Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Jagd auf Andersdenkende

 

Die Jagd auf Andersdenkende gibt es offiziell nicht, falls sich jetzt der ein oder fragt, warum er das so noch nicht gehört hat. Die Jagd auf Andersdenkende heißt offiziell “Haltung zeigen” oder “Ein Zeichen setzen” an erster Stelle gegen “Corona-Leugner”, aber auch gegen “Verschwörungstheoretiker”, “Antisemiten” oder “Reichsbürger” werden gerne Zeichen gesetzt, oder gerne auch einfach nur “selbst dran Schuld” gesagt, wenn vermeintliche “Corona-Leugner”, “Verschwörungstheoretiker”, “Antisemiten” und “Reichsbürger” erfolgreich ausgeschaltet oder zur Persona non Grata erklärt werden, wie aktuell Professor Sucharit Bhakdi mittels “Goldenem Brett vorm Kopp”, dann interessiert auch nicht mehr, dass dieser Mensch einen Migrationshintergrund hat. Wer anders denkt, denkt verkehrt und muss ausgeschaltet werden. Da hilft auch kein noch so ausgeklügeltes Hygienekonzept von Monica Felgendreher, obwohl dies für zahlreiche Demonstrationen, die die Künstlerin und Designerin zuvor auf dem Alexanderplatz problemlos organisiert hatte, völlig ausreichend war. Auch Frau sein hilft da nicht weiter. Der vorgegebene Hintergrund ist der, dass die Maskenbefreiung von Frau Felgendreher plötzlich nicht mehr gelten soll. Offensichtlich ist es wirklich so, dass um heutzutage eine Demonstration anzumelden, eine Maskenbefreiung zwingend notwendig ist. Die Formulierung der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin “aus medizinischen Gründen unzumutbar” aus dem Frühjahr soll laut Polizei nun nicht mehr ausreichen. Oder genauer: Die Polizei entscheidet darüber, ob ein ärztlicher Attest mit dieser Formulierung anerkannt wird oder nicht. Wenn nicht, kann es dir passieren wie Monica Felgendreher, dass du trotz deiner Platzangst von der Polizei einfach mal eingesackt und verhaftet wirst. Was der Frau dann passierte, zum Beispiel die Fahrt zur Gefangenensammelstelle, die Verwendung von Scheinwerfern, die Verweigerung von Wasser zum Trinken sowie des Gangs zur Toilette, der Abnahme von Fingerabdrücken, mit dem Gesicht zur Wand stehen und vieles andere mehr, erinnert mich doch sehr an die Verhaftungen im Herbst 1989. Aber am besten du hörst es dir selbst an, was der Frau passiert ist.
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Schießerei = Wechselseitige Auseinandersetzung

 

Blutige Flügel aus der Straße

Das geschulte Taxifahrerauge eines Trockenen Taxifahrers ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Mehr als neun Monate, genau genommen seit Anfang März, seitdem ich Uber-Corona-Bedingt aus dem Verkehr gezogen bin, möge man mir nachsehen, dass ich den Tatort der nächtlichen Schießerei fälschlicherweise in die Urbanstraße verlegt habe, richtig wäre Stresemannstraße gewesen. Das lese ich gerade in der Süddeutschen. Weiter erfahre ich, dass es vier verletzte Männer gibt, die zwischen 30 und 42 Jahre alt sind. Der vierte Verletzte wurde im Landwehrkanal gefunden, wo er sich im Unterholz des Uferbereichs vor seinen Angreifern versteckt hatte. Zur Identität und zum Zustand der Verletzten machte die Polizei laut Süddeutscher keine Angaben. Man geht aber davon aus, dass sich Täter und Opfer kannten. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Man nennt so etwas auch eine Beziehungstat. Der Berliner Tagesspiegel ist schon etwas besser informiert, was möglicherweise daran liegt, dass der Tagesspiegel in der Stresemannstraße seinen Sitz hat, ganz genau ist es der Askanische Platz 3 an der Stresemannstaße. Im Gegensatz zur SPD-Zentrale, deren Eingangstür ein Einschussloch aufweist, blieb die Tagesspiegel-Zentrale unverletzt. Aber nicht nur das, sondern der Tagesspiegel weiß wirklich auch mehr. Bei den Opfern (sic) soll es sich um “Die Üblichen Verdächtigen” handeln – auch eine sehr schöne Formulierung. Aber es wird noch besser: Die Ermittler gehen nach Tagesspiegel-Informationen von einer Auseinandersetzung im Milieu der organisierten Kriminalität aus. Es habe eine ‘wechselseitige Auseinandersetzung’ gegeben – also eine Schießerei. Eine bessere Definition von Schießerei als “wechselseitige Auseinandersetzung” habe ich noch nie gelesen. Aber selbst das wird vom Tagesspiegel noch getoppt: “Nach derzeitigen Erkenntnissen gebe es keine Hinweise auf ein politisches Motiv.” Das ist sehr beruhigend, und dann kann ja weiter Jagd auf Andersdenkende gemacht werden. Das ist auch viel ungefährlicher, weil die sind in aller Regel unbewaffnet und gut daran zu erkennen, dass sie keine Maske tragen, weil sie sich rechtzeitig um einen Attest gekümmert haben, der aber nicht mehr anerkannt wird (eine neue Entwicklung, über die ich demnächst schreiben werde), was aber nicht bedeutet, dass ihr ärztlicher Attest ungültig wäre. Im Zusammenhang mit der Schießerei in Kreuzberg würde mich noch interessieren, wie es sowohl die Opfer als auch die Täter mit der Maske halten, also ob sie sie tragen. Das ist keine so abseitige Frage, denn wir brauchen die Polizei und auch die Feuerwehr noch – die Silvester-Ballerei steht schließlich vor der Tür.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Suche Opfer

 

vor zehn Tagen

Täglich erfahren wir die Anzahl der Neuninfizierten, die oft gar nicht neu infiziert sind, aber kaum etwas über die Corona-Kollateralschäden, oder besser: immer nur die Spitze des Eisberges, wie beispielsweise die beiden toten Männer (Foto oben) eines Nachbarschaftsstreits. Darum, oder um einen Familienstreit, dürfte es sich auch bei der aktuellen Schießerei in Kreuzberg handeln, bei dem es immerhin drei Schwerverletzte gibt, die in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Die Polizei hatte das Areal um die Kreuzberger Urbanstraße, das sagt mir mein geschultes Taxifahrerauge beim Betrachten dieses Bildes, abgesperrt und “suchte auch mit einem Hubschrauber nach Tätern und weiteren Opfern”. Spätestens jetzt wird die Sache komisch, wenn nach weiteren Opfern gesucht wird. Nach einem Erdbeben oder wegen mir auch im Bürgerkrieg wird nach weiteren Opfern gesucht. Aber hier in unserer Stadt im Jahre 2020 müssen sich Opfer einer Schießerei verstecken? Offensichtlich, auch wenn es nicht so in der Zeitung steht, man muss sie nur richtig lesen können. Und auch das, was nicht drin steht: Die Opfer heißen nicht Nancy K. oder Mandy O. und die Täter nicht Peter L. oder Klaus M., denn dann wüssten wir es. Was wir auch nicht erfahren, ist, ob die Schießerei im Freien stattfand und falls ja, ob dies ein “triftiger Grund” ist, die Wohnung zu verlassen, immerhin leben wir gerade im Lockdown. Auch dies hier ist eine Überlegung wert: Verstirbt einer der Schwerverletzten, was wir natürlich nicht hoffen, und wird er vorher Positiv auf Corona getestet: Geht er dann auch in die Statistik ein, und falls ja, ebenfalls als Neuinfizierter?

