Bericht aus Bulgarien (321) – “Neulich im Goethe-Institut in Sofia”

Konstantinow neben Markow
Als ich am Mittwoch in Sofia war, war ich auch im Goethe-Institut, um Bücher zurückzubringen, die ich mir aus der dortigen Bibliothek ausgeliehen hatte. Das Goethe-Institut befindet sich in der Budapester Straße 1 im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt in einer alten Villa, die Bibliothek ist dagegen ganz modern. Alleine dieses Kontrastes wegen lohnt sich der Besuch, aber natürlich auch der Bücher wegen. Für mich war es eine besondere Ehre zu sehen, dass das von mir herausgegebene “Nach Chicago und zurück” von Aleko Konstantinow neben den beiden Romanen von Georgi Markow, “Die Frauen von Warschau” und “Das Porträt meines Doppelgängers”, steht. Das zweite von mir herausgegebene Buch, “Bai Ganju, der Rosenölhändler”, war offensichtlich ausgeliehen. Sowohl die Bücher von Aleko Konstantinow, als auch die von Georgi Markow hat der Wieser-Verlag in Klagenfurt herausgebracht. Es gibt aber noch eine andere Verbindung zwischen den beiden Autoren. Beide sind einem Attentat zum Opfer gefallen. Georgi Markow auf der Waterloo-Bridge in London. Das Attentat auf ihn ist auch als “Regenschirm-Attentat” bekannt. Konstantinow saß in einer offenen Kutsche, als er unweit der Stadt Peschtera in Bulgarien erschossen wurde. Beide Autoren hatten also auch Feinde. Sie sind darüber hinaus, sowohl was ihre Persönlichkeit, als auch was ihr Werk angeht, Ausnahmepersönlichkeiten. Im Ausland sind sie leider kaum bekannt. Entsprechend schwer war es, einen Verlag für Aleko Konstantinow zu finden. Herausgegeben wird nur, was sich lohnt, womit man Geld verdienen kann. Bevor ich nach mehr als einem Jahr intensiver Suche endlich im österreichischen Klagenfurt einen Verlag für die beiden Bücher Konstantinows fand, hatten zuvor 50 von mir kontaktierte Verlage in Deutschland deren Veröffentlichung abgelehnt. Die Entscheidung der Verlage war rein betriebswirtschaftlich. Sie hatte mit dem Autor und den Büchern selbst, ihrem Inhalt und Wert, rein gar nichts zu tun. Wie auch, denn die Verlage in Deutschland kannten weder Konstantinow, noch sein Werk.
Foto&Text TaxiBerlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert