Zurück in Bulgarien (046) – „Mein neuer Freund“

Ich traf ihn gestern das erste Mal auf meinem Weg zu RUMEN GTI. Auf dem Foto sieht er gefährlicher aus, als er war. Er hat sich einfach nur riesig gefreut, dass mal jemand bei ihm auf der Müllkippe vorbeischaut. Müll gibt es in Bulgarien an jeder Ecke, auch in der Natur. Vielleicht das schlimmste Verbrechen überhaupt, das Menschen begehen können. Schlimmer als der Klimawandel auf jeden Fall. Der Schmerz in meinen Augen, den ich beim Betrachen von Müll in der Natur habe, ist unbeschreiblich. Aber von irgendetwas muss sich mein neuer Freund, ich weiß gar nicht, wie er heißt, schließlich ernähren. Zum Jagen reicht es (noch) nicht. Er hat, auch wenn der erste Eindruck das nicht vermuten lässt, ganz gute Manieren. Wahrscheinlich hatte er bis vor kurzem noch ein gutes Leben und wurde aus irgendwelchen unerfindlichen banalen Gründen von bösen Menschen ausgesetzt.
Als mir mein neuer Freund heute zum zweiten Mal über den Weg lief, habe ich ihn mit zu mir genommen und mit Brot und Wasser versorgt. Erst wollte er nicht an das Brot ran, was mich schon fast stutzig werden ließ. Lebt er auf seiner Müllhalde vielleicht ein fürstliches Leben? Als er sich dann irgendwann auf das trockene Brot stürzte und in sich hineinschlang, als gäbe es kein Morgen, war klar, dass seine Müllhalde alles andere als das Paradies ist. Fast hätten ihm die Bestien des Nachbarn das Brot streitig gemacht. Aber mein neuer Freund lässt sich sein trocken Brot nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Viechern aus dem Wasser fischen. Ich denke, ich werde unsere Freundschaft weiter ausbauen. Alleine schon, um es dem blöden Nachbarn und seinen dummen, ewig bellenden Bestien zu zeigen.

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Zurück in Bulgarien (045) – „RUMEN – GTI“

Zwischen dem Genossen Stalin und mir liegt RUMEN-GTI begraben. Direkt an der Straße, die dort eine Kurve macht. So ein Grabstein an einer Straße in Bulgarien ist nichts ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist, dass es eine Kurve gibt. Die meisten Grabsteine befinden sich auf einer graden Strecke. Bis heute kommen viele Bulgaren auf grader Strecke ums Leben, weswegen man von einem Krieg spricht, der auf der Straße stattfindet. Der Unterton dabei ist: Wenn ihr uns neue Autos gebt, müsst ihr uns auch neue Straßen geben. Um das Foto von dem Grabstein von RUMEN-GTI zu machen, bin ich hingelaufen. Oft bin ich mit dem Auto an ihm vorbeigefahren. Da es aber direkt an einer Kurve liegt, habe ich nie angehalten, um ihn zu fotografieren. Das lag auch daran, dass ich RUMEN-GTI nicht kannte. Ich kenne nur seinen Grabstein. Begraben ist RUMEN-GTI vermutlich woanders und nicht direkt an der Straße. Das ist aber nur eine Vermutung. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass der bulgarische Genosse Stalin noch lebt. Auch das wieder ein Unterschied, diesmal zu Russland, wo der russische Genosse Stalin, genau müsste man sagen der georgische Genosse Stalin, schon lange tot ist. Der bulgarische Genosse und Patriarch Stalin erfreut sich bester Gesundheit. Auch sein „Komplex“, genau ist es der „Komplex Stalin“, mit Forellen-Restaurant, Pool und Hotel scheint bestens zu laufen. Und das, obwohl gleich nebenan eine riesige Baustelle ist. Seit vielen Jahren lässt der Genosse Stalin dort etwas schönes, neues und vor allem Großes bauen. Was es genau werden wird, weiß Genosse Stalin vermutlich selbst noch nicht. Möglicherweise wird es sein Mausoleum. Einen Grabstein direkt an der Straße mit der Aufschrift GENOSSE STALIN wird es mit Sicherheit nicht geben.

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Zurück in Bulgarien (044) – „Brennnesselsuppe nochmal“

Nachdem ich meine Brennnesselsuppe eine Nacht habe stehen lassen, schmeckt sie heute noch einmal besser. Leider will mir nichts einfallen, womit ich sie vergleichen könnte. Spinat schmeckt anders, und Brokkoli auch. Brennnesseln schmecken irgendwie eigen, weswegen ich sie wirklich jedem empfehlen kann. Natürlich auch wegen dem Eisen, das sie enthalten. Dass man beim Essen Handschuhe anziehen muss, wie ich hier schrieb, stimmt übrigens gar nicht. Schon gar nicht im Mund.

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Zurück in Bulgarien (043) – „Brennnesselsuppe“

Die kräftigsten Brennnesseln gibt es natürlich im Frühjahr. Aber die Brennnesseln im Herbst sind auch nicht von schlechten Eltern, zumindest in Bulgarien. Man zieht sich auf jeden Fall besser Handschuhe an, wenn man sie schneidet, um daraus eine Suppe zu machen. Brennnesselsuppe ist gar nicht schwer, man braucht dazu neben den Brennnesseln nur noch Kartoffeln, Zwiebeln und etwas Öl bzw. Butter. Zuerst werden die Zwiebeln angeschmort, dann kommen die Brennnesseln dazu und danach die Kartoffeln mit etwas Wasser oder besser Gemüsebrühe. Das ganze köchelt im geschlossenen Topf so lange vor sich hin, bis die Kartoffeln durch sind. Zum Schluss setzt man den Pürierstab oder auch Stabmixer an. Jetzt kann man die Suppe schon essen. Man braucht dafür wieder die Handschuhe, diesmal im Mund.

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Amerikas Stellvertreterkrieg – Zum Amtsenthebungsverfahren gegen Joe Biden


Während in Deutschland immer und überall von „Putins Angriffskrieg“ die Rede ist, wird in Bulgarien derselbe Krieg „Amerikas Stellvertreterkrieg“ genannt. Da mit Amerika die USA gemeint sind, wird auch gerne „Bidens Stellvertreterkrieg“ verwendet. In Bulgarien ist nicht immer alles umgedreht, sondern man hat auch mehr Phantasie. Dass jetzt plötzlich von einer „Kultur der Korruption“ im Zusammenhang mit dem noch amtierenden Präsidenten der USA Joe Biden gesprochen wird, mag den ein oder anderen in Deutschland überraschen. In Bulgarien überrascht dies niemanden. In Bulgarien weiß man auch, dass Biden den Krieg in der Ukraine schon morgen beenden könnte, wenn er es wollte. Natürlich wird das Amtsenthebungsverfahren gegen Joe Biden keinen Erfolg haben, auch das weiß man in Bulgarien. Eher fällt der Mann, der mit jedem Tag größere Schwierigkeiten hat, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, einfach tot um.

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Ein von allen guten Geistern verlassenes Land

Im Vorgängerbeitrag hatte ich geschrieben, dass Deutschland ein von allen guten Geistern verlassenes Land ist. Als wäre dies nicht schlimm genug, ist auch hier Berlin als Hauptstadt des Politisch Korrekten einmal mehr das Epizentrum. Meldestellen kannte ich bisher nur aus der DDR. Zu diesen Meldestellen der Volkspolizei mussten unsere West-Berliner Verwandten immer, wenn sie uns besuchten. Die aktuellen Meldestellen in der deutschen Hauptstadt, auf deren Straßen und Plätze ich viele Jahre zu hause war, heißen „Berliner Register“. Was man dort alles anonym melden kann, das erklärt Kolja im obigen Beitrag. Wird man als „Nazi“ beschimpft, kann man das beispielsweise nicht melden, was sich mit meiner persönlichen Erfahrung deckt. Als ich vor Jahren einmal in Berlin von der Antifa, besser „Antifa“, als „Nazi“ bezeichnet wurde, konnte mir die herbeigerufene Polizei nicht sagen, ob „Nazi“ eine Beleidigung ist oder nicht. Als „Nazi“ bezeichnet wurde ich von den „Nazi Jägern“, einer trug wirklich eine Jacke mit der Aufschrift „Nazi Hunter“, weil ich mit einer gelben Weste gegen das illegale Agieren von Uber protestiert habe. Als ich den linken Linken meine Beweggründe erklären wollte, wurde ich sogleich unterbrochen und bekam zur Antwort, dass man Taxifahrer bei der „Antifa“, den nützlichen Idioten des Neoliberalismus, noch nie leiden konnte.

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Zurück in Bulgarien (042) – „Verlassen – fast“

Bulgarien ist ein von Menschen verlassenes Land. Im Gegensatz zu Deutschland, das von allen guten Geistern verlassen ist. Die wenigen Menschen, die es noch in Bulgarien gibt, sind Alte, die zu Hause in ihren verfallenden Häusern sitzen und auf den Tod warten. Die jungen Bulgaren sind im Ausland, viele von ihnen in Amerika und Großbritannien, aber auch in Deutschland. Das wiederum, ich erwähnte es bereits, von allen guten Geistern verlassen ist. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass ich die Technik des Selfies erlernen muss, die ich in der Vergangenheit abgelehnt habe, will ich dokumentieren, dass ich noch am Leben bin und darüber hinaus gesund und munter. Ich bin ja auch nicht mehr der jüngste. Dass ich gesund und munter bin, liegt auch daran, dass ich täglich in Mineralwasser bade. Mein Bürgermeister hat dafür vor Jahren ein kleines Mineralbad im Wald für mich bauen lassen. Dort bin ich alleine, sieht man von dem Frosch ab, mit dem ich mir das Becken teile. Vielleicht ist der Frosch gar kein Frosch, sondern ein Märchenprinz. Um das herauszufinden, gehe ich täglich in den Wald. Was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass der Frosch keine Fotos machen kann. Deswegen das Selfie.

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