Wenn ich es richtig verstanden habe, heißt das verbotene “Compact” Magazin jetzt “Näncy”. Obige Ausgabe des “Compact” Magazins, die ich irgendwann auf der Straße gefunden hatte, habe ich nach dem Verbot von “Compact” sogleich verbrannt. Genauso wie ich das “Sputnik” Magazin nach dessen Verbot sogleich verbrannt habe. Obwohl das Verbot des “Sputnik” Magazin bereits einige Zeit zurückliegt, hat mir das Verbrennen des “Compact” Magazins jetzt keine Schwierigkeiten bereitet. “Gelernt ist gelernt”, wie man so schön im Deutschen sagt. Was ich noch nicht gelernt habe bzw. was ich noch nicht weiß, ist, was ich von “Näncy” halten soll. Da warte ich gespannt die neuesten Verlautbarungen unserer Regierung ab, bevor ich mich dazu äußere. Verbrennen kann ich es sowieso noch nicht, da sich bisher kein Exemplar von “Näncy” in meinem Besitz befindet.
Die “Corona-Maßnahmen waren umstritten”, so steht es in der Berliner Morgenpost. Umstritten nicht etwa bei den so genannten Schwurblern, sondern im Robert-Koch-Institut (RKI) selbst. Mit anderen Worten: Im RKI wurde geschwurbelt. Ein Beispiel: Am 18.01.2021, also genau am Tag der bundesweiten Einführung der FFP2-Maskenpflicht, findet sich in den RKI-Protokollen der Hinweis darauf, dass es überhaupt keine fachliche Grundlage zur Empfehlung von FFP2-Masken für die Bevölkerung gibt, samt einer Warnung vor unerwünschten Nebenwirkungen. Als gut informierter Zeitgenosse, der der Wissenschaft folgt, weißt Du das natürlich, oder? Aber warum gab es trotz dieser bekannten “Nichtevidenz” ab 03.02.2021 eine “Maskenpflicht jetzt sogar im Auto!”?
Mein gestriges “Fundstück der Straße” ist dieser “Genieß das Sein” Toilettenstuhl. Gefunden habe ich ihn im Prenzlauer Berg, genau war es in der Sredzkistraße kurz vor der Schönhauser Allee. Der “Genieß das Sein” Toilettenstuhl erinnert mich an den Film Idiocracy, 2006 in den USA als Science-Fiction-Komödie gedreht. Sieht man sich Idiocracy heute an, bleibt einem das Lachen nur allzuoft im Halse stecken. Mein ganz persönlicher Höhepunkt in Idiocracy ist ein junger Mann, der vor einer Vielzahl von Bildschirmen auf einem Toilettenstuhl sitzt. Auf einem Toilettenstuhl sitzt er deswegen, damit er nicht mehr zur Toilette gehen muss, obwohl er dies eigentlich noch könnte. Obwohl, warte mal, bei Letzterem bin ich mir gerade nicht mehr sicher. – Absolut Sehenswert!
Eine aktuelle Unterschriften-Aktion hat das Ziel, die Corona-Zeit nicht aufzuarbeiten. Die Nicht-Aufarbeitung der Corona-Zeit war nach der Veröffentlichung der RKI-Protokolle in Gefahr geraten. Die Nicht-Aufarbeitung der Corona-Zeit ist aber sehr wichtig, weil sie, um es mit den Worten den ehemaligen Innenministers Thomas de Maizière zu sagen, die Bevölkerung verunsichern würde.
Ich erfahre gerade aus dem öffentlich/rechtlichen “Info-Radio” von einem ganz neuen Problem. Angeblich werden neuerdings arme Bulgaren über die Grenze “verbracht”, um hier in der Heimat als Strohleute Schäden in Milliardenhöhe zu verursachen. Offensichtlich weiß man beim öffentlich/rechtlichen “Info-Radio” nicht, dass arme Bulgaren über keine Grenze “verbracht” werden müssen, sondern sie ganz normal und sogar ohne Passkontrolle nach Deutschland einreisen dürfen. Niemand muss also irgendwohin “verbracht” werden, nicht einmal arme Bulgaren. Hier sollen sie dann “ohne ihr Wissen als Geschäftsführer und Gesellschafter von Firmen eingesetzt” werden. Echt jetzt? Also der arme Bulgare bekommt gar nicht mit, wenn er in Deutschland vor einem Notar sitzt und dort irgendwelche Papiere unterschreibt, die er nicht versteht? So blöd können nur dumme Deutsche denken, soweit man in dem Zusammenhang noch von denken sprechen kann. Dass man den armen Bulgaren, die dem deutschen Staat laut Ermittlern jährliche Schäden im hohen zweistelligen Milliardenbereich zufügen, nicht habhaft werden kann, soll wiederum daran liegen, dass sie gleich wieder zurück nach Bulgarien gehen. OK, aber wie konnte der arme Bulgare überhaupt irgendwelche Papiere unterschreiben, die er nicht versteht, ohne in Deutschland gemeldet zu sein? Und überhaupt: Wieso hat der arme Bulgare es nötig kriminell zu werden, und noch dazu im Ausland? Hat es eventuell damit zu tun, dass sein Land ausgeblutet ist, weil alle Qualifizierte, also von Bulgarien Ausgebildete, bereits im Ausland sind, und der Arme im Land Verbliebene jetzt nur ein Stück vom Kuchen abhaben möchte? Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber bei solchen Nachrichten insbesondere am frühen Morgen kann ich mich immer tierisch aufregen. Ich weiß aber auch nicht, was genau die Lösung ist. Vielleicht sollten die Radiomacher erst einmal selbst ihre eigenen Nachrichten hören, bevor sie sie über den Äther blasen. Möglicherweise hilft es, wenn man sie für sie in einem einfachen Deutsch einspricht. Ich meinerseits habe ab sofort Radioverbot. Radio am frühen Morgen zu hören, regt mich zu sehr auf. Das öffentlich/rechtliche “Info-Radio” ist schlichtweg nicht mit meinem Nervenkostüm vereinbar.
