Bericht aus Bremen in Bulgarien (7)

Rosenfeld im Rosental im Rosenduft

Joachim und seine Frau aus Bremen sind im Rosental angekommen. Darüber geht es im folgenden Bericht. Und auch um “Christo Botew”, nach dem das Bulgarische Nationalradio benannt ist, das ich höre. Außerdem geht es um die Stadt Kalofer, wo der Nationalheld und Poet herkommt, der gestern vor vielen Jahren hier bei mir um die Ecke im Gebirge von den Türken getötet wurde, und um bulgarische Bäder. Mit dem Rosen im Rosental hat es die Bewandtnis, dass aus ihnen Rosenöl gemacht wird, was mich auf den von mir herausgegeben Klassiker “Bai Ganju, der Rosenölhändler” von Aleko Konstantinow kommen lässt. Der “Bai Ganju” ist bis heute der bekannteste literarische Charakter in Bulgarien. Jeder Bulgare kennt den “Bai Ganju”. Erklären kann man den “Bai Ganju” nicht, zumindest niemandem, der noch nie in Bulgarien war. Das ist wie mit den bulgarischen Bädern, die kann man auch nicht erklären. Man muss sie gesehen haben, am besten vor Ort:

Wer sich beim Anblick unserer Route schon gefragt hat, warum wir diesen Abstecher machen nach Kalofer, kann jetzt eine Antwort erhalten: Wir wollten es so wegen der Rosenfelder. Kalofer liegt im Tal der Rosen, ein Gebiet von 94 km Länge und 10 km Breite im Süden des Balkangebirges. Hier, auf 750 m Höhe werden Rosen angepflanzt, aber auch Lavendel, Minze, Anis, Obst, Gemüse und Wein. Die beiden in der Nähe gelegenen Städte Pavel Banja und Hisarja sind die bekanntesten Kurorte mit Thermalbädern in Bulgarien.

So sagt es zumindest unser Reiseführer, den wir in Sofia ausgehändigt erhielten. Darin befindet sich auch ein Hinweis auf unsere Unterkunft: „Die Unterkunft heute Abend ist einfach: Sie werden hier das typische bulgarische Bad kennenlernen können; je nach Zimmer ist die Einrichtung sehr gemütlich oder auch nur gemütlich, meist nicht sehr anspruchsvoll.“ Wir sollen das „echte“ Bulgarien kennenlernen, das man dann erspüren kann, wenn man im Garten dieses Hauses sitzt. Wahrscheinlich darf man dann kein Laptop vor sich haben und einen Bericht über Kalofer schreiben, um diese Erfahrung machen zu können.

Wir wurden bei unserer Ankunft von den Herbergseltern (familiengeführte Unterkunft) darauf aufmerksam gemacht, dass im Ort die Feierlichkeiten zu Ehren des Befreiungskriegshelden Christo Botew stattfinden. Also mussten wir natürlich am Abend in den Ort, um zu sehen und zu hören, was es da alles zu feiern gibt. Vorher gab es lecker Essen in einem Restaurant des Nachbarorts, Karlovo, 15 Minuten Autofahrt von hier. Der Vorschlag kam aus dem Reiseführer, die Restaurants hier im Ort seien nicht zu empfehlen. Am Platz der Helden, dort, wo auch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen aller bisherigen Kriege zu finden ist, sammelten sich schon die Menschen um einen Redner, der seine Rede ablas und in salbungsvollen Worten – so klang es zumindest – vortrug. Sie dauerte lange die Rede und anschließend liefen noch Soldaten auf Kommando von rechts nach links, taten etwas, was von unserem Platz aus nicht zu sehen war, erhielten weitere Kommandos und stolzierten wieder zurück an den Platz, woher sie gekommen waren. Anschließend sagte ein uniformierter älterer Mann etwas woraufhin sich plötzlich alle Menschen um uns herum in die Hocke begaben.

