Bericht aus Berlin (15) – “Mein Penis”

 
Sind seine Tage gezählt?

Lange habe ich mich gefragt, wozu ich überhaupt noch einen Penis habe, ausser zum Pullern. Einen Penis zu haben, ist nicht schön, dass kannst du mir glauben. Nur war mein negatives Gefühl für meinen Penis bisher eher dumpf und diffus. Bulgarien war und ist auch immer noch der verkehrte Ort, um Klarheit in Sachen Penis zu erlangen. Das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden. Wer Probleme mit seinem Penis hat, ist in dem kleinen Land am Rand verkehrt. Zum Glück bin ich gerade in der Heimat, wo die Menschen viel klarer sind als auf dem Balkan. Auf alles wissen sie eine Antwort, und eben auch auf meinen Penis. Allen voran DIE Wissenschaft. Auch in Sachen Penis gibt es nur eine einzige richtige Wissenschaft. Und da haben der Philosoph Peter Boghossian und der Mathematiker James Lindsay, beides übrigens US-Amerikaner, der Amerikaner weiß auch in Sachen Penis immer als erster, wo es langgeht, herausgefunden, dass der Penis “die konzeptionelle treibende Kraft hinter großen Teilen des Klimawandels” sei. Praktisch noch vor den klimaschädlichen Abgasen der Wiederkäuer, und da allen voran der der Milch gebenden Rindsviecher. Für mich bedeutet das, dass ich in Zukunft, ganz genauso wie die Kuh, meinen Penis nur noch mit Maske zum Einsatz bringe, möglicherweise lasse ich das mit meinem Penis auch ganz. Dann bleibt die Frage, ob ich meinen Penis überhaupt noch brauche. Dagegen, also gegen eine Amputation meines Penis als meinen persönlichen Beitrag zur Klimarettung spricht eigentlich nur, dass ich in Sachen Wasserlassen gerade wieder zum aufrechten Gang übergegangen bin. Das liegt aber nicht an meinem langen Aufenthalt in Bulgarien, wie man vermuten könnte, sondern an meiner Frau aus Amerika. Sie fragte mich irgendwann einmal, was ich da sitzend auf der Kloschüssel machen würde. Sie hatte vorher noch nie einen Mann beim Wasserlassen auf dem Klo sitzen sehen. Aber gut, meine Frau kannte da noch nicht den Stand DER Wissenschaft.

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Text TaxiBerlin

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