

Vor allem den Hinweis auf die „künstlerischen Gründe“ finde ich wichtig, weil Kunst heute Alles und Nichts bedeuten kann. Im Falle von „Aus den Tagebuch eines Uber-Fahrers“ bedeutet Kunst wohl weniger als Nichts. Ich würde so weit gehen und sie als „Negativ-Kunst“ bezeichnen, die es genauso gibt wie „Negativ-Zinsen“.

Mein Vorschlag, die junge Zielgruppe von ZDFneo, die möglicherweise die Serie für Eins zu Eins nimmt, am Anfang darauf hinzuweisen, dass dem nicht nur nicht so ist, sondern dass ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofes, des höchsten deutschen Gerichts, in letzter Instanz das in der Serie dargestellte „Geschäftsmodell“ des Unternehmens für rechtswidrig erklärt, wurde vom ZDF angelehnt.

Da ich selbst die Serie nicht sehen kann in Bulgarien, aus irgendwelchen Gründen ist dies selbst im weltweiten Netz „in diesem Land nicht möglich“, was ich aber gar nicht schlimm finde, im Gegenteil scheint mir das bulgarische Internet praktisch dem Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Heimat nachzukommen, hat sich ein Leser meines Blog die Mühe gemacht, die „Negativ-Kunst“ des ZDF anzusehen. 

Für seine Tapferkeit danke ich ihm auch von dieser Stelle noch einmal ausdrücklich. Seine Einschätzung, möglicherweise ist auch sie „abschließend“, auch weil ich der öffentlich-rechtlichen Verblödung in Deutschland keinen weiteren Raum geben möchte auf meiner Seite, liest sich so:

„Habe gestern noch drei Folgen gesehen. Weiterhin ist der UBER-Fahrer der Gute. Damit er nicht in seinem Auto übernachten muss, bietet er sich als Haushüter an, wenn die Besitzer im Urlaub sind. Er ist immer und überall der Gutmensch und das ist es, was laut Sendung wohl alle UBER-Fahrer im Gegensatz zum Taxifahrer ausmachen.

Ein Beispiel: In der zweiten Folge hat ein Taxifahrer ihn gestoppt und behauptet, er hätte ihn auf der Autobahn geschnitten. Die Fahrgästin ist daraufhin ausgestiegen und hat an seine Scheibe geklopft. Als der Taxifahrer die Scheibe runterfuhr, hat sie ihm ihren Kaffee-to-go auf die Hose geschüttet.

Also: Nieder mit den Taxifahrern und aufstehen für UBER-Fahrer!

Der Taxifahrer wurde natürlich übel dargestellt, im Prinzip der Anti-Menschenfreund. Superschöne schwarz/weiß Darstellung.

Ansonsten spinnt sich eine schwachsinnige Geschichte an die andere und es “menschelt” an allen Ecken und Enden. Soll ja auf die Zielgruppe ZDF-Neo, also die Generation Z zugestrickt sein, die aus einem riesigen Kick “Wokeness” gepaart mit der Möglichkeit sich auch ordentlich zu empören (die Taxifahrer, seine Freundin, die ihn als Samenspender tituliert, etc.) besteht.

Das Markenzeichen dieser Generation ist das sich Empören als herausragendste Eigenschaft; Arbeit eher nicht. Warum auch, Mama und Papa werden es so lange sie leben schon richten.“

PS: Das ZDF wies mich darauf hin, dass folgende Sendebeiträge in der ZDFmediathek immer noch abrufbar wären:  „Uber-Fahrer: kaum faire Bezahlung“, „ZDFzoom – Kampf um Kosten, Kilometer und Kunden“; „Uber-Fahrer: Angestellte, nicht selbstständig“, „Das Reförmchen“ „Und die Fahrer gucken in die Röhre“. Falls das jemand überprüfen mag, kann er mich gerne über das Ergebnis seiner Recherche und gerne auch über den Inhalt der Beiträge informieren. Vielen Dank im Voraus!

Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (129)

Heute ist „Gergowden“ (Georgstag) in Bulgarien, und auch Tag der bulgarischen Armee und der Tapferkeit. Im Dorf unten wurde ich deswegen von einem älteren Bewohner mit dem Namen Georg, sein Spitzname ist Goschko, zu einem Stück Konfekt eingeladen. So ist es Tradition in Bulgarien. Im Nationalradio „Christo Botew“ werden vorzugsweise Märsche und nationale Weisen gespielt. Es kommen auch Menschen zu Wort, darunter auch Militärs. Viele von ihnen betonen, dass Frieden heute das wichtigste sei. Einige von ihnen sagen, dass sie aus diesem Grund die Neutralität Bulgariens für das Gebot der Stunde halten. Mit meinem Bürgermeister habe ich noch die Verkleidung der Überdachung meiner Eingangstür besprochen, die er mir zusammen mit der dazugehörenden Betonplatte im letzten Jahr gebaut hat. Ich messe es zur Sicherheit noch einmal aus, denn auch Baumaterial ist teurer geworden und nicht nur Butter. Vermutlich bleibt es aber dabei, was mein Bürgermeister schon im Kopf ausgerechnet hat, und das waren irgendwas zwischen sieben und acht Quadratmeter Holzverkleidung von innen und außen, außen dicker als innen, dazwischen Steinwolle zur Dämmung. Etwas Glas als Fenster und die Tür, ich hab noch eine alte im Stall zu stehen, und fertig ist der Lack. Helfen wird mir und meinem Bürgermeister dabei ein anderer, jüngerer Einwohner unseres Dorfes. Dimiter, der von allen Mitko genannt wird, und dessen Namenstag der „Dimitrowden“ (Dimitrowtag) ist, ist eigentlich gelernter Physiotherapeut, kann aber von den 200 € Gehalt im Monat nicht leben, obwohl er noch bei seinen Eltern wohnt. Da er sämtliche zur Holzverarbeitung nötigen Maschinen in der großen Doppelgarage seinen Elternhauses zu stehen hat, ist er eigentlich mehr Tischler als Therapeut. Zusammen mit meinem Bürgermeister hat er mir schon die Überdachung gemacht. Sie ist ein wenig bulgarisch geworden, irgendwann hatten sie wohl vergessen die Wasserwaage anzuhalten. Aber was soll’s?! Wer in Bulgarien deutsche Qualität sucht, ist hier verkehrt. Das musste auch der deutsche Rumen in mir lernen und dabei oft ganz tapfer sein – bis heute. Aber Scheiß auf das schiefe Dach – Hauptsache Frieden!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (128)

