“Ich habe erlebt, wie ‘Pro-Ukrainer’ gemacht werden”

“Ich habe erlebt, wie Pro-Ukrainer ‘gemacht’ werden” heißt im Original “Ich habe erlebt, wie BRD-Bürger ‘gemacht’ werden”. Der ein oder andere erinnert sich, die ND-Ente ging als “Menthol-Zigaretten-Story” in die Geschichte ein. Da Menthol-Zigaretten seit einiger Zeit verboten sind, fehlen sie in der aktuellen Neuauflage logischerweise. Dafür gibt es fünf Männer, leider nur eine Frau, dafür professionell gefälschte “Pro-Ukrainische” Reisepässe. – Ich höre gerne Geschichten, auch von Geheimdiensten, warum nicht. In meinem Taxi habe ich mir schließlich auch jeden Blödsinn angehört. Glaube fünfzig Prozent, und du bist immer noch Optimist, war dort meine Devise gewesen. Die aktuellen “Enthüllungen” sind nun allerdings solcherart, dass sie für mich eine Beleidigung meines Denkapparates darstellen.
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Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (525) – “Baba Bore liest nicht”

Auf dem Boulevard in Vraca, auf dem ich gestern flanierte, gibt es das größte Buchgeschäft der Stadt, dessen Angebot ich studierte. Ich hatte Zeit, denn Baba Bore (Oma Borislawa), auf die ich wartete, war beim Arzt, und Ärzte nehmen sich in Bulgarien viel Zeit für ihre Patienten. Geht man in Deutschland zum Arzt, hat dieser oftmals nicht nur keine Zeit, sondern vergisst darüber hinaus manchmal sogar die wichtigsten Fragen. Das sind die nach Stuhlgang & Urin, dem Schlaf und dem Essen & Trinken. Ähnlich ist es auch mit dem, was Buchgeschäfte in Bulgarien anbieten. Die Auslagen unterscheiden sich erheblich in beiden Ländern, der Blick in das Schaufenster des größten Buchgeschäftes gestern in Vraca ist ein Beispiel dafür. In der oberen Reihe stehen fünf Bände von Charles Bukowski, darunter “Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten” von Robert M. Pirsig, “Die Zitadelle” von Archibald Cronin, “Einer flog übers Kuckucksnest” von Ken Kesey und drei Bücher von Erich Maria Remarque. Erich Maria Remarque ist neben Erich Kästner der meistgelesene deutschsprachige Autor in Bulgarien. Archibald Cronin war der einzige Autor, der mir im ersten Moment nichts sagte. Cronin ist Schotte, im Mittelpunkt seines 1937 erschienenen Buchs “Die Zitadelle” steht der junge Arzt Andrew Manson, der sich nach einem hart erkämpften Medizinstudium seinen Weg ins Berufsleben bahnt. Es geht dabei um Themen wie Korruption, bürokratische Routine und Privilegienwirtschaft auf Kosten des ärztlichen Ethos, was interessant für mich ist, und nicht nur weil meine Nachbarin Baba Bore gerade beim Arzt saß. Am Boden stehen drei Bände Dostojewski, links “Schuld und Sühne”, daneben zwei unterschiedliche Ausgaben von “Die Brüder Karamasow”. Besondern die mittlere finde ich sehr schön, weswegen ich sie noch einmal separat fotografiert habe (Foto unten). Der Preis pro Buch liegt zwischen 10 und 15 Euro, was sich vergleichsweise wenig anhört, in Bulgarien aber schon eine Menge Geld ist. Insbesondere für die in Bulgarien verbliebenen älteren Menschen. Meine Nachbarin Oma Borislawa, die gerade beim Arzt war, bekommt nach 40 Jahren Arbeit eine Rente von 320 Euro, wie ich auf der Fahrt nach Vraca erfahren hatte. Auf der Rückfahrt erzählte sie mir dann, dass sie nicht lesen würde, zumindest keine Bücher. Dafür hätte sie keine Zeit. Sie ist zu sehr mit ihren Kindern, Adoptiv- und Enkelkindern und mit ihrem großen Garten beschäftigt, den sie gerade bestellt, und der sie alle ernährt.

Cover von Dostojewskis “Brüder Karamasow” sinngemäß: Ich denke nicht, dass der Teufel existiert, sondern der Mensch ihn nach seinem eigenen Bild erschuf.

 Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (524) – “Krieg macht krank”

Ausstellung in Sofia – eröffnet zwei Tage vor Kriegsbeginn

Erfahre gerade, dass die Sprengung der Ostsee-Gas-Pipelines ein “mysteriöser Sabotageakt” gewesen sei. Immerhin, er ist nicht umstritten und auch nicht strittig. Es hat ihn zweifellos gegeben. Während neulich noch alles auf die Biden-Administration als Auftraggeber hindeutete, könnte es heute schon ein “proukrainisches Kommando” gewesen sein. Damit käme Selenskyj ins Spiel und mit ihm erneut Biden. Geht man in der Chronologie weiter zurück, kommen noch Friedensnobelpreisträger Obama, “Fuck the EU” Nuland und einige andere hinzu. Wer in der Geschichte bisher noch nicht vorgekommen ist, sind Putin und der Russe. Ich meine, das kann doch nicht sein, dass der Russe unschuldig sein soll! Wo kommen wir denn da hin?! Dass uns möglicherweise noch der große Bruder aus Amerika die Infrastruktur zerstört. Vielleicht noch, nur weil er uns sein teures Fracking-Gas als Freedom-Gas verkaufen will. Auf solch einfache Antworten auf so komplexe Fragen können nur einfach strukturierte Verschwörungstheoretiker kommen. Und deswegen denke ich, dass an der Geschichte etwas faul ist, dass sie unseriös sein muss. Das erscheint mir auch sprachlich naheliegend, denn die Steigerung von umstritten ist bekanntlich: umstritten – mysteriös – unseriös.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (523) – “Frauentag”

In Vraca

Heute habe ich meine Nachbarin Baba Bore (Oma Borislawa) zum Arzt in die 35 Kilometer entfernte Stadt Vraca gefahren. Öffentliche Verkehrsmittel sind im Nordwesten Bulgariens, der ärmsten Region des Landes, praktisch inexistent. Der Busbahnhof im Nachbarstädtchen Varshets sieht schlimmer aus als nach dem letzten Krieg. Auf dem Boulevard in Vraca, auf dem ich flanierte, während Baba Bore beim Arzt war, ging es dagegen recht zivilisiert zu. Am heutigen Frauentag war jeder dort unterwegs, unzählige Blumenstände reihten sich aneinander und an den Bäumen (links) hingen bereits die ersten Glücksbringer “Marteniza” vom ersten März. Jeder hatte mindestens einen Blumenstrauß in der Hand und alle wünschten einander einen “Frohen Feiertag!”. Obwohl der Internationale Frauentag kein offizieller Feiertag ist in Bulgarien, wird er mehr zelebriert als beispielsweise in Berlin, wo er es seit einigen Jahren ist. Der Umstand, dass etwas für offiziell erklärt wird oder erklärt werden soll wie im Falle von Gaga-Gender-Sprech, ändert nichts daran, wie die Menschen miteinander umgehen. In Bulgarien ist die Sprachverstümmelung übrigens unbekannt und dementsprechend auch die Verbissenheit, mit der sie in der Heimat propagiert wird. Zum Glück kam ich nicht dazu, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich damit klarkommen würde, wäre ich jetzt dort, denn Baba Bore klingelte mich an. Auf der Rückfahrt erfuhr ich dann, dass meine Nachbarin Oma Borislawa am Montag ins Krankenhaus muss. So hat jeder seine Probleme. Die Sprachpolizei in Deutschland die Durchsetzung von Gaga-Gender-Sprech. Baba Bore wie sie am Montag zum Krankenhaus kommt.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (522) – “Recherchetagebuch”

