Offline soll das neue Bio sein, habe ich kürzlich gehört. Und, dass man dann am besten rausgeht, um mal was anderes zu sehen als immer nur seinen Bildschirm. Bei vielen läuft es allerdings umgedreht. Sie gehen zuerst raus bzw. werden rausgeschmissen, und sind erst danach offline. Manche brauchen dazu Bier, andere Kippen. So geht es natürlich auch, aber ideal ist anders.
Wühlischstraße / früher Friedrichshain / heute Friedrichshain-Kreuzberg
Die Goldene Vagine gibt es als Kette, Ohrring, Lollypop, Dekor, geschnitzt und auch in 3D. In Graz in Österreich gibt es sogar ein Vulvarium. Geführt wird es von der 31-jährigen Viktoria Krug, die nach eigenen Aussagen goldene Gipsabdrücke der Vulven von Menschen anfertigt und daraus elegante, einzigartige Skulpturen kreiert, die man einfach nicht übersehen kann. Nicht zu übersehen ist auch der Goldene Pimmel in den Auslagen des Schwanzoriums in Berlin-Friedrichshain. Einerseits keine Überraschung, denn männlicher Pimmel und weibliche Vulva sind Gegenstücke wie Ying und Yang. Andererseits möglicherweise höchst problematisch, denn das Gegenteil von Gold ist nicht Gold. Was genau das Gegenteil von Gold ist, da gehen die Meinungen auseinander. Manche sagen Kohle, andere Silber oder die Farbe Blau, wieder andere einfach nur ein unedles Metall. Unklar ist ebenso, was das Gegenstück zu toxischer Männlichkeit ist. Ist es am Ende einfach nur toxische Weiblichkeit?
Kopernikusstraße / früher Friedrichshain / heute Friedrichshain-Kreuzberg
Ich weiß nicht, ob ich mich angesprochen fühlen soll von obigem Schild bei mir im Kiez, schließlich bin ich ein Mann. Männer bluten bekanntlich nicht und haben auch keine Periode. Trotzdem bin ich mir unsicher. Haben Männer heute nicht auch ihre Tage? So habe ich es zumindest gehört. Dass sie dabei bluten, oder gar “schöner bluten” (als wer?), davon ist mir zwar noch nichts zu Ohren gekommen, aber kann ich es deswegen ausschließen? Möglicherweise würde es am Ende sogar die Leere des modernen Mannes erklären: Der moderne Mann – außen weich und innen ganz leer.
„Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen.“ lese ich gerade. Das Zitat soll nicht von Dostojewski sein, wie manche behaupten. Das haben u.a. die Aktivisten herausgefunden, über die ich gestern geschrieben habe und die jetzt einen Journalistenpreis bekommen sollen. Laut den Aktivisten-Journalisten soll das Zitat benutzt werden, “um Stimmung gegen abweichende Meinungen zu machen”. Diese Erklärung verwirrt mich. Bisher dachte ich, dass eine abweichende Meinung eine Meinung ist, die von der herrschende Meinung abweicht, beispielsweise von der der Aktivisten. Aber dann könnten nur Menschen und natürlich auch Aktivisten-Journalisten, die die herrschende Meinung propagieren wie in der DDR der Propagandist, dieses Zitat verwenden. Das Zitat wird aber, wenn ich es richtig verstehe, von Menschen mit einer von der herrschenden Meinung abweichenden Meinung verwendet. Ist dies nur ein Missverständnis, ein Denkfehler oder ist es bereits Irrsinn oder gar Idiotie? Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, sollte Letzteres zutreffen, dann trifft auch das Zitat zu. Und zwar unabhängig davon, ob es von Dostojewski ist oder nicht.
Stefan Heym Zitat an der Frankfurter Allee in Lichtenberg
Noch ein aktuelles Beispiel vom Berliner Irrsinn gefällig? Irgendwelche Aktivisten sollen gerade irgendeinen Journalistenpreis bekommen. So weit nichts Neues. Dass Dumme an der Geschichte ist, dass der Ober-Aktivist bereits im Sommer eingeräumt hatte, dass er eine Falschbehauptung in die Welt gesetzt hat. Aber nicht nur das. Wenn ich es richtig verstehe, darf man im Moment sogar sagen, dass es sich dabei um eine “dreckige Lüge” handelt. Darüber, dass ausgerechnet diese Aktivisten jetzt einen Journalistenpreis bekommen sollen, habe ich herzhaft lachen müssen. Ich meine, solch ein Irrsinn ist wirklich nur schwer zu überbieten. Die Entscheidung interpretiere ich so, dass man schließlich irgendjemand vertrauen muss, um irgendwie leben zu können. Es ist also mitnichten eine Bestätigung dafür, dass es sich bei den Aktivisten um Journalisten handelt.
Aktuelles Graffito in der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain
Die Menschen in der Ukraine und Russland haben eines gemeinsam: Sie wünschen sich ein Ende des Krieges. – Lese ich gerade im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg und frage mich: Was wünschen sich eigentlich die Menschen hierzulande, die uns davon überzeugen wollten und möglicherweise immer noch wollen, dass dies unser Krieg sei? Wo sind sie hin? Und sind sie immer noch dieser Meinung? Oder wollen sie jetzt etwa plötzlich nicht mehr Russland besiegen? Haben sie ihre Meinung geändert? Wenn ja, um wieviel Grad? Um 180 Grad? Oder gar um 360 Grad?
Zu Weihnachten etwas Besinnliches. In meinem gestrigen Beitrag schrieb ich vom Irrsinn und Irrglauben in Berlin. Nicht jedem ist klar, was ich damit meine. Deswegen hier ein paar aktuelle Beispiele: Obiges Graffito auf der Oberbaumbrücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg fordert dazu auf, wie Erwachsene zu agieren. Aber ist das nicht selbstverständlich für Erwachsene?
Dieses Graffito findest du direkt hinter der Oberbaumbrücke in Kreuzberg. Ich wusste gar nicht, dass Kriegsverbrechen legal sind. Der Schlips gehört Nick Cave, aber das nur nebenbei.
Dieses Graffito in der Skalitzer Straße in Kreuzberg erinnert mich an einen Witz aus DDR-Zeiten: Als Antwort auf das Grafitto “Gott ist tot. Nietzsche” reagierte jemand mit “Nietzsche ist tot. Gott”
Dieses Graffito an der Kirche am Südstern in Kreuzberg verstehe ich als Warnung an all diejenigen, die sich jetzt zu Weihnachten wie alle Jahre wieder unkontrolliert den Wanst und auch die Birne vollschlagen. Denkt immer daran, dass auch euch irgendwann das Patriarchat auffressen wird.
Zugegeben, ein etwas ausgefallener Weihnachtswunsch direkt hinter der Oberbaumbrücke in Kreuzberg. Möge auch er in Erfüllung gehen. Immerhin ist Weihnachten, das Fest der Liebe.