Auch in Bulgarien gibt es deutsches Brot, zumindest auf dem Etikett. Früher war deutsches Brot einfach nur gefärbtes bulgarisches Weißbrot. Die Bulgaren sind für ihr Weißbrot bekannt, genauer waren. Da es kaum noch gutes Weißbrot gibt in Bulgarien, kann es auch kein gutes gefärbtes deutsches Brot mehr geben. Das allermeiste Brot in Bulgarien heute ist genau das, was man in Amerika mit “a bunch of hooey” bezeichnen, wobei “hooey” eine nette Umschreibung für Bullshit ist. Und so ist es praktisch mit allen Dingen. So steht beispielsweise eine Marke auf dem Gerät, das man kaufen will, weil es billig ist, aber das Modell gibt es eigentlich gar nicht oder nur in Drittweltländern, wo sich niemand die Mühe macht, über Bullshit eine Rezension zu schreiben. So erfährt man nur gelegentlich und mit etwas Glück, was für einen Mist man da wieder angeboten bekommt. Ein anderes Beispiel sind die Energiekoeffizienten. Gibt es in der Heimat nur noch A oder B, dümmstenfalls noch C, geht es in Bulgarien erst bei F los. F ist hier das, was in Deutschland A ist. Aber das ist letztendlich ein Luxusproblem. Das Schlimmste ist das Essen insgesamt, denn das eingangs erwähnte Brot ist nur der Anfang. Die allermeisten Lebensmittel sind zwar wie das Brot billig, aber sind eben auch “a bunch of hooey”. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, der alleine deswegen nicht gut sein kann, wenn man sich die Inhaltsstoffe ansieht. Zum Glück bleibt man von der Zubereitung (noch) verschont. Vieles, was man in den Regalen der Supermärkte sieht, erinnert an die grünen Kekse, die in dem Film “Soylent Green – Die überleben wollen” den Hungernden mit einem Bagger vor die Füße gekippt werden. Auch weil man Fleisch hier nicht essen kann, das Schweinefleisch zum Beispiel ist aus Deutschland herangekarrt und hat mit Fleisch nichts mehr zu tun, ernähre ich mich nur noch von Obst und Gemüse vom Markt. Im Winter gibt es Eingelegtes, allen voran eingelegten Kohl, der in Bulgarien traditionell viel gegessen wird. Auch Brot backe ich mittlerweile selbst. Das Problem dabei ist nicht, deutsches Brot zu backen, sondern überhaupt gutes Mehl zu finden. Lebt man wie ich nicht nur in der ärmsten Region Bulgariens, sondern ganz Europas, wo die Leute kein Geld haben, wird eben nur noch das Billigste vom Billigen, also “a bunch of hooey”, angeboten.
Foto&Text TaxiBerlin
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Am Mittwoch ist am helllichten Tage in Sofia ein Attentat verübt worden. Ich hatte hier darüber berichtet. Auch der Deutschen Welle ist der Mord eine Meldung wert. Wie das Bulgarische Nationalradio nun berichtet, hat der bulgarische Premierminister heute ein Treffen mit Vertretern des Innenministeriums und der Sicherheitsdienste einberufen. Grund dafür ist neben dem Mord die gestiegene Zahl schwerer Straftaten im Land. Darüber hinaus will man eine russisch organisierte Kriminalität unter Kontrolle kriegen. Es wurden nur die Leiter der Sonderdienste und die Führung des Innenministeriums einbestellt. Ob auch Vertreter der Staatsanwaltschaft eingeladen waren, ist nicht bekannt. Der wichtigste Punkt kommt jetzt: Das Treffen findet auch vor dem Hintergrund des Massenwechsels der Polizeichefs der Regionalbüros im Land statt. Der bulgarische Innenminister begründet den Austausch von Personen mit schlecht geleisteter Arbeit und betont, dass es keine politische Säuberung sei. Genau das hatte ich in meinem Beitrag “Regeln umgehen im Tiefen Staat” mit diesem Satz vorhergesagt: Einiges deutet darauf hin, dass es eine Vereinbarung gibt, die Leiter der Sonderdienste auszutauschen, und dass „die Namen mit der Botschaft geklärt werden sollen“.
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