Bericht aus Bulgarien (236) – “Tränen in den Augen”

Mein Freund, der Tierarzt Konstantin, hat mich eingeladen, ein paar Tage mit ihm in seinem Esel-Asyl in Süd-Bulgarien zu verbringen, und ich habe mich sogleich aufgemacht zu ihm, zusammen mit dem Trio Mandili aus meinem Dorf. Das war vor drei Tagen. Heute sind wir angekommen. Ist ein weiter Weg von meiner Ecke, der ärmsten Region im Nord-Westen des Landes, bis ins Tal der Esel an der Grenze zu Griechenland zwischen zwischen den Rhodopen und dem Pirin-Gebirge. Aber ich war ja nicht alleine. Immer wenn ich mich auf den Weg zu Konstantin mache, dessen Spitzname Kony ist, was Pferd auf bulgarisch heißt, habe ich die drei bezaubern Mädels aus obigem Video im Kopf, die zugegeben nicht aus meinem Dorf sondern aus Georgien sind. Noch mehr als die drei Grazien fasziniert mich nur noch das kleine Esel-Fohlen, das in dem Video zusammen mit seiner Mutter zu sehen ist. Die Berge im Hintergrund sind dagegen fast langweilig, die gibt es hier auch. Aber so ein kleines Esel-Fohlen, das treibt auch Kony, mit dem ich mir gerade zusammen das Video angesehen habe, Tränen in die Augen. Dazu muss man wissen, dass Bulgarien nicht nur ein von Gott und allen guten Geistern verlassenen Land ist, sondern auch von allen zeugungs- und gebärfähigen Eseln und Eselinnen.
Video TrioMandili
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (235) – “Gestern war es so weit”

Das ganze mal sieben – oder noch mehr

Gestern war es so weit, da konnte ich meine ersten beiden Tomaten ernten, nachdem ich bereits zuvor drei Gurken geerntet hatte. Ich musste gar nicht viel machen mit meiner Ernte, eigentlich hätte ich sie noch einmal waschen brauchen, weil es sich bei ihnen um “sauberes Zeugs” handelt, wozu der Bulgare einfach nur “чистo” (“tshisto”) sagt. Aber das Deutsche, dieser ständige Putz- und Waschzwang, steckt auch tief in mir drin, obwohl ich nur halber Deutscher bin. Immerhin die Angst vor Mikroorganismen hat sich gelegt in letzter Zeit. Die wollen ja auch nur überleben, die kleinen Kerlchen. Am Ende habe ich nur etwas Salz und Öl rangemacht. – Ich kann sagen, es war der Wahnsinn. Pilze sind ‘n Scheißdreck dagegen. Ich bin gestern den ganzen Tag wie auf ‘ner Wolke gegangen. Das ist keine Übertreibung. Ich habe gehört, dass man heute sieben Orangen essen muss, um auf den Gehalt einer Orange von früher zu kommen. Für Gurken und Tomaten kann ich das absolut bestätigen. – Und ich erlaube mir hinzuzufügen, dass man sich heute darüber hinaus mit sieben Menschen unterhalten muss, um auf den Gehalt von einem von früher zu kommen. In Deutschland dürfte diese Zahl in den letzten zweieinhalb Jahren noch weiter gestiegen sein es, das ist zumindest mein Eindruck.

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Bericht aus Bulgarien (234) – “Von deutschen Barbaren und deutschen Gastarbeitern”

