Leaving Berlin (023)

Casablanca in Griechenland. Im Hintergrund der Berg Athos. Besser: Der heilige Berg Athos. Frauen dürfen dort nicht hin. Das Gebiet ist abgesperrt. Es gibt sogar einen Checkpoint. Auch als Mann kann man nicht einfach rein. Man muss sich vorher anmelden. Es gibt auch Esel auf dem Athos. Die würden mich interessieren.

Neulich las ich, dass Menschen ohne Gott verrückt werden. Genau das scheint gerade zu passieren. Man kann auch mit Gott verrückt werden. Ohne Gott ist es wahrscheinlicher. Glauben tut jeder. Die Moralisten von heute sind in Wahrheit Materialisten, die ihren Glauben an Geld nur wissenschaftlich verbrämen müssen.

Es wird der Tag kommen, da wird man in Bankentürme reingehen wie heute in Kirchen und Kathedralen. Mit einem Unterschied. Man wird den Tanz der heutigen Menschen ums Goldene Kalb, ihren Glauben an so etwas wie Geld, nicht verstehen.

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Leaving Berlin (022)

Von denen wenige Touristen, die es schon in Griechenland gibt, sind die meisten Deutsche. Traditionell bevorzugen die Landsleute die Vor- und Nachsaison. Seit einiger Zeit sind viele von ihnen besonders erschöpft, um nicht zu sagen ausgebrannt. Regeln geben dem Alltag dieser armen Menschen Struktur. Auch ich liebe Regeln und neuerdings auch Ordnung. Da weiß man, was man hat und vor allem, woran man sich zu halten hat. Das Baden im Pool ist in dieser Anlage, besser Anstalt, nur von 9:00 bis 14:00 und dann wieder von 17:00 bis 21:30 erlaubt. Das sind sie Benutzungszeiten. Danach, davor und auch dazwischen ist das Baden im Pool verboten. Alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist dem Deutschen verboten. Beim Bulgaren ist es umgedreht. Alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt – also praktisch alles. Das Beste an dieser Anlage, besser Anstalt, sind aber ohne Frage nicht die Benutzungszeiten des Pools, sondern der Rettungsring. Der muss sein. Schließlich sind die Landsleute, ich erwähnte das bereits, extremst erschöpft und ausgebrannt. Da kann es schon mal passieren, dass man in einem drei mal drei Meter und 130 cm tiefen Pool in Seenot gerät. Und da geht der Grieche lieber auf Nummer sicher. Nicht, dass es später heißt, dass Deutsche bei ihm zu Schaden gekommen seien. Den Schaden hatten sie schließlich schon vorher.
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Meanwhile in Germany (011)

U-Bahnhof Mehringdamm / Berlin-Kreuzberg

Was muss ich gerade wieder im von Bill Gates gesponserten ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg lesen: “… hat einen Ruf als Hochburg für Kriminalität, Krawall und Judenhass.” Der nächste Satz lautet: “Viele, die hier leben, haben palästinensische oder arabische Wurzeln, mehr als die Hälfte hat eine Migrationsgeschichte. Probleme wurden lange ignoriert, …” – Um welche Stadt könnte es sich handeln? Genau, es kann nur das schwedische Malmö sein.

PS: Anderes Thema, andere Zeitung, diesmal aber über Deutschland.

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Leaving Berlin (021)

Ein beliebtes Mitbringsel aus Griechenland sind diese Penis-Flaschenöffner, von denen es verschiedene Ausführungen gibt. Manche Eichel hat ein Ornament wie der Penis in der Mitte. Auf dem Penis rechts davon ist ein Esel und der Böse Blick, das so genannte Evil Eye, zu sehen. Davon wiederum rechts auf dem Penis ist ein Lippenabdruck auf der Eichel. Der weinrote Penis links im Bild hat eine Furche zwischen den beiden Hoden, die sich mir nicht gleich erschlossen hat. Ich musste zuerst an das denken, was sich bei immer mehr Frauen unter ihrer Leggins im Schrittbereich abzeichnet. Wie heißt das gleich noch mal? Richtig, die Vulva, also die gesamten äußerlich sichtbaren weiblichen Genitalen. Es gibt da die äußeren und inneren, aber zurück zu den Penis-Flaschenöffnern. Selbst als ich noch getrunken habe, brauchte ich keinen Flaschenöffner. Da habe ich die eine Bierflasche immer mit der anderen Bierflasche aufgemacht. Ich werde mir also keinen Penis-Flaschenöffner für 5,50 Euro aus Griechenland mitbringen. Dafür Spielkarten mit erotischen Darstellungen, genauer Griechische Liebhaber Spielkarten. Die kosten im Internet jetzt schon 22 Euro und hier beim Griechen nur zwei – der Wahnsinn!

