Nächster Halt Bulgarien

Gerade bin ich auf diesen aktuellen Artikel auf dir.bg mit dem Titel “Deutsche Auswanderer in unserem Land: Bulgarien ist das bessere Deutschland!” gestoßen. Dir.bg ist eine bekannte Internetseite, von der viele Bulgaren eine e-mail Adresse haben, vergleichbar mit gmx.de in der Heimat, auf der es auch Nachrichten gibt. Der Beitrag ist auf bulgarisch, aber man kann ihn sich mit Hilfe des Internets ins deutsche übersetzen lassen. Ein Spediteur, der regelmäßig mit Aufträgen zu verschiedenen Orte in Bulgarien fährt, erzählt dort, dass er viele Deutsche und ihre Gründe kennt, warum sie nach Bulgarien ausgewandert sind. Er sagt, dass viele der Meinung sind, dass sich die Politik in Deutschland nicht für ihre Meinung interessiert, dass sie sozusagen ungehört blieben. Ein Schweizer Rentner stellt begeistert fest: “Das Leben hier ist viel stressfreier und ich genieße meine Freiheit, die ich so liebe. Die Sonne scheint fast jeden Tag, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit und die Berge und das Meer sind in der Nähe. Was will man mehr? Wir haben hier echte Lebensqualität.” Eine Deutsche, die nach Bulgarien gezogen ist, sagt in dem Beitrag folgendes: “Lassen wir Bulgarien Bulgarien sein. Wir sollten nicht versuchen, alles zu germanisieren. Auch wenn ich im Land lebe und dort Steuern zahle, bleibe ich Gast in Bulgarien. Ich brauche kein deutsches Bier, keine deutschen Waren im Supermarkt. Ich erwarte auch nicht, dass die Leute Deutsch verstehen oder die gleiche Präzision und Pedanterie an den Tag legen wie in Deutschland. Das ist Bulgarien. Nehmen wir es so an, wie es ist.” Es gibt aber auch kritische Stimmen, wie beispielsweise diese eines Deutschen, der nach Bulgarien gezogen ist: „Bulgarien ist ein wunderschönes Land, aber Vorsicht – das Leben hier ist nicht wie in Deutschland und man muss viele Kompromisse eingehen.” Ein insgesamt lesenswerter Beitrag, dazu noch aktuell. Und wie bereits erwähnt, das Internet übersetzt ihn ganz ordentlich.

PS: Gerade erinnere ich mich an eine Todesanzeige, die jemand vor 40 Jahren im Osten geschaltet hatte, weil ein Freund von ihm in den Westen gegangen war, genau war es der Jugendpfarrer der evangelischen Kirche meines Heimatortes. Die Anzeige in der Tageszeitung “Freiheit”, heute “Mitteldeutsche Zeitung”, enthielt den Satz: “Er ist den Weg gegangen, den wir alle einmal gegen werden”. Da die Person nicht tot war, war der Satz an erster Stelle eine Provokation. Um genau zu sein, eine an die Stasi gerichtete Provokation. Wenn sie besser aufgepasst hätte, wäre diese Todesanzeige niemals erschienen. Zum Glück gibt es die Stasi heute nicht mehr. Ich kann also ohne Angst zu haben diesen Satz über deutsche Auswanderer, ganz egal ob sie nach Bulgarien oder in ein anderes Land auswandern, sagen: “Sie sind den Weg gegangen, den wir alle einmal gehen werden.”

Die ist “für gut”

Normalerweise trinke ich Tee aus eigener Produktion, meistens aus getrockneten Linden- oder Holunderblüten. Manchmal kaufe ich mir aber auch welchen, zum Beispiel Rooibos oder obigen Grünen Tee von der bulgarischen Firma “Bio-Programm”. Dann habe ich nicht nur 20 Teebeutel, sondern dazu die Verpackung. Habe ich die früher verheizt, mache ich heute Notizzettel aus ihnen. Ich kenne mich also etwas aus mit Verpackungen, und da gibt es Unterschiede. Oben zum Beispiel, das ist weiße Pappe. Auf der schreibt es sich besser. Dann gibt es noch graue. Auf der kann man auch schreiben, es sieht aber nicht so schön aus. Da die bulgarischen Verpackungen in aller Regel aus grauer Pappe sind, schreibe ich meistens auf der grauen Pappe. Auf der weißen Pappe schreibe ich nur zu besonderen Anlässen. Oder mit anderen Worten: Die weiße Pappe ist “für gut” – so wie wir früher sagten.

Life is Easy in Bulgaria

In Bulgarien bezahle ich alle meine Rechnungen bei Easy Pay und in Bar. An erster Stelle ist das der Strom. Der wird jeden Monat abgelesen und muss dementsprechend auch monatlich bezahlt werden. Neulich habe ich eine Strafe von der Polizei bekommen, weil ich eine doppelte Linie überfahren hatte. Die konnte ich auch bei Easy Pay bezahlen. Da ich innerhalb von einer Woche bezahlt habe, gab es sogar 20 Prozent Rabatt. Also anstelle von 20 Lewa (10€) wurden nur 16 (8€) fällig. In dem Fall kam bei Easy Pay aber eine Gebühr von 2,40 Lewa (1,2€) hinzu, so dass ich am Ende doch 18,40 Lewa (9,2€) bezahlt habe. Eine Gebühr kommt nicht immer dazu, es ist eher die Ausnahme. Beim Strom zahle ich z.B. keine Gebühr. In den letzten Monaten habe 15 bis 20 Lewa (7,5-10€) für Strom bezahlt. Den Boiler schalte ich beispielsweise nur Nachts an, wenn Strom ein Drittel kostet. Sollte ich ihn trotzdem irgendwann nicht mehr bezahlen können, gehe ich aber nicht zu Easy Credit, sondern dusche kalt.