Füttere den Verstand
Bleibe hungrig!

Heute möchte ich eine kleine Bildergeschichte erzählen, denn Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Die Geschichte handelt in Sofia, wo vorgestern das Parlament mit großer Mehrheit „militärtechnische Hilfe“ für die Ukraine beschlossen hat, obwohl 70 Prozent der Bevölkerung für die Neutralität Bulgariens sind. Geht es nach ihnen, sollte ihr Land so neutral bleiben wie die Schweiz es ist, was aber in Falle Bulgariens „prorussisch“ ist. Ganz nach dem Motto: Was weiß denn der gemeine bulgarische Barbar von der Schweiz?! – Meine Antwort darauf ist, dass sich die allermeisten im Land verbliebenen Bulgaren mit Leid, Zerstörung und Verfall besser auskennen als viele im Ausland, insbesondere in Deutschland. Die dortige Kriegsgeilheit ist meiner Beobachtung nach an erster Stelle Ausdruck des eigenen Verdrusses und Lebensüberdrusses.

Sofia in Flammen

Die Abstimmung im bulgarischen Parlament am Mittwoch war für mich Anlass nach Sofia zu fahren, wo bereits die ersten Mülltonnen brannten. Außer mir waren auch noch andere auf den Straßen der bulgarischen Hauptstadt unterwegs, um genau zu sein eine Minderheit von vielleicht 150, die gar eine militärische Unterstützung der Ukraine durch Bulgarien forderte, und eine Mehrheit von etwa 500 Menschen, am Vorabend waren es alleine in Sofia noch 3.000 gewesen, die dafür ist, das Bulgarien neutral bleibt. Praktisch so wie sich auch in der Gesamtbevölkerung ein Drittel und zwei Drittel gegenüberstehen – nicht nur in dieser Frage.

Per Anhalter nach Istanbul

Dann gibt es auch noch Menschen wie diese drei jungen Mädels, die nur weg wollen aus Bulgarien, und zwar in die Türkei nach Istanbul. So stand es zumindest auf ihrem Schild geschrieben, mit dem sie zu dritt auf der Zarigradsko Chaussee, einer Schnellstraße Richtung Osten, versuchten eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Da ich nur um die Ecke und nicht nach Istanbul wollte, kam ich als Fahrer nicht in Frage. Schade, wäre sicherlich interessant gewesen, die Beweggründe der drei zu erfahren. Ich selbst bin vor vielen Jahren auch viel per Anhalter unterwegs gewesen, einmal sogar nach Bulgarien.

Explore the Vitosha mountains

Bevor ich an den drei Mädels vorbeifuhr, habe ich vom Flughafen kommend auf der Hochstraße den herrlichen Blick aufs Vitosha-Gebirge genossen, vielleicht das schönste an der ansonsten schrecklichen Stadt Sofia überhaupt. Der geniale Ausblick wurde nur durch die Werbung für den Ford „Explorer“ gestört, denn  auch und insbesondere in Kriegszeiten muss der Rubel, Verzeihung, selbstverständlich der Dollar, rollen.

Wer nicht „explored“ genug ist, kauft sich einen Ford, vorausgesetzt er hat noch das Geld dazu. Der bulgarische Finanzminister Assen Wassilev, unser „Harvard-Boy Nummer Zwei“, „Harvard-Boy Nummer Eins“ ist unser Kriegs-Ministerpräsident Kiril Petkow, hat garantiert, dass es auch in Zukunft genug Gas geben wird, nur zu einem anderen Preis. Das heißt, dass der, der kein Brot hat, entweder Kuchen fressen muss, oder hungrig bleibt und damit seinen Geist stärken kann, oder so ähnlich. Derselbe Ford spielt – „Ford sei Dank!“ – auch in Huxleys Neuer Welt eine zentrale Rolle. Ein Buch, das sich neben Orwells „1984“ gerade wie geschnitten Brot verkauft in Bulgarien.

Verschiedene aktuelle Ausgaben von “1984”

Zurück zu den Menschen auf der Straße, es haben sich noch nicht alle Bulgaren ins Ausland evakuiert. Die meisten sind wie gesagt für die Neutralität des Landes, sie trugen oft bulgarische Fahnen, russische gab es keine auf dem Protest, und unterhielten sich auch gerne mit ihren Ordnungshütern, die als Teil der Mehrheit im Land die Dinge wohl ganz ähnlich sehen dürfte wie diese Demonstrantin.

Demonstrantin für den Frieden und die Neutralität Bulgariens
im Gespräch mit einem Polizisten

Ukrainische Flaggen gab es und natürlich waren sie auch erlaubt. Mit einer ganz großen ukrainischen Fahne versuchte man das große Denkmal für die Sowjetische Armee im Zentrum von Sofia zu verhüllen, ganz so als wäre Christo Ukrainer gewesen. Ein älterer Herr, auch er hatte sich eine bulgarische Fahne umgehängt, in der Hand hielt ein eine ukrainische, schrie dazu so laut, dass Fensterscheiben zerbarsten. Ich überlegte den Arzt zu rufen, aber man versicherte mir glaubhaft, dass dem Herrn, der weiterhin unkontrolliert und hysterisch schrie, nichts fehlen würde. Ich verwende dieses Bild auch, um zu zeigen, wie leicht man mit Fotos manipulieren kann, erspare mir dabei aber einen Untertitel wie: „Verrückter Ukrainer schreit Bulgarien in den Krieg“.

Ohne Untertitel

In der bulgarischen Hauptstadt brannten wie gesagt am Mittwoch bereits die ersten Mülltonnen. Ob weitere Mülltonnen brennen werden, lässt sich schwer sagen. Dass demnächst mehr Menschen auf die Straße gehen werden, davon würde ich allerdings schon ausgehen. Nicht nur, weil sich nicht jeder einen Ford oder auch nur Kuchen leisten kann, sondern vor allem wegen der neuen Bewegung im Land mit dem Namen „Gesamtbulgarische Marsch für Frieden und Nationalität“, der am Tag vor der Abstimmung auch in anderen Städten Bulgariens Proteste organisiert hatte. So wie es nicht „ein bisschen schwanger“ gibt, so gibt es auch nicht nur „ein bisschen Krieg“, der möglicherweise schon vorbei wäre, wozu man allerdings mit dem Schreien und auch mit dem Hetzen aufhören müsste. Den meisten insbesondere der jungen Leute von heute geht das alles nicht nur in Bulgarien so ziemlich am Arsch vorbei, sie werden wohl selbst in der Hölle noch nur auf ihr Smartphone starren. Ein Phänomen, dass im letzten „Borat“ als „calculator-crazy“ bezeichnet wurde, vielleicht das beste am ganzen Film. – Borat kannte noch kein Smartphone, sondern nur Taschenrechner.

„calculator-crazy“ – auch in Sofia
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bremen (1)

Bremen Hauptbahnhof

Der heutige Bericht ist von Joachim aus Bremen, der mich nach meinem ersten Artikel “Bulgarien – die große Freiheit” auf Multipolar kontaktiert hat. Seit diesem Beitrag habe ich Sponsoren, die ich bei den Anonymen Alkoholikern nicht hatte, und Joachim ist einer von ihnen. Wie es dazu kam, was Joachim für ein Mensch ist und welche Pläne er hat, allen voran Reisepläne, das beschreibt er anschaulich in dem folgenden Text, den ich für äußerst gelungen halte, und für den ich mich bei Joachim bedanken möchte, der auch das Bild beigesteuert hat. Ich freue mich sehr auf das Kennenlernen, nicht nur mit Joachim, sondern auch mit seiner Frau. Auch wenn ich ihn noch nicht persönlich kenne, kann ich aufgrund unseres Austausches sagen, dass er eigentlich mehr ein großer Bruder als ein Sponsor für mich ist.

Bulgarien

Denke ich an Frankreich, dann fallen mir Landschaften, Situationen, Geschichten und Menschen ein, die ich mit diesem Land in Verbindung bringe. Ebenso ergeht es mir mit anderen Ländern. Manche kenne ich durch eigenes Erleben (als Tourist), andere über Erzählungen von Bekannten oder Freunden oder aus Büchern und Berichten.

Bulgarien kam mir nie in den Sinn. Es fiel mir auch nichts dazu ein, wenn mich jemand dazu fragte. Es fragte mich auch nie jemand. O.k., die Pflegerin des alten Herrn in der Nachbarschaft kommt aus Bulgarien. Manchmal sehe ich auch Autokennzeichen mit dem Länderkürzel BG. Das sind meistens Lieferwagen auf Autobahnen oder Tieflader mit alten Pkws auf dem Weg in den Osten. Bulgarien ist, wie Rumänien, einfach nur irgendwo im Osten.

Mit Corona hat sich mein Weltbild geändert. Nicht nur hinsichtlich meines Vertrauens in die Kritikfähigkeit der deutschen Presse und ihrer Vertreter. Auch mein Vertrauen in die Rationalität politischen Handelns ist mir verloren gegangen. Dies hatte zur Folge, dass ich mir meine Informationen fernab der öffentlich-rechtlichen Medien und der deutschen Leitpresse besorgte.

Die fortschreitenden Anfeindungen und Diskreditierungen von Andersdenkenden machte mir Angst. Die Drohung mit einer Zwangsimpfung ebenso. Tatsächlich ertappte ich mich dabei, darüber nachzudenken, wohin ich auswandern könnte. Oder wo ich mich aufhalten könnte bis der Pandemie-Wahn vorüber wäre. Wo können Menschen mit anderen Ansichten oder kritischem Denken noch frei und unbesorgt ihr Leben führen? Diese Frage ging mir durch den Kopf als ich auf Multipolar.de einen Artikel las von einem, der es getan hatte. Ein ehemaliger, heute weiß ich, „trockener“ Taxifahrer aus Berlin war einfach in die Schluchten des Balkans verschwunden und berichtete von dort. Wow! In meiner Vorstellung war dieser Schritt nicht nur mutig, sondern auch konsequent. Außerdem berichtete dieser Mensch auf seinem Blog tagtäglich über das Leben in seinem Fluchtland und über seine Einstellungen zu Deutschland aus der Ferne.

