
Neulich war ich am Ostbahnhof auf der Suche nach einer Bank, um in Ruhe ein Eis zu essen. Genau war es der Tag meiner Ankunft in Berlin, über den ich morgen schreiben werde. Da es keine Bank gab, setzte ich mich auf eine Treppe in der großen Bahnhofshalle. Dort lag bereits eine Zeitung auf den Stufen, auf der jemand anders vor mir gesessen hatte. Als ein junger Mann von der Reinigung vorbei kam, fragte ich ihn, ob es irgendwo eine Bank geben würde. Er verneinte. Die hätte man abgebaut. Passend zum Land, das auch abbaue. Ein interessanter Vergleich, wie ich finde. Als ich obiges Schild gestern in der Sonnenallee sah, musste ich sogleich an diese Geschichte denken. Und auch daran, was mir viele Freunde und Bekannte oft aus Berlin geschrieben hatten, als ich noch in Bulgarien war. Nämlich dass sie müde, erschöpft und ausgelaugt sind. Jetzt verstehe ich sie besser. Das Phänomen „Sitzen verboten“ kannte ich bisher gar nicht. Ich kann mich an keinen Ort in Bulgarien erinnern, an dem ein solches Verbot galt oder ich ein ähnliches Schild gesehen hätte. Ist ja auch irgendwie unmenschlich, oder? Ich frage mich gerade, ob „Sitzen verboten“ nur ein neuer Trend ist, oder bereits ein Zeichen der Neuen Zeit, die ich verpasst habe. Immerhin – jetzt verstehe ich besser, warum die Menschen in Berlin so müde, erschöpft und ausgelaugt sind.