Trinken ohne zu essen – in Bulgarien undenkbar

Gestern habe ich meinem Nachbarn geholfen, was nicht ganz ungefährlich war. Ich musste mit der Leiter hoch steigen bis unters Dach und dort Verkleidungen anbringen. Mein Nachbar hat vor kurzem sein Dach neu machen lassen, aber ohne Verkleidungen. Das ist üblich bei bulgarischen Maistors, dass man ihnen nacharbeiten muss. Die richtigen bulgarischen Meister sind ja in Deutschland. Die hier verbliebenen Maistors werden auch “Basch-Maistors” genannt, was sowas wie “Fake-Maistors” bedeutet. Jedenfalls musste gestern der Gastarbeiter aus Deutschland ran. Eine neue Spezies, die in nächster Zukunft rasch zunehmen wird, wenn immer mehr Deutsche das Leben in der Heimat nicht mehr bezahlen können, wozu der Amerikaner “he can’t make a living” sagt. Keine große Geschichte für den deutschen Gastarbeiter, der bereits vor Ort ist, nur zehn Bretter mit jeweils zwei Schrauben anbringen, aber eben nicht ganz ungefährlich, weil in fünf Meter Höhe. Danach wollten wir kurz zusammensitzen und etwas trinken. Daraus wurde dann richtig Abendbrot essen mit Kartoffelbei zubereiten, Zwiebeln braten, Salat anrichten usw., – das volle Programm. Dass man sich nur hinsetzt und etwas trinkt, das geht beim Bulgaren nicht. Und obwohl ich schon so lange hier bin, vergesse ich das immer, bin ich also nicht nur deutscher Gastarbeiter, sondern steckt in mir auch ein deutscher Barbar. Denn nur etwas zu trinken ohne gleichzeitig etwas zu essen anzubieten, das gibt es nur beim geizigen Deutschen. Der Deutsche ist so geizig, der geizt sogar mit seinen Gefühlen. Beim Deutschen hätte es ein Bier gegeben, wenn überhaupt, und dann wär gut gewesen. Ein Unding beim Bulgaren, das ich dementsprechend auch noch nie erlebt habe hier. Nur etwas zu trinken und nichts dazu zu essen, ist beim Bulgaren völlig undenkbar, ist für ihn barbarisch.

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Bericht aus Bulgarien (233) – “Trotz krummen Gurken geradeaus denken”

Ich habe nicht nur Tomaten in meinem Garten, sondern auch Gurken, aber nur zwei. Tomatenpflanzen habe ich 20. Die ersten Tomaten werden wir diese Woche ernten können. Gurken waren dagegen schon drei reif. Die Gurken oben sind gekauft. Heute auf dem Markt in Varshets, wo das Café “Vegas” ist. Vier Gurken für zusammen 50 Stotinki (25 Cent). Zwei haben wir schon gegessen. Als Tarator. Das ist eine kalte Suppe mit Joghurt, Knoblauch, Dill, etwas Wasser, Salz, Pfeffer und eben Gurken, die man hier im Sommer gegen die Hitze isst. Tarator hat sozusagen Tradition in Bulgarien. Wer hat, tut Eiswürfel in die Suppe und streut geriebene Wallnüsse drüber. Dann ist es perfekt. Etwas Öl darf auch sein. Beim Bulgaren immer Sonnenblumenöl. Bei uns nur Olivenöl. Sonnenblumenöl kommt uns nicht ins Haus. Die Suppe war super, weil die Gurken super sind. Ist Ewigkeiten her, dass ich solche Gurken in der Heimat gesehen habe. Da müssen die Gurken immer gerade sein, obwohl das Gesetz gar nicht mehr gilt. Naja, mit dem geradeaus Denken hat es der Deutsche nicht. Ähnlich wird es wohl mit den Masken kommen. Manch einer wird sie wohl noch tragen, wenn er sich zur letzten Ruhe legt. (Gibt es eigentlich schon Deutsche, die mit Maske ins Bett gehen? Es interessiert mich persönlich! Für mein nächstes Buch.) Soll’n die Leute in der Heimat machen. Hauptsache sie lassen mich in Ruhe, so wie man mich in Bulgarien in Ruhe lässt.

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Bericht aus Bulgarien (232) – “Rosa Höhen Tomaten”

Die ersten von meinen Tomaten färben sich langsam aber sicher rot, genauer rosa, denn es sind Rosa Tomaten. Bulgarien ist bekannt für seine Rosa Tomaten. In Deutschland sind Rosa Tomaten praktisch unbekannt. In Berlin findet man sie mit etwas Glück in Filialen der russischen Supermarktkette “Rossia”. Eine von ihnen befindet sich an der Landsberger Allee stadtauswärts hinter der Storkower Straße. Dort findet man im Normalfall auch original bulgarischen Joghurt und Schafkäse.

Was in der Heimat sonst unter dem Label “original bulgarischer Joghurt und Schafkäse” verkauft wird, hat in aller Regel nichts damit zu tun. Die meisten Tomaten, die in Deutschland verkauft werden, kommen aus Holland und haben Null Geschmack. Auch in Bulgarien habe ich schon Tomaten aus Polen gesehen – so ist es nicht. Doch zurück zu meinen Tomaten, die, was das Reifen angeht, auf sich warten lassen. Da ich auf alles gehört habe, was mir meine Nachbarin Baba Bore, eine erfahrene Tomatenbäuerin, gesagt hat, kann es nicht an mir liegen.

