Bericht aus Berlin (7)

Ein Stück Balkan in Berlin

Komme gerade vom Brötchen kaufen und bringe dieses schöne Mädchen mit, zumindest ein Foto von ihr. Sie bewunderte meine Kamera, und ich sie, und so kam es zu diesem Foto. Dass ich sie bewunderte, lag vor allem an ihrer freundlichen und offenen Art. Die meisten Menschen, denen ich seit meiner Rückkehr in der deutschen Hauptstadt begegnet bin, leiden ganz offensichtlich an Depressionen oder zumindest an depressiven Verstimmungen. Nicht so die junge Verkäuferin. Dass sie keine deutsche Landsmännin ist, muss ich deswegen nicht betonen. Das ist klar. Sie war zwar keine Bulgarin, aber immerhin vom Balkan, oder zumindest aus der Nachbarschaft. Ich will die vom Balkan jetzt nicht besser machen als sie sind. Zu hause haben sie meist auch schlechte Laune, in der Regel aber keine Depressionen. Ihre schlechte Laune ist nur eine andere als die chronisch schlechte Laune des Berliners, zu der sich aktuell wie gesagt in vielen Fällen die Depression gesellt hat. Die schlechte Laune des Berliner ist sein Markenzeichen, sein Image sozusagen. Bei den Menschen vom Balkan ist die schlechte Laune dagegen echt.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (6)

Gesucht und gefunden

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nur ein Buch am Tag zu kaufen. Dieser Vorsatz ist gestern schon den Bach runter gegangen, denn ich habe beide Bände “Männerphantasien” gefunden, die ich am Sonntag auf dem Flohmarkt finden wollte. Gefunden habe ich sie bei “Sparbuch” in der Frankfurter Allee, einem meiner Tatorte. Sie sind wichtig für mich, weil mich das Thema interessiert, ich darüber schreiben will, und da vor allem über die sexuellen Phantasien. Um die geht es zwar auch in den beiden Büchern von Klaus Theweleit, aber in einer überdrehten, wenn nicht gar verdrehten Art und Weise, den die Achtundsechziger damals hatten. Nicht alles, was die Achtundsechziger dachten und wollten ist gut und richtig, nur weil es die Achtundsechziger waren. Im Gegenteil, ziemlich viel von dem ist ganz schöner Quatsch. Deswegen überlege ich schon, die beiden Bücher gleich wieder zu verkaufen. Überhaupt denke ich darüber nach, “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker wieder aufzumachen. Was dagegen spricht, ist der Umstand, dass ich nur drei Wochen in Berlin bleiben werde. Danach will ich wieder auf dem Balkan sein. Aber immerhin werden die beiden Bände von Theweleit dort, also bei Booklooker, zwischen 50 und 130 Euro gehandelt. Ich habe vier Euro investiert. – Die von mir als büchersüchtig bezeichneten Personen sind genau gesagt Kollegen, die die Bücher, die sie kaufen, weiterverkaufen und versuchen davon zu leben. Das scheint immer schwerer zu werden, was wahrscheinlich auch ein Grund für ihr Grunzen war, nachdem ich sie zuvor höflich gegrüßt hatte. Sie haben mir nicht gesagt, wie das Geschäft läuft, sie haben mich nur angegrunzt. Aber da ich Augen im Kopf habe und sehe, wie viele interessante Bücher gerade in den Antiquariaten rumstehen, vermute ich, dass ihr Geschäft alles andere als gut läuft, sie möglicherweise frustriert sind, und dann grunzt man die plötzlich auftauchende potentielle Konkurrenz natürlich an, wofür ich sogar Verständnis habe. Wofür ich kein Verständnis habe, ist das falsche Denken dieser Leute. Mit falschem Denken meine ich, dass der Wert eines Buches an dem Preis gemessen wird, für den man es verkaufen kann. Das wusste schon Oscar Wilde, dass das Quatsch ist, als er sagte: “Heute kennt man von allem den Preis, von nichts den Wert.” Und das würde ich auch über die beiden Bände “Männerphantasien” von Theweleit sagen. Ich meine, 50 bis 150 Euro sind für mich viel Geld, damit könnte ich meinen Rückflug nach Sofia bezahlen. Wert sind die Bücher es nicht, also inhaltlich meine ich. Aber immerhin handelt es sich um eine Erstausgabe von 1977 vom “Verlag Roter Stern”, es ist also nicht der billige Nachbau von “Rowohlt”. Wer Interesse an ihnen hat, kann mir ‘ne e-mail schreiben. Irgendwie muss ich zurück nach Bulgarien kommen.

Foto&Text TaxiBerlin 

Bericht aus Berlin (5)

Im Land der Affenmenschen

Meine Seele ist noch nicht in Berlin angekommen, die hängt noch irgendwo “in the air” zwischen Sofia und Berlin, und ich bin schon wieder meiner Büchersucht nachgegangen, vielleicht auch gerade deswegen. Aber was musste ich da wieder sehen? Meine Leidensgenossen, die anderen Büchersüchtigen, sie tragen noch Maske! Dementsprechend wurde ich, ganz ohne Gesichtswindel, auch nicht von ihnen begrüßt, wie es sich nach einem Jahr gehört hätte, sondern nur angegrunzt. Keine Ahnung, ob das nun mehr mit ihrer Maske zu tun hatte oder mit meiner nicht vorhandenen. Angegrunzt zu werden, ist nicht schön, vor allem wenn man selbst höflich gegrüßt hat. Wenn ich eines in Bulgarien gelernt habe, dann das: Es hätte schlimmer kommen können! Beispielsweise wenn aus meinen Leidensgenossen Affenmenschen geworden wären. Aber vielleicht sind sie es schon, und nicht nur in der Phantasie eines Science Fiction, sondern tief in ihrem grunzenden Inneren.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (4)

Heute Mittag in Frankfurt / Oder

Erfahre gerade vom ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, dass Heinz Strunk in der Coronazeit noch zwanghafter geworden ist. Obwohl ich Heinz Strunk nicht kenne, frage ich mich, ob und was das mit mir zu tun haben könnte. Meine Überlegungen werden abrupt dadurch unterbrochen, dass ich lesen muss, dass Deutschland ein Drückeberger sei. Da gehöre ich auf keinen Fall dazu, denn ich habe mich ja vor dem Drückeberger in Sicherheit gebracht. Drückeberger können richtig gefährlich werden, insbesondere zwanghafte deutsche Drückeberger. Jedem Deutschen, der kein Drückeberger mehr sein will, empfehle ich nicht in die Schluchten des Balkan sondern an die Front zu gehen, auch und gerade auf die Gefahr hin als ausländischer Kämpfer mit dem Tode bestraft zu werden. Dann ist man zumindest sicher, dass man kein Drückeberger war beziehungsweise ist. Bin ich mit dieser Idee jetzt vielleicht etwas zu radikal? Ich denke nein. Denn wer kein Drückeberger mehr sein will, muss dies auch beweisen können, beispielsweise indem er Verantwortung übernimmt, Rede und Antwort steht, und zwar persönlich, am besten durch seine eigene Satisfaktionsfähigkeit. Alles andere ist nur hohles Spiegel-Gewäsch. Nicht alles im Spiegel ist hohles Spiegel-Gewäsch. Beispielsweise die Feststellung, dass die USA kurz vor einem Krieg mit China und Russland steht. Dass diese simple Wahrheit ausgerechnet von dem amerikanischen Hedgefonds-Manager und Multimilliardär Ray Dalio stammt, der auch ein Experte für Krisen sein soll, ist für mich keine Überraschung. Kriegsprofiteure sind immer Experten von Krisen, deswegen kennen sie sich mit ihnen aus. Du und ich, wir verdienen nicht an Kriegen. Genannter Krieg, das wichtigste stand mal wieder nicht im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, hat auch schon begonnen, und zwar als Stellvertreterkrieg. Jeder, der in diesen Krieg zieht, beispielsweise weil er kein Drückeberger sein möchte, zieht in einen Stellvertreterkrieg, kämpft auch für Experten von Krisen wie Hedgefonds-Manager und Multimilliardär Ray Dalio. 

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (3)

Achtung: Depressive Verstimmung in der deutschen Hauptstadt

Bisher habe ich in Berlin überwiegend traurige Menschen gesehen. Wenn man Depressionen mittels Test messen könnte, käme man hier auf eine enorme Zahl positiv Getesteter. Und da Depressionen ansteckend sind, wäre auch der Inzidenzwert dementsprechend hoch. Tritt eine Depression endemisch auf, spricht man von einer Großen Depression. Die hatten wir schon mal, genauso wie die Spanische Grippe, aber nur in den Vereinigten Staaten. Eigentlich könnte und müsste sie auch Amerikanische Depression heißen, aber das lässt das Imperium USA nicht zu. Die depressive Verstimmung in der deutschen Hauptstadt entzündet sich gerade an den vollen Zügen. Sie sind oft voll, weil alle sich das Neun-Euro-Ticket gekauft haben, ich übrigens auch. Nur, niemand wurde gezwungen ein Neun-Euro-Ticket zu kaufen. Ich auch nicht. Aber ich nutze meins auch nicht. Dass ich es nicht nutze, liegt daran, dass ich all die traurigen Gestalten nicht auch noch gebündelt und mit Gesichtswindel sehen will. Das würde mich nur noch trauriger machen, als ich es eh schon bin. Depressionen sind wirklich ansteckend, das wird einem jeder Depressive bestätigen. Vor allem deswegen fahre ich nicht mit den Öffentlichen, sondern laufen ihnen lieber hinterher. Manchmal laufe ich auch einem Taxi hinterher, was aber schwerer ist. Ich tue das nicht aus alter Gewohnheit, sondern weil ich beim Taxihinterherlaufen mehr spare als nur die lumpigen neun Euro vom Neun-Euro-Ticket für die Öffentlichen. Ich kann jedem nur empfehlen, auch mal einem Taxi hinterherzulaufen. Man spart nicht nur mehr Geld, sondern es macht auch richtig Spaß. Ausserdem ist die Depression sogleich wie weggeblasen.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bremen (9) in Bulgarien (5)

 

Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia

Bevor ich gestern mit der vom Russen gebauten U-Bahn zum Flughafen von Sofia gefahren bin, habe ich mich noch einmal mit Joachim vorm Nationalen Kulturpalast auf einen Kaffee getroffen. Wir hatten das nicht geplant, Joachim hat mich spontan angerufen und da ich gerade in der Gegend war, hat es mit dem Wiedersehen geklappt. In Bulgarien geschehen die meisten Sachen spontan und ungeplant. Wenn der Bulgare plant, dann eigentlich nur, um den Plan dann übern Haufen zu werden. Ich glaube, das war Joachim auch schon aufgefallen. Wenn sein Plan hingehauen hat, dürfte er schon wieder in der Heimat sein, vermutlich auf dem Weg vom Flughafen Frankfurt nach Bremen. Über seine letzten Tage in Bulgarien, dem Land der ungeplanten Überraschungen, schreibt er folgendes:

Ich hatte ja schon gefragt, was wohl der Grund gewesen sein möge, uns auf unserer Route nach Bansko zu schicken. Nun glaube ich, hat sich des Rätsels Lösung gezeigt. Bansko hat etwas, was auch in Ochsenhausen/Deutschland zu finden ist. Mehr sogar. Aber der Reihe nach. Wir fuhren nach dem Frühstück, das wir in einem Café im Viertel Kapana genossen, in Richtung Berge. Genauer gesagt von den 160 m Höhe in Plovdiv hinauf auf 871 m in Bansko. Hierzu mussten wir durch einige Wälder und Täler und so manche enge Kurve den Berg hinauf. Bansko liegt am Fuße des Pirin-Gebirges, dieses eignet sich im Winter besonders gut zum Skifahren und im Sommer für Wanderungen. Der Ort selber wurde mittlerweile mit Hotelbauten verschandelt, doch gibt es eine historische Innenstadt mit einigen der Wiedergeburtshäusern, die beim Gang durch die verwinkelten Gassen zu bestaunen sind.

Auf dem weitläufigen Platz rund um die Kirche Sveta Troica können riesige Helden-Statuen bestaunt werden derer, die bei der Befreiung des Ortes vom „türkischen Joch“ mitgeholfen haben. Da wir deren Namen nicht entziffern konnten im verwitterten Gestein, müssen sie hier leider fehlen. Aber die Kirche hat eine interessante Geschichte. Die entnehme ich direkt dem Begleitheft für unsere Tour durch Bulgarien:

„Die Kirche war zum Zeitpunkt ihres Baus im Jahr 1835 die größte bulgarische Kirche im osmanischen Reich. Anfang des 19. Jahrhunderts war Pelz- und Holzherstellung die Haupteinnahmequelle der Region, diese wurden im Osmanischen Reich und Europa verkauft, so dass eine gewisse Schichte reiche bulgarische Händler entstand, die ihre Kinder ins Ausland zum Studieren schickten. Im Westen gereist und dort schon die Gotteshäuser gesehen, wollten viele von ihnen auch in Bansko eine große schöne Kirche bauen […]“. Die osmanischen Besatzer erlaubten nur in einzelnen Fällen den Bau von Kirchen und wenn, dann durften diese nur so hoch sein wie ein Reiter auf seinem Pferd. Hier in Bansko wollte man allerdings sich nicht zufrieden geben mit solch einer kleinen Bauweise und ersann einige Schliche, um doch noch die gewünschte Kirche zu bauen. Zuerst wurde der osmanische Herrscher vor Ort bestochen, dann baute man eine hohe Mauer, damit keiner sieht, wie groß und hoch die Kirche wirklich wird. Nachts wurde das Fundament Zentimeter für Zentimeter erweitert und sollten die Türken dennoch die List entdecken, bauten die Bulgaren neben dem Eingang nicht nur ein Kreuz sondern auch einen Halbmond. Dies hatte zur Folge, „dass sich die gläubigen Osmanen nicht trauten, die Kirche zu zerstören.“

So sind sie also, die Bulgaren. Mit Tricks und List täuschen sie ihre Besatzer, um letztlich doch noch zu bekommen, was sie sich wünschen. Nach diesem Ausflug in die bulgarische Geschichte und Mentalität, zurück in die Gegenwart. Wir liefen durch den Ort auf der Suche nach einem empfohlenen Restaurant. Dies hatte geschlossen, wie viele andere auch. Laut Wikipedia lebt der Ort vom Tourismus aber auch hier sind die Spuren der sogenannten Corona-Schutzmaßnahmen zu sehen. Geschlossene Restaurants, Geschäfte, Hotels. Zwei Jahre ohne Touristen ist das schönste Hotel wertlos. Übrigens findet man in den wenigen geöffneten Läden neben Flip Flops und Badehandtüchern auch Ski-Anoraks, Pudelmützen und Handschuhe. Das ist praktisch, da muss dann nicht wegen des Jahreszeitenwechsels ständig um- und ausgeräumt werden, was bei fehlendem Personal sowieso viel zu aufwändig wäre. Neben dem Tourismus gibt es auch digitale Nomaden, die sich hier niederlassen. Ein Deutscher stellt im Ort dafür einen Co-Working Space zur Verfügung und macht mächtig Reklame für das tolle Ambiente und das billige Leben in den bulgarischen Bergen.

Unser Hotel sah aus als wäre es aus einer idyllischen Voralpenlandschaft hierher gebeamt worden. Innen gab es einen Garten mit rundgeschorenen Buchsbaumhecken, exakt geschnittenen Rasenkanten, aufeinander abgestimmten Farb- und Formdekorationen und vor allem mehrere Stapel Brennholz, die mit der Schieblehre abgemessen an die Wände gestapelt wurden. Die Gastgeber waren sehr freundlich, an der Wand im Eingangsbereich grüßte jemand per Ansichtskarte aus der „Universitätsstadt Siegen“ und, wie wir später erfuhren, war dies die Schwester der Inhaberin, die seit sieben Jahren dort lebt wegen „Robotnik“. Eben, wie so viele Bulgarinnen und Bulgaren, wegen der Arbeitsmöglichkeiten im Ausland und des besseren Verdienstes.

Eigentlich war es schade, dass wir nur eine Nacht hier verbringen durften, die aufgeräumte Sauberkeit erinnerte doch sehr an zuhause. Allerdings wäre sie uns nach zwei Tagen auf den Wecker gefallen, da wir sowas selbst zuhause nicht ertragen würden.

Rila-Kloster

Auf unserer Fahrt durch die Berge in Richtung Sofia machten wir noch einen Abstecher ins Rila-Kloster. Gegründet im 10. Jahrhundert ist es noch heute das größte und bedeutendste Kloster Bulgariens. Und es ist wirklich imposant. Das Innere der Kirche ist ein sakraler Comix. Für Menschen, die nicht lesen können, wird hier die biblische Geschichte in allerlei Bildern erklärt. Natürlich darf es an Prunk und Gold nicht fehlen. Fotografieren ist verboten, der Kauf von Ansichtskarten jedoch nicht.

Nationaltheater “Ivan Vasov”

Wir fuhren weiter und landeten schließlich in Sofia, wo wir unseren Mietwagen abgaben und unser Hotel aufsuchten. Am anderen Tag war eine weitere Stadtführung angesagt und diesmal holten wir uns zuerst einen Überblick über unsere Route im Gespräch mit der Stadtführerin bevor wir uns auf den Weg machten. Die vielen interessanten Informationen über die Stadt und ihre Geschichte wiederzugeben, würde hier zu weit führen, wer mag kann sich hier schlau machen. Danach waren wir erst mal wieder erschlagen und mussten alles Gehörte verdauen und einordnen. Wir werden den letzten Abend noch in einem ruhigen Lokal verbringen, früh zu Bett gehen, denn morgen werden wir früh schon abgeholt und zum Flughafen gebracht.

Die Erkundung dieses europäischen Landes mit wenig Bekanntheitsgrad hat uns wirklich sehr gut gefallen. Besonders die üppige Natur, die zum großen Teil ursprünglich geblieben ist. Auch das Nebeneinander von alten Kulturzeugnissen und neuzeitlichen Bauten lässt einen ehrlichen Umgang erkennen mit der Vergangenheit. Hier wird noch nichts dem „cancel culture“ geopfert, obgleich die Diskussionen zur Zeit stattfinden hinsichtlich kommunistischer Hinterlassenschaften, berichtete uns unsere Reiseführerin.

Bestimmt werden wir wiederkommen. Dann mit einem groben Vorwissen, den Erfahrungen unserer jetzigen Reise und mit einer Vorstellung, wo wir länger bleiben und detailliertere Erkundungen durchführen wollen. Übrigens ist die Reisezeit Mai-Juni sehr zu empfehlen, da ist es noch nicht so heiß und es sind noch nicht so viele andere Touristen unterwegs!

P.S.: Was Bansko mit Ochsenhausen/Deutschland gemeinsam hat, ist die Einwohnerzahl von ca. 8.000 und die Anbindung an die Außenwelt mit einer Schmalspurbahn. Die in Bulgarien hat eine Spurbreite von 760 cm, die in Ochsenhausen von 750 cm. Letztere verbindet den Ort mit der schwäbischen Stadt Bieberach und wird „Öchsle“ genannt. Bansko lässt sich von Sofia aus mit der Bahn (Rhodopenbahn) erreichen und es ist bestimmt ein Erlebnis, durch die Täler entlang der Flüsse in die Berge zu fahren.

Fotos&Text JoachimBremen

Bericht aus Berlin (2)

“Eier zeigen!” (wie normale Leute)
Skulptur in Sofia / Bulgarien

“Endlich normale Leute” habe ich früher einmal gesagt, als ich aus Amerika zurückkam und in die  Berliner S-Bahn stieg. Das würde ich heute nicht mehr sagen. Das liegt aber nicht daran, dass man vom neuen Flughafen nicht die S-Bahn sondern den Regional-Express nehmen muss. Es liegt an den Leuten, die alle brav ihre Maske trugen und wie “Calculator Crazy” auf ihrem Smartphone rumspielten. Der normalste war noch der Schaffner, der seinen Job machte und mich im Nebensatz auf die Maske hinwies. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich eine Maskenbefreiung hätte. Damit war das Thema erledigt. Ich hatte auch gar keine Maske dabei. Meine Mitreisenden mit Maske sprachen nicht miteinander, es war ruhig wie in einem Grab im Zug. In Bulgarien ein Unding. Jetzt überlege ich, ob sie, die ich früher, als sie noch mit einem Bier in der Hand und ausgelassen miteinander sprechend in der S-Bahn saßen oder auch standen, als “normale Leute” bezeichnet habe, vielleicht schon tot sind. Immerhin sagte kein geringerer als unser Gesundheitsminister neulich noch, dass spätestens im Frühjahr alle entweder geimpft, genesen oder gestorben wären? – Wenn es eines Gegenbeweises bedurfte, dann bin ich es. Weder geimpft, noch genesen und schon gar nicht gestorben, sondern quicklebendig und alles andere als tot bin ich zurück in Berlin.

PS: Dank meines Sponsors verfüge auch ich jetzt über ein Smartphone, mit dem ich aber nichts ständig kalkulieren muss, deswegen “Calculator Crazy”, wie die Leute von heute, auch in Bulgarien. Mein Smartphone war ausgeschaltet in meinem 40x25x20 Zentimeter großen Handgepäck, das nicht nachgemessen wurde am Flughafen, offenbar waren (noch) keine Deutsche unter den Kontrolleuren, und ist es immer noch. Ich nutze es nur als Hot-Spot und ausschließlich in Bulgarien.

Foto&Text TaxiBerlin