Die Straße, meine Universität

Werbung des Berliner Senats in der Berliner U-Bahn

Seit ich vor zehn Tagen in Berlin angekommen bin, bin ich viel mit den Öffentlichen unterwegs. Die Situation dort hat sich seitdem ich das letzte Mal hier war noch einmal verschlimmert. Habe ich in meinem Beitrag “Schnauze voll von Berliner Schnauze” noch von heruntergekommen geschrieben, muss man es heute Verslummung nennen. Angesichts dessen nehme ich mit Überraschung zur Kenntnis, dass laut dem Berliner Senat die vier Berliner Universitäten zu den besten des Landen gehören sollen. Wer’s glaubt, wird selig. Und überhaupt: Eigenlob stinkt. Meine Überraschung wird nochmal größer, als ich realisiere, dass sich der Berliner Senat bei mir bedient hat. Ungefragt, versteht sich. Denn Die Straße ist meine Universität ist von mir, ist mein Spruch. Je länger ich darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass es dem Berliner Senat gar nicht um die Berliner Universitäten geht, und auch nicht um die Straße als Universität. Dem Berliner Senat, davon bin ich nun überzeugt, geht es an erster Stelle darum, dem Berliner die Straße schmackhaft zu machen. Nicht nur denen, die bereits auf ihr leben oder bald auf ihr leben werden. Sondern auch allen anderen, damit diese besser mit den täglich mehr werdenden Bewohnern der Straße klar kommen. Denn so schlimm kann das Leben auf der Berliner Straße nicht sein, wenn sogar der Senat meint, dass die Straße eine Universität ist und darüber hinaus zu den besten des Landes gehört. Wer möchte da noch zu Hause und nicht auf der Straße leben?

Beschränkt, humorlos & verstopft

“Euroshop” in Berlin

Was der “Euroshop” in Berlin ist, ist der “Ein-Lew-Laden” in Bulgarien. Auch dort gibt es kaum noch etwas für einen Lew (50 Cent), genauso wie es im “Euroshop” kaum noch etwas für einen Euro gibt. Immerhin, der Ausgussreiniger ist mit zwei Euro im Angebot. Andernorts kostet er 3,25€. Aber nicht der Preis von nur zwei Euro im Berliner “Euroshop” hat meine Aufmerksamkeit erregt, sondern dass ich bei seinem Anblick an Jerrys Worte über die Deutschen denken musste. Mein englischer Freund Jerry in Bulgarien, der am liebsten Deutscher wäre, hält die Deutschen für “Beschränkt, humorlos & verstopft”. Gegen letzteres könnte so ein Abflussreiniger helfen. Was “beschränkt” und “humorlos” angeht, empfehle ich das InfoRadio und die Berliner Zeitung. Letztere berichtet aktuell darüber, dass unser aller Dr. Christian Drosten nie eine Impfpflicht gefordert hat. Also wer da nicht herzhaft lachen kann, heute heißt das wohl lol, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Aus dem InfoRadio erfahre ich nicht nur, dass der ukrainische Präsidenten-Schausteller nach Berlin kommt, sondern dass er einen Sieges-Plan in der Tasche haben soll. Auch darüber musste ich heute morgen herzhaft lachen. Wollte man das Virus nicht auch besiegen? Im Krieg mit ihm war man, das ist sicher. Von Sieg kann, so weit ich weiß, aber nicht die Rede sein. Das ist bei Präsident Selenski offensichtlich noch nicht angekommen. Aber gut, bei Drosten sieht es kaum anders aus, und der ist kein Schauspieler. Oder ist er vielleicht doch ein Arzt-Darsteller? Man soll von Schauspielern, egal ob sie einen Arzt oder einen Präsidenten spielen, auch nicht zu viel erwarten, genauso wie von Fussballspielern. Sonst würden sie vielleicht noch einen Friedens- und keinen Sieges-Plan in der Tasche haben. Dann wäre vielleicht bald Frieden. Und wie langweilig wäre das erst wieder.

Happy Bulgaria

Auf dem Flughafen in Sofia, im Hintergrund das Vitosha-Gebirge

Heute ist meine Kolumne “Happy Bulgaria” erschienen, und zwar unter der Rubrik “Welt-Tresen”. Beim Begriff “Welt-Tresen” musste ich sogleich an den “Internationalen Frühschoppen” denken. Wer den “Internationalen Frühschoppen” nicht kennt: Das war die Veranstaltung, wo sechs Alkoholiker aus fünf Ländern über die Weltlage sprachen. Meistens haben sie dabei so viel geraucht, so dass man sie nicht sehen konnte. Auf Rückfrage wurde mir versichert, dass das beim “Welt-Tresen” ganz anders sei. Überhaupt würde man heutzutage an einem Tresen nur Schorle trinken. Darüber freue ich mich, und natürlich auch über die heutige Veröffentlichung auf der Seite der Freien Akademie für Medien & Journalismus von Michael Meyen, die im Gegensatz zur Freien Universität in Berlin wirklich frei ist. In meiner ersten Kolumne, in der es um die verschiedenen Weltbilder und Glaubenssätze in Deutschland und Bulgarien geht, konnte ich schreiben, was ich wollte. Beispielsweise, dass in Bulgarien sich so einige die Impfung “gekauft” haben. Am Ende dürften den knapp 80 Prozent Geimpften in Deutschland gerade einmal 25 Prozent Geimpfte im Bulgarien gegenüberstehen, vielleicht sind es auch nur 20 Prozent. So ist es keine Überraschung, dass man in Bulgarien vor allem auf Menschen trifft, die nicht nur der so genannten Impfung misstrauen, sondern der gesamten Corona-Erzählung, und das bereits von Anfang an.

Die Übertreibungen der Deutschen

Soljanka mit Schrippe

Eigentlich wollte ich nur eine Bockwurst essen, oder eine Wiener. Dann habe ich beim Fleischer die Soljanka gesehen und mich sofort in sie verliebt. Als ich dann noch sah, wie voll der Teller gemacht wird, war die Sache geritzt. Immerhin, der Teller Soljanka sollte fünf Euro kosten. Die Bockwurst hätte nur 2,30 € gekostet und die Wiener sogar nur 1,50 €. Hintergrund ist, dass es bestimmte deutsche Geschmäcker nicht gibt in Bulgarien. Dazu gehören der von Bockwurst und Wiener mit Senf, aber auch der von Soljanka, obwohl Soljanka gar nicht deutsch ist, sondern russisch. Das Internet sagt, dass Soljanka ein weit verbreitetes Gericht in Russland, der Ukraine, Weißrussland, den baltischen Staaten und anderen postsowjetischen Staaten sowie anderen Teilen des ehemaligen Ostblocks sei. Für Bulgarien kann ich das nicht bestätigen. Es gibt Suppen in Bulgarien, aber eben andere und keine Soljanka. Die Soljanka beim Fleischer in Pankow war übrigens genauso lecker wie sie aussieht. Ein klein wenig zu süß für meinen Geschmack, aber ich will ich nicht zu kleinlich sein. Überhaupt ist das mit dem Zucker beispielsweise auch in Gewürzgurken eine typisch deutsche Geschichte. Einst ein Ausdruck von Reichtum, setzt der Deutsche Zucker als Geschmacksverstärker ein und übertreibt es mal wieder dabei wie bei so vielem anderen auch.

In Berlin nichts Neues

Am Kottbusser Tor in Kreuzberg

Berlin wird immer mehr zum San Francisco an der Spree. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia gibt es weniger Obdachlose als auf den Straßen Berlins. Touristen mit Rollkoffern kommen trotzdem. “Das ist nicht mehr meine Stadt” titelte dazu vor wenigen Tagen die Berliner Zeitung. “Schnauze voll von Berliner Schnauze” hieß es dazu von mir bereits im Juni. Seit einer Woche bin ich jetzt wieder hier, vorher war ich in Bulgarien. Und ich bin wieder viel mit den Öffentlichen unterwegs, was ich nur jedem empfehlen kann, denn man sieht so einiges. Ich stelle auch Veränderungen bei mir selber fest. Ich achte jetzt noch mehr darauf, wer hinter mir läuft und wer in meinem Waggon sitzt oder einsteigt. Im Notfall, und dieser tritt immer öfter ein, steige ich in einen anderen.

“Werde, der du bist”

“Werde, was du willst” ist nicht dasselbe wie “Werde, der du bist”. “Werde, der du bist” ist aus Nietzsches „Ecce homo“. Nur zwanzig Tage soll Nietzsche für sein letztes großes Werk gebraucht haben. Man findet auch “Werde, der du bist” in der Stadt, allerdings nur auf englisch:

Es wird viel von Selbstverwirklichung gesprochen, allerdings nicht im Sinne von Nietzsches “Werde, der du bist”. Nietzsches Selbstverwirklichung meint Selbsterkenntnis, also ein hin zu sich selbst. Das moderne “Werde, was du willst” unserer Tage ist genau das Gegenteil davon:

Neuer Trend aus Bulgarien erreicht Berlin

Der neue Trend, Tarnklamotten auf Flohmärkten anzubieten und zu tragen, ist nun auch in Berlin angekommen. Gesetzt hat den neuen Trend Montana, aber nicht Montana in Amerika, sondern in Bulgarien. Bulgaren haben oft den richtigen Riecher, oder wie Bob Dylan sagt: Sie brauchen keine Wettervorhersage um zu wissen, woher der Wind weht. Wie bei jedem Trend gibt es auch hier regionale Unterschiede. Der Getarnte mit Stahlhelm auf dem Kopf gestern auf dem Flohmarkt in Berlin hält eine Flasche Vita-Cola in der Hand. Vita-Cola, wer sie nicht kennt, ist ein Ostprodukt, also ein Überbleibsel aus der DDR. Vita-Cola enthält neben Koffein und jeder Menge Zucker auch Vitamin C. Vitamin C ist ganz wichtig, wenn man gesund bleiben will, insbesondere im Krieg.

Immer bereit!

Ein letztes Foto von der Friedensdemo am Tag der Deutschen Einheit. Es wurde mir gestern zugespielt, und ich möchte es veröffentlichen. Ich veröffentliche es anonym, weil der Urheber nicht namentlich genannt werden möchte, um keinen Ärger mit seinem Arbeitgeber zu bekommen. Doch zurück zum Plakat, das die Kriegsbereitschaft der Grünen kritisiert, namentlich die von Cem Özdemir, Anton Hofreiter, Annalena Baerbock, Robert Habeck und Ricarda Lang, und das mich an den Gruß der Jungen Pioniere erinnert. Da sagte die Lehrerin bzw. der Lehrer erst “Seid bereit!”, worauf wir als Junge Pioniere und später Thälmann Pioniere antworteten “Immer bereit!”.

Endlich wieder Ostfront

Sind in Bulgarien zwei Drittel gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, sind in Deutschland die Hälfte dafür. Einige von ihnen waren am Donnerstag zu einer kleinen Gegendemo am Großen Stern im Berliner Tiergarten. Warum sie nicht an der Front sind, ist unklar. Ebenso, dass sie so gerne mit denen befreundet sind, die ihnen mutmaßlich die Gas-Pipelines sprengen. In Bulgarien, wo man etwas näher dran ist an der Front, wird der Krieg mit Sprüchen wie “Schon wieder Ostfront” auf die Schippe genommen. In Berlin ist auch dies umgedreht, hier feiert man “Endlich wieder Ostfront!” – Wie in der Hauptstadt die Antwort auf die Frage “Wollt ihr den totalen Krieg?” lautet, ist bekannt.

Meinung oder Volksverhetzung?

Der Tod ist überall

Die NachDenkSeiten waren gestern auf der Friedensdemo am Großen Stern im Berliner Tiergarten mit Gevatter Tod vertreten. Sogleich musste ich an meinen Artikel “Der falsche Prophet mit der Spritze”, denken, aber das war verkehrt gedacht. Denn gestorben wird heute überall: Ukraine, Russland, Gaza, Beirut, Libanon … . Und alle waren sie vertreten: Ukrainer, Russen, Palästinenser … Polizisten. Ich persönlich fühlte mich besonders von diesem Plakat angesprochen: