“Eine Gesichtserkennung findet nicht statt!” – Aber sagt man das nicht auch über Zensur?
Auch in Bulgarien wird mittels Kameras überwacht, beispielsweise Straßen wie oben auf dem Foto. Das Neueste, was ich gehört habe, ist, dass man Strafen bekommen soll aufgrund von Videoaufzeichnungen. Dies führt dazu, dass auf bulgarischen Straßen regelkonformer gefahren wird. Was Ordnung und Regeln angeht, war Deutschland in der Vergangenheit für viele Bulgaren ein Vorbild. Dies hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Heute lacht man eher über Deutschland oder hat Mitleid mit den Deutschen. Auch ich wusste bei meiner Recherche bezüglich der Videoüberwachung auf Berliner S-Bahnhöfen oft nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Vor der Fussball-Europameisterschaft wurden einige neue Kameras auf Berliner S-Bahnhöfen angebracht. Ich wollte wissen, wie viele genau. Weder die Deutsche Bahn, noch die Berliner S-Bahn hat Informationen darüber. Man weiß auch nicht, wie viele es 2010, 2015 und 2020 waren. Auch dem Berliner Datenschutzbeauftragten liegen keine Zahlen vor. Was die Aufzeichnungsdauer angeht, bis von Videokameras aufgezeichnetes Materiel gelöscht oder überschrieben wird, die variiert zwischen 72 Stunden und 30 Tagen. Was man immerhin sicher zu glauben wissen will, ist, dass keine Gesichtserkennung stattfinden soll. Oder vielleicht sollte man besser noch nicht sagen. Aber kann man den Aussagen auch wirklich trauen, wenn der Berliner S-Bahn selbst nicht einmal die Anzahl ihrer Videokameras bekannt ist? Das muss, wie so vieles in diesen Tagen, jeder für sich entscheiden. Meine heute in der Berliner Zeitung erschienene Recherche-Odyssee kann als Entscheidungshilfe dienen.