PS: Ich glaube jetzt den “Sinn” der “Nachricht” verstanden zu haben. Es handelt sich um Werbung für die ebenfalls öffentlich/rechtliche und ebenso zwangsfinanzierte ARD, die heute um 22.50 Uhr eine Dokumentation mit dem Titel “Das Strohmann-Kartell. Dienstleister für die Mafia” ausstrahlt.
Obwohl es neulich sogar in der Zeitung stand, dass “Berlins Flohmärkte nerven”, war ich gestern auf einem solchen wieder mit meinen Büchern vertreten. Da Regen angesagt war, hatte ich einen teuren Stand genommen. Berlins Flohmärkte nerven nicht wegen Regen oder gar meinen Büchern, sondern wegen den Second Hand Klamotten, die zu Wucherpreisen angeboten werden, was ich bestätigen kann. Auf obigem Foto sieht man links im Bild so ein Fashion-Opfer des Vintage-Wahns. In Bulgarien bekommt man Adidas-Klamotten aus Nylon, die stinken, wenn man sie zu lange trägt, in den zahlreich vorhanden Second Hand Geschäften nachgeworfen. Ich hätte einen ganzen Koffer mitbringen und gestern zu gutem Geld machen können. Leider habe ich es mit Büchern und nicht mit Klamotten. Und da machte sich gestern nicht nur der Regen bemerkbar, sondern auch, dass in Berlin Ferien sind. Diese Fashion-Opfer sind ja in aller Regel Berlin ungefragt Heimsuchende, die sich nicht für Bücher interessieren. Überhaupt kann man die Menschen in zwei Typen einteilen: Die, die sich für Bücher interessieren. Und die, die sich nicht für Bücher interessieren. Letztere interessieren sich auch nicht für die nagelneuen Jute-Beutel mit dem bekannten Orwell-Zitat, die ich – anstelle der stinkenden Adidas-Klamotten – eigens für meinen Bücherstand aus Bulgarien eingeflogen hatte. Dass es gestern auf dem Flohmarkt wieder jede Menge Fashion-Opfer aber keine einzige – Null! – Anfrage nach meinen Beuteln gab, deute ich so, dass das Ende wahrlich nah ist.
