Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Mit dem Rad zur Arbeit schützt vor Infektion”

 

Stralauer Allee
früher Friedrichshain / heute Friedrichshain-Kreuzberg

Frank Schöbel, ein bekannter Schlagersänger von früher, wollte “Für einen Kuss von Dir” vom Nordpol zum Südpol zu Fuß laufen. Ich würde für einen Fahrgast dieselbe Strecke mit dem Fahrrad fahren. Das dürfte schwierig werden, denn sowohl Nord- als auch Südpol liegen mehr als 15 Kilometer von Berlin entfernt, und mehr ist gerade nicht erlaubt. Immerhin kann ich weiterhin meine Bücher als Erster Berliner Bücher Bote ausfahren, aber auch da muss ich vorsichtig sein. Ich messe die Entfernung bis zum Empfänger des Buches aus meinem Bauchladen vorsichtshalber vorher immer mit einem Zirkel in meinem Stadtplan ab. Das geht, man braucht dazu kein Navi, setzt allerdings voraus, dass man Karten lesen kann. Und selbst wenn man keine Karte lesen kann, so kann man es doch lernen, was ich jedem auch nur empfehlen kann. Denn gerade lese ich ein Buch eines renommierten Hirnforschers, der noch einmal bestätigt, was ich bereits wusste, und zwar dass das Gehirn von Londoner Taxifahrern aufgrund ihres Wissens und ihrer täglichen Praxis wächst. Im Gegensatz zu dem Gehirn von Menschen, die nur Befehle befolgen, beispielsweise die eines Navis. Bei diesen Menschen schrumpft das Gehirn, der Fachbegriff dafür ist “Demenz”. Wenn ich also mit meinem Fahrrad weiterhin auf den Straßen und Plätzen unterwegs bin, dann tue ich damit nicht nur etwas für meinen Körper, und da insbesondere für meine Abwehr, sondern auch etwas für meinen Geist, also für mein Gehirn. Auch als Erster Berliner Bücher Bote benutze ich kein Navi, aber das ist ja klar. Die Bücher von dem erwähnten Hirnforscher, es sind ihrer drei, die sich nicht nur mit dem wachsenden Hirnen Londoner Taxi-Kollegen beschäftigen, sondern auch mit der Smartphone- und Internetsucht, werde ich, nachdem ich sie gelesen habe, allesamt hier auf meiner Seite vorstellen und möglicherweise auch in meinem Bauchladen zum Verkauf anbieten. Dranbleiben lohnt sich also mal wieder, aber das ist ja sowieso klar.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Solche Leute wie sie müssen eliminiert werden!”

 

Heute ist ein Mann im Supermarkt regelrecht vor mir weggesprungen, es beim Wegspringen aber noch geschafft, irgendwas mit “Idiot” und “ohne Maske” in meine Richtung von sich zu geben. Vorher hatte mich schon ein anderer Mann im Antiquariat reichlich rüde darauf angesprochen, warum ich denn keine Maske tragen würde. Die Blockwartmentalität gibt es aber nicht nur hierzulande, sondern auch in Österreich, wo sie möglicherweise auch herkommt. Der gemeine Berliner Blockwart meint es natürlich nur gut, das ist klar. Aber was muss ich aus Wien vom Therapeuten Raphael Bonelli hören? Da wird eine Patientin des Autors von “SELBER SCHULD!” ganz übel in den Öffentlichen angegangen mit “Solche Leute wie sie müsste man eliminieren!” – So etwas gibt es zum Glück in Berlin (noch) nicht. Wir haben schließlich aus unserer Geschichte gelernt. Und wenn so etwas wirklich irgendwann hierzulande passieren würde, dann würdest du doch Zivilcourage zeigen und die Frau beschützen, oder etwa nicht?
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Dummheit der Guten

 

Werbeaufsteller in der Frankfurter Allee
früher Friedrichshain / jetzt Friedrichshain-Kreuzberg

“Gut gemeint ist nicht gut gemacht” – eine Weisheit, die ich auf der Straße kennengelernt habe. Nicht umsonst sage ich immer, dass meine Universität die Straße sei. Von der bin ich nun schon fast ein Jahr weg, zumindest mit meinem Taxi. Was das Taxifahren angeht, bin ich ein Trockener Taxifahrer. Aber nicht nur die Straße fehlt mir, sondern vor allem der Austausch mit ganz unterschiedlichen Leuten in meinem Taxi auf den Straßen und Plätzen Berlins. Und deswegen komme ich bei folgender Frage zu keinem richtigen Schluss, obwohl ich jetzt als Trockener Taxifahrer noch mehr Zeit zum Nachdenken habe als in meinem Taxi. Was ist eigentlich, wenn der Gute (den es ja nur gibt, weil es auch den Bösen gibt!) auch immer der Dumme ist?

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “… einer ehrlichen, kritisch-abwägenden, am Dienst und am Wohle des Menschen orientierten Wissenschaft nicht würdig”

 

Ich weiß, die Russen, das sind ganz böse Menschen, auch wenn die uns noch nie angegriffen haben, sondern im Gegenteil, als Befreier kamen, und jetzt sogar uns Angela mit dem Wladimir kuschelt, wenngleich nur um Frau Spahn zu ärgern. Möglicherweise kennt sie den Wladimir noch aus DDR-Zeiten, als er KGB-Agent in Dresden war. Dass wir ausgerechnet beim Impfen auf den Russen zurückgreifen müssen, wer hätte das gedacht. Ausgerechnet jetzt, wo die Pandemie wütet, dass sich keiner mehr zu sterben traut, ausgerechnet da muss jetzt auch noch ein Wissenschaftler in die gemeinsame Impfsuppe spucken. Der Herr wagt zu wiederholen, was ich schon lange sage, nämlich dass das, was uns da Tag für Tag als Wissenschaft verkauft wird, keine Wissenschaft sondern Bullshit ist. Dass ausgerechnet “RussiaToday” uns das sagen muss, ist bitter, aber nicht neu. Das hatten wir schon mal. “RussiaToday” war früher der “Sputnik”, die Schlagwörter hießen “Glasnost” und “Perestroika”, und “Gorbi hilf uns” sagte ganz richtig: “Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.”
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ich mache mir Sorgen, Mama

 

Ausverkauf beim Bestatter

Bisher war zumindest der Tod sicher, aber das scheint sich gerade zu ändern. Auf jeden Fall gibt der Bestatter bei mir um die Ecke auf, und das macht mir Sorge. Ich meine, wo doch gerade eine Pandemie wütet, da müssten die Geschäfte von so einem Bestatter doch gerade gut laufen, würde man denken. Aber heute denken die Leute anders, habe ich den Eindruck. Heute denken die Leute glaube sich so: Die Kneipe ist dicht, also kann es beim Bestatter auch nicht laufen. Oder man denkt heute noch mal ganz anders, vielleicht so: Wenn alle zu hause bleiben, kann keiner sterben. Was aber auch sein kann, das ist jetzt aber nur eine Vermutung, ist, dass der Bestatter einfach unter der Normal-, in meiner Generation sogar Untersterblichkeit leidet. Das ist nicht gut für so einen Bestatter. Da kann die Pandemie noch so wüten. Wenn davon beim Bestatter nichts ankommt, dann kann der seinen Laden dicht machen. Und nur aus Solidarität mit so einem Bestatter jetzt einfach mal sterben, das macht ja auch keiner, oder?

