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Aus dem Leben eines ehemaligen Berliner Taxifahrers in den Schluchten des Balkans

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  • 10 Okt. 2022
  • TaxiBerlin
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Bericht aus Bulgarien (246) – „Auswandern“

Junge Frau in Sofia
Der Sohn meines Nachbarn, er hat einige Jahre in Deutschland gearbeitet und besitzt auch eine Wohnung in der Nähe von Frankfurt am Main, war sich bereits vor zwei Jahren sicher, dass demnächst viele junge Deutsche ihre Heimat verlassen und einige auch nach Bulgarien kommen würden. Auch wenn das Szenario in dem Moment noch unvorstellbar war, wollte ich es nicht nur nicht ausschließen, sondern hielt es für absolut möglich und auch wahrscheinlich. Zunächst sind einmal so einige junge Bulgaren in ihre Heimat zurückgekehrt, insbesondere aus Deutschland und Österreich, wo die Folgsamkeit der Menschen am größten und der gesunde Menschenverstand dementsprechend am schnellsten abhanden gekommen ist seit Corona. Ich habe mit einigen Zurückkehrern gesprochen, nicht nur auf der Veranstaltung von David Engels, sondern auch auf den zahlreichen Protesten in Sofia, bei denen ich als Zeitzeuge zugegen war. Neulich las ich nun den Artikel „Ein Land zum Davonlaufen“ von Roberto J. De Lapuente auf Rubikon. Der Artikel ist sehr persönlich, er handelt davon, wie der Autor Abschied von seiner Tochter nimmt, die nach Portugal geht, also auswandert. Da ich mit Roberto schon zuvor einen Austausch per e-mail hatte, und ich auch gerne seine Artikel lese, schrieb ich ihm kurzerhand, um ihm zu seinem gelungenen Artikel zu gratulieren. In seiner Antwort brachte Roberto seine Hoffnung zum Ausdruck, dass seine Tochter eines Tages zurückkommt, weil das Leben in Deutschland wieder lebenswert geworden ist. Das fand ich gut, es hat mir sofort gefallen, auch weil ich es selbst gar nicht auf dem Schirm hatte, weil seit Jahren der Weg Deutschlands ein anderer ist, und zwar zum Weglaufen. Das bedeutet aber nicht, dass ich als halber Deutschland nicht leiden würde deswegen. Ganz im Gegenteil. So, wie es momentan dort aussieht, bereitet es mir sogar körperliche Schmerzen. Dass ich diese Schmerzen empfinde, empfinden kann und auch muss, bedeutet, dass mir meine alte Heimat wichtig ist. Wäre sie mir egal, würde ich wohl kaum leiden. Nur, und dafür bin ich Roberto dankbar, habe ich bisher an eine Rückkehr nach Deutschland gar nicht gedacht gehabt, einfach weil es mit meiner alten Heimat seit Jahren nur in eine Richtung geht, und zwar abwärts. Das kann und wird sich eines Tages ändern, da bin ich mir auch nach Robertos Antwort sicher, nur eben nicht morgen oder übermorgen. Wann dies sein könnte, darauf hat mich der Artikel „In der Wahrheit leben“ von Michael Meyen ebenfalls auf Rubikon gebracht. Der Professor für Kommunikationswissenschaft an der LMU München, der neulich meinen Artikel „Wir haben den Leuten eine Lüge verkauft“ auf Multipolar kommentiert hat, meint in seinem Artikel über Vaclav Havel, dass wir uns in dessen Zeitachse gerade bei 1978 befinden würden, und dass sogar frühestens. Mit anderen Worten: Uns stehen einige Jahre bevor, bis wir ein erneutes 1989 erleben. Wir werden also noch viele insbesondere junge Menschen auswandern oder, wie im Falle Bulgarien, in ihre alte Heimat zurückkehren sehen. Der Rest, also die in der alten Heimat Verbliebenen, muss versuchen, die Nerven zu behalten und die Ruhe zu bewahren.
Foto&Text TaxiBerlin

TaxiBerlin

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