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Habt Mitleid mit uns, wir brechen nur die Regeln, sind aber eigentlich doof und wollen es auch bleiben

Wir leben wahrlich in merkwürdigen Zeiten. Jetzt protestieren schon die Uber-Fahrer für ihre Unternehmer, wenngleich vorerst nur in Wien. Leider muss man sagen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dass ausgerechnet die demonstrieren, die nie auch nur eine Straße gelernt haben, macht Sinn, denn wer nichts weiß, muss bekanntlich alles glauben. Dementsprechend die Argumentation: Unsere Uber-Unternehmer sind bereits verschuldet (Taxiunternehmer nicht?), deswegen können “wir uns” kein Fiskaltaxameter (im Taxi Pflicht!) leisten (aber ein Taxiunternehmer kann?)! Fehlt nur noch der Zusatz: Aber eigentlich sind wir doof und wollen es auch bleiben.
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Mit Maske ins Bett oder auch Empathie hat Grenzen

Maske mit Rute

Geträumt, ich bin mit Maske ins Bett – trotz Maskenbefreiung! Als ich aufwache, ist die Maske weg, und ich suche sofort meinen ärztlichen Attest, finde ihn aber nicht. Das kommt davon, wenn man zwar mit Maske aber ohne Attest ins Bett geht. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Weitersuchen oder mir vorsichtshalber die Maske aufsetzen. Ja, ich habe eine Maske, auch wenn ich sie nie trage. Obwohl, in letzter Zeit setze ich sie immer öfter auf, einfach weil ich Angst habe, Maskenlos ohne Vorwarnung ein paar auf’s Maul zu bekommen. Ich setze die Maske auch auf, um zu wissen, wie du dich fühlst, der keine Maskenbefreiung hat. Nachdem ich so lange die mangelnde und stetig zunehmende Empathielosigkeit beklagt habe, kann ich selbst nicht abseits stehen. Ich weiß also, wie du dich fühlst unter deiner Maske. Aber das ist kein Grund, aggressiv zu werden, und schon gar nicht gegen Menschen mit ärztlichem Attest. Denn die sind nicht Schuld daran, dass du eine Maske tragen musst. Im Moment sind sie das schwächste Glied, denkst du. Deswegen traust du dich an sie ran. Allen voran an Frauen und Kinder, die keine Maske tragen, und dann erst an Männer. Ist der Mann nicht alleine unterwegs, traust dich dich schon nicht mehr. Das habe ich nicht geträumt, sondern selbst erlebt. Was nun das Impfen angeht, da hört meine Empathie auf, will sagen: Impfen lassen musst du dich ohne mich. Auch Empathie hat Grenzen.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ein Musiker mit Eier und Zollstock und Musik natürlich …

 

Sechs Streifenwagen können gegen einen Pianisten nichts ausrichten – das kann doch wohl nicht wahr sein! Dabei ist der Mann nicht mal höflich, denn er sagt zu unserer Polizei: “Hauen Sie ab!” – Das muss man sich mal vorstellen! Besser ist: “Belästigen Sie mich nicht hier!” – Ich empfehle: “Bitte belästigen Sie mich nicht!”, das wäre korrekt.
PS: Neulich in Friedrichshain lief das noch anders!
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Drosten empfiehl, wir folgen dir!

 

Zum Drosten Kotzen

War neulich im Feinkostladen noch ein laminiertes Schild mit der Aufschrift “Attestiert” für mich vorbereitet, muss ich jetzt schon mein eigenes malen, und zwar mit der Aufschrift: Ich will nicht geimpft werden! Ich will den Schutz vor der Krankheit anderen überlassen. Ich will, wenn ich krank werde, mein Intensivbett und Beatmungsgerät anderen überlassen. Vorgeschlagen hat das ein Herr Henn aus dem Ethikrat, der darüber hinaus, soweit ich informiert bin, auch noch Arzt ist, oder genauer: sein soll. Aber es wird noch besser! Unterstützt wird er dabei von Herrn Drosten, der meint, dass der Herr Henn es damit nur gut meint, denn Henn wolle Menschenleben retten, sonst nichts. Das stimmt, das ist, genauer: wäre seine Aufgabe als Mediziner. Wie obige Aussage allerdings mit dem “Eid des Hippokrates” zusammengeht, das bleibt sein Geheimnis, wie auch die Frage, was so jemand in einem Ethikrat zu suchen hat. Aber wenn Drosten es gut findet, dann muss es wohl richtig sein, denn (noch) gilt hierzulande: “Drosten empfiehl, wir folgen dir!”

