Kaufe dich selbst

Wie gestern angekündigt bzw. angedroht, möchte ich heute darüber schreiben, wie ich zu meinem Deutschlandticket kam. Ich wollte es diesmal besser machen als beim letzten Mal, weswegen ich mir noch in Bulgarien die App „Deutschlandticket“ heruntergeladen habe. Es stellte sich allerdings heraus, dass ich mir kein Deutschlandticket kaufen kann, weil ich keine Kreditkarte habe. Ich hatte hier darüber berichtet. Bei meiner Ankunft am Flughafen BER kam ich nun erneut am dortigen „DB Reisezentrum“ vorbei. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich dort kein Deutschlandticket kaufen kann, wobei die Gründe dafür, warum das nicht möglich sein sollte, weiterhin unklar sind, zumindest mir, denn im „S-Bahn Kundenzentrum“ ist dies möglich, ich habe das schon mehrfach durchexerziert. Da ich sowieso einen Fahrschein in die Stadt brauchte, begab ich mich bei meiner Ankunft am Flughafen BER vor drei Wochen dann doch ins dortige „DB Reisezentrum“. Die Dame hinter dem Schalter bestätigte mir aufs Neue, dass ich bei ihr kein Deutschlandticket kaufen kann. Das könne ich bei ihrer App auch nicht, dafür bräuchte ich eine Kreditkarte, die ich nicht habe, sagte ich ihr. Daraufhin fragte sie mich, was ich für eine App ich habe. Als ich es ihr sagte, meinte sie, dass die App „Deutschlandticket“ nicht die App der Deutschen Bahn sei. Die hieße „DB Navigator“. Da ich ansonsten ins „S-Bahn Kundenzentrum“ im Bahnhof Lichtenberg müsste, um mir dort das Deutschlandticket zu holen, überlegte ich kurz, was ich mache. Es war bereits 18:45 Uhr und das „S-Bahn Kundenzentrum“ schließt um 20:00 Uhr. Ich entschied kurzerhand die App „DB Navigator“ herunterzuladen. Das ging auch ganz fix, nur anmelden konnte ich mich dort nicht. Erneut stellte ich mich an und wieder war ich bei der selben Dame im „DB Reisezentrum“ am Flughafen BER, was keine so große Überraschung ist, denn es arbeiten dort nur zwei Personen. Zum Vergleich: Im „S-Bahn Kundenzentrum“ arbeiten in der Regel drei. Als ich dran war, erklärte ich der Dame, dass ich mich bei der von ihr empfohlenen App „DB Navigator“ der Deutschen Bahn nicht anmelden könne. Daraufhin drückte ich ihr mein Smartphone in die Hand, und nun versuchte sie es, aber auch ihr gelang es nicht. Ich sagte ihr, dass es doch nicht in Ordnung sei, dass ihre Firma, also die Deutsche Bahn, ein Produkt anbietet, nämlich das Deutschlandticket, dass ich aber, aus welchen Gründen auch immer, bei ihr am Schalter nicht kaufen könne, was sie bestätigte – immerhin. Denn nun müsse ich mir ein Einzelticket ABC zum Preis von 4,70 Euro kaufen, um damit in Stadt, genau zum Bahnhof Lichtenberg, zu fahren, um im dortigen „S-Bahn Kundenzentrum“ ein Deutschlandticket zu erwerben. Einfacher ist es da ja fast, sich selber zu kaufen. Die Dame sagte nun nichts mehr, aber was sollte sie auch sagen. Nun begann der zweite Teil meiner Deutschlanticket-Odyssee. Das „S-Bahn Kundenzentrum“ im Bahnhof Lichtenberg hatte, warum auch immer, an diesem Tag bereits um 17:45 Uhr geschlossen. Wäre ich ein Verschwörungstheoretiker, hätte ich jetzt gesagt, man hätte sich gegen mich verschworen. So überlegte ich, was ich tun könne, und entschloss mich noch zum Ostbahnhof zu fahren, in der Hoffnung, dass das dortige „S-Bahn Kundenzentrum“ noch geöffnet hat. An der Warschauer Straße, also eine Station vor dem Ostbahnhof, ging es nicht weiter, weil ein Mann auf den Gleisen sei. So sagte es zumindest der Zugführer. In meinem Kopf tauchte kurz die Frage auf, welcher Mann da auf den Gleisen ist, denn ich war ja noch im Zug. Dann fing ich an zu beten. Erst für mich und mein Deutschlandticket, dann für den Mann. Und dann ging es auch schon weiter. Um 19:45 Uhr schlug ich im „S-Bahn Kundenzentrum“ im Ostbahnhof auf, wo es immerhin auch zwei Mitarbeiter gab. Ich begab mich erneut zu der Frau, die mir sogleich sagte, dass ich für ein Deutschlandticket ein gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langes Formular in genau der aaaaaaaaaaaaaaaanderen Ecke des Kundenzentrums ausfüllen müsse. Nachdem ich sie darauf hingewiesen habe, dass ich schon einmal ein Deutschlandticket hatte, ging alles ganz schnell und auch ohne Formular, denn ich war im System, was immer das heißen mag. Es dauerte keine zehn Minuten, da hatte ich mein Deutschlandticket physisch in der Hand. Es geht also – wenn man will. Offensichtlich will man im „DB Reisezentrum“ am wunderlichen Flughafen BER aber nicht.

Zeichen der Neuen Zeit

Neulich war ich am Ostbahnhof auf der Suche nach einer Bank, um in Ruhe ein Eis zu essen. Genau war es der Tag meiner Ankunft in Berlin, über den ich morgen schreiben werde. Da es keine Bank gab, setzte ich mich auf eine Treppe in der großen Bahnhofshalle. Dort lag bereits eine Zeitung auf den Stufen, auf der jemand anders vor mir gesessen hatte. Als ein junger Mann von der Reinigung vorbei kam, fragte ich ihn, ob es irgendwo eine Bank geben würde. Er verneinte. Die hätte man abgebaut. Passend zum Land, das auch abbaue. Ein interessanter Vergleich, wie ich finde. Als ich obiges Schild gestern in der Sonnenallee sah, musste ich sogleich an diese Geschichte denken. Und auch daran, was mir viele Freunde und Bekannte oft aus Berlin geschrieben hatten, als ich noch in Bulgarien war. Nämlich dass sie müde, erschöpft und ausgelaugt sind. Jetzt verstehe ich sie besser. Das Phänomen „Sitzen verboten“ kannte ich bisher gar nicht. Ich kann mich an keinen Ort in Bulgarien erinnern, an dem ein solches Verbot galt oder ich ein ähnliches Schild gesehen hätte. Ist ja auch irgendwie unmenschlich, oder? Ich frage mich gerade, ob „Sitzen verboten“ nur ein neuer Trend ist, oder bereits ein Zeichen der Neuen Zeit, die ich verpasst habe. Immerhin – jetzt verstehe ich besser, warum die Menschen in Berlin so müde, erschöpft und ausgelaugt sind.

Ich als Denker

Als jemand, der viel denkt, interessiert mich an erster Stelle, was ich heute wieder denken soll. Diese Tätigkeit nimmt seit einiger Zeit immer mehr Raum in Anspruch, einfach weil es zu viele Dinge gibt, die ich besser nicht denke, und täglich werden es mehr. Vor allem darum dreht sich mein Denken, wobei merken es besser trifft als denken. Manchmal werde ich als Denker aber auch direkt angesprochen, in aller Regel von Graffitos, so wie beispielsweise gestern am Bersarinplatz im Friedrichshain (Foto oben). So gesehen kann ich von Glück reden, dass es auch heute schon wieder neue Sachen gibt, die ich besser nicht denken sollte, und die ich mir merken muss.

Ihr schafft das schon

Ich fühle mich in doppelter Hinsicht angesprochen von obigem Aufkleber, der mir gestern Abend beim Spazierengehen ins Auge fiel. Als halber Ausländer frage ich mich, warum die „Almans“ nicht einmal alleine klarkommen. Hat schon mal ein anderes Land ähnliche Aufrufe gestartet? Ich kann mich nicht erinnern. Als halber „Alman“ stelle ich mir dieselbe Frage – nur umgedreht. Warum sollen es mal wieder die Ausländer richten? Ich bin mir sicher, mein Vater als ganzer Ausländer hätte die Aufforderung nicht wirklich verstanden. Mein Vater hatte große Hochachtung vor allem Deutschen. Vermutlich hätte er gesagt: Meine lieben Deutschen, ihr schafft das schon ganz alleine. Vertraut einfach auf eure Kraft, eure Intelligenz und auch auf euren gesunden Menschenverstand.

Voller Erfolg ganz ohne Plan

Zusammen mit meinem Freund und Filmemacher Holger (rechts im Bild) war ich im Juni eine Woche lang in Bulgarien unterwegs. Gemeinsam haben wir deutsche Auswanderer besucht. Holger bewaffnet mit seiner Kamera, ich mit Stift, Notizblock und einem „Plan“. „Plan“ deswegen in Anführungsstrichen, weil er nach deutschen Maßstäben eher kein Plan war. Trotzdem war unser Road Trip ein voller Erfolg – oder vielleicht gerade deswegen. Aber am Besten Du liest selbst.

Manch einer nennt es Fortschritt

Immer wenn ich obiges Buch sehe, sehe ich nach, ob man das Ende schon umgeschrieben hat. Es werden in letzter Zeit ja immer öfter Bücher umgeschrieben oder zumindest mit einer Triggerwarnung versehen. Das Ende von Stephen Emmotts Buch ist immer noch dasselbe: „Ich würde meinem Sohn beibringen, wie man mit einem Gewehr umgeht“. Mittlerweile ist es so, dass der Vater die Ausbildung am Gewehr dem Sohn nicht mehr selbst beibringen muss. Das übernehmen jetzt unsere Politiker und ihre Generäle. Manch einer nennt es Fortschritt.

Sehe ich genauso

Mir geht es wie der Frau in obigem Video. Ich verstehe die Aufregung um die Trennung von Frauen und Männern an der Uni Kiel gar nicht. Der Islamismus ist doch nur eine Farbe unserer bunten Demokratie. Zugegeben, dass ich es so sehe, liegt auch daran, dass der Islam mehrere Ehefrauen erlaubt, und zwar bis zu vier. Gut beschrieben hat diese aktuelle Entwicklung an den Universitäten Frankreichs Michel Houellebecq in seinem Buch „Unterwerfung“. Der Zukunftsroman endet mit der Feststellung des Hauptprotagonisten Françoise, dass er nichts zu bereuen hätte, wenn er den Islam annimmt. Als Mann muss ich sagen, dass es mir genauso geht. Was sollte ich zu bereuen haben?