„If you are in Rome, do as the Romans do!“, das hatte man mir im Englischunterricht beigebracht, vielleicht das einzige, was ich mir ausser den Vokabeln gemerkt habe. Also taten wir so, auch wenn es sich um Bulgaren und nicht um Römer handelte. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass einer standhaft aufrecht blieb. Den hätte ich gerne gefragt, wie ihm das gelungen war. Nach unserer Leibesübung wurden noch ein paar Worte gesagt und plötzlich kamen vom Gebäude über uns Maschinengewehrsalven. Kerstin wäre fast gestorben vor Schreck, sie hat sich aber noch mal zusammengerissen. Nach den ohrenbetäubenden Salven von oberhalb wurden diese ergänzt von weiteren aus einem Nachbargebäude rechts von uns. Ist das die bulgarische Art, den Opfern der Kriege die Ehre zu erweisen? Mit Platzpatronen aus Maschinengewehren? Im Anschluss gab ‘s das Feuerwerk, die Leute guckten und zogen vondannen, als es wieder vorbei war.

Traditionelles Bad


Wir zurück in die Unterkunft, in unser Zimmer, das meiner Meinung nach zur Kategorie „ziemlich gemütlich“ zählt. Ja, das Badezimmer ist vollverkachelt, weil die Dusche keine Kabine hat und ja, die Toilette wird beim Duschen nass. Aber was soll ‘s? Schlimmer wäre es gewesen, wenn der Duschkopf über der Toilette angebracht gewesen wäre. Übrigens: Den Handwerkerblick auf die Inneneinrichtung, den sollte man zuhause lassen. Gleiches gilt für den Architektenblick auf die alten Mehrfamilienhäuser, die Geschäftshäuser und Plattenbauten. Wer knapp nach der Wende mal in Bitterfeld war, weiß, was das „Schlimmer geht immer“ bedeutet. Dort war zusätzlich noch die Luft verseucht und es stank nach faulen Eiern.

Das Frühstück am nächsten Tag war reichhaltig und lecker. Wir durften in der Gartenlaube essen. Anscheinend sind wir zur Zeit die einzigen Gäste. Nächste Woche soll eine deutsche Reisegruppe ankommen, der Herbergsvater wird sie dann durch die Gegend führen. In einer kleinen Nische neben unserem Tisch entdeckten wir Flaschen und Gläser mit vielversprechendem Inhalt. Rosenwasser, Rosengelee, Rosenschnaps und Rakja, alles von den Großeltern selbst hergestellt. Da werden wir dann einiges von mitnehmen, wer weiß, wann es in Bremen Gelegenheiten gibt, zum Weiterverschenken oder gemeinsamen Ausprobieren.

Hand made und bestimmt sehr lecker


Den Tag verbrachten wir im Nachbarort Hisarya. Zuvor gab es einen Abstecher in die Rosenfelder, um wenigsten auch diese mal in echt gesehen zu haben. Hisarya ist der Ort mit den alten römischen Ruinen, den Thermalbädern und einem netten Stadtpark, den wir uns als Schattenspender gefallen ließen. Wie üblich waren wir wieder in der prallen Sonne unterwegs bei 29° Celsius! Und just im Moment als wir unseren Mietwagen parkten, um 12:00 Uhr, da gingen die Sirenen los, um die Menschen zum Einhalten zu gebieten, zum Gedenken an den großen Helden und wer weiß wen alles noch. Drei Minuten Stillgestanden, selbst eine Gruppe von Schulkindern blieb wie angewurzelt stehen.

Morgen geht es weiter ans Schwarze Meer. Unser Zielort heißt „Sozopol“, das Hotel „Casa del Mare“ – was sehr verheißungsvoll klingt.

Fotos&Text JoachimBremen

Bericht aus Bulgarien (154)

Zwei Esel mit zwei Eseln

Zu meinem letzten Beitrag zum Thema “Auswandern” erreichten mich mehrere Zuschriften. Bevor ich zu ihnen komme, möchte ich auf diese Seite der deutschen Botschaft in Sofia hinweisen. Auch wenn ich selbst nicht zu den Zeugen Coronas gehöre, erfahre ich dort immer, was ich gerade wissen muss. Gut, ein Jahr lang hat mich das nicht interessiert, aber jetzt wo ich nach Berlin komme, habe ich dort nachgeschaut und erfahren, dass man seit gestern keinen Test mehr für die Einreise nach Deutschland braucht.

Nun zu den Zuschriften, es waren ihrer drei, die mich allesamt dazu animierten, auch so einen Service für Auswanderer auf die Beine zu stellen. Zuvor hatte ich schon mit meinem Freund und Übersetzer Martin in Sofia darüber gesprochen, der auch interessiert ist an der Geschichte. – Jetzt fliege ich aber erst einmal nach Berlin, und da warten ganz andere Pläne auf mich. Ich soll einen Business-Plan schreiben, ich will jetzt ganz offiziell Autor werden, und dem soll auch noch “Tragfähigkeit” attestiert werden, also dem Business-Plan.

Ich hätte nicht gedacht, wie schwer so etwas ist. Jetzt nicht das Schreiben, das kriege ich hin. Aber mit Zahlen und Diagrammen hört es bei mir dann irgendwann auf. Obwohl, wenn ich mich da reinarbeite, kriege ich auch das hin. Das größte Problem war und ist, ein Steuerbüro zu finden, das noch freie Kapazitäten hat. Das Steuerbüro brauche ich, weil wie gesagt die “Tragfähigkeit” meines Business-Plans bestätigt werden muss.

Und da sind, zumindest in Berlin, alle am Limit und drüber. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Telefonate waren teilweise schon dystopisch, wenn nicht gar apokalytisch. In München wollte man sich meiner erbarmen – immerhin – aber für soviel Kohle, davon kann ich hier ein Jahr lang leben. Das ist es mir nicht Wert, dann schreibe ich so weiter. Aber das mache ich ja sowieso.

Dann fiel mir ein, dass, wenn demnächst das Geld nichts mehr wert ist, den Anfang davon erleben wir gerade, man dann zum Tauschen zurückkehrt. Und da hatte ich eben die Idee, denjenigen (oder wegen mir auch diejenige), der (die) den Job mit dem Business-Plan und der “Tragfähigkeit” für mich übernimmt, in Naturalien zu bezahlen. Was das sein kann oder soll, das wäre dann Verhandlungssache.

Da ich selbst sowohl mit meinem Schreib-Business, als auch mit meinem Auswanderer-Service noch ganz am Anfang bin, und ich darüber hinaus ab Mittwoch auch gar nicht mehr in Bulgarien bin, wo man jetzt wohl auch ohne Test hineinkommt, möchte ich auf HappyDoneys aufmerksam machen. Wegen Michele, er ist Italiener, und Oksana, sie ist Bulgarin aus Bessarabien, bin ich letztes Jahr nach Bulgarien gekommen.

Nachdem ich ihre Seite auf Deutsch übersetzt hatte, wollte ich ihre Eselwanderungen begleiten, die am Ende allesamt wegen Corona ausfielen. Dazu muss man wissen, dass ich nicht nur Esel-verrückt bin, sondern mich auch ein klein wenig auskenne mit Eseln. Vor ziemlich genau zehn Jahren habe ich selbst eine Eselwanderung quer durch Bulgarien gemacht. So lang sind die Wanderungen nicht, die Michele und Oksana anbieten, und die meisten hätten wohl auch gar nicht die Zeit dafür. Ich selbst war damals 40 Tage unterwegs.

