Leben in Zeiten von Corona – Heute: Im Taxi mit Sascha Lobo

 

Der falsche Prophet – Der mit der Spritze
Um es gleich am Anfang zu sagen: Sascha Lobo saß mir nicht im Taxi. Als „cooler“ Mensch von heute fährt Sascha Logo vermutlich auch Uber und kein Taxi. Aber wenn Sascha Lobo Taxi fahren sollte, und ich noch Taxi fahren würde, hätte ich ihn selbstverständlich befördert. Ich hätte ihn aber nicht nur befördert, weil das Taxi eine Beförderungspflicht hat, im Gegensatz zur Schönen Neuen Uber-Welt, sondern auch um ihm meine Meinung zu seiner letzten Spiegel-Kolumne zu sagen. Das Taxi ist einer der wenigen Orte, an dem man noch seine Meinung sagen kann. Dazu später mehr.
Sascha Lobo, wer ihn nicht kennt, ist „Strategieberater mit den Schwerpunkten Internet und digitale Technologie“, der sich neuerdings auch mit Viren auskennt, also eine Art Bill Gates – allerdings für Arme. Das Markenzeichen von Sascha Lobo ist sein roter Hahnenkamm. Wegen seiner aufwändigen Frisur muss er viel Zeit vor dem Spiegel verbringen, wogegen nichts einzuwenden ist, im Gegenteil, denn dort richtet er weniger Schaden an als im Spiegel. Wegen der vielen Zeit, die er vorm Spiegel verbringen muss, kommt Sascha Lobo gar mehr zum Nachdenken. Es gilt auch hier die Faustregel: Je aufwändiger die Verpackung, umso inhaltloser die Person. Ein Umstand, der leider immer öfter als „cool“ durchgeht, wobei „cool“ nichts anderes als kalt bedeutet, also tot.
Trotzdem darf Sascha Lobo eine Kolumne für den Spiegel schreiben, was andererseits keine Überraschung ist, denn auch der Spiegel ist tot. Sascha Lobo schreibt dort über eine „Kalte Impfpflicht“, die er befürwortet. Den Kalten Krieg muss Sascha Lobo irgendwie verschlafen haben. Mit der „Kalten Impfpflicht“ verhält es sich nämlich ähnlich wie mit dem Kalten Krieg: Er kann ganz schnell zu einem heißen werden. Aber gut, so lange er kalt, also praktisch tot ist wie der Autor und der Spiegel, kann das natürlich nicht passieren. Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne, dass es zur Impfung durchaus unterschiedliche Meinungen gibt, aber ein Impfzwang sei nun mal „wissenschaftlicher Konsens“. Das stundenlange Sitzen vorm Spiegel hält Sascha Lobo nicht nur vom eigenen Denken ab, sondern auch vom Gang ins Internet, und das als „Strategieberater mit den Schwerpunkten Internet und digitale Technologie“. Bloß nicht mit anderen Meinungen belasten!
In Bulgarien, einem kleinen, anderen Land unseres schönen Kontinents, in dem ich mangels Kundschaft in meinem Berliner Taxi gerade nach Arbeit suche, lassen sich auch Menschen impfen, genauso wie sie irgendwas im Gesicht tragen, wenngleich nicht überall, und vor allem keine Staubmaske wie bei uns. In dem Dorf, wo ich täglich nach Arbeit grabe, trägt niemand eine Maske, das machen nur Menschen in der Stadt, und dort auch nur im Supermarkt. Sollte man sie einmal vergessen haben aufzusetzen, wird man freundlich darauf hingewiesen und nicht angeschnauzt und beleidigt, wie das in Deutschland an der Tagesordnung ist. Diese „coole“ oder besser tote, weil völlig emphatielose Art ist in Bulgarien unbekannt. Und trotzdem ist sie es, die mir selbst in knapp zweitausend Kilometer Entfernung immer noch Angst macht: Diese typisch deutsche „Genauigkeit“ und Rechthaberei bei gleichzeitiger völliger Unwissenheit, die sich allerdings als Allwissenheit geriert, obwohl sie eigentlich nur die totale Ignoranz des anderen und seiner Meinung ist – mit einem Wort: Menschenverachtung.
Die in Bulgarien (noch) vorhandene Empathie drückt sich vor allem darin aus, dass man den anderen samt seiner Meinung so sein lässt, wie er ist. Darüber hinaus darf jeder sagen, was er denkt, beispielsweise auch im öffentlich/rechtlichen Radio. Bei dem hier allseits beliebten Talk-Radio kann nicht nur jeder anrufen, sondern er kommt auch zu Wort, jede Meinung wird Wert geschätzt, niemand wird vom Moderator von oben herab belehrt, dass seine Haltung die verkehrte sei. In Bulgarien ein Unding und etwas, was es auch einmal in Berlin gab, und zwar Anfang der Neunziger beim „Sprechfunk“ von und mit Jürgen Kuttner. Der aktuelle Versuch eines „Sprechfunk“ Remakes hat damit nichts am Hut. Dieses Wissen von früher und die wiederholte Erfahrung in Bulgarien, dass es auch anders geht, hat mich schon frühzeitig zu meinem Motto in meinem Taxi inspiriert, in dem man zwar nicht telefonieren, dafür aber alles sagen durfte, sogar die Wahrheit.
Sascha Lobo, der Mann mit dem roten Hahnenkamm, der besser vorm als im Spiegel aufgehoben wäre, hätte ich, wäre er mir ins Taxi gestiegen, folgendes mit auf dem Weg gegeben. Du bist für eine „Kalte Impfpflicht“? Dann geh ins Krankenhaus und sprich mit den Schwestern und Pflegern, denn unter ihnen gibt es sehr viele, die sich nicht impfen lassen wollen. Ich gehöre als gelernter Krankenpfleger dazu. Solltest du danach immer noch fürs Zwangsimpfen sein, dann lass dir von den Kolleginnen und Kollegen die Stricke und Knebel fürs Fixieren zeigen. Das ist jetzt kein Quatsch! Ich selbst habe schon einmal mitgeholfen, einen Menschen gegen seinen Willen eine Spritze zu verpassen. Es ist nichts, worauf ich Stolz bin – ganz im Gegenteil.
Wer eine Zwangsimpfung fordert, und nichts anderes tut Sascha Lobo, der muss nicht erklären, dass er nicht „mit übergroßen Furor“ gegen die Nachteile der Ungeimpften kämpfen wird, „denn sie werden Nachteile haben“, das weiß selbst ein Sascha Lobo. Eine solche Aussage ist vielleicht „cool“, aber auch wohlfeil. Überhaupt geht es doch um etwas ganz anderes, lieber Sascha Lobo. Wer wie du Zwangsimpfungen gutheißt, der muss auch bereit sein bis zum Äußersten zu gehen. Die folgende Frage richtet sich nicht nur an Sascha Lobo, sondern an jeden einzelnen: Wie weit bist du persönlich bereit zu gehen? Wenn du nicht bereit bist, bis zum Äußersten zu gehen, das sind denke ich die wenigsten, dann solltest du zumindest schweigen, wenn du schon keinen Respekt und kein Mitgefühl mit Andersdenkenden hast, armer Sascha Lobo!
Video BobDylan
Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Mein altes Leben im neuen

 

Mein altes Leben als Taxifahrer war vielleicht nicht ideal, aber doch irgendwie besser als das „neue Normal“. In meinem alten Leben bin ich viele Jahre Nachtfahrer gewesen. Da Nachtfahrer zufällig das Thema der morgigen Ausgabe von „Hier spricht TaxiBerlin“ ist, wird mich Kollegin Sonja in ihrer Sendung in meinem neuen Leben in den Schluchten des Balkans anrufen, um sich mit mir über mein altes Leben als Nachtfahrer in Berlin unterhalten. Du kannst dabei sein, du musst dazu nur um 19 Uhr dein Radio einschalten oder ins Internet gehen. In Berlin ist die 57. Ausgabe von „Hier spricht TaxiBerlin“ auf Pi-Radio unter 88.4 MHz zu hören, in Potsdam unter 90.7 MHz und als Livestream auch weltweit. Verpasse es nicht, denn sonst weißt du nicht, wie das Leben früher war. In meinem alten Leben war nicht alles schlecht, wie auch obiges Video beweist. Was es damit auf sich hat, wird in der morgigen Sendung in einer einfachen Sprache erklärt. Wage nicht es zu verpassen!  Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Good Bye Berlin, Hallo Bulgaria

Göhrener Straße
früher Prenzlauer Berg / heute Pankow
Heute startet sie nun, meine Arbeitssuche im Europäischen Ausland. Gestern war ich deswegen noch einmal in Mitte. Dort sah ich viele junge Menschen, diesmal mit anderen, ganz neuen Augen. Noch nie kamen sie mir so unverbunden vor, mit Berlin, mit anderen, aber vor allem mit sich selbst. Es waren durchaus schöne Menschen darunter, aber sie schauten alle gleich aus – „irgendwie individuell“. Und nein, die meisten trugen keinen Jogginganzug, schließlich war ich in Mitte und nicht in Neukölln. Trotzdem trifft wohl auch auf die Menschen in Mitte zu, was Karl Lagerfeld über Menschen im Jogginganzug gesagt hat, und zwar dass sie die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, vielleicht sogar noch mehr als die Menschen in Neukölln. Ich verlasse heute Mitte und Neukölln, und darüber freue ich mich, denn ich kann diese Menschen nicht mehr sehen. In Bulgarien gibt es keine schönen Menschen. Die sind alle in Mitte. Trotzdem fühle ich mich wohler dort. Ich habe jetzt auch herausgefunden, wo ich mich vor Ort melden muss, was mir das Amt hier nicht sagen konnte. Ein Bulgarische Journalistin konnte mir Ort, Straße, Nummer, Telefon und Etage, in dem sich das Office befindet, sofort nennen. Auch die Journalistin ist keine schöne Frau, dafür weiß sie aber im Gegensatz zu hiesigen Journalisten Bescheid. Sie konnte mir sogar sagen, dass dort vier Frauen in einem Raum arbeiten. Und auf die freue ich mich, auf diese vier Frauen, die in einem Raum arbeiten. Sicherlich sind auch sie keine Schönheiten, denn sonst wären auch sie in Mitte. Mit Sicherheit haben sie aber (noch) nicht die Kontrolle über ihr Leben verloren.                Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Bill Gates heißt nicht das Problem, aber Bill Gates hat jetzt ein Problem

 

Heinrichplatz / Oranien- Ecke Mariannenstraße
früher Kreuzberg / heute Friedrichshain-Kreuzberg
Nachdem das Problem nicht Bill Gates heißt, sondern Kapitalismus, tut es gut zu hören, dass Bill Gates jetzt zumindest ein Problem hat. Das Problem von Bill Gates fing klein an, wie alles einmal klein begann, wurde dann aber rasch immer größer und ist heute praktisch wie der süße Brei, der nicht aufhören will zu fließen, und Bill Gates hängt in dem süßen Brei fest, den er selbst angerührt hat. Jedenfalls bleibt jetzt wieder genug Zeit, sich dem System zu widmen, denn so heißt das Problem, zumindest am Kreuzberger Heinrichplatz, wo gestern schon wieder ohne Maske Bier getrunken, mit Maske geht das schlecht, und der Kapitalismus, in dem Fall die Getränkeindustrie, angekurbelt werden dufte. Aber was ist nun das System? Und wo wohnt es? Ich meine, wenn man ein Problem angehen will, dann muss man doch wissen, wo man es findet, oder? Vor allem, wenn Kapitalisten wie Bill Gates mit dem System Kapitalismus nichts zu tun haben, genauso wenig wie Sozialisten etwas mit dem System Sozialismus zu tun hatten, von den Kommunisten gar nicht erst zu reden. Immerhin will man mit dem Bier in der Hand und in der Sonne sitzend vom Heinrichplatz in Kreuzberg aus die Pharmaindustrie vergesellschaften. Aber warum ausgerechnet die Pharmaindustrie? Ist die Pharmaindustrie jetzt das System? Und was sagt der Bill dazu? Hat man ihn gefragt? OK, jetzt ist zum Fragen der verkehrte Zeitpunkt, denn Bill hat ein Problem, und zwar ein großes, das mit jedem Tag größer wird. Da wartet man am besten noch etwas, bis der Bill den Kopf wieder frei hat für die Frage, ob er zur Abwechslung mal vergesellschaftet werden will. Ich persönlich bin schon sehr gespannt auf Bills Antwort, denn als Philanthrop und Menschenfreund hat er sicherlich nichts gegen Vergesellschaftung. Im Gegenteil, ich rechne fest damit, dass er erleichtert sein wird zu hören, dass man ihm die Last oder vielleicht besser den Zwang ständig Gutes tun zu müssen von seinen jetzt durch den Abgang Melindas schmaler gewordenen Schultern nehmen will. Wie viele Menschenleben auf unserem Planeten man mit dem Geld des viertreichsten Kapitalisten der Welt retten kann, das hat komischerweise noch niemand ausgerechnet. Auf dem Kreuzberger Heinrichplatz lässt man es mit dem Bier in der Hand in der Sonne sitzend ruhig angehen. Beim Menschenleben retten kommt’s auf einen Tag mehr oder weniger nicht an. Beim Klima wäre das schon anders. Möglicherweise will der Bill beim Pharmaindustrie vergesellschaften auch ein Wort mitzureden, wo er doch sieben Milliarden Menschen impfen will, oder sollte ich schon sagen: wollte?                           Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient“ – mein neues Mantra

