Die nächste Rate für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird nächste Woche fällig, und ich überlege ernsthaft, ob ich sie noch bezahlen will, noch bezahlen kann. Auch als eine Art Notwehr, wie auch mein ganzes Schreiben an erster Stelle aus Notwehr geschieht.
Wie bereits in Berlin, so habe ich auch in den Schluchten des Balkans kein Fernsehen, ich schaue mir auch im Internet keine Sendungen von Öffentlich/Rechtlich an, höre nur gelegentlich mal beim Deutschlandfunk oder bei Radio Kultur rein. Im Normalfall läuft bei mir das Bulgarische Nationalradio „Christo Botew“, das ganz ohne Zwangsgebühren auskommt. In der Regel lausche ich aber klassischer Musik von CD.
Die Frage, die sich mir gerade stellt, ist ganz genau folgende: Bin ich bereit fürs Nichtbezahlen von Gebühren, die ich für nicht gerechtfertigt halte, einfach weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht seinem gesetzlichen Bildungsauftrag nachkommt, das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein, ins Gefängnis zu gehen (der juristische Fachbegriff dafür ist „Beugehaft“) oder nicht? Und da komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass ich dazu bereit bin.
Vor vielen Jahren habe ich schon einmal die Bekanntschaft mit drei verschiedenen Gefängnissen hier in Bulgarien gemacht, und ich kann sagen, dass mich nichts dorthin zurückzieht. Andererseits würde ich mich, bevor ich mich impfen lasse, auch lieber ins Gefängnis begeben oder wo sie einen auch immer hinstecken. Mit der Impfung scheint es mir so zu sein wie mit dem Bildungsauftrag. Denn weder die Impfung noch der öffentlich-rechtliche Rundfunk erfüllen die Aufgabe, die sie zu erfüllen vorgeben, behaupten aber weiterhin, dies zu tun.
Aktuell überlege ich angesichts der Antwort vom ZDF auf meine Anfrage bezüglich ihrer Serie „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ nur einen Teil der Zwangsgebühren zu bezahlen, sagen wir ein Drittel oder wegen mir auch die Hälfte.
Da ich weiß, dass eine Teilzahlung in diesem Fall keinen Sinn macht, weil es „ein bisschen Gebühren“ nicht gibt, genauso wenig wie „ein wenig schwanger“, läuft es auf die Entscheidung „Alles oder Nichts“ hinaus. Eine solche Entscheidung lehne ich eigentlich ab, genauso wie ich das „schwarz/weiß Sehen“ ablehne, was ich aber immer öfter auch bei Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, antreffe.
Gleichzeitig muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die Kommunikation nicht nur zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern zwischen der Regierung und den Regierten allgemein gestört ist in unserem Land. Beim ZDF komme ich mir vor, als würde ich mit einer Mauer sprechen, und dann kann ich auch gleich hinter Mauern sitzen.
Damit meine Leser sich ihr eigenes Bild von der Nichtkommunikation machen können, gebe ich nachfolgend die Antwort des ZDF auf meine Anfrage wieder, bei der es sich um die „abschließende Auskunft“ des Zweiten Deutschen Fernsehens handelt, was wohl heißen soll, dass weitere Anfragen meinerseits unerwünscht sind.
Das ZDF stellt in seiner Antwort fest, dass es sich bei der Serie „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ um eine fiktive Erzählung handelt, die zwar an der Lebenswirklichkeit anknüpft, für sich aber erkennbar nicht den Anspruch erhebt, diese Eins zu Eins wiederzugeben.
Das ZDF stellt darüber hinaus fest, dass das Unternehmen Uber in ihrer Serie nicht beworben wird. Daran würde auch der Umstand nichts ändern, dass das Unternehmen im Titel der Sendung genannt wird, denn der Titel der Serie und deren Thema stehen im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben des ZDF.
Diese sehen wiederum vor, dass man nicht nur im Falle von journalistischen Gründen berechtigt sei, Firmen im Programm zu nennen oder abzubilden, sondern ausdrücklich auch aus künstlerischen Gründen.