Der hat sich weggemacht nach Bulgarien, dachte ich mir. Den muss ich kennenlernen. Also schrieb ich eine Mail, worin ich ihn fragte, ob ihm irgendwelche Orte in Bulgarien bekannt sind, wo sich eventuell andere Geflüchtete aufhalten. Also, solche, die wie er das Leben in Deutschland nicht mehr ertragen haben. Rumen antwortete mir umgehend, berichtete von „seinem“ Bürgermeister, der ein Haus verkaufen möchte, dass noch einiges an Renovierung bedarf. Was ist das für einer, fragte ich mich, der hat einen eigenen Bürgermeister. Meine bisherigen Erfahrungen mit Bürgermeistern sind eher von Distanz und Unzugehörigkeit geprägt. Aber einen Bürgermeister sein eigenen zu nennen, das machte mich neugierig.

Mittlerweile hatte ich mich auch durch sein Blog-Archiv gelesen und versucht, mir ein Bild zu machen von diesem Menschen dort in Bulgarien. Da gab es etwas in seinen Texten, das mich anzog. War es der Humor, der zwischen den Zeilen durchschimmerte? Die Art des Erzählens und seine wiederholten Hinweise auf seine Zeit als Taxifahrer in Berlin? Ich bin auch Taxi gefahren in jungen Jahren aber nur in einer Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern. Dabei bin ich die meiste Zeit gestanden und habe auf Fahrgäste gewartet. Eine sehr produktive Zeit für mich als Leseratte! Rumen aus den Schluchten des Balkans wurde mir ein Seelenverwandter, wobei ich noch nicht genau sagen kann, warum und wodurch. Mir gefallen weiterhin seine Berichte aus Bulgarien und seine Sicht auf das, was hier in Deutschland passiert. Besonders interessant finde ich die Hinweise auf die Lebenshaltungskosten dort und die Mentalität seiner Mitmenschen. Es scheint mir alles sehr sympathisch und sehr unkompliziert, was er von dort beschreibt.

Noch vor meiner ersten Kontaktaufnahme per Mail hatte ich Rumen eine Spende zukommen lassen. Mir war, als ist diese ganz persönliche Spende mehr wert als meine sonstigen Ablasshandlungen gegenüber Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen oder sonstigen gemeinnützigen Organisationen. Rumen war kein Objekt meiner Gewissensberuhigung. Es war mir wichtig und machte mir Freude, ihn in seiner Situation zu unterstützen. Zu den regelmäßigen Geldspenden gesellten sich ebenso regelmäßige E-Mails, die wir austauschten. Nachdem ich wusste, dass auch Rumen ein Bücherwurm ist, machte es mir besonders viel Freude, ihm das ein oder andere Buch zukommen zu lassen. Bald auch ein Paket mit dem ein oder anderen Werk und einen Zugriff auf meine eBook-Bibliothek.

Dieser Rumen dort in Bulgarien wuchs mir ans Herz und ich weiß noch immer nicht, warum. Mit der Zeit machte sich der Gedanke breit, dass ich ihn und dieses Land kennenlernen möchte. Ich wäre früher nie auf die Idee gekommen nach Bulgarien zu reisen. Schon gar nicht, um dort Urlaub zu machen. Nachdem auch meine Frau an einem gemeinsamen Aufenthalt dort Interesse zeigte, war es kein großer Schritt mehr zur Buchung eines Fluges. Und mit der Gewissheit dort in eine fremde Kultur, eine fremde Sprache und sogar Schrift einzutauchen, wuchs meine Furcht vor dem, worauf ich mich einlassen würde. Wie kann ich so naiv sein, ein Land auf eigene Faust bereisen zu wollen, wovon ich nur vom Hören-Sagen weiß und dessen Sprache ich nicht verstehe?

Es mussten also Reiseführer und Landkarten her. Ein Sprachführer sollte die Alltagsschwierigkeiten zu bewältigen helfen. Eine Adresse im Internet versprach den Erwerb der kyrillischen Schrift in wenigen Tagen. Weitere Recherchen führten zu einer Reiseanbieterin, die speziell für Deutsche Individualreisen durch Bulgarien anbietet. Das war interessant, denn dann musste ich mir nicht gemeinsam mit meiner Frau eine Route einfallen lassen, die letztlich nur auf Informationen aus zweiter Hand gestützt wäre. Meine weiteren Recherchen führten mich zu einem Buch „111 Gründe Bulgarien zu lieben“. Ich habe es verschlungen! Meine Abneigung gegenüber herkömmlichen Reiseführern hat sich dadurch nur noch vergrößert. Dieses sehr individuell geschriebene Buch mit vielfältigen Darstellungen aus dem Leben einer Bulgarin liest sich wie ein Liebesroman. Natürlich ist alles stark eingefärbt von ihrem positiven Blick. Doch lieber lasse ich mich von diesem leiten als den negativen Bildern über das Armenhaus Europas.

Unsere Tour durch Bulgarien ist jetzt professionell geplant. Wir landen in Sofia, übernachten dort und fahren dann mit einem Mietwagen zu Rumen in die Berge. Dort haben wir dann das Wochenende Zeit uns im richtigen Leben kennenzulernen. Anschließend geht es durchs Land mit einigen Stopps in familiengeführten Hotels, mit Stadtführungen und den Besuch von Sehenswürdigkeiten bis hin zum Schwarzen Meer und wieder zurück nach Sofia. Mir schwant jetzt schon, dass die geplanten vierzehn Tage viel zu wenig sein werden für all das, was es zu entdecken gibt. Aber so eine Reise lässt sich ja wiederholen und wer weiß, vielleicht wird es einmal ein Aufenthalt für längere Zeit.

Foto&Text JoachimBremen

Bericht aus Bulgarien (127)

Vorwärts, Frau Baerbock!

Angesichts der geplanten „militärtechnischen Hilfe“ sagte ein Politikpsychologe im Radio neulich noch Neuwahlen in Bulgarien für Ende Mai voraus. Wenn ich das richtig deute, was ich gerade im Bulgarischen Nationalradio „Christo Botew“ höre, haben diese Neuwahlen wohl jetzt begonnen. In Sofia und anderen großen Städten Bulgariens gehen Menschen auf die Straße, die gegen den Plan der Regierung und für die Neutralität ihres Landes sind.

Die Spaltung der Gesellschaft, die in anderen Ländern Hälfte Hälfte ist, aktuelles Beispiel Frankreich, aber in den USA und auch in Deutschland dürfte es ähnlich sein, sie gibt es in Bulgarien nicht. Hier steht eine Minderheit von einem Drittel einer Mehrheit von zwei Drittel der Bevölkerung gegenüber.

Aktuell sind 70 Prozent der Bulgaren gegen eine militärische Unterstützung der Ukraine. Ähnlich verhält es sich mit der Impfung. Hier stehen 30 Prozent Geimpfte 70 Prozent Ungeimpften gegenüber. Nicht zu vergessen die Wahl im letzten Jahr mit einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 40 Prozent. Die stärkste Partei im Land ist die der Nichtwähler mit 60 Prozent.

In Deutschland schreien ausgerechnet die ehemaligen grünen Pazifisten danach, Russland zu „ruinieren“ (O-Ton Baerbock). – Ich halte es mit den Waffen, wie ich es mit der Spritze halte. Nur wer bereit ist, höchstpersönlich Menschen gegen ihren Willen zu impfen, der möge heute aber nicht nur Waffen schicken, sondern selbst an die Front gehen und dort in erster Linie mit seinen mitgebrachen Waffen kämpfen. (Oder sein Kriegstreiber- und Hassprediger-Maul halten.)

Vorwärts, Frau Baerbock, Attacke!

Foto&Text TaxiBerlin

Nichts Neues vom Zweiten Deutschen Fernsehen

Aus Mangel an Neuigkeiten Seitens des ZDF, hier noch der Nachtrag des Lesers meines Blogs, der es sich angetan hat, für mich “Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers” anzusehen, was mir zum Glück in den Schluchten des Balkans erspart bleibt, vermutlich weil der gemeine Bulgare noch nicht verblödet genug fürs Gebührenfinanzierte Zweite Deutsche Bildungsfernsehen ist. Nochmals ein Dank an meinen Leser. Ich hoffe, es hat keine bleibenden Schäden hinterlassen.

“Falls was berichtenswertes in der Serie auftaucht, maile ich es dir. Ich kann so Machwerke nicht hintereinander schauen. Mein Verstand weigert sich über längere Zeit diesem Schwachsinn zuzusehen. Interessant, dass das ZDF die Zielgruppenrelevanz der Produktion betont. Das heißt zusammengefasst: Um bei einer schon vorverblödete Jugend diesen Status Quo mit allen Mitteln zu erhalten, benötigt es alle möglichen medialen Darstellungen auf unterster Verstandesebene – nur ein “wokes” Gefühl darf zählen…

Alte Weisheit aus dem Marketing: Selbst die blödeste Behauptung wird mit jeder Wiederholung wahrer.”
Bestes Beispiel: Uber, das viele für das Schöne Neue und Gute, aber vor allem wohl Geile halten. Dass dem nicht so ist, hat das oberste deutsche Gericht, der Bundesgerichtshof, in seinem Urteil vom 21.April erneut bestätigt. Wer weiterhin Uber fährt, ist nicht geil, und auch nicht einfach nur blöd, sondern schlichtweg kriminell.
Text TaxiBerlin

Die Antwort vom Zweiten Deutschen Fernsehen, das mit dem Bildungsauftrag

Bei Uber in Sofia sind die Schranken unten – und das schon seit Jahren

Gerade kommt die Antwort auf meine Anfrage vom ZDF rein, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte.

Das ZDF teilt mir mit, dass „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ eine Auftragsproduktion von joyn ist, die ZDFneo als Lizenz erworben hat und in Free-TV-Premiere zeigt. Weiterhin erfahre ich, dass das Programm eine Dramedyserie mit heutigem Setting ist, das nah an der Lebenswelt der jungen Zielgruppe von ZDFneo ist. In der fiktionalen Serie steht die Hauptfigur Ben im Fokus, so das ZDF, das mich im Weiteren darüber in Kenntnis setzt, dass es um Bens finanziellen Nöte geht, die Geburt seines Kindes, eine Frau, mit der er keine Beziehung hat, außerdem um Gespräche mit seinen Fahrgästen, die in ganz unterschiedlichen Situationen sind, und nicht zuletzt um soziale Kontakte, die während der Autofahrten entstehen.

Meine Frage lautete allerdings, wie das ZDF auf das aktuelle Urteil des höchsten deutschen Gerichtes, des Bundesgerichtshofes, reagiert, das Uber in der Form, in der das Unternehmen auch in der Serie dargestellt ist, nun auch in letzter Instanz für illegal erklärt hat.