Stasi Museum, Eingang Ruschestraße
früher Lichtenberg / heute Lichtenberg

„Wenn’s der Wahrheitsfindung dient“ ist mein neuestes Mantra.  Ich sage es immer zu mir, wenn ich mir die Maske aufsetze, genauer: aufsetzen muss, um dem Maskenmob zu entkommen, aus dem mittlerweile ein richtiger Lynchmob geworden ist, ich habe hier darüber geschrieben. Offiziell habe ich eine Maskenbefreiung. Aber seit selbst meine Hausärztin, die sie ausgestellt hat, nicht weiß, ob diese noch gilt oder nicht, gehe ich besser auf Nummer sicher und setze mir eine Maske auf. Durch sie bekomme ich zwar keine Luft, dafür schützt sie mich aber sicher vor Staub und Schmutz. Es fliegt viel Staub und Schmutz rum heutzutage, insbesondere in den Köpfen vieler Menschen. Da meine Hausärztin auch nicht weiß, wie eine Maskenbefreiung auszusehen hat, die heute gilt, kann sie mir auch keine neue Maskenbefreiung ausstellen. In diesem Punkt ist sie konsequent. Aber was steckt dahinter? Hat jemand sie unter Druck gesetzt? Warum plötzlich diese Unwissenheit? Werden wir irgendwann die Wahrheit erfahren? Und hilft dabei mein neues Mantra? – „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient“ ist übrigens nicht von mir, sondern vom Teufel. Also vom Teufel, Fritz, um genau zu sein. Fritz Teufel, wer ihn nicht kennt, war vor gut 50 Jahren Teil der Studentenbewegung in unserer Stadt. Ja, du liest richtig: Es gab einmal so etwas wie eine Studentenbewegung, die größte Jugendbewegung seinerzeit. Die größte Jugendbewegung heute ist der Islamische Staat (IS), aber das nur nebenbei. Fritz Teufel stand also damals als Teil der größten Jugendbewegung seiner Zeit vor Gericht, weil er einen Stein auf einen Polizisten geworfen haben soll. Dort, also vor Gericht, wurde er im November ’67 vom Richter zum Aufstehen aufgefordert. Dazu muss man wissen, dass es zu Fritz Teufels Zeiten noch keinen Maskenzwang gab. Fritz Teufel konnte also nicht dazu aufgefordert werden, seine Maske aufzusetzen. (Was der Teufel, Fritz wohl dazu gesagt hätte?) So konnte der Richter ihn nur zum Aufstehen auffordern. Immerhin dieser Aufforderung kam Fritz Teufel damals nach, und zwar mit seinem bekannten Satz auf den Lippen, der heute mein Mantra ist:                              „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient“

Foto&Text TaxiBerlin