Ich bin dabei!

„Pampers und Windeln für Erwachsene“

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei 99,97 % liegt, dass ich mir nicht in die Hose scheiße, trage auch ich jetzt Windeln, für alle Fälle, aber vor allem aus Solidarität. Und das, obwohl ich mir die als Trockener Taxifahrer eigentlich gar nicht leisten kann. Oder, mit anderen Worten: Die Geschützten müssen vor den Ungeschützten geschützt werden, indem man die Ungeschützten zwingt, sich mit dem Schutz zu schützen, der die Geschützten nicht schützt. – Ich bin jedenfalls dabei! Einen Moment noch, ich muss nur rasch mein Hirn ausschalten.
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Refugees Not Welcome

Leerstand ohne Ende auf dem Balkan

Spätestens seit dem Migrationspakt, der Migration zum Normalsten auf der Welt erklärt, sind alle Flüchtlinge gleich. Einige scheinen allerdings gleicher, genauer: ungleicher, zu sein, und zwar dann, wenn sie über Weißrussland in die Europäische Union einreisen möchten. Dann sind sie ein Mittel politischer Erpressung. Das soll der Grund sein, warum sie sich aus ihrer Heimat viele Kilometer entfernt, viele davon zu Fuß, auf den Weg gemacht haben: Um bei einer politischen Erpressung mitzuwirken.

Nur, dass sie den Weg über Weißrussland wählen, dürfte vor allem damit zu tun haben, dass die Balkanroute dicht ist. Zumindest über Griechenland, das zum Schengen-Raum gehört. Bulgarien und Rumänien gehören nicht zum Schengen-Raum, Polen wiederum schon. Es gibt ein Europa erster und ein Europa zweiter Klasse, auch wenn das viele Menschen in der Europäischen Union nicht wissen. Flüchtlinge wissen es in der Regel, weil damit auch für sie andere Regeln gelten, wenn sie diesen Raum betreten.

„Wir haben es geschafft!“ sagte Angela Merkel vor wenigen Tagen und am Ende ihrer Kanzlerschaft. Was genau geschafft werden sollte, ist nie richtig klar geworden. Dass nichts geschafft wurde, das dürfte angesichts der Flüchtlinge an der polnischen Grenze auch dem letzten klar geworden sein. Oder gilt „Refugees Welcome!“ und „Niemand ist illegal!“ nicht, wenn das Land, über das die Menschen einreisen möchten, uns nicht passt? Sind vielleicht doch nicht alle Flüchtlinge gleich.

Kaum einer der überwiegend muslimischen Flüchtlinge möchte im katholischen Polen bleiben. Auch nach Bulgarien und Rumänien will keiner von ihnen wirklich. Warum sich außerhalb des Schengen-Raums, im Europa Zweiter Klasse, niederlassen, selbst wenn es dort genügend Land und leer stehende Häuser gibt. Auch ohne Krieg ist das Leben hier eher ein Überleben. Dann hätten sie auch gleich zu hause bleiben können.

Es ist noch gar nicht so lange her, da ist an der griechisch-türkischen Grenze genau dasselbe passiert, was jetzt an der polnisch-weißrussischen geschieht. Hat man damals dem türkischen Präsidenten vorgeworfen, die Flüchtlinge als Mittel einer politischen Erpressung zu benutzen? Ich erinnere mich gerade nicht genau. Woran ich mich erinnere, ist, dass die Europäische Union ihm Geld gegeben hatte, um die Flüchtlinge von ihr fernzuhalten. Geld, dass man nun dem Präsidenten Weißrusslands verweigert.

Nach mehr als sechs Jahren Flüchtlingskrise taucht das Argument, dass Flüchtlinge Mittel politischer Erpressung sein könnten, nun vielleicht nicht zum ersten Mal auf, aber es wird erstmals ernsthaft in Erwägung gezogen. Wenn ich es richtig verstehe, muss man sich das so vorstellen: Der Präsident Weißrusslands hat die Flüchtlinge, die viel lieber zu hause geblieben wären, in sein Land gelockt, vermutlich mit Menthol-Zigaretten, um die Europäische Union … ja, was eigentlich? zu bekämpfen? zu erpressen? oder gar zu zerstören? Um die EU zu destabilisieren, ist aktuell ein beliebtes Argument. Nur, wenn dies Millionen Flüchtlinge zuvor nicht geschafft haben, warum sollte das jetzt eine Handvoll schaffen?

Die Flüchtlinge sollen jedenfalls ins Land gelockt worden sein, um sie als Mittel politischer Erpressung zu benutzen, obwohl der Präsident Weißrusslands mit genau dieser EU bisher gute Gas-Geschäfte gemacht hat und vermutlich auch weiterhin machen wollte. Denn er braucht das Geld, das dadurch in sein armes Land fließt.

Nicht der Präsident Weißrusslands stoppt gerade diese Geschäfte, sondern die Europäische Union. Aber, wenn es kein billiges Gas mehr aus Russland gibt, woher kommt dann in Zukunft unser Gas? Es bleibt eigentlich nur teures Frecking-Gas aus dem fernen Amerika übrig. Das ist natürlich eine Verschwörungstheorie, das ist klar.

Was auf jeden Fall festzustehen scheint, ist, dass auch diese Flüchtlinge willkommen zu heißen sind. Wenn ich die Kohle hätte, ich würde selbst zur polnisch-weißrussischen Grenze fahren und Flüchtlinge abholen, um sie in den Schluchten des Balkans anzusiedeln, Land und leerstehende Häuser gibt es hier genug. Vorausgesetzt natürlich, sie wollen das. Also außerhalb des Schengen-Raums im Europa Zweiter Klasse angesiedelt zu werden, wo das Leben eher ein Überleben ist.

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Wann die Maßnahmen enden

 

Wann die Maßnahmen enden werden, das weiß der nette Psychiater aus Wien auch nicht. Immerhin weiß er, wie es zu dem Kollektivzwang kommen konnte. Oft lohnt ein Blick zurück, wenn man den Eindruck hat, dass es nach vorne nicht weiter geht. Das ist meine Erfahrung nach 25 Jahren im Taxi und auf der Straße, meiner Universität.

Video RaphaelBonelli
Text TaxiBerlin

Die Kollektive Angststörung von Nationaler Tragweite – von Hans-Joachim Maaz

 

Besser als Hans-Joachim Maaz in obigem Video, der mir auch mal in Berlin im Taxi saß, kann ich die aktuelle Kollektive Angststörung auch nicht erklären. Da ich aber knapp 2.000 Kilometer entfernt bin vom tagtäglichen kollektiven Wahnsinn in Deutschland, habe ich in den Schluchten des Balkans zumindest gut lachen über die Kollektive Angststörung von Nationaler Tragweite in der Heimat – ha ha ha …

Video Hans-Joachim Maaz
Text TaxiBerlin

Abstimmung mit den Füßen heute

… aber ein Wahlautomat im Haus

Die bekannteste Form der Abstimmung mit den Füßen ist die über Ungarn im Jahre 1989, und um ein Haar hätte ich an ihr teilgenommen. Die DDR-Bürger, die keine „Reiseanalage“, also keine Erlaubnis, für Ungarn erhielten, mussten bei ihrer Abstimmung mit den Füßen mit den Vertretungen der Bundesrepublik, eine Art Botschaftsersatz, in Prag und Warschau vorlieb nehmen, woraufhin der Platz in den dortigen Gebäuden eng wurde. Weniger bekannt ist die Abstimmung mit den Füßen der Rumänen, die im selben Jahr ihrem Führer bei einer seiner großen Rede vor vielen Menschen plötzlich geschlossen den Rücken zuwandten. Dem Diktator stockten damals die Worte, mit dieser Reaktion seiner Untertanen hatte er nicht gerechnet. Im rumänischen Fernsehen wurde daraufhin die Direktübertragung mit dem Hinweis auf ein Erdbeben unterbrochen. Eine Abstimmung mit den Füßen ist also auch auf engstem Raum möglich, das haben die Rumänen bewiesen.

Gestern wurde im Nachbarland Rumäniens, in Bulgarien, zum dritten Mal in diesem Jahr gewählt.  Offizieller Titel der Wahl war „Zwei in Eins“, weil sowohl das Parlament als auch der Präsident direkt gewählt wurden. „Zwei in Eins“ ist auch ein fertiger, allerdings untrinkbarer Mix aus Nescafé und Zucker. Es gibt auch „Drei in Eins“, ein Mix aus Nescafé, Zucker und Milchpulver, der ebenfalls untrinkbar ist. Die Wahlen waren wie gesagt schon die dritten in diesem Jahr und standen somit von vornherein unter keinem guten Stern, nicht nur was die Namensgebung anging. Bei der möglicherweise bevorstehenden vierten Wahl innerhalb eines Jahres dürfte der Stern dann bereits untergegangen sein.

Dazu muss man wissen, dass Bulgarien das am schnellste schrumpfende Land weltweit ist, ohne dass ein Krieg erklärt worden wäre oder gar stattgefunden hätte. Jeder dritte Bulgare lebt bereits im Ausland und wählte dementsprechend auch dort. In Berlin konnte man in der Bulgarischen Botschaft in der Leipziger Straße wählen und in einem Hotel im Westteil der Stadt. Bulgarien ist aber nicht nur das Land mit dem größten Exodus seiner Bevölkerung in Friedenszeiten, sondern auch das ärmste Land der Europäischen Union. Trotzdem wurden auch bei dieser Wahl, es war wie gesagt bereits die dritte in diesem Jahr, Wahlautomaten in jedes Dorf gekarrt, selbst wenn diese praktisch ohne Einwohner sind. Wahlautomaten, die aussehen wie Geldautomaten, an denen man aber kein Geld ziehen kann, sondern die nur eine Quittung ausspucken, eine „Wahl-Quittung“. In Sachen Wahlautomat ist uns das ärmste Land der Europäischen Union voraus.

Die Wahlbeteiligung in Bulgarien lag bereits bei der letzten Wahl im Juli bei nur knapp über 40 Prozent, in manchen Landesteilen sogar unter 30 Prozent. Bei der gestrigen „Zwei in Eins“ Wahl erreichte die Wahlbeteiligung einen neuen Tiefstand, nur ein Drittel der wahlberechtigten Bulgaren gingen noch wählen. Auch ich habe nicht gewählt, genauso wie ich im September nicht in Deutschland gewählt habe. Nun bin ich dabei, bei der Abstimmung mit den Füßen.