Bergab geht’s immer schneller

Lieber holprig geradeaus als rasant den Bach runter

Eigentlich wollte ich mich nicht mehr zur Tagespolitik im Irrenhaus Deutschland äußern, aber jetzt muss es doch noch einmal sein. Denn unser neuer Bundeskanzler hat seinem Volk versprochen, es würde schon im Sommer “spüren”, dass sich “etwas zum Besseren verändert”. Keine Ahnung, wovon Dr. BlackRock etwas versteht, vom Spüren kann es jedenfalls nicht sein. Zumindest sagt mein Gefühl mir genau das Gegenteil: Schon im Sommer wird die Bevölkerung nicht nur fühlen sondern auch spüren, dass es mit ihrem schönen Land rasant den Bach runter geht. Apropos: Gerade muss ich an einen Witz aus DDR-Zeiten denken, der jetzt wahr wird. Frage: Warum geht’s denen im Westen besser? Antwort: Weil’s bei denen bergab geht und bergab geht’s immer schneller.

Neue Trends und alte Sitten

Hausgemachte Limonade ist gerade total angesagt in Bulgarien. In der Provinz kostet das große Glas vier Lewa (zwei Euro) in der Hauptstadt Sofia schon sechs (drei Euro). Viele bieten auch hausgemachte Limonade mit Hollunderblütensirup an, aber nicht alle. Was alle haben, ist Zitrone und Himbeere. Von meinen sechs Flaschen habe ich schon zwei an meine Nachbarn verschenkt. Es ist wichtig in Bulgarien, eine gute Nachbarschaft zu pflegen. In Berlin kenne ich die meisten Nachbarn gar nicht. Hier kenne ich das halbe Dorf. Nicht alle bekommen Hollunderblütensirup von mir, das ist klar, auch wenn ich die sechs Flaschen komplett verschenken werde. Auch weil noch viereinhalb Liter aus erster Produktion da sind. Die biete ich Ende Mai an, wenn ich Leute zu mir zum Essen einlade. Das muss man in Bulgarien auch hin und wieder machen: Leute zum Essen einladen. Aber nicht nur das! Man muss sie dann auch richtig bewirten sprich bedienen. Als Gast muss man in Bulgarien das Gefühl haben, ein Geschenk zu sein. Nicht so wie in Deutschland, wo der Gastgeber seinen Gast, der sich meist gar nicht willkommen fühlt, auf das kalte Büffet und den Kasten Bier oder andere Getränke irgendwo auf dem Boden in der Ecke verweist, so weit überhaupt vorhanden. In Bulgarien gibt es warmes Essen und man muss seinen Gast, also sein Geschenk, auch bedienen, ihm nachschenken und so weiter, was ein guter Gastgeber eben so macht. In Deutschland weiß man das nicht mehr, weswegen ich, bevor ich nach Bulgarien kam, auch eine Diener-Schule besucht habe. Das kann ich auch nur jedem Empfehlen. Nenn es wegen mir auch gerne Schule der Demut.

Von der Leyen zittert

Letzte Woche zitterte Europa noch vor diesem Mann (man achte auf seinen Mittelfinger) – heute zittert eine Frau. So schnell kann sich der Wind drehen und das Blatt sich wenden. Ich finde es besser, wenn nur eine Person zittert und nicht ein ganzer Kontinent. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Das kann jeder halten, wie er will.

An Morgen denken

Deutsche Technologie – Made in Europe

Ich muss immer noch heizen in den Schluchten des Balkans. Nicht immer, aber gestern Abend und heute Morgen beispielsweise schon. Früher habe ich das ohne Feueranzünder gemacht. Da hatte ich aber auch mehr Zeit. Die habe ich heute nicht mehr. Hatte ich gestern auch geschrieben. Außerdem habe ich die Feueranzünder für VIPs mit deutscher Technologie für mich entdeckt. Da ist eine Packung genauso teuer wie eine leere Flasche, von denen ich sechs für meinen Hollunderblütensirup gekauft habe. Mein Nachbar, dem ich eine Flasche geschenkt habe, hat mir einen Vogel gezeigt, als ich ihm davon erzählt habe. Er wird ab sofort seine leeren Wodka- und Whiskey-Flaschen für mich sammeln. Doch zurück zu meinen VIP-Feueranzündern. Immer wenn ich sie in der Hand habe, muss ich an meinen Besuch aus Deutschland denken, den ich neulich hatte. Der hat gleich drei Stück vom VIP-Feueranzünder genommen, nur um einmal Feuer zu machen. So als gebe es kein Morgen. Das ist natürlich viel zu viel. Ich nehme höchstens ein Stück, wenn überhaupt. Dafür hat der VIP-Feueranzünder doch die Sollbruchstellen! Das ist mit deutscher Technologie gemeint! Aber viele Deutsche verstehen heute ihre eigene Technologie nicht mehr, selbst hundertprozentige Deutsche, oder vielleicht gerade die. Ich nehme Maximum ein Stück vom VIP-Feueranzünder. Manchmal schaffe ich es, nur ein halbes Stück oder noch weniger abzubrechen. Das ist deutsche Technologie. Du musst auch an Morgen denken! Lass Dir das vom Halb-Bulgaren gesagt sein!