In meiner postwendende Antwort an die Dame vom ZDF habe ich diese Frage noch einmal wiederholt und mir erlaubt, in Klammern folgenden Hinweis zu geben: (Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht sollten Sie sich mit Ihrer Rechtsabteilung in Verbindung setzen.)

Dass die altehrwürdige ZEIT das Leben eines Uber-Fahrers neulich noch so beschrieben hat: „Sie beuten sich selbst aus und brechen Regeln“, das schreibe ich der Frau besser nicht.

Mein “Danke im Voraus für Ihre Antwort!” und “Mit freundlichen Grüßen” durfte natürlich nicht fehlen.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (126)

 

Am 21.April hat das höchste deutsche Gericht, der Bundesgerichtshof, UBER in letzter Instanz für illegal erklärt. UBER, das Unternehmen, dem ich meine Arbeitslosigkeit zu verdanken habe, Corona war nur der Anlass, über dessen Fahrer die altehrwürdige ZEIT neulich noch schrieb: „Sie beuten sich selbst aus und brechen Regeln“, macht trotzdem munter weiter, und das jetzt sogar im ZDF, also Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag. Da „Aus dem Tagebuch eines UBER-Fahrers“ dem gemeinen Bulgaren nicht zugemutet werden kann, vermutlich weil UBER in Bulgarien verboten ist, jedenfalls kann ich hier in den Schluchten des Balkans nur den Trailer sehen, was ich als großes Glück empfinde, hat sich ein Leser meines Blogs in der Heimat bereiterklärt, sich das öffentlich/rechtliche UBER-Machwerk anzusehen, möglicherweise das Einzige, was von dem großen Pauperisierer aus Amerika bleiben wird, um es für meine Leser und mich in Worte zu fassen. Hier sein Bericht:

“Kurze Zusammenfassung bis jetzt: Ein UBER-Fahrer ist der Mensch, der jeden versteht und alle Gäste schütten ihm natürlich ihr Herz aus. Ein UBER-Fahrer ist also ein echter Gutmensch voller Empathie, der jedem Gast auch über das Fahren hinaus hilft. So spinnt sich eine kurze Geschichte eines Gastes an die andere. Also, fahre UBER und spare den Psychotherapeut. Ein böser Taxi-Fahrer bewirft ihn völlig unbegründet mit einem Döner, als er ihn als UBER-Fahrer identifiziert, am Ende der Episode ein anderer mit einem Kaffee-Becher. Beide rufen “Scheiß UBER!”. Aber auch der UBER-Gutmensch hat private Beziehungsprobleme mit seiner schwangeren Freundin. Über das Finanzielle, die Absicherung eines “Selbstständigen”, erfährt man nichts. Mal sehen ob sich da was ändert. Denke aber eher nicht. Falls es was Besonderes gibt, maile ich es dir.”

Ich danke dem Leser meines Blogs für diese höchstinteressante Kurzzusammenfassung. Ich habe meinerseits am 29.04. eine e-mail ans ZDF mit folgendem Inhalt geschickt:

“Der Bundesgerichtshof, das höchste deutsche Gericht, hat am 21.04.2022, also Donnerstag vergangener Woche, die Berufung von Uber abgelehnt. Uber ist in seiner jetzigen Form illegal, und das bereits seit 2019.

Mich interessiert in dem Zusammenhang, wie das ZDF auf die Idee zu der Serie gekommen ist, da allgemein bekannt ist, dass Uber illegal ist hierzulande.

Und wie reagieren Sie auf das aktuelle Urteil des höchsten deutschen Gerichtes, des Bundesgerichtshofes, das Uber in der Form, in der das Unternehmen auch in Ihrer Serie dargestellt ist, nun auch in letzter Instanz für illegal erklärt hat.”

Bin gespannt auf die Antwort vom ZDF, das mit dem Bildungsauftrag.

Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (125)

Am heutigen Tag der Arbeit möchte ich einen aktuellen Text veröffentlichen, bevor er gleich nicht mehr aktuell ist, zu dem ich mich nach dem Auftritt von Florence Gaub bei Markus Lanz genötigt gesehen habe. Ich hatte bereits mehrfach geschrieben, dass mein Schreiben an erster Stelle Notwehr ist. Den folgenden in Notwehr geschriebenen Text habe ich verschiedenen Zeitungen angeboten, unter anderem der Berliner am 19.April. Am 20.April erschien dort „Vielleicht sind die Russen ja doch auch Europäer?“ von André Mielke, der sich auch mit dem Auftritt von Florence Gaub bei Markus Lanz beschäftigt. Bereits im Untertitel entschuldigt sich der Autor für seine Zeilen, indem er sie „Ein paar politisch inkorrekte Gedanken“ nennt. Der Leser soll also das, was André Mielke geschrieben hat, bloß nicht Ernst nehmen, denn das, was er zu sagen hat, ist gar nicht so gemeint. Zur Sicherheit, damit es auch jeder mitbekommt, versieht er seine berechtigte Kritik, die er auch nicht Kritik nennt, dazu fehlt ihm offensichtlich der Mut, mit einem Fragezeichen. Vermutlich will er auch morgen noch bei Öffentlich/Rechtlich auftreten, alleine dieser Umstand wäre „na ja, kritikwürdig“. Im Prinzip glaubt der Autor wohl an die Richtigkeit des im ZDF Gesagten, denn was sollte es anderes als richtig sein. André Mielke macht also nur Spaß, es scheint nur niemand darüber zu lachen. Denn es ist in Wahrheit ein altes Phänomen, das sich schon vor vielen Jahren in unserem Land breit gemacht hat, dementsprechend abgenutzt ist, und nicht nur beim geschriebenen Wort, sondern bei allem, was sich Kunst nennt: Kunst kann heutzutage Alles und Nichts bedeuten – in den allermeisten Fällen bedeutet sie Nichts. So wie auch die Worte von André Mielke – leider. Alles, was ich in dem folgenden Text über den Auftritt von Florence Gaub sage, meine ich genauso, wie ich es schreibe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber wir leben in besonderen Zeiten, in denen Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist. Am besten, du liest selbst, ich muss rasch meine GEZ-Überweisung fertig machen, damit mir auch in Zukunft kein völkerverhetzter Hass auf Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, entgeht.