Man stelle sich eine Meinungsumfrage in Deutschland vor, bei der nur ein Drittel der Befragten beispielsweise der Meinung sind, dass ein erneuter Lockdown unumgänglich sei. Allen wäre klar, dass man dieser Meinung nicht folgen dürfe. Nun gibt es ein ganzes Parlament, einen Präsidenten und bald vermutlich eine Regierung, der ein ganzes Land folgen muss, obwohl nur ein Drittel der Bevölkerung an der Wahl teilgenommen hat, und das in der Europäischen Union.

So etwas wird es bei uns nicht geben, so etwas kann nur auf dem Balkan passieren, höre ich jetzt den ein oder anderen Landsmann in der Heimat sagen. Der Balkan ist nicht näher, als manch einer denkt, und wir können viel von ihm lernen. Und nicht nur weil nahezu alle jungen Bulgaren bereits bei uns sind und bald auch die Wahlautomaten. Es steht außer Frage, Wahlautomaten werden demnächst auch in Deutschland zum Einsatz kommen, nicht nur in der Bulgarischen Botschaft in der Leipziger Straße und in einem Hotel im Westteil der deutschen Hauptstadt. Bulgarien ist nicht nur was die Uhrzeit angeht Deutschland voraus. 

Auch dem deutschen Wähler soll das Wählengehen so einfach wie möglich gemacht werden. Wenn er schon keine Wahl hat, dann wenigstens bequem. Aber wenn selbst auf dem Monitor keine Alternative mehr steht, weil die Politik in den letzten Jahren immer alternativloser geworden ist, dann bleibt nur noch die Abstimmung mit den Füßen. Die Bulgaren haben es gestern vorgemacht, wie man selbst in Zeiten von Corona, in denen man auch nicht mehr rübergehen kann, mit den Füßen abstimmt.

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Von der Pandemie der Ungeimpften zur Triage der Ungeimpften

In Krisenzeiten normal

Geht es nach Bodo Ramelow, werden Ungeimpfte in seinem Bundesland nicht mehr medizinisch behandelt. Der Fachbegriff dafür ist Triage der Ungeimpften. Ungeimpfte werden aussortiert und können wieder nach hause gehen oder sich gleich den Strick nehmen bzw. die Kugel geben. Den Strick bzw. die Kugel gibt es demnächst wohl von der Polizei oder von der Krankenkasse. Unter normalen Umständen würde man so einen Landesvater seines Amtes entheben, aber wir leben nicht unter normalen Umständen.

Kurz zur Chronologie der Ereignisse: Man versprach nicht nur keine Impfpflicht, sondern darüber hinaus, dass die Impfung schützen würde. Eine offizielle Impfpflicht gibt es zwar nicht, aber eine durch die Hintertür. Der Druck auf Ungeimpfte ist enorm, wobei im selben Moment dieser Druck und die Hintertür geleugnet werden, sie offiziell eine Verschwörungstheorie sind. Den Geimpften geht es kaum besser, denn die Impfung schützt sie nicht, zumindest nicht in dem Maße, wie sie sich dies erhofft haben, und wie man es ihnen auch versprochen hatte. Sie können auch weiterhin den Virus nicht nur übertragen, sondern ihn selbst auch bekommen und an ihm erkranken, weswegen auch sie sich weiterhin testen lassen und Maste tragen sollen. All das ist extrem frustrierend.

Hinzu kommt, dass nach all den Lockdowns, dem ewigen Abstand halten, dem befolgen unsinniger Regeln, dem Angeschrien und Angeschwärzt werden von fremden, angeblich erwachsenen Menschen, dem Verbot sozialer Kontakte und nun den Impfdurchbrüchen, dass sich da etwas angestaut hat bei vielen Menschen, was raus will, was nach einem Sündenbock sucht. Genau das passiert gerade, der Ungeimpfte wird zum Sündenbock aufgebaut, und zwar aktiv von Menschen wie Bodo Ramelow, die zuvor schon das Land gespalten haben. Aber woran soll der Ungeimpfte nun genau schuldig sein? Dass der Impfstoff nicht den Schutz bietet, den man den Menschen versprochen hat? Dass der Geimpfte weiterhin nicht nur an dem Virus erkranken, sondern ihn auch übertragen kann? Dass der Geimpfte sich auch weiterhin testen lassen und Maske tragen soll? Und stimmt das wirklich, dass an all dem der Ungeimpfte Schuld hat?

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Die allermeisten Menschen sterben nicht an Corona. Selbst Donald Trump hat Corona überlebt. In meiner Altersgruppe überleben 99,97 % die von Virus hervorgerufene Erkrankung. Das war schon vor der Impfung so. Also wovor sollte ich Angst haben? Und wozu bräuchte ich einen Sündenbock? Zueinander zu stehen ist wichtiger und wird auch in Zukunft besser angesehen werden. Über Menschen wie Bodo Ramelow wird man eines Tages lachen und verständnislos den Kopf schütteln.

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Die Wissenschaftsexpertin

 

Sophia – Die Weisheit
Sie gibt es wirklich

Gestern habe ich im Fernsehen ein Interview mit einer Wissenschaftsexpertin gesehen. Ich hatte zuvor noch nie etwas von einer Wissenschaftsexpertin gehört. Das irritierte mich. Von welcher Wissenschaft ist diese Dame Expertin? Das fragte ich mich sogleich. Ich kam einfach nicht dahinter. Irgendwann fiel es mir dann wieder ein, es hat ein wenig gedauert, dass es sich bei ihr nur um eine Expertin DER Wissenschaft handeln kann.

Das Thema des Interviews passte dazu. Es ging um Corona. Worum sonst?! Nur wenn es um Corona geht, gibt es DIE Wissenschaft. So neu ist DAS nun auch wieder nicht, dass es „mit und im Zusammenhang mit“ Corona plötzlich DIE Wissenschaft geben soll. Aber knapp 2.000 Kilometer entfernt vom alltäglichen deutschen Wahnsinn, tue ich mich wieder schwer mit DER Wissenschaft. Wissenschaft war zu meiner Zeit eine Methode, eine Herangehensweise, und zwar die wissenschaftliche, die aus Rede und Gegenrede, also aus These, Antithese und Synthese bestand, und vermutlich immer noch besteht.

Darüber hinaus gab es auch noch verschiedene, ganz unterschiedliche Wissenschaften. Beispielsweise die Wirtschaftswissenschaften, obwohl man sich da durchaus streiten kann, ob „Kaufen / Verkaufen“ wirklich eine Wissenschaft ist. Oder nehmen wir die Kulturwissenschaften. Da hat man sich wissenschaftlich mit der Kultur beschäftigt, die es seit einiger Zeit aber nicht mehr geben soll, also die deutsche Kultur zumindest. Irgendwann kamen dann die Geschlechterwissenschaften. Da bin ich raus aus der Uni.

Möglicherweise ist mit Wissenschaftsexpertin auch ein Universalgenie gemeint, wo mir gerade nicht die gegenderte Form von Genie einfallen will. Vermutlich ist auch dieser Umstand meiner Entfernung vom deutschen Alltag geschuldet. Das letzte Universalgenie war Leibniz (nicht der Butterkeks!), so weit ich mich erinnere. Wie gesagt: Universalgenie, nicht Wissenschaftsexperte! Ob man Leibniz auch als Wissenschaftsexperten bezeichnen kann, das entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise hätte die Wissenschaftsexpertin etwas dazu sagen können.

Schon wieder habe ich vergessen, dass es Wissenschaftsexperten und Wissenschaftsexpertinnen nur für DIE Wissenschaft gibt, die sich ausschließlich mit Corona beschäftigt. Die Corona-Wissenschaft, so vermute ich, ist DER eigentliche Name für SIE, also für DIE Wissenschaft. Aber ich will keine Korinthen kacken, sondern endlich die Frau Wissenschaftsexpertin zu Wort kommen lassen.

Die Wissenschaftsexpertin, genauer die Corona-Wissenschafts-Expertin, war in dem Interview der Meinung, dass einer Impfpflicht nichts im Wege stehen würde. Hier klang die Wissenschaftsexpertin, also die Corona-Wissenschafts-Expertin, ein wenig wie ein Anwalt, der von der Unschuld seines Mandanten nicht mehr so ganz überzeugt ist, dem aber nichts anderes übrig bleibt, als ihn weiter zu verteidigen. Es gibt übrigens auch die Rechtswissenschaften. Die hatte ich fast vergessen.

Diese Wissenschaftsexpertin, die meinte, dass einer Impfpflicht nichts im Wege stehen würde, war nun aber keine Anwältin und auch keine Expertin für Rechtswissenschaften. Dann wären wir wieder beim Universalgenie, wo mir die gegenderte Form immer noch nicht eingefallen ist. Diese Wissenschaftsexpertin war eine Corona-Wissenschafts-Expertin. Als solche sagte sie dann aber nichts darüber, dass es doch gar keine Impfpflicht bei Corona geben soll, sondern im Gegenteil: Alle, die so etwas behaupten, Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, Leugner, Querdenker, Idioten und Aluhüte sind. 

Und jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine Wissenschaftsexpertin, also eine echte Corona-Wissenschafts-Expertin war, wenn sie solche Sachen behauptet, wie dass einer Impfpflicht nichts im Wege stehen würde. Mindestens Jens Spahn, der immer versichert hat, dass es keine Impfpflicht geben würde, müsste ihr doch im Weg stehen, oder?! Ich glaube der Frau jedenfalls kein Wort, sondern denke vielmehr, dass diese Frau eine Querdenkerin ist, eine Verschwörungstheoretikerin, eine Schwurblerin, ein Aluhut (wie ist da jetzt die gegenderte Form?), eine Leugnerin, einfach eine Idiotin.

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2G in Berlin

 

2G oder 4G – das ist die Frage

In Berlin gilt neuerdings 2G. Und ich dachte immer, wir sind schon bei 5G. Aber Spaß beiseite. In der deutschen Hauptstadt scheint man nun endgültig den Verstand verloren zu haben, außer beim Berliner Arbeitsamt. Mit dem habe ich Anfang der Woche telefoniert und erfuhr, dass es dort neuerdings wieder Publikumsverkehr gibt, was ich nicht wusste. Auf meine Nachfrage, zu welchen Regeln, sagte man mir: „2G!“ Was genau 2G im Berliner Arbeitsamt bedeutet, will ich noch wissen. Abstand und Maske, so die Antwort. Und was ist mit Testen? Sie kontrollieren nichts, so der nette Herr vom Berliner Arbeitsamt. Als ich ihm zum Schluss freundliche Grüße aus Bulgarien nach Berlin übermittle, freut er sich. Und auch ich freue mich, denn das Berliner Arbeitsamt kommt mir doch sehr vertraut, da recht balkanisch und nah am Menschen vor.

Dass in der deutschen Hauptstadt 2G gilt, ist auch in den Nachrichten des Bulgarischen Nationalradios „Christo Botew“. Danach wird dort über Demonstrationen von Eltern und Kindern in verschiedenen Städten Bulgariens gegen die Pflicht, Schüler regelmäßig testen zu lassen, berichtet. Eine Mutter und Teilnehmerin einer dieser Demonstrationen kommt im Radio zu Wort und darf ihre Argumente erklären, warum sie gegen eine solche Testpflicht ist. Diese werden vom Radio nicht kommentiert, der Mutter wird keine verkehrte Haltung vorgeworfen, und sie wird auch nicht mit irgendwelchen Schimpfwörtern bedacht, wie dies in Deutschland seit einiger Zeit an der Tagesordnung ist. Ausgerechnet in Deutschland. Im Land der Dichter und Denker. Aber es ist eben auch das Land der Richter und Henker. Und neuerdings auch der Polizei. Das ist auch wahr.

Nun will ich bei der Berliner Polizei, am besten bei unserem Innensenator anrufen, um zu erfahren, welche Regeln auf den Straßen und Plätzen und in den zahlreichen Parks der deutschen Hauptstadt gelten. Um genau zu sein, möchte ich in Erfahrung bringen, ob dort noch 2G gilt, also zwei Beamte auf einen Bürger, oder bereits 4G, das wären dann vier Beamte pro Bürger. Die Antwort ist für mich wichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig, weil ich überlege nach Berlin zurückzukommen. Und da wäre es schon interessant für mich zu wissen, wie es auf dem Weg zum Jobcenter aussieht. Arbeit gibt es auch in Berlin für mich nicht, wie mir der nette Herr am Telefon bereits mitteilte, also genauso wie auf dem Balkan. Immerhin habe ich die Hoffnung, dass ich irgendwie durch die Stadt komme, auch wenn man dort komplett den Verstand verloren zu haben scheint, und dass auf dem Berliner Arbeitsamt dann noch das balkanische 2G nah am Menschen, also Abstand und Maske, aber kein Test und auch keine Kontrolle gilt.

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Sex in Zeiten von Corona

Der Austausch von Zärtlichkeiten – in Bronze gegossen
Vorm „Dramatischen Theater“ der Stadt Montana / Bulgarien

In Zeiten von Corona muss ein jeder von uns noch mehr als zuvor schon sehen, wo er bleibt, auch was den Sex angeht. Sex ist auch für mich ein großes Thema, alles andere wäre gelogen, aber von irgendwas muss auch ich meine Rechnungen bezahlen. Ich bin aber nicht einfach nur so ein Commercial-Guy, dem es vor allem ums Geld geht. Nein, auch der Sex darf dabei nicht zu kurz kommen. Nicht nur manchmal schwanke ich zwischen Sex und Geld, sondern praktisch permanent. Ganz offen gestanden gehöre ich zu jenen Zeitgenossen, die nicht wirklich wissen, was ihnen das wichtigste, das liebste im Leben ist: der seelenlose Mammon oder die lustvolle Ekstase? Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass beides zur Droge werden, ich von beidem nicht genug kriegen kann. 

Hatte ich vor einiger Zeit versucht, mit schriftlichen „Einwilligungserklärungen“ bezüglich einvernehmlichem Sex meinen Schnitt zu machen, so spricht heute über diese keiner mehr. Die Erklärung war damals wichtig, damit keiner der beiden Vertragspartner später sagen konnte, der oder die andere hätte sie oder ihn vergewaltigt. Wobei man dazu sagen muss, dass eigentlich immer nur der Mann die Frau vergewaltigt. Oder hat man je von einer Vergewaltigerin gehört? Mein Schreibprogramm kennt dieses Wort jedenfalls nicht. Dagegen ist jeder Mann ein Schwein und potenzieller Vergewaltiger, das ist bekannt. Ich selbst würde mich, in Anlehnung an die „gemäßigten Rebellen“ im Syrien-Krieg, als einen „gemäßigten Vergewaltiger“ bezeichnen.

Die Einwilligungserklärung wurde bald „aufgrund der aktuellen Situation“ von  der „Selbstanzeige“, einer weiteren Geschäftsidee von mir, abgelöst. Denn heute wird nicht mehr geraucht nach dem Sex, sondern sich selbst angezeigt, und zwar wegen unerlaubtem Körperkontakt. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: „Erst  ficken – dann melden!“ oder: „Erst Kopulieren – dann kontaktieren!“ oder auch „Erst Deflorieren – dann denunzieren!“, auch das ist möglich. Wie viele dieser Aufforderung zur Selbst- und auch Fremdanzeige nachgekommen sind, ist bisher nicht bekannt geworden, obwohl sonst viel Wert auf Zahlen gelegt wird dieser Tage. Viele können es nicht gewesen sein, ich bin jedenfalls keine einzige Selbstanzeige losgeworden.

Auch diese Geschäftsidee war also eher ein Flop, was wohl auch daran liegt, dass die meisten Menschen gar keinen Sex mehr haben, und das schon lange vor Corona. Auch darüber gibt es leider keine genauen Zahlen, sondern nur indirekte, die Reproduktionszahlen. Und da sieht es so aus, dass, nachdem zuvor schon die Produktion ausgelagert war, ihr nun die Reproduktion gefolgt ist.

Für die allermeisten ist es also nichts wirklich Neues, beim Austausch von Körperflüssigkeiten auf dem Trockenen zu sitzen. Mit dem Sex scheint es wie mit der Arbeit und auch dem Geld zu sein: Viele haben wenig oder gar keine/s und einige wenige haben zu viel. In der Sex-Branche nennt man die, die viel Sex haben, Sex-Arbeiterinnen. Es soll auch Sex-Arbeiter geben, aber die sind, obwohl von Natur aus besser für schwere, körperliche Arbeit geeignet, hier zu vernachlässigen. Nicht nur der Mensch an sich ist nicht immer logisch, sondern auch seine Natur.

Wenn ich mich recht entsinne, hatte Angela Merkel ihrerzeit den Sex-Arbeiterinnen höchstpersönlich das Arbeiten verboten. An die genaue Formulierung erinnere ich mich nicht mehr, aber sie hat das Wort „Bordelle“ in einer offiziellen, mündlichen Erklärung wirklich in ihren Bundeskanzlerinnen-Mund genommen, und zwar deswegen, weil diese zu schließen seien. Und offiziell geschlossen sind sie bis heute, zumindest so weit ich informiert bin. Dabei wären die Sex-Arbeiterinnen die ersten gewesen, denen man für ihren harten aber schlecht bezahlten Job einen Orden für ihre systemrelevante Tätigkeit an ihre blanke Brust hätte heften müssen.

Das ist leider nicht passiert, wie überhaupt die Ehrung oder auch nur die Erwähnung systemrelevanter Berufe komplett eingeschlafen ist. Es sprach auch niemand von notleidenden Bordellen wie zuvor von notleidenden Banken, wobei letztere nur Not litten, weil sie sich zuvor verzockt hatten. Das Geld, das man den Bankern wie einem Junkie das Heroin hinterhergeworfen hat, wäre bei den Sex-Arbeiterinnen viel besser angelegt gewesen. Denn die Sex-Arbeiten verrichten nicht einfach nur EINE systemrelevante Tätigkeit, sondern ihr Beruf war und ist möglicherweise DER systemrelevanteste überhaupt. Das ist keine Übertreibung, ganz im Gegenteil. Die armen Banker, die damals in ihrer Not und mit unserem Geld noch öfter als zuvor schon die Dienste der Sex-Arbeiterinnen in Anspruch nahmen, könnten dies bestätigen, wenn man sie fragen würde.

Zurück zu den Menschen von heute, die über Monate eingeschlossen waren, die darüber hinaus ihre Liebsten nicht sehen und keinen Sex mehr mit anderen haben durften. Auch das Fremdgehen ist seit letztem Jahr komplett eingeschlafen, die meisten gehen nicht einmal mehr bekannt. Was soll ihnen noch schlimmeres passieren? Gut, viele Menschen hatten, wie gesagt, auch schon vor Corona keinen Sex mehr gehabt. Das ist zumindest meine ganz persönliche Erfahrung. Insbesondere für den Mann ist es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, an Sex heranzukommen.

Das hängt sicherlich auch mit dem Alter zusammen, keine Frage, aber nicht nur. Woran es genau liegt, kann auch ich nicht sagen. Möglicherweise ist einfach das Angebot kleiner geworden, an der mangelnden Nachfrage kann es nicht liegen. Jedenfalls scheint mir dies die größte Ungerechtigkeit zu sein, die die Welt von heute für uns Babyboomer bereithält, sieht man einmal von der Forderung ab, dass wir Babyboomer besser das Maul halten sollen, was immerhin bedeutet, dass man uns den Sex zumindest in geräuschloser Form noch zugesteht. Ich würde trotzdem behaupten, dass es sich beim mangelnden Angebot an Sex generell um eine noch größere Ungerechtigkeit handelt, als es das ständige „aufgrund der aktuellen Situation“ darstellt. Und an dieser Ungerechtigkeit ist nicht einmal Corona Schuld – auch das gibt es!

Die sexuelle Situation im Lande, die wie gesagt, schon zuvor prekär war, ist jetzt ausweglos, verfahren und in einer Sackgasse. Die Engländer nennen das Problem kurz und knapp „oversexed and underfucked“. Wir Deutsche reden zum Glück anders, meistens sogar gar nicht. Was wir Deutschen aber auch tun, und das war schon immer so, ist, dass wir in Krisenzeiten zusammenrücken. Das haben die Menschen immer getan, aber genau das dürfen sie jetzt nicht mehr, und das macht mir große Sorge. Auch ich ein besorgter Bürger und nicht nur ein Commercial-Guy und Sex-Maniac.

Deswegen überlege ich seit einiger Zeit, ob es nicht kontaktlosen Sex geben sollte, ob der kontaktlose Sex nicht sogar die Zukunft und die Lösung aller Probleme sein könnte. Da es bereits die kontaktlose Abholung, die kontaktlose Bezahlung, die kontaktlose Bestellung und auch die kontaktlose Zustellung gibt, scheint mir der kontaktlosen Sex unumgänglich, auch wenn ich noch nicht weiß, wie dieser genau aussehen könnte. Machen wir uns eines grundsätzlich klar: Sex der alten Schule, also wie wir in kennen oder zumindest bis vor kurzem kannten, war und ist unhygienisch und gehört, unter dem Aspekt der Hygiene, komplett verboten. Das muss einmal klar ausgesprochen werden, auch weil viele es nicht wissen.

Die ganze Sache kann aber auch eine Chance sein, und zwar für mich, um wieder oder besser: überhaupt einmal ins Geschäft zu kommen. Man muss aus der Hygiene nur ein Business machen, so einfach ist das. Denn eigentlich bin ich, wie gesagt, auch ein totaler Commercial-Guy, aber Commercial-Guys haben es gerade auch nicht leicht, zumindest die meisten. Aber es geht mir nicht nur ums Geld, auch das erwähnte ich bereits, sondern ebenso um den Sex, den auch ich irgendwann einmal hatte. Zugegeben, das ist bei mir auch „aufgrund der aktuellen Situation“ jetzt schon etwas her. Aber, und das ist die gute Nachricht, man verlernt den Sex nicht. Sex ist wie Fahrrad fahren oder wegen mir schwimmen, man ist ganz schnell wieder obenauf.

Als erstes kam mir bei kontaktlosem Sex die Idee, Sex nur noch von hinten zu gestatten. Früher, als Kinder, sagten wir immer, dass es von hinten kein Kindergeld gäbe, aber was wussten wir denn?! Das mit dem Sex von hinten scheint mir erst einmal der richtige Weg, oder besser: die richtige Richtung zu sein. Irgendwo hatte ich gelesen, dass bei einem Naturvolk bereits junge, attraktive Männer das Problem haben, dass es nicht genügend Frauen in ihrem Alter gibt, mit denen sie Sex haben können. Bei diesem Naturvolk schlafen deswegen alte, hässliche Frauen mit diesen jungen Männern, denen sie dabei den Rücken zudrehen. So wird der Körperkontakt auf ein Minimum reduziert, vor allem aber sehen die jungen Männer nicht das hässliche Gesicht der alten Frau, mit der sie gerade Sex haben. Dabei hilft auch eine Maske, also prinzipiell und nicht nur bei Naturvölkern. Mit Maske sehen Menschen irgendwie alle gleich aus. Eine hässliche Frau mit Maske habe ich noch nicht gesehen und ist mir demzufolge auch noch nicht untergekommen.

Fassen wir zusammen: Von hinten und mit Maske ist Sex, wer ihn haben möchte, möglich und auch halbwegs sicher, da kaum Körperkontakt. Klar, hundertprozentig sicher ist von hinten und mit Maske auch nicht. Ich sage jetzt aber nicht, dass im Leben nichts sicher ist, sondern denke stattdessen weiter angestrengt darüber nach, wie Sex in Zeiten von Corona sicherer gemacht werden kann. Dabei geht es mir sowohl um den Sex, als auch ums Geschäft, also ums Geld machen. Und da wundere ich mich gerade, dass sich Prostitution auf Prohibition reimt. Komisch, oder?

Zu Zeiten der Prohibition gab es in Amerika sogenannte „Flüster-Kneipen“, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wurde. So eine „Flüster-Kneipe“ stelle ich mir gerade vor. Das Licht schön schummrig, damit man den Alkohol nicht sieht, der in Tassen getarnt auf den Tischen steht. Schummrig rot war es auch im Bordell, und geflüstert wurde dort mit Sicherheit auch. So ein „Flüster-Bordell“ wäre natürlich total illegal und damit nicht gutzuheißen, auch wenn es sie geben wird oder schon gibt, die neuen „Flüster-Kneipen“, da bin ich mir sicher. Ich bin bei den „Flüster-Bordellen“ jedenfalls nicht dabei.

Auch weil die kriminelle Energie, oder sollte ich besser die kriminelle Lust sagen?, des modernen Menschen möglicherweise völlig überschätzt wird. Der Mensch von heute sitzt vermutlich viel lieber vor seinem Rechner und sieht sich mit einem Feuchttuch in der Hand hygienisch korrekt und absolut legal einen Porno im Internet an. 

Die Pornoindustrie ist einer der größten Profiteure von „aufgrund der aktuellen Situation“, und natürlich auch die Feuchttücherindustrie, das ist kein Geheimnis. Vielleicht ist der Porno sogar die Zukunft des Sex’, so wie die Karte die Zukunft des Geldes ist. Ich will es mir besser gar nicht vorstellen, muss es aber, denn ich habe gerade schwerwiegende geschäftliche Entscheidungen zu treffen, bei denen es um eine Menge Geld geht, das ich nicht habe, und das ich mir demzufolge von meiner Bank borgen muss. Und da wäre es schon hilfreich zu wissen, ob der Mensch von morgen noch Sex in der Form haben wird, wie wir ihn von früher kennen, oder eben nicht.

Ich glaube ehrlich gesagt fest daran, denn eine Welt ohne die körperliche Berührung, ohne den Austausch sowohl von Zärtlichkeiten, als auch von Körperflüssigkeiten, ohne das Eins werden von zwei Körpern in lustvoller Ekstase, die kann und möchte ich mir nicht vorstellen.

Möglicherweise, es ist nicht völlig auszuschließen, ist aber auch meine neueste Idee, nach der Einwilligungserklärung und der Selbstanzeige, in die ich gerade viel Geld und Zeit investiere, zum Scheitern verurteilt. Das ist durchaus möglich, und dann kann ich sie auch gleich verraten. Es ist auch keine neue Idee, sondern eine alte, und zwar die Idee des Ganzkörperkondoms. Ein jeder und auch eine jede hat vermutlich schon von ihm, dem Ganzkörperkondom gehört, aber noch niemand hat eins gesehen.