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Leaving Berlin (020)

Was so aussieht wie die Nord-Stream Sprengung, ist nur meine Abreise von Kreta. Noch nie zuvor war ich auf so einem großen Schiff gewesen. Da es keinen Plan gab, habe ich mich ständig verlaufen. Auch wenn das Boot kein Kreuzfahrtschiff war, waren schon reichlich komische Leute auf ihm unterwegs. Schwer zu beschreiben, das Kreuzfahrervölkchen. Jeder einzelne ist sehr speziell. Aussehen tuen sie aber alle gleich, irgendwie individuell. Nahezu jeder hatte einen Hund dabei, die alle permanent am Bellen waren. Das hat ziemlich genervt, mich zumindest. Trotzdem habe ich nichts gesagt. Wollte mich nicht als deutscher Besserwisser und Rechthaber outen. Es hätte auch nichts genutzt. Die Leute hat das Bellen nicht gestört. Sind nicht so lärmempfindlich wie ich. Und sind schließlich auch ihre Hunde. Überhaupt scheint das mit den Hunden ein neuer Trend zu sein. Und jemand, der einen Trend in Frage stellt, noch dazu einen neuen, auf den zeigt man mit dem Finger. War bei Corona ja dasselbe. Da hat sich übrigens rausgestellt, dass die Impfung gar nicht so gesund war. Trotzdem soll sie Leben gerettet haben. Das hat man ausgerechnet. Warum in Bulgarien, wo nur ein Viertel der Menschen sich haben impfen lassen, und auch in Schweden, wo es keine Lockdowns gab, das Ergebnis das gleiche war, weiß man nicht. Kann man nicht ausrechnen. Nicht einmal ausdenken. Ist einfach so. Am Ende ist man immer schlauer. Oder eben nicht. Apropos Ende: Da habe ich den Vogel abgeschossen, und zwar als ich den Ausgang von dem Schiff nicht gefunden habe. Muss an dem Strudel gelegen haben. Oder an den Hunden. Oder an Putin oder am Russen allgemein. Was weiß ich denn.

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Leaving Berlin (019)

Gestern war ich als Krankenpfleger gefragt, aber eigentlich “nur” als noch selbständig denkender Zeitgenosse. Junge Menschen waren mit Badelatschen wandern gewesen. Keine Ahnung, wie sie darauf gekommen sind. Die Steine sind allesamt spitz hier auf Kreta. Das ist so mit das erste, was man auf der Insel mitbekommt. Für Badelatschen der Tod. Und, wenn man es zu spät mitbekommt, auch für die Füße. Die jungen Leute von heute bekommen nur noch das mit, was man ihnen sagt. Von alten weißen Männern lassen sie sich allerdings nichts sagen. Und ich sag auch gar nichts. Sollen alle selber ihre eigenen Erfahrungen machen. Ein Gutes hat das aber. Mit Badelatschen geht man auf Kreta nur einmal wandern. Danach sind die Füße nur noch für den Weg zum Strand geeignet, wenn überhaupt.

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Leaving Berlin (018)


Kreta ist voll von Ziegen. Selbst am Strand laufen sie zwischen den ersten die Sonne anbetenden Touristen herum. Das ist ganz witzig anzusehen. Arme entwurzelte Städter von halbwilden Vierbeinern umzingelt. Richtig wild sind die Ziegen nicht, eher ausgewildert. Vielleicht gehören sie sogar jemandem und sind gar nicht herrenlos. Gerade werden sie auch – neben Lamm – gerne gegessen. Ich habe schon beides zu mir genommen. In Bulgarien bin ich praktisch Vegetarier. Das ergab sich, nachdem ich erfahren hatte, dass dort Schweinehälften aus Deutschland rangekarrt werden. Ich habe mir dann immer vorgestellt, wie auf deutschen Schlachthöfen von polnischen Arbeitern irgendwelche Brocken vom Boden gesammelt werden, die dann nach Bulgarien gekarrt werden. So schmeckt das Zeug zumindest. Ganz anders das Lamm- und Ziegenfleisch hier auf Kreta. Das ist weich wie Butter und schmeckt hervorragend. Wie sollte es auch anders sein, wenn die Tiere vorher ihre Tage an einsamen Stränden umgeben von am Boden liegenden Touristen verbracht haben. – Übrigens: In Bulgarien werde ich wieder zum Vegetarier – versprochen!

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Leaving Berlin (017)

Ich erwähnte es bereits. Es sind schon einige Touristen unterwegs auf Kreta. Und ich selbst bin ja auch nur ein Bloody Tourist. Obwohl, gestern Abend waren wir von Einheimischen zum Essen eingeladen. Immerhin ist Ostern. Das Haus war klein und wir saßen eng zusammen am Tisch (Foto unten). Die Touristen gehen gerne auf Distanz. Nicht nur zu Einheimischen, sondern auch zu sich selbst (Foto oben). Scheint eine Spätfolge von Social Distancing zu sein, aber nicht nur. Früher hatte Reisen etwas verbindendes. Man kam mit anderen Reisenden ins Gespräch, tauschte sich aus, grüßte sich beim Wandern. Das gibt es heute alles nicht mehr. Das verbindende Element selbst beim Reisen heute ist Langeweile. Manche sind so gelangweilt, sie wissen gar nicht mehr, wo sie sind, tragen beim Wandern Strandklamotten. Letztendlich ist es auch egal, wo sie sind, zumindest für sie selbst. Denn sie selbst kriegen es nicht mit, weil sie gar nicht da sind. Physisch sind sie schon da – leider. Leider deswegen, weil sie einem immer im Weg rumstehen und dabei permanent auf ihrem Smartphone rumspielen, weswegen sie auch nicht mitbekommen, dass sie einem im Weg rumstehen. Eigentlich könnten sie auch zu hause bleiben. Aber dort würden sie vermutlich rasch vor Langeweile umkommen.

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Meanwhile in Germany (010)

In meiner Straße in meinem Berliner Kiez

Ich sage es schon lange. Jetzt steht es auch in der Zeitung, also in der Berliner Zeitung. Berlin ist teuer, aber angeblich immer noch sexy. Einst war Berlin dafür bekannt, “arm aber sexy” zu sein. Teuer ist Berlin schon einige Zeit. Ich beispielsweise kann mir Berlin nicht mehr leisten. Und so wie mir geht es so einigen. Warum Berlin immer noch sexy sein soll, wie die Berliner Zeitung behauptet, erschließt sich mir nicht. Für mich ist Berlin völlig unspannend und komplett unsexy. Darüber hinaus scheint Berlin die Hauptstadt der Onanisten geworden zu sein. Immerhin, das Berliner Kultur-Prekariat fordert dazu auf in den Streik zu gehen und Berlin zu verlassen. Wobei ich mich frage: Ja, was denn nun? Streiken oder Abhauen? Das ist mal wieder typisch für die vielen Als-Ob-Persönlichkeiten, die Berlin bevölkern. Vermutlich ist es einmal mehr wieder nicht ernst gemeint, sondern witzig. Das Komische ist nur: Ich kann gar nicht lachen.

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Leaving Berlin (016)

Wildgemüse Xorta bzw. Chorta 

In Griechenland ist heute Ostersonntag, genauso in Bulgarien. Ostern ist das bedeutendste Fest bei den Orthodoxen. Im Gegensatz zu Deutschland, da ist es Weihnachten. Heute endet hier die Fastenzeit. Traditionell wird dann Lamm gegessen. Fisch wird weniger gegessen. Zumindest weniger, als ich gedacht hatte. Der Grund: das Meer ist leer gefischt. Dafür ist es die Saison von obigem wilden Grünzeug. Es heißt Xorta bzw. Chorta. Es wird kurz, aber wirklich nur ganz kurz, aufgekocht. Vielleicht 30 Sekunden, ansonsten wird es braun. Dann kommt Salz, Olivenöl und etwas Zitrone ran. Und dann isst man es. Xorta bzw. Chorta ist nicht nur lecker, sondern gibt auch Kraft. Deswegen gibt es keine Muckibuden hier. Xorta bzw. Chorta ist besser als jede Muckibude. Ich kann das aus eigener Erfahrung nur jedem empfehlen, denn ich bin auch mal in eine Muckibude gegangen. In solchen Muckibuden laufen ganz komische Gestalten herum, insbesondere in Berlin, weswegen ich am Ende nur noch in die Sauna von der Muckibude gegangen bin. Da waren dann auch Frauen, die man aber nicht anschauen durfte. Ganz komisch, so eine Muckibude. Kraft hat mir auch die Sauna nicht gebracht, sondern genau das Gegenteil. Irgendwann bin ich dann einfach nicht mehr in die Muckibude gegangen, ohne dass ich gewusst hätte, wo ich das finden könnte, wonach ich gesucht hatte. Dazu musste ich Berlin erst verlassen.

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