Unterwegs mit einem Esel
Ich weiß, ich habe obiges Foto schon mehrfach veröffentlicht. Bisher habe ich nicht dazu geschrieben, wer da zu sehen ist, was ich hiermit nachholen möchte. Es ist meine Partnerin & Kollegin Layne Mosler, mit der ich zusammen unzählige Eselwanderungen in den bulgarischen Gebirgen unternommen habe. Layne hat darüber hinaus in dem Ort Spanchevtsi, wo ich mein “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” vorgesehen habe, bereits Teile ihres ersten Buches “Driving Hungry” (in der deutschen Übersetzung “TaxiGourmet”) geschrieben. In ihrem Nachwort dankt sie den Bewohnern von Spanchevtsi für ihre Gastfreundschaft und Großzügigkeit. Der Ort, den ich als Rückzugsort für Schreibende ausersehen habe, ist, wenn man so will, bereits “Schreibgetestet” und als gut befunden worden. Darüber hinaus kann nun auch der positive Einfluss, genauer die heilende Wirkung von Eseln auf unser oft krankes Gemüt, von Layne bestätigt werden. Die “Bulgarisierung” ist bei Layne so weit fortgeschritten, dass sie jetzt sogar ein Buch über Bulgarien schreibt. Bisher war dies geheim, jetzt tritt Layne damit an die Öffentlichkeit. Auf ihrem Blog mit dem Titel “Feuerwetter – Notizen aus dem Feld” schreibt sie erstmals über ihr Vorhaben. “Feuerwetter” deswegen, weil der Hintergrund ihres Romans die Selbstverbrennung junger Menschen in Bulgarien vor jetzt zehn Jahren ist. In Bulgarien ticken die Uhren eben anders, ich habe mehrfach darauf hingewiesen. Sowohl Laynes Buchvorhaben, als auch mein “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Jetzt kommen uns beide nicht nur unsere zahlreichen Eselwanderungen zugute, sondern auch der Umstand, dass wir auch schon mal Marathon gelaufen sind. Bei mir kommt meine Wanderung mit einem Esel 750 Kilometer in 40 Tagen quer durch Bulgarien hinzu.
Foto&Text TaxiBerlin

“Donkey Sanctuary & Writers Retreat” – Die Videos

Heute Nachmittag bin ich auf meinen Hausberg hochgestiegen, der etwa 50 bis 60 Höhenmeter oberhalb liegt, um die ersten Videos zu meinem Projekt aufzunehmen. Das Wetter war gut, es gab einen tollen Himmel und kaum Wind. Es ist das erste Video seit langem, das ich von mir mache, und das ganz spontan. Aber es geht gar nicht um mich, sondern um die Umgebung und die Region. Der Nordwesten Bulgariens ist selbst vielen Bulgaren unbekannt. Das Dorf Spanchevtsi kennen allerdings doch einige, und zwar wegen seiner Mineralquelle im Zentrum. Der Parkplatz “Downtown” Spanchevtsi ist immer gut gefüllt und am Brunnen gibt es öfters eine Schlange. Das Abfüllen des eigenen Mineralwassers ist übrigens kostenlos, obwohl mein Bürgermeister auch da um eine kleine Spende bittet, ganz ohne Plattform, sondern mit einer kleinen Spendendose, um irgendwann einmal neue Leitungen für Wasser im Dorf verlegen zu können. Für mein Projekt kann man auch direkt und ohne Crowdfunding-Plattform spenden, was auch schon einige getan haben, beispielsweise ein Leser aus der Schweiz, der in Sachen Spenden “old fashion” ist, wie er schreibt. Wem es genauso geht, der kann mich gerne kontaktieren, dann lasse ich auch ihm meine Kontoverbindung zukommen.
Videos&Text Rumen Milkow

Bericht aus Bulgarien (521) – “Zum Tode von Clemens Arvay”

Clemens Arvey hat sich das Leben genommen, weil er dem Shitstorm, der auf ihn niedergegangen ist, nicht standgehalten hat. Oder mit anderen Worten: Der digitale Mob hat ihn fertig gemacht. Ich kannte Clemens Arvay durch seine Aufklärungsvideos und durch sein Buch “Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?” – Der ein oder andere fragt sich jetzt, was Clemens Arvay mit Wolf Biermann zu tun hat, insbesondere angesichts der Haltung Biermanns zum Krieg in der Ukraine. So weit ich weiß, befürwortet der Liedermacher Waffenlieferungen und bezeichnet darüber hinaus diejenigen, die für Verhandlungen eintreten, als “Secondhand-Kriegsverbrecher”. Auch wenn dies peinlich und dumm ist, heißt das nicht, dass Wolf Biermann nicht auch schon mal etwas kluges gesagt hat, was heute aktueller denn je ist. Beispielsweise in seinem bekannten Song “Ermutigung”:
Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich
Und dies möchte ich allen auf den Weg geben, auf die demnächst ein Shitstorm des digitalen Mobs niedergehen wird, wie er auf Clemens Arvey niedergegangen ist, und natürlich auch mir selbst. Ich tue dies auch deswegen, weil ich es meinem besten Freund Dietrich nicht mehr mit auf den Weg geben kann, höchstens posthum. Dietrich hat sich vor jetzt 12 Jahren das Leben genommen.
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Text TaxiBerlin