Jetzt ist die Zeit gekommen, ein solches zu entwickeln, um den Sex nicht komplett der Pornoindustrie und den Herstellern von Feuchttüchern zu überlassen. Das ist zumindest meine Meinung, oder wenn man so will, meine Haltung, obwohl ich ansonsten völlig haltlos bin, vor allem beim Sex natürlich, aber auch sonst, wie zum Beispiel jetzt, ohne rechte Haltung, also wie ein Schluck Wasser, vor meinem Computer sitze. Ob das jetzt richtig ist oder falsch, das weiß ich auch nicht. Das herauszufinden, überlasse ich anderen. Ich bin gerade mit der Entwicklung und dem Ausprobieren des erstens Ganzkörperkondoms voll und ganz ausgefüllt. Denn ich plane ein fulminantes Come-Back, was vielleicht das verkehrte Wort ist, weil ich noch nie irgendwie oben war.

Mit dem ersten Ganzkörperkondom überhaupt werde ich es garantiert schaffen. Ich muss nur fest daran glauben, und das tue ich. Ich kann auch dieses ganze Gerede nicht mehr hören, dass man irgendetwas tun müsste. Diese nichtstuenden, nichtssagenden Heuchler, die nicht nur nie etwas tun, sondern darüber hinaus auch nie das meinen, was sie sagen, weil sie selbst nicht wissen, was ihre Meinung ist, oder was sie von irgendwas halten sollen. Die Welt ist voll von ihnen, von denen man, wenn sie sich dann doch einmal aufraffen und versuchen eine eigene Meinung zu artikulieren, eigentlich immer nur erfährt, wer gerade wieder für sie denkt.

Ich kann sie nicht mehr sehen, nicht mehr ertragen. Ich gehe lieber aufs Ganze und riskiere Alles, selbst hier darüber zu schreiben. Ich halte mich an Nietzsche, der daran glaubte, dass ein Deutscher großer Dinge fähig ist, und ignoriere einfach den zweiten Teil seines Aphorismus’, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass er es auch tut. Sollte allerdings auch meine neueste Geschäftsidee scheitern, dann bin ich geliefert, und zwar meiner Bank mit ihren blutsaugenden und spermaspritzenden Bankern. 

Ich arbeite hart daran, dass dies nicht passiert, obwohl ich, alleine das muss man sich einmal vorstellen, nicht sicher bin, ob ich das von mir erfundene Ganzkörperkondom selbst benutzen würde. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, eher nicht. Ich weiß, das hört sich heuchlerisch an, und ist es auch. Auch ich ein Heuchler. Aber ist es denn nicht so, dass die stolzen Smartphone-Erfinder ihren eigenen Kindern, immerhin haben sie noch welche, auch besser keines ihrer hervorragenden Geräte in die Hand drücken?

Mir geht es mit meiner Erfindung genauso. Ich sage das auch ganz klar vorher, damit es später keine Klagen gibt. Wem das egal ist, der kann jetzt schon mal eins von meinen Ganzkörperkondomen vorbestellen. Auch Anfragen zwecks Verabredungen zum nicht kontaktlosen Kennenlernen in alter Manier werden ab sofort vom Heuchler und Autor dieser Zeilen persönlich entgegengenommen. Deswegen überhaupt der ganze Aufwand.

Foto&Text TaxiBerlin

Schämen sie sich, Angela Merkel

Vor der Party

Ich schäme mich für Angela Merkel, aber ich schäme mich nicht nur für sie. Dass Politiker Opportunisten sind, die ihr Fähnchen in den Wind halten, das ist bekannt. Angela Merkel kommt aber aus dem Osten, wo auch ich herkomme. Sie ist ein Produkt der Wende von 1989 in der DDR. Ohne die Wende, keine Kanzlerin Angela Merkel.

Die Mauer fiel vor genau 32 Jahren. Sie fiel, weil mutige Menschen auf die Straße gingen, obwohl dies genauso wie heute verboten war, und etwas riskiert haben. Angela Merkel hat nichts riskiert. Sie warf sich nur der Partei an den Hals, die die größten Chancen versprach, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Angela Merkel ist ein Emporkömmling. Ein Begriff, dessen Genderung noch aussteht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Dass sich jemand an seine Macht krallt, hat er sie einmal in den Händen, das ist nichts Neues. Neu ist, dass dies nicht kritisiert oder gar ernsthaft in Frage gestellt wird. Wie konnte Angela Merkel am Ende länger regieren als Helmut Kohl? Wie hat eine einzelne Person es geschafft, nicht nur die Politik, sondern ein ganzes Land so lange in Schach zu halten? Und wie konnte sie dabei immer öfter ganz andere Interessen vertreten?

Mit diesen Fragen werden sich demnächst Doktorarbeiten beschäftigen. So ist es üblich in einer Demokratie. Normalerweise gibt es dafür die Medien, die vierte Gewalt im Staat, die vielleicht größte Enttäuschung unserer Zeit. Als jemand, der sich mit der Sprache beschäftigt, schäme ich mich für sie, für ihren falschen Gebrauch unserer Sprache, der mir körperliche Schmerzen bereitet, aber vor allem für ihre falsche Berichterstattung.

Schämt euch, ihr Journalisten. Und schämen sie sich, Angela Merkel.

Foto&Text TaxiBerlin