Die Balkanisierung Deutschlands und des Westens

Hatte ich bisher nur die Balkanisierung Berlins beklagt, so muss ich meine Klage nun auf den gesamten Westen ausweiten. Jeffrey Sechs setzt in obigem Video den Krieg in der Ukraine nicht nur in den in westlichen Medien fehlenden Kontext, sondern erklärt ab 12:47 das, was ich meine, so: “Meine Freunde sagen, Jeff, wie konntest du jemals erwarten, dass wir das einhalten? Das ist Unsinn! – Ich antworte: ‘Doch, ihr habt ein Abkommen!’ – Oh, eine Vereinbarung! Und wir sollen das einfach so hinnehmen?” – Mit der Vereinbarung ist das Minsker Abkommen gemeint, das, wie Angela Merkel kürzlich zugab, 2015 nur unterzeichnet wurde, um der Ukraine Zeit für die Aufrüstung zu geben. Und das erinnert mich an die Balkanlegende von der Schlange und dem Schäferhund. Der Hund möchte gerne über den Fluss, weiß aber nicht wie. Da bietet sich die Schlange an, ihn über den Fluss zu bringen. Der Hund zögert, denn er ist sich sicher, dass die Schlange ihn beißen und mit ihrem Gift töten wird. Die Schlange beruhigt ihn, sie werde dies nicht tun, er solle sich keine Sorgen machen. Der Hund willigt schließlich ein und lässt sich von der Schlange über den Fluss bringen. Kaum am anderen Ufer angekommen, passiert das, was der Hund befürchtet hatte. Die Schlange beißt ihn. Im Sterben und mit letzter Kraft fragt der Hund die Schlage, warum sie das getan habe, sie hätte ihm doch das Gegenteil versprochen. Darauf die Schlange: “Weil wir auf dem Balkan sind!” Heute müsste es lauten: “Weil wir der Westen sind und es können!” – Ob wir es wirklich können, muss allerdings erst noch bewiesen werden.
Video Jeffrey Sachs
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (421) – “Rückmeldungen”

Nach meinem letzten Beitrag, in dem es um meine wunderbare Bulgarisierung ging, erhielt ich zahlreiche Zuschriften, für die ich mich auf diesem Wege noch einmal herzlich bedanken möchte. Eine kam ganz und gar aus Neuseeland, auch dort werde ich also wahrgenommen. Eine andere Rückmeldung kam aus der Schweiz. Der Schweizer hat mir ein Bild von seinem Berg geschickt, weswegen ich auf die Idee gekommen bin, obiges zu veröffentlichen, was mein Ausblick auf “Die Bulgarische Schweiz”, das Balkangebirge, ist. Weitere e-mails erreichten mich aus dem Bayrischen, aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Was alle Leserbriefe verband, war, dass die Verfasser meine Berichterstattung schätzen, was mich glücklich macht. Meine Arbeit ist also nicht umsonst, sondern sie erreicht Menschen und spricht sie an. Darüber freue ich mich sehr. – Vielen Dank dafür!
Foto&Text TaxiBerlin

“Ist Humor eine Waffe, die wir unterschätzen?”

Letztes Jahr hat mir einer meiner Leser und Sponsoren meiner Arbeit aus der Heimat das Buch “Wenn’s keiner sagt, sag ich’s” von Milosz Matuschek zukommen lassen, wofür ich ihm immer noch dankbar bin. Milosz Matuschek wuchs als Spätaussiedler in Deutschland auf, hat Rechts- und Sozialwissenschaften in München, Paris und Regensburg studiert und lange Zeit, genau waren es sechs Jahre, Kolumnen für die Neue Zürcher Zeitung verfasst, bis er zu kritisch wurde und die NZZ ihn rausgekickt hat. Ursprünglich kommt Milosz Matuschek aus Polen. Seine Eltern sind in den Westen gegangen, da war Milosz Matuschek noch ein Kind. Irgendwo begründete Milosz Matuschek sein Motto, das gleichzeitig Titel seines Buches ist, damit, dass seine Eltern nicht in den Westen gegangen seien, damit sie hier heute dieselben Denkverbote wie in Polen erleben. Meinem Vater ginge es, würde er noch leben, heute wahrscheinlich ähnlich. Er hat Bulgarien bereits in den Sechzigern verlassen, an erster Stelle aus materiellen Gründen, aber nicht nur. Auch er war ein sehr freiheitsliebender Mensch. In gewisser Weise trifft die Aussage von Milosz Matuschek auch auf mich zu. Ich bin nicht ’89 auf die Straße gegangen, um mir heute sagen zu lassen, was ich denken darf und sagen kann. Eine Frage geht mir aktuell auch durch den Kopf, die in obigem Interview beantwortet wird. Es ist die Frage, ob wir vielleicht den Humor als Waffe unterschätzen. Bereits gestern hatte ich die Frage für mich mit Ja beantwortet. Das war, bevor ich das Interview mit Milosz Matuschek gehört habe. Wenn du wissen willst, wie er die Frage beantwortet, musst du nur obigem Gespräch lauschen.
Interview Apolut
Text TaxiBerlin

Neues Talk-Radio aus Berlin mit Paul Brandenburg


Talk Radio ist ein sehenswerter Film von Oliver Stone aus dem Jahr 1988 aus Amerika. In Berlin hat Jürgen Kuttner das Talk Radio Anfang der Neunziger mit seinem legendären Sprechfunk erfunden. Seit einiger Zeit gibt es wieder einen Sprechfunk auf RadioEins mit Jürgen Kuttner, der aber mit dem Sprechfunk auf FritzRadio von Anfang der Neunziger, als die Mitschnitte mittels Musikkassetten im Land verbreitet wurden, nichts zu tun. Berliner Talk Radio im besten Sinne ist aktuell die Sendung Paul Brandenburg Live. Der Arzt Paul Brandenburg lädt dazu immer einen Experten ein, Zuhörer können anrufen, ihre Statements abgeben und Fragen stellen. Ein regelmäßiger Anrufer der Sendung ist der Berliner Polizist Lutz, der aus dem Nähkästchen plaudert, in obiger Ausgabe unter anderem über Party People in meinem ehemaligen Stadtbezirk, dem Friedrichshain. Ein anderes Thema sind die zahlreichen Landsleute, 1.5 Millionen, die seit 2015 ihre Heimat verlassen haben, und zu denen ich auch gehöre. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen mittlerweile mehr Menschen Deutschland verlassen, als hinkommen. So wie ich es auch in meinem letzten Artikel beschrieben habe: Ein Land zum Davonlaufen.
TalkRadio PaulBrandenburg
Text TaxiBerlin

Tierärzte und ihre Telefonansagen

Tierärzte haben’s echt drauf! Gut, nicht alle. Aber manch einer eben doch. Dazu braucht er keine asozialen Netzwerke, nein, noch nicht mal Internet. Er spricht einfach auf Band, praktisch analog, und jeder, der Ohren hat, kann ihn anrufen und es abhören. Wie genial ist das denn?! – Fragte mich gestern noch ein Freund, warum ich nicht bei Twitter bin, überlege ich heute schon, ob ich mir nicht ein Telefon mit Anrufbeantworter zulege. Man scheint mit Ansagen auf solchen Geräten viele Menschen zu erreichen. Vor allem spricht man nicht wenigen von ihnen aus dem Herzen. So würde ich aus den Schluchten des Balkans die 30.000 Aufrufe und die fast 5.000 Daumen nach oben nach nur sechs Stunden deuten.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (420) – “Frierst du schon oder heizt du noch?”