Bei den Wanderungen von HappyDonkeys ist für jeden etwas dabei, so denke ich. Am besten, du schaust selber mal auf ihrer Seite vorbei. Und wenn du Lust bekommst, mal mit einem Esel zu wandern, also einen vierbeinigen, dann schreib den beiden einfach ‘ne e-mail. Und weise auch deine Freunde und Bekannten auf HappyDonkeys hin, denn eine Eselwanderung ist nicht einfach nur eine Wanderung mit einem Tier, sondern eine Eselwanderung kann wirklich ein Leben verändern. – Etwas besseres kann einem in diesen Zeiten nicht passieren.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (153)

TaxiBerlin als EselGuide

Sehe gerade eine neue Serie mit dem Titel “Auswandern, aber wohin?” von dem von mir ansonsten geschätzten Gunnar Kaiser, und zwar die “Folge 1: Montenegro”. “Ansonsten geschätzten” deswegen, weil mir zwar vier junge Menschen, um genau zu sein zwei gut aussehende Paare, präsentiert werden, die aber über Montenegro sagen: “Ich wusste gar nicht, dass dieses Land existiert.” (Das sollte wohl witzig sein, aber ich konnte gar nicht lachen, sondern habe mich im Gegenteil geschämt – fremdgeschämt.)

Aber es wird noch besser: Auf einer unter dem Video verlinkten Seite mit dem Titel “Der perfekte Ausstieg” werden von denselben Personen Online-Beratungen zum Thema “Auswandern nach Montenegro” angeboten, deren “Kompletter Wert: 3.479€” ist. Es gibt aber auch Gutes zu berichten, und zwar dies: “Fang jetzt an und erhalte einen riesen Rabatt in Höhe von mehr als 70%”, und auch das noch: “Nur eine Zahlung von 349€ Heute!” (Ich warte lieber noch etwas, und zwar bis sich die Kursanbieter mit dem Land, über das sie informieren, etwas besser vertraut gemacht haben.)

Ich schreibe diesen Beitrag auch, weil mich das Video von Gunnar und insbesondere die Seite der geschäftstüchtigen jungen Deutschen auf die Idee gebracht hat, über mein eigenes Angebot (oder sollte ich schon “Produkt” sagen?) nachzudenken. Ob mein Service wirklich besser ist, immerhin ist mir bekannt, dass ein Land namens Bulgarien existiert, da bin ich mir nicht wirklich sicher. Er besteht auch nicht aus Online-Kursen, sondern ich biete mich selbst als Esel an, der dich durch’s Land führt.

Interesse? Dann schreib mir eine e-mail oder triff mich im Juni in Berlin!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bremen in Bulgarien (6)

 

Blick auf den Zarenhügel in Veliko Tarnovo

Der heutige Bericht von Joachim aus Bremen über die frühere bulgarische Hauptstadt Veliko Tarnovo im Zentrum des Landes ist etwas länger, weswegen ich mich kurz halte. Von mir gibt es eventuell später am Abend noch mal einen Eintrag oder morgen. Lass dich überraschen, auch von Joachims Bericht:

Wir sind gut angekommen in Veliko Tarnovo. Eigentlich sollte es eine Baustelle geben, die es kompliziert macht das Hotel anzufahren. Die gab es dann aber doch nicht. Die Fahrt hierher war unspektakulär, sieht man mal ab von den vielen Baustellen und Geschwindigkeitsbegrenzungen und all jenen, die sich nicht darum kümmern und trotzdem überholen.

