Bericht aus einem gebrochenen Land (131)
Die Stimmung in Berlin ist am Boden. Viele sind runtergezogen, müde und ausgelaugt. Nicht wenige leiden unter Depressionen. Wer kann, verlässt die Zentrale des deutschen Irrenhauses. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis möchten alle nur noch raus aus Berlin. Einige sind schon mit einem Fuß draußen. Andere sind dabei sich von Dingen zu trennen, um sich für den bevorstehenden Absprung leichter zu machen. Manch einer hofft noch auf Arbeit oder gar auf Familie, die ihn über Wasser hält. Spezielle Büros bieten Wartenden bereits Bänke zum Übernachten an. Berlin wird immer mehr zu einem San Francisco an der Spree. Ich hatte hier über die dystopischen Zustände in der einstigen Hippie und Flower Power Metropole am Pazifik geschrieben, die nun auch in Berlin angekommen sind. Hier eine Arbeit zu finden, die genug einbringt, um sich ein Leben in Berlin leisten zu können, gleicht einem Lottogewinn. Wenn überhaupt, so ist es ein Überleben. Von Familie ganz zu schweigen. Familie ist praktisch wie Sex. Ja, das gab es einmal, ist aber lange her. Eine Möglichkeit gibt es wohl noch. Berlin als ideale Filmkulisse für eine Mischung aus “Soylent Green” und “Idiocracy”.
Foto&Text TaxiBerlin