Vor allem den Hinweis auf die „künstlerischen Gründe“ finde ich wichtig, weil Kunst heute Alles und Nichts bedeuten kann. Im Falle von „Aus den Tagebuch eines Uber-Fahrers“ bedeutet Kunst wohl weniger als Nichts. Ich würde so weit gehen und sie als „Negativ-Kunst“ bezeichnen, die es genauso gibt wie „Negativ-Zinsen“.
Mein Vorschlag, die junge Zielgruppe von ZDFneo, die möglicherweise die Serie für Eins zu Eins nimmt, am Anfang darauf hinzuweisen, dass dem nicht nur nicht so ist, sondern dass ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofes, des höchsten deutschen Gerichts, in letzter Instanz das in der Serie dargestellte „Geschäftsmodell“ des Unternehmens für rechtswidrig erklärt, wurde vom ZDF angelehnt.
Da ich selbst die Serie nicht sehen kann in Bulgarien, aus irgendwelchen Gründen ist dies selbst im weltweiten Netz „in diesem Land nicht möglich“, was ich aber gar nicht schlimm finde, im Gegenteil scheint mir das bulgarische Internet praktisch dem Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Heimat nachzukommen, hat sich ein Leser meines Blog die Mühe gemacht, die „Negativ-Kunst“ des ZDF anzusehen.
Für seine Tapferkeit danke ich ihm auch von dieser Stelle noch einmal ausdrücklich. Seine Einschätzung, möglicherweise ist auch sie „abschließend“, auch weil ich der öffentlich-rechtlichen Verblödung in Deutschland keinen weiteren Raum geben möchte auf meiner Seite, liest sich so:
„Habe gestern noch drei Folgen gesehen. Weiterhin ist der UBER-Fahrer der Gute. Damit er nicht in seinem Auto übernachten muss, bietet er sich als Haushüter an, wenn die Besitzer im Urlaub sind. Er ist immer und überall der Gutmensch und das ist es, was laut Sendung wohl alle UBER-Fahrer im Gegensatz zum Taxifahrer ausmachen.
Ein Beispiel: In der zweiten Folge hat ein Taxifahrer ihn gestoppt und behauptet, er hätte ihn auf der Autobahn geschnitten. Die Fahrgästin ist daraufhin ausgestiegen und hat an seine Scheibe geklopft. Als der Taxifahrer die Scheibe runterfuhr, hat sie ihm ihren Kaffee-to-go auf die Hose geschüttet.
Also: Nieder mit den Taxifahrern und aufstehen für UBER-Fahrer!
Der Taxifahrer wurde natürlich übel dargestellt, im Prinzip der Anti-Menschenfreund. Superschöne schwarz/weiß Darstellung.
Ansonsten spinnt sich eine schwachsinnige Geschichte an die andere und es “menschelt” an allen Ecken und Enden. Soll ja auf die Zielgruppe ZDF-Neo, also die Generation Z zugestrickt sein, die aus einem riesigen Kick “Wokeness” gepaart mit der Möglichkeit sich auch ordentlich zu empören (die Taxifahrer, seine Freundin, die ihn als Samenspender tituliert, etc.) besteht.
Das Markenzeichen dieser Generation ist das sich Empören als herausragendste Eigenschaft; Arbeit eher nicht. Warum auch, Mama und Papa werden es so lange sie leben schon richten.“
PS: Das ZDF wies mich darauf hin, dass folgende Sendebeiträge in der ZDFmediathek immer noch abrufbar wären: „Uber-Fahrer: kaum faire Bezahlung“, „ZDFzoom – Kampf um Kosten, Kilometer und Kunden“; „Uber-Fahrer: Angestellte, nicht selbstständig“, „Das Reförmchen“ „Und die Fahrer gucken in die Röhre“. Falls das jemand überprüfen mag, kann er mich gerne über das Ergebnis seiner Recherche und gerne auch über den Inhalt der Beiträge informieren. Vielen Dank im Voraus!
Text TaxiBerlin