Die Ankunft war mit einer Überraschung geschmückt: Mit solch einem großen geräumigen Hotelzimmer mit so toller Aussicht hatten wir nicht gerechnet. Die Stadt Tarnovo erstreckt sich über drei Haupt- und ein paar Nebenhügel. Die Häuser sind an die steilen Hänge gebaut und erinnern ein wenig an die Favelas in Rio de Janeiro, nur sind sie größer und in viel besserem Zustand. Unser Hotel ist eines davon und der Blick geht auf eine Insel, die durch den Flussbogen der Jantra gebildet wird. Mitten darauf steht das Denkmal dieser bulgarischen Heroen, die wohl dazu beitrugen die Republik zu gründen, ich glaube, Brüder sind es gewesen. Zu ihrer Zeit wurde Tarnovo zur Hauptstadt des bulgarischen Reiches, deshalb auch „Veliko“, was so viel heißt wie „großes“ oder „ruhmreiches“ Tarnovo. Rechts davon, noch auf der stadtnahen Seite des Flusses liegt eine Hotelruine. Riesig und unheimlich. Manch einer mag diese Architektur aus Sichtbeton dem Brutalismus zuordnen, wie er durch die Torres Blancas in Madrid vertreten wird. Hier jedoch gibt es zwar auch Sichtbeton, doch daneben Stilelemente, die dem Bunker ähnlichem das Rauhe und Formlose nehmen. Gewellte Dächer, die an Pagoden erinnern oder geschwungene Wände und Öffnungen, die zwar funktionslos sind aber stilgebend wirken.

Schade, dass niemand das Geld und den Mut besitzt, diesen Hotelkomplex wiederzubeleben.

Wir trafen zwei Stunden vor unserem Termin für die Stadtführung ein. Das war gut, denn wir waren müde und konnten uns ausruhen. Unsere Stadtführerin war pünktlich am Hotel und dankte uns für unsere Pünktlichkeit. Ich hatte mich an Tucholskys Ausspruch erinnert „Muss ich mich benehmen oder waren schon andere Deutsche hier?“ und mich für das Benehmen entschieden. Sie anscheinend auch. Vanja, unsere Stadtführerin hatte zwölf Jahre im hiesigen Archäologischen Museum verbracht und wusste viel zu berichten, wobei sie immer wieder auf die Archäologie zu sprechen kam. Heute arbeitet sie mit unwilligen Schülern und unterrichtet diese in Deutsch an einem Gymnasium. Die Führung ging durch Gassen und an alten Häusern vorbei, von denen manche gleich die Jahreszahlen ihrer Entstehung gut sichtbar an den Wänden trugen. Das seien die Botschaften von Russland, Rumänien und noch einem Land, da habe ich aber nicht aufgepasst. Wir mussten noch die ein oder andere Treppe, die ein oder andere Straße hoch und runter. Das seien, so wurde uns berichtet, auch die einzigen Richtungen, die es im Ort gäbe: Hoch, Runter, Treppe.

Vanja wusste auch viele Namen zu nennen, auch die von den Heroen, die als Denkmal verewigt sind drüben auf der Insel. Neben deren fremdländischen Namen und den vielen Jahreszahlen, die Vanja zu erzählen wusste, zeigte sie uns auch Hausfassaden und Gebäude, deren Funktion sie ebenfalls zu benennen wusste. Mir fällt es schwer dies alles zu erinnern, ich kann mich noch so viel anstrengen, diese Namen und Daten bleiben einfach nicht hängen in meinem Gedächtnis. Ist ja auch kein Wunder, denn woran sollen sie denn hängenbleiben, wo doch nicht mal meine Urgroßeltern zu den genannte Zeiten auf dieser Welt waren. Es geht weiter durch den Ort, durch die kleinen engen Gassen und Vanja weist hin auf ein Denkmal, eine Festungsanlage, links davon eine Kirche, das war dann aber nicht die einzige, man hatte die Fundamente von 23 anderen ausgegraben.

Nun ja. Mir wurde es nach 2,5h zu viel. Ich konnte mir ja eh nicht alles merken (s.o.) und deshalb winkte ich ab, als sie den Rest unserer Tour noch erwähnte. Wir sollten wieder runter zum Fluss und über eine der zwei Brücken hinüber zum Denkmal mit den Heroen und von dort zurück – wahrscheinlich über die zweite Brücke – zu unserem Hotel. Ich sagte etwas von Hunger und Restaurant, worauf sie uns gleich das ein oder andere mit Terrasse und Ausblick auf die Stadt zeigte.

Wir sind (schon wieder) in einer Art Pizzeria gelandet. Jetzt aber mit Aussicht und auf einer Terrasse.

Der erste Abend verlief ruhig und an einem Tischchen des zum Hotel gehörenden Restaurants. Wir hatten, wie kann es anders sein, eine gute Aussicht auf das Denkmal der Heroen und die Erinnerung an kommunistische Zeiten in Gestalt des riesigen Hotelkomplexes, tranken unser Bier und waren bald rechtschaffen müde.

Am zweiten Tag erhielten wir ein recht üppiges Frühstück. Als wir gegen zehn Uhr ins Restaurant kamen, waren wir die einzigen Gäste und ein Tisch extra für uns gedeckt. Es gab Wurst, Käse, Müsli, Obst und bulgarischen Joghurt. Dazu richtigen Kaffee, also Espresso, heiße Milch und Orangensaft. Dafür, dass die Bulgaren nicht frühstücken war dies doch eine Überraschung. Danach zogen wir los auf die Heroen-Insel, bestaunten die Helden, fanden im Denkmal gar die steinerne Abbildung einer Frau mit Kind und erkundeten die Wege und vor allem Treppen der Insel. Es wurde ein Waldbad, denn Bäume und Blätter gab es zuhauf.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass auch die hiesige Geschichte eine Geschichte von Männern und ihrer Taten ist. Wir hätten doch mehr danach fragen sollen, was denn mit den Frauen war, als deren Männer so heroisch unterwegs waren, sich gegen und für etwas in den Kampf begaben und auf Schlachtfeldern ihr Ende fanden. Oder ähnlich wie Bertolt Brecht, der seine „Fragen eines lesenden Arbeiters“ formuliert:

“Wer baute das siebentorige Theben?

In den Büchern stehen die Namen von Königen.

Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?

Und das mehrmals zerstörte Babylon

Wer baute es so viele Male auf?

In welchen Häusern des goldstrahlenden Limas wohnten die Bauleute?

Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war die Maurer?

Das große Rom ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie?”

Tja, verpasste Gelegenheiten, wir können dann in Plovdiv während der dortigen Stadtführung das Fragen üben.

Für Kerstin und mich ist es mittlerweile auffällig, dass wir uns immer dann auf den Weg machen, wenn die Hitze des Tages am größten ist. Wie auch jetzt wieder. Jedes Mal, wenn wir aus dem Schatten der Bäume traten, konnten wir feststellen, was Hitze bedeutet. Allerdings eine Hitze der gnädigen Art. Vanja hatte uns erzählt im Sommer könne es hier auch 42° heiß werden. Da sind wir doch eher einer Wärme statt einer Hitze ausgesetzt.

Der Tag ist noch nicht zu Ende und doch sind wir müde. Es muss eine Alterserscheinung sein, die sich da zeigt. Da wir aber wissen, dass nichts schlimmer ist als eine Stadterkundung in müdem Zustand, gehen wir erst zurück ins Hotel, um uns auszuruhen und fit zu machen für einen zweiten An- und Abstieg durch die Stadt und ihre Gassen.

Anzuraten ist, eine Stadtbesichtigung morgens früh, vielleicht kurz nach Sonnenaufgang zu machen. Abzuraten ist, diese zwischen 15:00 und 18:00 bei ca. 28° Celsius durchzuführen in einer Stadt, die keine Fußgängerzonen kennt und nur das Hoch, Runter und Treppe. Es ist nicht nur laut in den Straßen, die Luft dort ist auch von Abgasen geschwängert. Wenn dann noch für Abends ein Gewitter angesagt ist, dann sollte man eigentlich an einem kühlen Platz bleiben und sich nicht bewegen.

Wir haben uns nicht daran gehalten und sind durch die Straßen gelaufen, haben die Schaufenster begutachtet und einen DM-Markt besucht. Der war kühl. Die Produkte dort sahen auch nicht anders aus als bei uns. Bis auf die Beschreibungen, die auf bulgarisch oder in Englisch zu lesen waren. Kerstin übte sich im Entziffern der kyrillischen Buchstaben. Nicht nur im DM, sondern auch überall dort, wo Schilder und Informationstafeln zu sehen waren. Davon gab es einige und so zog sich unser Schaufensterbummel hin.

Den heutige Abend werden wir in unserem Hotel-Restaurant verbringen mit der schon erwähnten Aussicht auf das Heroen-Denkmal und den zerfallenden Hotelkomplex. Und da es die Speisekarte auch auf Englisch gibt, werden wir wohl keine Probleme mit der Bestellung haben. Morgen fahren wir weiter ins Rosental, in den Ort Kalofer. Dem Geburtsort eines weiteren bulgarischen Helden, Christ Botew. Ihm zu Ehren heulen in ganz Bulgarien am 2. Juni um 12:00 Uhr die Sirenen. Gut, dass Rumen uns darauf aufmerksam machte, wir hätten uns womöglich auf die Suche nach dem nächsten Luftschutzkeller gemacht. Eine alte deutsche Gewohnheit …

Foto&Text JoachimBremen

Bericht aus Bulgarien (152)

TaxiBerlin als DonkeyMan

Heute in einer Woche komme ich für etwa drei Wochen nach Berlin. Mir ist ehrlich gesagt schon etwas mulmig deswegen, aber das soll nicht Gegenstand dieses Beitrags sein, sondern die Möglichkeit, einer meiner Sponsoren zu werden. Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass ich bei den Anonymen Alkoholikern, wo Sponsoren absolut üblich sind, keinen Sponsor hatte, aber jetzt hier in Bulgarien. 

Einer meiner Sponsoren ist Joachim aus Bremen, der mich zusammen mit seiner Frau am Wochenende besucht hat. Beide sind gerade mit einem Mietwagen in den Schluchten des Balkans unterwegs, im Moment von Veliko Tirnovo nach Kalofer. Später werde ich noch einen aktuellen Bericht von Joachim hier auf meiner Seite veröffentlichen. Ich erwähne Joachim auch, weil er in seinem ersten Bericht beschrieben hat, wie es dazu kam, dass er einer meiner Sponsoren wurde: 

Noch vor meiner ersten Kontaktaufnahme per Mail hatte ich Rumen eine Spende zukommen lassen. Mir war, als ist diese ganz persönliche Spende mehr wert als meine sonstigen Ablasshandlungen gegenüber Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen oder sonstigen gemeinnützigen Organisationen. Rumen war kein Objekt meiner Gewissensberuhigung. Es war mir wichtig und machte mir Freude, ihn in seiner Situation zu unterstützen.

Auch du kannst ein Sponsor von mir werden, aber nicht nur das. Du kannst dich auch mit mir treffen, und zwar ab dem 8. Juni in der deutschen Hauptstadt. Manchmal ist es hilfreich, denjenigen, den man unterstützen will, vorher persönlich kennenzulernen. Und wenn du nicht nach Bulgarien kommen kannst oder willst wie Joachim und seine Frau, dann müssen wir uns eben in Berlin treffen. Natürlich nur, wenn du den Mut dazu hast, denn mein “Impfstatus” ist nicht auf dem “aktuellen Stand”. Um bei der Wahrheit zu bleiben: ich bin nicht geimpft, höchstens gegen eine “Impfung” mit einem kaum erprobten neuen “Impfstoff”, auch und gerade wenn dieser “bereits an Milliarden von Menschen getestet wurden ist, sozusagen in einem großen Feldversuch auf der ganzen Welt”. (O-Ton Saskia Esken, SPD)

Wer trotzdem Interesse hat, mich persönlich im Juni in Berlin kennenzulernen, schreibt mir eine e-mail, meine e-mail Adresse steht rechts von diesem Beitrag.

Es besteht auch die Möglichkeit, mich direkt mit einer Spende zu unterstützen. Der Spenden-Button befindet sich ebenfalls rechts oben von diesem Beitrag. Danke!

Foto&Text TaxiBerlin