Einige wenige werden gerade sehr reich und nur allzu viele ziemlich arm. In Bulgarien, wo man Deutschland der Zeit voraus ist, gibt es jetzt bereits Supermärkte für beide, und das schon seit einiger Zeit. Die Kette “Reich Arm” hat jetzt auch im Nachbarort Varshets, wo sich das Café “Vegas” befindet, eine “Reich Arm” Filiale aufgemacht, was ich zum Anlass nehme, darüber zu berichten. Zu Ende denken muss man “Reich Arm” natürlich mal wieder selbst. Erst einmal muss man die Wörter umstellen, damit es auf Deutsch klingt, also aus “Reich Arm” “Arm Reich” machen. Auch in Bulgarien sagen die allermeisten nicht “Reich Arm”, sondern “Reich und Arm”. Zumindest kommt es mir so vor, weil ich es so mache, denn im Deutschen klingt es mit dem “und” zwischen “Reich” und “Arm” einfach besser. Gerade gehe ich dazu über, den Supermarkt “Arm oder Reich” zu nennen. Denn dazwischen gibt es praktisch nichts mehr.
Was auf Bulgarisch “богат беден” geschrieben wird, wird “bogat beden” ausgesprochen. Da das Bulgarische dem Russischen nahe steht, genau genommen haben die Bulgaren dem Russen zwar keine Waffen, aber immerhin das Alphabet geliefert, muss jeder selbst entscheiden, ob er diese Information speichert oder gleich wieder vergisst, um nicht als Russophil zu gelten. Ich schreibe das auch, weil ich jetzt hautberuflich mit dem Aufschnüffeln “pro russischer” Desinformation mein Geld verdiene, und “pro russisch” praktisch mit der Verwendung des Kyrilleschen beginnt. Dass “богат беден”, ausgesprochen “bogat beden”, “Reich Arm” heißt, stimmt wirklich. Dass es in Zukunft möglicherweise nur noch “Arm oder Reich” gibt, dabei kann es sich unter Umständen bereits um “pro russische” Propaganda und Desinformation handeln.
Glaubt man, so wie ich, Bertolt Brecht, hat das eine mit dem anderen zu tun. Brechts Idee zusammengefasst, lautet so: “Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.” In der langen Version, also im Original, liest es sich so: “Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an. Und der arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.” Es ist also kein Quatsch und auch keine Übertreibung, davon auszugehen, dass beides direkt miteinander zu tun hat. Wie ich das jetzt als “pro russische” Propaganda verpacke, das ist gerade mein Problem. Immerhin, Brecht ist damals einmal quer durch die Sowjetunion gereist. Das müsste eigentlich ausreichen, um aus ihn einen russischen Agenten zu machen. Nur ist er am Ende von Wladiwostok aus, auf der Flucht sowohl vor den Faschisten als auch vor den Kommunisten (genauer: Stalinisten), nach Kalifornien übergesetzt, aber vielleicht lasse ich das Ende einfach weg.
Foto&Text TaxiBerlin
Fotos&Text TaxiBerlin