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ich kann mir demonstrieren gehen nicht mehr leisten

Voigt- Ecke Schreinerstraße
früher Friedrichshain / jetzt Friedrichshain-Kreuzberg

Das ist ganz normal bei einer Eskalation, dass die nächste Phase immer die entscheidendste ist, und so ist es auch jetzt. Keine Ahnung, wie die aktuelle Phase gerade heißt. Wichtig ist einzig, dass sie die entscheidendste ist, und zwar genau so lange, bis entschieden wird, dass doch erst die nächste Phase die entscheidendste sei. Damit dem Einzelnen zwischen den verschiedenen Phasen nicht langweilig wird, muss Programm geboten werden. Brot und Spiele sozusagen. Angefangen mit den täglich neuen Fallzahlen, die natürlich immer schlimmer sein müssen, als die von gestern, das ist klar. Sind sie einmal weniger dramatisch, dann gibt es dafür immer einer guten Grund, auch das ist klar. Vor allem müssen die Zahlen immer neu sein, deswegen “Zahl der Neuinfektionen”, auch wenn das gar nicht stimmt. Aber es muss uns schon, auch das gehört zum Programm, jeden Tag eine neue Wahrheit verkauft werden, und weil das stimmt, stimmt auch die verkaufte Wahrheit. Wahr ist auf jeden Fall, dass am Wochenende die Polizei schon Menschen im Freien von ihren Schlitten holen musste. Stelle mir gerade vor, wie die Polizei versucht beim Rodeln den Verkehr zu regeln, mit schwarz/weißem Polizeistock oder wegen mir auch Handzeichen. Das ist ein Spaß. Sorge habe ich aber auch, und zwar um unsere Fußballprofis. Ich meine, was sagt da eigentlich deren Versicherung dazu, dass die weiter Fußball spielen müssen? Stell dir vor, da steckt sich einer auf dem Fußballfeld an, direkt vor dir auf der Glotze, du bist also live dabei, und morgen stirbt der. Der Profi, der so viel Geld gekostet hat. Das ist doch nicht auszudenken. Und du bist dran Schuld, weil du den unbedingt spielen sehen wolltest, obwohl doch gerade eine schlimme Pandemie wütet. Also wenn du mich fragst, ich finde das nicht unbedingt sehr emphatisch von dir. Wenn ich könnte, würde ich sogar für unsere Fußball-Profis auf die Straße gehen und dort für den Erhalt ihrer wertvollen Gesundheit demonstrieren. Aber auch da leben wir gerade in einer ganz speziellen und vielleicht auch entscheidendsten Phase. Denn die Strafen fürs Demonstrieren sind ebenfalls eskaliert, und das schon vor langer langer Zeit. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich kann mir demonstrieren gehen einfach nicht mehr leisten.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Ausgerechnet viele Pflegekräfte wollen sich nicht impfen lassen”

 

Graffito in der Hausburgstraße
früher Friedrichshain / jetzt Friedrichshain-Kreuzberg

“Ausgerechnet viele Pflegekräfte wollen sich nicht impfen lassen”, so der Titel eines aktuellen Beitrags bei Spiegel-Online. Und während man sich beim ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg noch darüber wundert, warum das so ist, also warum viele Pflegekräfte, die jetzt schon einen Anspruch auf eine Corona-Impfung hätten, genau dieses Angebot ablehnen, wollte ich nur kurz bescheid sagen, dass ich vielleicht nicht alle Menschen liebe, das funktioniert nicht, wie auch die jüngere Geschichte wieder bewiesen hat, aber ich zumindest meine Liebe nicht davon abhängig mache, ob jemand sich hat impfen lassen oder nicht, und dass ich auch keine Angst habe, weder vor Geimpften noch vor Ungeimpften, weil Angst bekanntlich ein schlechter Ratgeber ist, und ich das auch nur jedem empfehlen kann, sich nicht in Angst und Panik versetzen zu auch lassen, auch wenn einem das nicht gerade leicht gemacht wird in diesen Tagen.

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Leben in Zeiten von Corona – “Attenzione”: Uneingeschränktes Hausverbot für Merkel & Co

Oderbruchstraße
früher Prenzlauer Berg / heute Pankow

Vor einem Vierteljahrhundert, als ich den Taxi-Schein machte, hat uns unser Taxi-Lehrer, ein wahrer Straßen-Doktor, noch vor den “Schultheiss-Proll-Kneipen” gewarnt, wie er die Berliner Eck-Kneipen nannten, wozu obige Kneipe trotz ihres italienischen Namens “Attenzione” zweifellos gehört hätte. Ich spreche ganz bewusst in der Vergangenheitsform, denn dass mit den Patienten Fahrgästen aus solchen Kneipen hatte sich spätestens seit Hartz Vier erledigt. (Auf den Harz komme ich gleich noch zu sprechen.) Nachdem die Politik bereits vor Jahren die Berliner Eck-Kneipen für uns Taxifahrer sprich fürs Taxigeschäft kaputt gemacht hatte, so hat man jetzt die Berliner Eck-Kneipe direkt angegriffen. Praktisch so wie Kanzler Schröder und seine Rot-Grüne-Regierung, die nachdem sie den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit im Land eingestellt hatte, den gegen die Arbeitslosen begonnen hat. Die Waffe damals hieß Hartz Vier und das Ziel war der größte Billiglohnsektor weltweit. Das Schwert heute heißt IfSG, womit man praktisch alles und jeden platt machen kann, auch Berliner Eck-Kneipen. Und damit erkläre ich mir auch obiges “Uneingeschränktes Hausverbot für Merkel und Co” im “Attenzione” im Prenzlauer Berg. Da alle Kneipen, und nicht nur Berliner-Eck-Kneipen, geschlossen sind, treibt es nun viele raus in die Natur, beispielsweise in den Harz. Was sich auf den ersten Blick logisch und auch richtig anhört, Stichwort: Stärkung der Abwehrkräfte, ist nun auch wieder verkehrt. Nach Aussagen der örtlichen Behörden in Goslar sind einfach zu viele Leute draussen. “Es sei so voll, dass die Menschen nicht die Corona-bedingt nötigen Abstände zueinander einhalten könnten.” Dazu muss man wissen, dass eine Ansteckung mit Corona im Freien bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Trotzdem kommt man im Harz nicht mehr hinterher, die Leute zu kontrollieren. Im O-Ton eines Polizeisprechers, dein Freund und Helfer, hört sich das so an: “Aber wenn wir nicht präsent sind, machen manche, was sie wollen. Das ist sehr unvernünftig.” Damit mir das nicht passiert, im dümmsten Fall kassiere ich noch eine Geldstrafe, bin ich ganz vernünftig, wie es sich für einen professionellen Taxifahrer und promovierten Straßen-Doktor gehört, und schließe mich lieber selber zu hause ein. Als Trockener Taxifahrer, der in seiner aktiven Zeit nur in Berliner-Eck-Kneipen gegangen ist, um dort seinen Patienten Fahrgast rauszuholen, kann ich mir  nun auch in die Natur zu gehen einfach nicht mehr leisten.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Was wir von den Schwaben lernen können

 

Ich war schon immer ein großer Fan vom Schwaben, also denen im Schwabenland, und in letzter Zeit bin ich regelrecht verliebt in sie, denn ich denke, dass wir viel von den Schwaben lernen können. Beispielsweise, wie wir zusammenkommen können, ohne dabei die Polizei zu provozieren. Es ist vielmehr so, dass die Polizei selbst provoziert, indem sie den vorgeschriebenen Mindestabstand nicht einhält, im Gegensatz zu den disziplinierten Schwaben in der Silvesternacht in Stuttgart. Was man nun wiederum dafür tun kann, dass sich auch die Ordnungshüter an die vorgeschriebene Ordnung halten, das ist noch ein großes Geheimnis. Das werden wir demnächst im zweiten Teil vom obigen Kleinen Schwäbischen Kammerspiel erfahren. Ich tippe auf Kehrwoche, aber am besten du siehst selbst.
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