Auch bin ich nicht ganz unerfahren als Tomatenbauer. Bereits im letzten Jahr habe ich Tomaten angebaut, darüber hinaus habe ich als Schüler mehrfach auf der Tomatenplantage in Vockerode an der Elbe gearbeitet. Das war, die Anlage gibt es jetzt glaube ich nicht mehr, genauso wie es das Kraftwerk Vockerode nicht mehr gibt, wenn man auf der Autobahn A9 zwischen Coswig und Dessau über die Elbe fährt. Aus Berlin kommend war es hinter der Elbe auf der linken Seite. Die Brücke ist deswegen bekannt, weil es dort diese große Leuchtreklame “Plaste&Elaste” aus Schkopau gab, die später im Deutschen Historischen Museum in Berlin hing. Zur Brücke hoch geht es leicht bergauf, so wie bei mir. Der Anstieg zu meiner Hütte ist aber etwas steiler. Das ist aber nicht der Grund, dass meine Tomaten später reifen. Es ist die Höhe, die bei gut 600 Metern liegt. Meine Tomaten sind also nicht einfach nur bulgarische Rosa Tomaten, sondern bulgarische Rosa Höhen Tomaten.

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Bericht aus Bulgarien (231) – “Friedlich lächeln lernen”

Natürlich hätte auch Paul Brandenburg, so wieder jeder andere, in meinem Taxi alles sagen dürfen, auch das, was er in obigem Video sagt. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass Paul Brandenburg und ich uns viel zu erzählen hätten, auch weil er Arzt und ich Krankenpfleger bin, aber nicht nur deswegen. An seiner kurzen Ansprache gefällt mir am besten die Aufforderung, friedlich zu lächeln. Das finde ich großartig, auch und gerade weil ich es hier in Bulgarien lerne durfte. Zugegeben, es hat etwas gedauert, denn auf den ersten Blick sind die Bulgaren eher nicht so gut drauf, wozu sie wiederum allen Grund haben. Lebt man aber länger hier, so wie ich, dann lernt man sie besser kennen und ihre tiefe innere Gelassenheit zu schätzen, die den allermeisten Menschen in der Heimat fehlt. Es ist kein Quatsch und auch keine Übertreibung, wenn ich nach über einem Jahr sagen kann, dass auch ich diese innere Gelassenheit in mir gefunden habe. Auch friedlich zu lächeln, fällt mir mit jedem Tag leichter. Gerade bin ich dabei zu lernen, auch alle Konsequenzen hinzunehmen. Dafür bin ich allen Bulgaren, die mir dabei geholfen haben, dankbar.
Video Paul Brandenburg
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (230) – “Bücher sind Lebensmittel und jederzeit willkommen”

gestern angekommen
Bevor ich mich gestern auf den Weg ins Kloster gemacht habe, brachte mir mein Nachbar noch diese Bücherspende von einem Leser meines Blogs und Sponsor meiner journalistischen Arbeit hier in den Schluchten des Balkans für mich vorbei, dem ich hiermit auch auf diesem Wege noch einmal danken möchte. Normalerweise ruft mein Bürgermeister mich an, wenn Pakete für mich ankommen, und manchmal bringt er mir sie auch persönlich vorbei. Das war gestern nicht nötig, weil wie gesagt mein Nachbar gerade bei ihm in der Kneipe war, um sein täglich Brot zu kaufen. Pakete kommen also an in den Schluchten des Balkans. Dass dieses mit mehr als zwei Wochen relativ lange unterwegs war, liegt nicht an der verkehrten Anrede als Frau. Nur die wenigsten sprechen hier deutsch, und es wird auch nicht gegendert in Bulgarien. Normalerweise sind Pakete eine Woche unterwegs, maximal zwei. Ich schreibe das, weil auch du mir eine Bücherspende zukommen lassen kannst. Zu essen brauchen ich nichts, zu essen habe ich genug, und auch Brennholz für den Winter, aber Bücher sind bekanntlich auch Lebensmittel und so ein Paket in Empfang zu nehmen, macht auch immer warm ums Herz. Wer trotzdem nichts schicken will, weil ihm das vielleicht zu aufwendig oder zu unsicher ist, obwohl wie gesagt bisher alles angekommen ist, kann mir auch gerne Geld spenden oder mir was aufs Konto überweisen. Spenden sind nicht nur willkommen, sondern werden mit Postkarten oder mit den von mir herausgegeben Büchern des bulgarischen Klassikers Aleko Konstantinow oder auch anderen Dingen aus Bulgarien honoriert. Anfang März habe ich meinen Spendern beispielsweise die für diese Zeit typischen und traditionellen Martenizas zukommen lassen. Das Dankeschön richtet sich also nicht nicht nur nach der Höhe der Spende, sondern auch nach den ganz persönlichen Wünschen des Spenders. Allen noch Unentschlossenen, die vielleicht überlegen, ob sie ihr Geld nicht besser für sich behalten in der aktuellen, angespannten Situation, weil sie nicht wissen, ob sie demnächst noch ihre Rechnungen bezahlen können, was ich absolut verstehe, möchte ich aus dem Schluchten des Balkans trotzdem das zurufen, was wir unseren Eltern früher aus dem Kinderferienlager auf Postkarten geschrieben haben: Verkauft die Katze, verkauft den Hund – schickt mir Geld und bleibt gesund!
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Bericht aus Bulgarien (229) – “Ausflug zum Kloster”