Frieren gefährdet deine Gesundheit
Es mag auch in Bulgarien den ein oder anderen geben, der gerade für den Frieden friert. Ich kenne aber keinen persönlich. Die allermeisten, die gerade frieren in Bulgarien, tun dies, weil man ihnen die Heizung abgestellt hat, die sie nicht mehr bezahlen konnten, oder sie können sich kein Holz mehr leisten. Nur 11 Prozent der Bulgaren haben es geschafft, im letzten Jahr zu sparen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. 39 Prozent haben “normal” gelebt, also ohne zu sparen, 19 Prozent haben auf ihre Ersparnisse zurückgreifen müssen und 27 Prozent mussten Darlehen und Kredite aufnehmen. Der Umfrage zufolge ist die verschlechterte finanzielle Lage der Menschen in dem kleinen Land am Rand auf drei Hauptgründe zurückzuführen: die gestiegenen Lebensmittelkosten, die steigenden Energiepreise und die Inflation. Diese liegt “stabil” bei 17 Prozent. In Wirklichkeit dürfte sie eher irgendwo zwischen 20 und 50 Prozent zu suchen sein. Viele Grundnahrungsmittel, wie zum Beispiel Brot, Butter und Eier, kosten heute oft sogar doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Woher ich das weiß? Aus dem staatlichen bulgarischen Nationalradio, und zwar genau von dieser und dieser Seite. Ich weiß es auch, weil ich mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehe. Vor allem weiß ich es, weil, wenn ich irgendetwas sehe oder höre, was nicht in mein Weltbild passt, dieses in Frage stelle, was ich auch nur jedem empfehlen kann. Genauso wie ich jedem auch in der Heimat nur empfehlen kann, nicht zu frieren (soweit er es sich noch leisten kann), auch wenn ihm das dumme Politiker einzureden versuchen, denn frieren gefährdet deine Gesundheit. Ich selbst habe einen warmen Raum in meiner Hütte – der Rest ist kalt. Der eine warme Raum ist dafür richtig warm. So kenne ich es auch von früher. Es gab immer mindestens einen warmen Raum in einem bulgarischen Haus, in aller Regel war das die Küche, die bei mir heute eine Wohnküche ist.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (419) – “Der Systemwechsel”

Sonnenuntergang in den Schluchten des Balkans

In Bulgarien gibt es aktuell nicht nur eine Unterschriftensammlung für ein Referendum über die geplante Einführung des Euros zum 1. Januar 2024, sondern neuerdings auch eine von einem Initiativkomitee organisierte über die Einführung eines Präsidialsystem. Es gibt also Kräfte im Land, die einen Systemwechsel wollen, und zwar von einer parlamentarischen Demokratie wie in Deutschland zu einer Präsidialrepublik. Als ich gestern zum ersten Mal davon hörte, musste ich sogleich an den Cäsarismus denken, von dem ich kürzlich in Oswald Spenglers “Untergang des Abendlandes” gelesen habe. Der Cäsarismus oder auch Cäsarenherrschaft geht auf Julius Cäsar zurück, besser auf den Diktator Julius Cäsar, dessen Name wiederum auf den Kaiserschnitt, die Sectio caesarea, zurückgeht. Auch Karl Marx, Alexander de Tocqueville, John Stuart Mills, Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt, Friedrich Nietzsche, Antonio Gramsci und viele andere haben sich mit dem bekannten römischen Herrscher und seiner Herrschaft beschäftigt. Sieht man sie positiv, ist sie die Herrschaft einer charismatischen Einzelperson. Ist das Glas halbleer, dann ist es eine Diktatur, die zum Despotismus und zur Tyrannei führt. Geht es nach Oswald Spengler, kündigt der Cäsarismus den Verfall der Kultur und damit das zweite und letzte Stadium der Zivilisation an. Möglicherweise ist hier Bulgarien, wo in 2022 nur 39 Prozent „normal“ gelebt haben, das heißt ohne zu sparen, 19 Prozent bereits auf ihre Ersparnisse zurückgreifen und 27 Prozent sogar Darlehen beziehungsweise Kredite aufnehmen mussten, Deutschland der Zeit ein weiteres Mal voraus. Eine Zeit gesellschaftlicher Umbrüche und Verwerfungen, die die Demokratie ablöst. – Es bleibt also spannend, und ich sitze in der ersten Reihe.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (418) – “Deine Sachen sind schon da”

Heute auf dem Flohmarkt in Montana

Nachdem Edward Snowden aufgedeckt hatte, dass Onkel Sam, unser große Bruder in Amerika, alles über uns weiß, warb ein Berliner Reisebüro mit dem Slogan: “Kommen Sie in die USA, Ihre Daten sind schon da.” – Jetzt, wo sich immer weniger Deutschland leisten können, kommt aus Bulgarien die Einladung: “Komm in die Schluchten des Balkans, Deine Sachen sind schon da.” – Das Foto entstand heute in Montana, der Hauptstadt der ärmsten Region des kleinen Landes am Rand. Auch in Sachen Flohmarkt ist in Bulgarien alles anders. Während in Berlin Flohmärkte in aller Regel am Sonntag stattfinden, einige wenige auch samstags, ist in Montana immer montags Flohmarkt. Dass es dort immer mehr Dinge auf Deutsch gibt, ist eine neue Entwicklung. Wie ich erfuhr, sind die Sachen aus Deutschland, wo sie auf der Straße herumliegen, auf der wohl bald auch immer Landsleute sitzen werden. – Das muss nicht sein. Komm einfach nach Bulgarien! Deine Sachen sind schon hier.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (417) “Hilferuf aus der Heimat”

Worauf wartest du?

In den letzten Tagen erhielt ich mehrere Anrufe aus der Heimat, die eines gemeinsam hatten. Der Anrufer brach während des Telefonats in Tränen aus, wofür aktuelle Gründe die Ursache zu sein schienen. Materiell geht es den Anrufern gut, oder vielleicht sollte man besser “noch gut” sagen. Keiner von ihnen hat bisher finanzielle Probleme. Das war also nicht der Grund für ihren Schmerz. Ich habe das getan, was ich auch in meinem Taxi getan habe. Ich habe einfach nur zugehört, Fragen gestellt, mich mit Kommentaren, Ratschlägen oder gar Urteilen zurückgehalten, denn ich wollte verstehen, wo der Schmerz bei meinen Anrufern herrührt. Auch sie sind erschöpft, keine Frage, wie es schon vor gut einer Woche in einer e-mail an mich stand. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass sowohl die Anrufer, als auch der Verfasser der e-mail, unter einer so genannten posttraumatische Belastungsstörung leiden. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die als Folge auf ein traumatisches Erlebnis auftreten kann. Das traumatische Erlebnis ist in dem Fall Corona, eine als lebensbedrohlich dargestellte Erkrankung, die angeblich die eigene Sicherheit und die von anderen bedroht. Aber nicht nur das. Der sichere Tod wurde uns allen praktisch garantiert, und das fast drei Jahre lang. Ein Trauma ist da nur folgerichtig. Und wer heute in der Heimat nicht traumatisiert ist, der sollte sich fragen, was mit ihm nicht stimmt. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich selbst habe mich vor diesem Trauma in den Schluchten des Balkans in Sicherheit gebracht. Spätestens nachdem mich aktuell die Hilferufe aus der Heimat erreicht haben, gehe ich nunmehr mit Sicherheit davon aus, dass demnächst weitere Landsleute diesen Weg auch gehen werden. Nämlich dann, wenn sie hungern oder frieren müssen (oder beides), weil die Kohle hinten und vorne nicht mehr reicht, denn die Inflation wird auch in Deutschland weiter voranschreiten. Habe ich mich anfangs gefragt, ob mein Gang nach Bulgarien eine Flucht war, komme ich nun immer mehr zu dem Schluss, dass ich damit nur erneut eine Vorhut darstelle. Früher war es der Gang nach Berlin, als sich noch keine Hipster und Party People dorthin trauten. Heute ist es der Umzug nach Bulgarien, was vielen demnächst bevorsteht. Und da kann ich alle beruhigen, die sich mit diesem Gedanken tragen oder gar schon auf gepackten Koffern sitzen. Es erwartet euch ein aufregendes Abenteuer in den Schluchten des Balkans, das euch gesund werden lässt und eure erlittenen Traumata heilen kann. Ihr braucht dazu nicht viel Geld, ihr müsste nur offen für Neues sein. Nur eines solltet ihr nicht tun. Noch länger in der Heimat warten, bis alle anderen sich auch auf den Weg machen, wie es mit Berlin passiert ist. Dann ist es zu spät. Deswegen möchte ich allen Unentschlossenen Mut machen. Fasst euch ein Herz. Habt keine Angst mehr. Und vergesst nicht: Das wichtigste im Leben sind die Veränderungen.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (416) – “Hipster trifft Zigeuner”

Im Café “Berlin”

Mein Dorf Spa wird unter Insidern auch der Kurort vom Kurort genannt, womit das Nachbarstädtchen gemeint ist. Kurort ist auch in Bulgarien das Wort für Kurort, wobei hier wiederum nur Insider wissen, dass Kurort aus dem Deutschen kommt. Im Kurort nebenan gibt es neben vielen Hotels und Pensionen auch das Gästehaus “Berlin”, was sich über dem Café “Berlin” befindet. Im Café “Berlin” habe ich mir früher immer mein Frühstück gekauft, eine Banitsa mit Boza. Das ist jetzt einige Zeit her. Bevor auch dort vor einem Jahr alles teurer wurde, war zuvor schon die Qualität der angebotenen Speisen schlechter geworden. Einfach deswegen, weil sich gute Qualität kaum noch jemand leisten kann. Das ist wie mit dem mit Palmfett versetzten Schafkäse aus Kuhmilch, über den ich gestern geschrieben habe. Gleich geblieben ist, dass das Café “Berlin” gerne und zahlreich von Zigeunern frequentiert wird. Für manch einen in Deutschland ist Zigeuner ein umstrittener Begriff, aber nicht für jeden. Beispielsweise nicht für Ralf Bauerdick, der vor jetzt genau zehn Jahren ein Buch mit dem Titel “Zigeuner” geschrieben hat. Auch in Bulgarien ist der Begriff Zigeuner nicht umstritten, genauso wie Gypsy es im Englischen nicht ist. Eine Fremdbezeichnung ist das Wort Zigeuner auch nicht, zumindest nicht in meinem Nachbarort, wo es ein eigenes Zigeuner-Viertel gibt, das so genannte Machala, in dem ich mich vor Jahren nach einem Esel für meine Wanderung umgesehen habe. Ich kenne auch einige Zigeuner aus dem Machala, beispielsweise den Maistor Manol, einer der besten Verputzer in der Region. Maistor Manol hat auch schon für mich gearbeitet. Der Mann ist aber – zu Recht – nicht ganz billig. Ein anderer Zigeuner-Maistor hat mir damals den Gepäcksattel für meinen Esel gebaut, den ich am Ende in meinem Dorf gefunden habe. Auch er ist ein Meister seines Fachs. Maistor Manol habe ich neulich auf dem Basar getroffen. Wir haben kurz gesprochen, es geht ihm gut, er hat wie immer viel Arbeit. Unterhalten haben wir uns auf Bulgarisch, mit seinen Leuten spricht er Zigeunerisch. Auch im Café “Berlin” wird viel Zigeunerisch gesprochen. Manchmal gehe ich genau deswegen noch hin, nur um diese für mich fremde Sprache zu hören. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mir Berliner Hipster im Café “Berlin” des Nachbarorts vorgestellt habe. Möglich wäre es ja, immerhin ist es ein Kurort und verfügt dementsprechend über Hotels, Pensionen und – last but not least – das Gästehaus “Berlin”. Auch wenn ich keine Werbung für den Nachbarort – und schon gar nicht für mein Dorf – und das dortige Café “Berlin” unter Berliner Hipstern machen möchte, fände ich dieses Aufeinandertreffen – “Hipster trifft Zigeuner” – schon wieder reizvoll. Wenn also irgendein Berliner Hipster nicht nur die Hose auf der Hüfte trägt, sondern in seiner Hose auch noch einen Arsch hat, den er in die Schluchten des Balkans bewegen möchte, so ist er hier auf jeden Fall willkommen.

Foto&Text TaxiBerlin