(Mutmaßlich ernst gemeinter aktueller anarchistischer Aufkleber in den Straßen von Sofia/Bulgarien)
Kein Putin
Kein Asow
Keine Nato
Ohne Krieg

Die Naziversteher
Ein Appell für den Frieden

Der Gutmensch in der Heimat tritt in vielen Gestalten auf. Die neueste Spielart des Gutmenschentums ist die des Naziverstehers. Natürlich nicht des Nazis im eigenen Land, das ist klar. Das wäre des Guten zu viel, denn jeder, der vom Mainstream abweicht, ist in der Welt des Gutmenschen ja praktisch ein Nazi. Nein, der Gutmensch versteht nur den Nazi anderswo, so wie er gerne die Welt an ihrem anderen Ende rettet. Die Rede ist von den Asow-Brigaden. Während im Inland SS-Runen und Hakenkreuz justitiable sind, sind sie für den heimischen Gutmenschen in der Ukraine kein Problem, denn diese Nazis kämpfen für das Gute. Und überhaupt: Wer ein Nazi ist, bestimmt der Gutmensch. Dass es in der Ukraine Nazis gibt, und dass diese darüber hinaus oftmals schwer bewaffnet sind, das wird von den wenigsten Gutmenschen geleugnet. Obwohl, den ein oder anderen wird es wohl geben, der auch das nicht wahrhaben will, weswegen man alle Gutmenschen, würde man sich ihrer Corona-Logik bedienen, nach der alle Maßnahmen-Kritiker automatisch Corona-Leugner sind, auch als Nazi-Leugner bezeichnen könnte. Aber so weit wollen wir nicht gehen, man muss nicht jeden Unsinn mitmachen.

Während in der Heimat Spaziergänger neulich noch verunglimpft wurden, weil angeblich Nazis auch spazieren gehen, sind Nazi-Kämpfer in der Ukraine unproblematisch, weil sie nicht an der Macht sind, so das Argument. An der Macht ist ein Schauspieler, was jetzt auch nicht neu ist. Ein anderer Schauspieler im Präsidentenamt hatte schon mal begonnen probeweise, also „off the record“, die Sowjetunion zu bombardieren. Heute darf sogar ganz offiziell und „on the record“ im öffentlich/rechtlichen Fernsehen gesagt werden, dass auch wenn Russen europäisch aussehen, es keine Europäer sind. Der gemeine Russe ist aber nicht nur ein Betrüger, der sich europäisch verkleidet, der Wolf im Schafspelz sozusagen, sondern er hat, wie sollte es anders sein, auch eine andere Beziehung zu Gewalt und zum Tod, ist also praktisch ein Untermensch mit einem Messer zwischen den Zähnen, mit dem er nach Lust und Laune Frauen und Kinder abschlachtet, so der Subtext der Aussage, das Unausgesprochene zwischen den Zeilen.

Dem wurde vom Moderator, auch er ein guter und vor allem wohlerzogener Mensch, immerhin tätigte eine Frau diese Aussage, nicht widersprochen. Alles von unseren Gebühren, bestens angelegt in Kriegspropaganda für unterbelichtete Warmduscher, die für den Frieden zu allem bereit sind, sogar zum kalt Duschen. Einige von ihnen würden auch gerne selbst in den Krieg ziehen, eine Möglichkeit, die bei der Dame etwas kurz kam, weswegen ich es hier nachholen möchte. Wem kalt duschen für den Frieden nicht ausreicht, muss sich nicht beeilen, denn der Krieg wird möglicherweise noch eine Weile dauern. Aber nicht, weil erst einmal zwangsverpflichtete Ukrainer an der Front verheizt werden, weswegen diesmal kaum junge Männer bei uns ankommen. Nein, nicht deswegen, sondern wegen den unterschiedlichen Interessen, und da an erster Stelle die der Amerikaner.

Denn in dem Stellvertreterkrieg geht es nicht um Werte, wie gerne behauptet wird, sondern um Interessen. Und das Interesse der „Fuck the EU“ Amerikaner ist jetzt, da der Krieg endlich einmal angefangen hat, dass dieser möglichst lange währt, so wie der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran, um nur ein Beispiel zu nennen. Damals hat die USA beiden Kriegsparteien Waffen verkauft, was für den Amerikaner praktisch war, denn der Krieg fand am anderen Ende der Welt statt. Auch der Amerikaner hilft, genauso wie der Gutmensch, am liebsten am andere Ende Welt aus. Stell dir vor, es ist Krieg und „Land of  the Free – Home of the Brave“ geht nicht hin, gilt bei diesem Krieg einmal mehr, denn des Amerikaners zuhause bleibt wie bei vielen Kriegen zuvor unberührt: Vietnam, Irak, Serbien, Jemen, Afghanistan … – Ein schnelles Kriegsende, möglicherweise durch Verhandlungen, ist Gift für alle Kriegsprofiteure, genauso wie ein Ende der Plandemie Gift für alle Coronaprofiteure wäre. Da geht es dem militärisch-industriellem Komplex wie dem medizinisch-pharmazeutischem. An einem Krieg, respektive an einer Spritze, verdient er sich nur dumm. An einem langen Krieg, respektive einem Impf-Abo, dumm und dämlich. Außerdem will man danach noch die Gegenmittel verkaufen beziehungsweise vom Wiederaufbau profitieren.