Gestern Nachmittag in einem Café in der Stadt: Ich sitze draußen und habe mir selbst schon die Getränkekarte organisiert. Nachdem man mich eine halbe Stunde erfolgreich ignoriert hat, der Nachbartisch wurde bedient, gehe ich rein und bestelle mir am Tresen eine Fassbrause, die ich sogleich passend bezahle. Da die Kellnerin komisch kuckt, frage ich, ob etwas nicht stimmt. Daraufhin meint sie, dass etwas fehlen würde. Obwohl ziemlich überrascht, kann ich mir denken, was sie meint. Als Taxifahrer war auch ich viele Jahre Dienstleister. An eine solche Ansage meinerseits an einen Fahrgast kann ich mich aber nicht erinnern. Zur Kellnerin sage ich, dass ich bei Selbstbedienung kein Trinkgeld gebe. Kaum zurück draußen, kommt der Kellner und legt einen Zettel auf meinen Tisch, auf dem “Reserviert ab 17 Uhr” steht, und nuschelt irgendwas von “Retourkutsche” in seinen nicht vorhandenen Bart. Es ist 16:45 Uhr. Fünf Minuten später kommt er wieder, um mir mitzuteilen, dass er jetzt den Tisch fertig machen muss. Der Nachbartisch ist frei. Bevor ich hastig meine Fassbrause austrinke, sage ich ihm, dass ich das Café schlecht bewerten werde. Darauf er: “Das interessiert mich nicht!” – Ich war viel unterwegs in den letzten Jahren. Die meiste Zeit habe ich in Bulgarien verbracht, ich war aber auch in den USA. Ich bin kein Fan der Vereinigten Staaten, aber in Sachen Service haben die Amis echt was drauf. Eine solche Situation wäre dort undenkbar. Die Leute könnten ihren Laden dicht machen. Dafür gibt man aber dann auch Trinkgeld. In Bulgarien ist Trinkgeld immer noch eher die Ausnahme. Alleine deswegen ist eine solche Reaktion wie gestern in Berlin unvorstellbar. Der Service in Bulgarien ist weit entfernt von dem Service in den USA. Das Personal wird in aller Regel nicht gut behandelt. Das ist leider auch wahr. – Berlin war schon immer eine Service-Wüste. Aber warum nun diese Stufe der Eskalation? Ich erkläre es mir so, dass die Leute fertig sind. Überfordert, ausgelaugt und am Ende. Auch finanziell. Sonst würde man nicht auf etwas bestehen, auf das man keinen Anspruch hat. Schon gar nicht, wenn man gar keinen Service geboten hat. – Aber warum nun die Bilder? Auch der Toilettenbesuch ist in den USA besser geregelt als in Deutschland. Die Toiletten sind groß und sauber. Bezahlt habe ich in den Vereinigten Staaten für den Toilettengang, den ich genauso wie die Aufnahme von Flüssigkeit (z.B. Fassbrause) für ein Menschenrecht halte, noch nie. In Bulgarien wird manchmal Geld verlangt. Das schlimmste in Bulgarien sind aber die Toiletten selbst. Ich will sie nicht beschreiben, sondern nur darauf hinweisen, dass der Besuch einer Berliner Lokalität immer mehr dem Besuch einer bulgarischen Toilette gleicht. Da hilft auch kein “Eau de Toilette”.
Obiges Antiquariat in der Bergmannstraße in Kreuzberg war einer der Tatorte meiner Büchersucht. Ich schreibe ganz bewusst in der Vergangenheit. Das letzte Antiquariat in der Bergmannstraße hat gestern seine Pforten für immer geschlossen. Irgendwas mit Gastronomie wird an seine Stelle kommen, was nur folgerichtig ist. Schließlich gibt es immer mehr Tote auf Urlaub, die in Cafés und Restaurants rumhängen. Dass das Antiquariat für immer dicht macht, erfuhr ich durch Zufall. Die Bergmannstraße in Kreuzberg ist nicht mein Kiez. Kein Schild und auch kein Angebot wies auf die Geschäftsaufgabe hin. Auf meine Nachfrage, was er mit all seinen verbliebenen Büchern macht, meinte der Eigentümer: “Vor allem Eines: Weit weg von Berlin!” Mit Berlin habe er fertig. Eigentlich habe ich genug Bücher, aber jetzt konnte ich nicht anders. Als letztes kaufte ich das hier bei ihm:
Gut eine Woche bin ich nun in Berlin. Die Stadt ist voll. Die Cafés sind voll. Die Restaurants sind voll. Ich habe keine Ahnung, was sie alle wieder hier suchen. Was ich weiß, ist: Am Ende findet man immer nur sich selbst. Was sie in die große Stadt treibt, ist, so denke ich, dass die Menschen unbewusst wissen, dass es der letzte unbeschwerte Sommer sein wird. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Ganz im Sinne von Tucholsky, der meinte, dass das Volk zwar das meiste falsch versteht, aber das meiste richtig fühlt. Auch ich weiß nicht, was genau kommt. Der große Krieg hat ja bereits begonnen. Und die nächste Pandemie ist auch schon in der Pipeline. Mein Eindruck, den ich nach vielen Monaten in Bulgarien in Berlin habe, ist, dass viele hier bereits tot sind. Tote auf Urlaub, die keiner mehr töten bräuchte. Weder ein Krieg, noch eine Pandemie ist dafür nötig.
Im Vergleich zu Bulgarien befindet sich Deutschland im Dauertiefschlaf. Dauertiefschlaf deswegen, weil dieser Tiefschlaf schon über vier Jahre anhält. Dies wurde nun auch von der Werbung erkannt. Ob dieser Dauertiefschlaf wirklich zum Wachsein führt? Ich habe da meine Zweifel, auch trotz neuem niedrigen Preis. Oder wie die Werbung IKEA sagt: “Ein Bett für jedes Budget.” – Bulgarien ist zwar ein verschlafenes Land. Die Bulgaren selbst sind aber aufgewacht. Ich weiß, das hört sich wie ein Widerspruch an. In einem Land, wo Ja Nein und Nein Ja bedeutet, ist aber auch dies möglich.