Auch bei der Berliner Polizei muss gespart werden, und zwar am Sprit. Deswegen werden Demonstranten neuerdings mit einem Wägelchen weggefahren, das bisher für Möbel diente. “Demonstrationsteilnehmer als Möbelstücke”, oder auch “Umweltbewegte lassen sich bewegen” – so könnte man die neue Entwicklung zusammenfassen, und sie dürfte ganz im Interesse der Demonstrierenden sein. Denn wenn ich richtig informiert bin, wurde die Kreuzung am Frankfurter für über eine Stunde aus ökologischen Gründen blockiert, möglicherweise waren aber auch persönliche dabei. Böse Zungen sprechen bereits von vorauseilendem Gehorsam der Ordnungshüter. Man darf gespannt sein, wie die serviceorientierte Berliner Polizei reagiert, wenn es im Herbst wieder mit “Wir impfen euch alle!” der Antifa los geht, die so antifaschistisch ist, wie der antifaschistische Schutzwall es war.
PS: Schade, dass es bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen keine solchen ökologischen Wägelchen sondern Wasserwerfer zum Einsatz kamen.
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Im Westen sorgt man sich, dass Bulgarien, das seit gestern keine Regierung mehr hat, was bereits im April im Bulgarischen Nationalradio “Christo Botew” von einem Politikpsychologen vorhergesagt worden war, “ins Chaos stürzen” könnte. Dass die jetzt durch ein Misstrauensvotum gestürzte Regierung keine Mehrheit im Land hatte – wie auch? bei 60 Prozent Nichtwähler! -, scheint für den Westen kein Problem zu sein, solange der Gewinner der richtige ist war. Der abgewählte Regierungschef Petkow hat in Harvard studiert, er war nicht nur pro europäisch, sondern vor allem pro amerikanisch. Deswegen kommt die Sorge wohl vor allem aus den USA. Dort sorgt man sich aber weniger um die Bulgaren, um die sorgt man sich Null, sondern um die im April beschlossene “militärtechnische Hilfe” für die Ukraine. In einem aktuellen Artikel der Neuen Zürcher Zeitung von dem Journalisten Volker Pabst in Istanbul, nicht in Sofia, kommt die Sorge der Amerikaner bereits im Untertitel vor: “Auch für die Militärhilfe an die Ukraine könnte es Folgen haben”. Ich persönlich hoffe sehr, dass es ausnahmsweise mal so ist, wie es in der Zeitung steht, denn ich gehöre zu den 80 Prozent der Bulgaren, die die “militärtechnische Hilfe” für die Ukraine ablehnen. Bis zum Schluss konnte keiner der Verantwortlichen sagen, was genau sich hinter ihr verbergen soll. An erster Stelle war sie wohl eine Hintertür für die Regierenden und der Eintritt Bulgariens in den Krieg. Das war und ist nicht nur meine Sorge, sondern die der übergroßen Mehrheit der Bulgaren. Wenn “ins Chaos stürzen” bedeutet, dass der Willen dieser Mehrheit nun endlich Gehör findet, bisher bin ich davon ausgegangen, dass dies ganz normal wäre in einer Demokratie, dann bin ich fürs “ins Chaos stürzen”.
PS: Die FAZ spricht von einem “Sturz” Petkows. Hätte sie bei Boris Johnson auch von einem “Sturz” gesprochen, hätte er das Misstrauensvotum nicht überstanden?
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Am Wochenende habe ich alte Bekannte in der Heimat besucht, die ich fast zwei Jahre nicht gesehen habe. Ich hatte vorher angerufen, mein Kommen telefonisch angekündigt, mich sozusagen angemeldet. Als wir uns dann endlich nach so langer Zeit gegenüberstanden, war das erste, was ihnen einfiel, das sie mir sagten: “Nicht drücken!” – Nicht: “Wie schön, dich wiederzusehen!”, nein: “Nicht drücken!” Es folgten Fragen nach meinem Impfstatus und ob ich getestet sei. Keine danach, wie es mir geht, oder was ich in den letzten beiden Jahren gemacht habe. Die Situation war neu für mich, und ich bin immer noch dabei, sie zu verdauen. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt gehabt, und ich wünsche es keinem, eine solche Erfahrung.
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Waren wir nicht schon immer im Krieg mit Russland? Diese Frage stelle ich mir seit ich in Berlin bin immer öfter. Aber nicht nur das. Immer öfter muss ich sie auch mit JA beantworten. Vermutlich weil ich vergessen habe, was ich in Bulgarien in einem Buch gelesen hatte, das ich zur Sicherheit dort gelassen habe. In dem stand, dass mitten in einer Hasskundgebung gegen Eurasien den Demonstrierenden mitgeteilt wird, dass der bisherige Verbündete Ostasien nun der Kriegsgegner sei, Eurasien hingegen ein Verbündeter. Die Masse setzt ihre Demonstration fort, als sei nichts gewesen, nur die Zielscheibe ihres Hasses hat sich abrupt geändert. Eine Riesenaufgabe liegt vor den Angestellten des Wahrheitsministeriums: Alle Artikel, Geschichtsbücher, Flugblätter und Plakate der Vergangenheit müssen eilig korrigiert werden. Danach, also jetzt, übe auch ich mich im richtigen Denken: Ozeanien stand immer schon im Krieg mit Ostasien, die Naturgesetze sind Unsinn und der Zeitungsausschnitt, der das Gegenteil bewies, hat nie existiert, genauso wenig wie irgendein Klassenkampf. Es gilt das Motto des Wahrheitsministeriums: „KRIEG IST FRIEDEN. FREIHEIT IST SKLAVEREI. UNWISSENHEIT IST STÄRKE.“
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