Möglicherweise ist das der Grund, dass Völker verhetzende USA- und NATO-Versteherinnen und keine Militärs und Kriegsexperten in unseren Talk-Shows sitzen. Einer der größten Experten auf dem Gebiet des Krieges war Carl von Clausewitz, von dem der Ausspruch stammt, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Weniger bekannt ist seine monumentale Abhandlung „Vom Kriege“, welche von seiner Frau herausgegeben wurde. Nach ihrer Lektüre empfehle ich Öffentlich/Rechtlich Frauen wie Marie von Clausewitz anstelle von Florence Gaub zu befragen, bei der sich Annalena Baerbock möglicherweise bei ihrer Doktorarbeit bedient hat, weswegen man auch auf unsere Außenministerin in Talk Shows gerne verzichten kann – dann doch lieber das „Original“.

Wer nach dem ewigen Naziverstehen, dem nicht enden wollenden Haltung zeigen, natürlich nur die „richtige“, und der auch vor Öffentlich/Rechtlich nicht Halt machenden Volksverhetzung in den hinter uns liegenden Hasswochen noch den Kopf und die Zeit zum Lesen hat, dem empfehle ich einen Blick in das Kapitel „Der Krieg ist ein Instrument der Politik“ in „Vom Kriege“ von Carl von Clausewitz, der davon ausging, „dass der Krieg nur ein Teil des politischen Verkehrs sei, also durchaus nichts Selbständiges“:

„Man weiß freilich, dass der Krieg nur durch den politischen Verkehr der Regierenden und der Völker hervorgerufen wird; aber gewöhnlich denkt man sich die Sache so, dass mit ihm jener Verkehr aufhöre und ein ganz anderer Zustand eintrete, welcher nur seinen eigenen Gesetzen unterworfen sei.

Wir behaupten dagegen, der Krieg ist nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel. Wir sagen mit Einmischung anderer Mittel, um damit zugleich zu behaupten, dass dieser politische Verkehr durch den Krieg selbst nicht aufhört, nicht in etwas ganz anderes verwandelt wird, sondern dass er in seinem Wesen fortbesteht, wie auch seine Mittel gestaltet sein mögen, denen er sich bedient, und dass die Hauptlinien, an welchen die kriegerischen Ereignisse fortlaufen und gebunden sind, nur seine Lineamente sind, die sich zwischen den Krieg durch bis zum Frieden fortziehen. Und wie wäre es anders denkbar? Hören denn mit diplomatischen Noten je die politischen Verhältnisse verschiedener Völker und Regierungen auf? Ist nicht der Krieg bloß eine andere Art von Schrift und Sprache ihres Denkens? Er hat freilich seine eigene Grammatik, aber nicht seine eigene Logik. 

Hiernach kann der Krieg niemals von dem politischen Verkehr getrennt werden, und wenn dies in der Betrachtung irgendwo geschieht, werden gewissermaßen die Fäden des Verhältnisses zerrissen, und es entsteht ein sinn- und zweckloses Ding.“

Der Krieg in der Ukraine ist dabei zu einem solchen „sinn- und zwecklosen Ding“, oder wegen mir auch zu einem „totalen Krieg“ zu werden, mit dem sich jene gut auskennen, die andere zu Untermenschen erklären, die andere Seite des Naziverstehers sozusagen. Der ein oder andere von ihnen wird sich erinnern: Am Ende hat auch in Afghanistan die Diplomatie gesiegt, mussten sich die Amerikaner mit den Taliban an einen Tisch setzen. Wenn sein Krieg schon kein Erfolg war, so konnte er immerhin erfolgreich abziehen. Gewonnen hat weder der Amerikaner noch der Taliban, denn Gewinner gibt es in keinem Krieg. In einem Krieg gibt es neben den wenigen Profiteuren vor allem eines zahlreich: Opfer. Und damit es nicht jeden Tag weitere Opfer gibt, sollten sich auch die Kriegsparteien des Ukrainekriegs an einen Tisch setzen, die Diplomatie sprechen lassen, je früher desto besser, so wie Clausewitz es bereits empfahl, auch gegen den Widerstand der Kriegsprofiteure und ihren Kriegspropagandistinnen. Damit dies gelingen kann, sollte allerdings der Naziversteher aufhören, marodierende Nazis zu verstehen, und sollte vor allem das von unser aller Gebühren finanzierte öffentlich/rechtliche Fernsehen, das mit dem Bildungsauftrag, anfangen Unterhändler und Vermittlerinnen anstelle von Hasspredigern und Spalterinnen einzuladen.

Möglicherweise bin ich mit meiner Forderung bereits pro-russisch oder gar ein Nazi. Ich weiß es nicht, und ich habe auch keinen Einfluss darauf. In diesem Fall kann ich nur hoffen, dass auch ich von den Naziverstehenden Gutmenschen verstanden werde.

Foto&Text TaxiBerlin