Gestern bin ich zum Kloster gelaufen. Der Weg führt direkt an meiner Hütte vorbei. Von mir aus sind es 40 Minuten zu Fuß, vom Dorfzentrum eine knappe Stunde. Der Weg ist seit einigen Jahren neu ausgeschildert. Man findet aber auch noch die alten weiß-blau-weißen Markierungen aus sozialistischen Zeiten. Das Kloster heißt “Klisura” (auf bulgarisch “клисура”), was “Schlucht” heißt. Es ist also alles andere als übertrieben, wenn ich so oft über die “Schluchten des Balkans” schreibe.

Da Wochenende war, war einiges los im Kloster. Die meisten Besucher kamen mit dem Auto, beispielsweise die Familie oben mit ihrer Tochter. Das Kloster gehört administrativ zu unserem Dorf. Deswegen war der Pope neulich auch zum Geburtstag meines Bürgermeisters eingeladen, wo er nicht nur geistige Getränke zu sich genommen, sondern auch gesungen hat wie ein Engel. Das Kloster “Klisura” ist, obwohl es sich den Schluchten des Balkans befindet, ein reiches Kloster. Man merkt es am Brennholz, das bereits jetzt in großer Menge hinter dem Kloster liegt.
Man kann im Kloster auch Übernachten. Ich habe das auch schon einmal gemacht, habe mich für eine Woche ins Kloster “Klisura” einquartiert. Nachdem ich den Popen neulich singen gehört habe, denke ich ernsthaft darüber nach, bei ihm Gesangsunterricht zu nehmen. Das ist kein Quatsch, bereits in Berlin hatte man Pläne mit mir, sollte ich dem Chor der bulgarisch orthodoxen Gemeinde beitreten. Ich habe das damals nicht gemacht, aber bevor ich mich als Ungeimpfter einsperren lasse, gehe ich ins Kloster. Die Klöster in Bulgarien sind traditionell ein Ort des Widerstandes gegen die Obrigkeit, so wie es die Kirche in der DDR war.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (228) – “Der Impf-Wahn geht weiter – aber nur zuhause, hier ist er kein Thema”

Während in Bulgarien mehr als 70 Prozent der Menschen nicht gegen Corona geimpft sind (ich zähle hier ausnahmsweise einmal nicht einfach nur zur Mehrheit, sondern sogar zu einer übergroßen Mehrheit), geht in Deutschland der Impf-Wahn in eine neue Phase, erreicht er gerade eine neue Eskalationsstufe. Jedem, der noch unentschieden ist, der vielleicht noch selber denkt und nicht völlig verblödet ist, kann ich diesen Artikel mit dem schönen Titel “Die Angst vor der Gesundheit” empfehlen. Mich hat man immer vor der Nadel gewarnt, und ich kann diesen Rat nur weitergeben, auch als gelernter Krankenpfleger, der in der Drogenhochburg Frankfurt am Main, und zwar am dortigen Universitätsklinikum, seine Ausbildung absolviert hat. Da ich auch nicht wie, von einem so genannten Gesundheitsminister prophezeit, geimpft, genesen oder gestorben bin, sondern ganz im Gegenteil bis auf den heutigen Tag quicklebendig bin und mich bester Gesundheit erfreue, kann ich auch nur jedem nur Mut machen, seinem eigenen Immunsystem zu vertrauen und keiner angeblich nebenwirkungsfreien Impfung, die diesen Namen nicht verdient.
Video DieWelt
Text TaxiBerlin