Bericht aus Bulgarien (520) – “Morgengruß”

Nervt das hochsensible Mikrophon bei Wind, nimmt es hier die zwitschernden Vögel vorzüglich auf. Alles hat eben immer seine zwei Seiten, genauso wie beim Menschen. Was für den einen gut ist, kann dem anderen schaden. Den anderen so sein zu lassen, wie er ist, habe ich im Taxi gelernt. In Bulgarien habe ich nochmal vieles dazulernen können. Meine Schubladen, in die ich zuvor Menschen getan hatte, habe ich zu hause gelassen. Demnächst werde ich in die Heimat fliegen, um dort meine Schubladen zu leeren. Was sich noch verkaufen lässt, werde ich verkaufen. Was weg kann, kommt weg. Was ich verkaufen werde, sind Bücher. Das lässt sich schon jetzt und aus der Ferne absehen. Dafür werde ich meinen Stand “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker wieder eröffnen. Die Wiedereröffnung ist noch ein paar Wochen hin, ich wollte sie aber hier schon mal angekündigt haben.
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Bericht aus Bulgarien (519) – “Vom Wandern und Auswandern”

Das schöne daran, dass jeder zweite Bulgare ausgewandert ist, ist, dass man in dem Land am Rand in Ruhe wandern kann. Auf meinen Wanderungen bin ich immer alleine. Ich begegne keinem Menschen, nur verlassenen Gebäuden, oft vor einer phantastischen Kulisse, in die ich sogleich einziehen könnte. Gut, manchmal hätte ich kein Dach über dem Kopf, aber haben das nicht auch immer mehr Menschen in der Heimat? Mit der Orientierung macht man es wie früher. Wo das Moos wächst, da ist Norden. Was das Wildbret angeht, da ist der Wolf oftmals schneller. Dann gilt es Geduld zu haben, bis aus den Blüten irgendwann Früchte werden. Zum Glück gibt es überall wunderbare Ausblicke, bei denen einem das Warten nicht lang wird.

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Bericht aus Bulgarien (518) – “Kein Wasser”

Mit den Brücken ist es wie mit den Absperrhähnen
Man weiß nie, welche(n) man benutzen soll

Vorgestern war früh das Wasser weg. Das kommt immer mal wieder vor, und zwar ohne dass ein Schild an der Tür oder im Treppenhaus hängen würde. Man ist also gut beraten, immer etwas Wasser für einen solchen Fall vorbereitet zu haben. In der Heimat sind die Menschen schon genervt, wenn die mal für ein oder zwei Stunden kein Wasser haben, selbst wenn es Tage vorher angekündigt war. Auch ich war einer von diesen Menschen. Hier in Bulgarien gehört es zum Alltag dazu, und zwar unangekündigt. Ich will nicht sagen, dass ich mich daran gewöhnt hätte, plötzlich kein Wasser zu haben. So ist es nicht. Aber dadurch, dass ich vorbereitet bin, ist es leichter zu handeln. Ich hab gleich meinen Bürgermeister angerufen, der schon wusste, dass es ein Problem mit dem Wasser gibt. Das ganze Dorf hatte keins. Gegen Mittag ging ich zu Oma Bore, die weiter unten wohnt. Sie hatte zu dem Zeitpunkt schon wieder Wasser und mit ihr das ganze Dorf. Ich rief nochmal meinen Bürgermeister an, der auch gleich noch einmal Leute hochschicken wollte. Danach rief ich ihn noch dreimal an und er rief auch mich noch einmal zurück. Am Abend hatte ich immer noch kein Wasser. Es war Freitag, zudem Feiertag. Ich richtete mich auf ein Wochenende ohne Wasser ein. Zum Glück hatte ich am Tag zuvor geduscht. Gestern, Samstag, rief ich morgens noch einmal meinen Bürgermeister an. Er versprach mir erneut, Leute zu schicken. Ich hatte ehrlich gesagt keine große Hoffnung, dass wirklich jemand kommen würde. Es dauerte aber keine Stunde, dann waren drei Leute da. Bald darauf kam sogar ein Bagger. Das ganze an einem Samstag. Gebaggert werden musste nicht, sondern nur ein Absperrhahn aufgedreht. Auch das passiert regelmäßig, dass etwas repariert, am Ende aber irgendein Absperrhahn nicht aufgedreht wird, weswegen ich kein Wasser habe. Es ist immer ein anderer Absperrhahn. Um das mit den Absperrhähnen zu verstehen, müsste man es wahrscheinlich studieren. Letztendlich sind die Absperrhähne aber nicht das Problem, denn die funktionieren. Mann kann sie auf- und zudrehen. Das Problem sind die Leitungen, die alle naselang irgendwo anders entzwei gehen und geflickt werden müssen. Das beste wäre, komplett neue Leitungen zu legen, aber dafür fehlt das Geld. Lieber schickt man Waffen in die Ukraine, damit dort die Leitungen samt Absperrhähnen zerbomt werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll BlackRock schon den Auftrag für den Wiederaufbau bekommen haben. Die machen das natürlich aus reiner Menschenliebe. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich von der Nächstenliebe von BlackRock abhängig sein möchte. Spontan tendiere ich zu einem Nein. Lieber rufe ich siebenmal meinen Bürgermeister an, werde dreimal von ihm zurückgerufen und warte einen Tag.

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Bericht aus Bulgarien (517) – “Verblödungsmesser”

“Bosetti will reden” – dagegen ist nichts einzuwenden. Aber warum muss sie dies von unser aller Zwangsgebühren auf Öffentlich/Rechtlich tun? Hat Öffentlich/Rechtlich seinen Bildungsauftrag abgegeben? Habe ich etwas verpasst? Ach, die Frau macht Satire. OK, aber ich kann gar nicht lachen. Für mich ist die Frau einfach nur peinlich. Ihre geballte Dummheit und Arroganz bereiten mir körperliche Schmerzen. Ich danke Ervin Tahirovic alias Proletopia, dass ich mir das nicht alleine ansehen musste. Warum ich mir das überhaupt anschaue? Weil ich beabsichtige demnächst nach Deutschland zu kommen. Für mich ist “Bosetti will reden” insoweit Bildungsfernsehen, dass ich erfahre, wie weit die Verblödung in der Heimat vorangeschritten ist. In Bulgarien gibt es dafür ein Messgerät. Es heißt Verblödungsmesser. Ich habe einen solchen bulgarischen Verblödungsmesser benutzt. Er ist bei “Bosetti will reden” sogleich in tausend Teile zersprungen.
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Bericht aus Bulgarien (516) “Pro Balkanisierung”

Der Balkan ist überall. Nicht nur in Bulgarien und Berlin, sondern auch in Indien. Dort grüßt die tägliche Balkanisierung bei der Ankunft der deutschen Außenministerin in Delhi. Sie grüßt in der Form, dass niemand da ist, der Frau Baerbock in Empfang nimmt. Immerhin drei Herren vom Bodenpersonal. Irgendwann kommt der deutsche Botschafter angerannt und mit ihm auch die Limo angebraust. Zuvor Anna allein zu Haus, oder besser: in der Fremde. So sieht die aktuelle Rolle Deutschland in der Welt aus. Nichts mit “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”. Eher “Deutschland verrecke!” Gut so! Bitte mehr von solchen Bildern! Jetzt bin auch ich für eine weitere Balkanisierung Deutschlands. Hier gilt nicht mein berlinerisch-bulgarische Motto: “Worum geht’s? – Ich bin dagegen!”
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Über den Friedensschwurbler Blinken und den Lumpenpazifisten Lawrow

Nannte man gestern noch alle diejenigen, die sich für Gespräche aussprachen, Friedensschwurbler und Lumpenpazifisten, gab es genau diese Gespräche heute schon. Ganz genau war es bereits gestern, das in Indien, und zwar in der Hauptstadt Delhi auf dem G20 Gipfel. Bedeutet das jetzt, dass der amerikanische Außenminister Blinken ein Friedensschwurbler und sein russischer Amtskollege Lawrow ein Lumpenpazifist ist? Oder bedeutet es, was Brecht darüber sagte, wenn die Oberen Nichtangriffspakte schließen: “Kleiner Mann, mache dein Testament.”?
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Bericht aus Bulgarien (515) – “Scholz bei Biden”

Heute habe ich mich mit einem Freund in der Heimat unter anderem über den mysteriösen Besuch unseres Bundeskanzlers in Washington unterhalten. Mysteriös deswegen, weil es weder deutsche Journalisten, noch eine abschließende Pressekonferenz gab. Meine Vermutung ist, dass unser Vati, der Olaf, folgendes zum Onkel Joe gesagt hat: “Du, hör mal, dass mit deinen Drohnen und deinen Kriegen, die du von meinem Wohnzimmer aus überall führst – das passt mir nicht mehr. Dass du unsere Pipelines gesprengt hast letztes Jahr, das hat mir auch nicht gefallen. Kriegst du die bis Ende März repariert, während du deine Krieger abziehst?” – Daraufhin meinte mein Freund in der Heimat, dass das nicht so einfach wäre. Was er damit meinte, war, dass der Amerikaner das niemals machen wird, womit er nicht ganz unrecht hat. Andererseits konnte sich bis zum Herbst ’89 auch keiner vorstellen, dass der Russe aus der DDR abziehen würde. Im Gegenteil. Jedem, der das damals vorhersagte, sagte man praktisch dasselbe, was mein Freund heute über den Amerikaner meinte. Ich denke trotzdem, dass es so kommen wird, auch wenn unser Vati, der Olaf, nicht der Typ ist, der dazu den Arsch in der Hose hätte. Es ist aber alternativlos, außer man will mit dem Onkel Joe untergehen.
Video Panorama
Text TaxiBerlin