PS: Ein klein wenig Hoffnung gibt es aber schon, denn der erwähnte “Eid des Hippokrates” endet so: Wenn ich nun diesen Eid erfülle und nicht verletze, möge mir im Leben und in der Kunst Erfolg zuteil werden und Ruhm bei allen Menschen bis in ewige Zeiten; wenn ich ihn übertrete und meineidig werde, das Gegenteil.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Liebe und der Sex

 

Neu im Angebot

Zum Fest der Liebe möchte ich etwas über die Liebe schreiben. Ich fange gleich mal damit, dass ich immer noch auf der Suche nach einer Definition für die Liebe bin. Also wenn du eine für mich hast, dann immer her damit. Sicher ist, dass die Liebe immer mit einem Verliebtsein beginnt. Dass man verliebt ist, merkt man daran, dass man Flugzeuge im Bauch hat, manche auch Schmetterlinge. Die Vorsilbe ver- verrät, dass es etwas ver-kehrtes ist, dieses Ver-liebtsein. Genauso wie ver-sprechen und ver-fahren ist auch ver-lieben ver-kehrt. Zum Glück ist es zumindest beim Verliebtsein so, dass es nur eine Phase ist, die vorüber geht, und die vor allem durch viel Sex geprägt ist, weswegen viele Liebe mit Sex verwechseln. Irgendwann hört das auch mit dem vielen Sex auf, aber ganz auf Körperkontakt kann keiner verzichten. Genau das wird jetzt zum Problem, wo plötzlich alles kontaktlos sein soll. Aber kontaktlosen Sex gibt es nicht und wird es hoffentlich auch nie geben. Bei mir sieht es so aus, dass mir als Trockener Taxifahrer, der ich seit März bin, seitdem ich kein Taxi mehr fahre, nicht nur die Straße und das Unterwegs sein auf ihr fehlt, sondern an erster der Stelle der Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen in meinem Taxi und da insbesondere das Flirten und allen voran der Körperkontakt zu weiblichen Fahrgästen. Wir Taxifahrer waren hier zusammen mit den Sexarbeiterinnen aber nur eine Vorhut, weil sich alles, was gesamtgesellschaftlich verkehrt läuft, immer zuerst im Bordell und im Taxi zeigt. Heute trifft es für alle zu, dass das Flirten wegen der Maske und der Sex wegen der vorgeschriebenen Kontaktlosigkeit praktisch verunmöglicht wird. Die wahren Gründe sind aber die Angst und die Panik, die seit Wochen und Monaten mit immer mehr Erfolg geschürt wurden, und die zu immer mehr Aggressionen führen. Aber nicht alleine die Angst und Panik führen zu einer ständig zunehmenden Eskalation und Aggression, sondern auch der praktisch nicht mehr vorhandene Sex und Körperkontakt. Dazu gibt es zum Glück Studien, sonst würden das wahrscheinlich viele gleich wieder bestreiten. Aber jeder muss auch nur bei sich selber schauen, und mit der Hand auf dem Herz sich selbst fragen, wann er das letzte Mal Sex mit seiner eigenen Frau hatte, und wann mit einer anderen. Viele haben ja nicht mal mehr mit der eigenen Frau Sex, und das auch schon vor Corona. Corona ist eben nicht an allem Schuld! Es gibt aber auch Menschen, die Coronabedingt kaum noch Sex mit der eigenen Frau haben, und mit fremden Frauen schon gar nicht. Zu diesen Menschen gehöre ich. Das ist leider auch wahr. Und was mir da hilft, das sind meine Bücher und auch mein Bauchladen. Gut, manchmal schaue ich mir auch einen Porno an, das muss auch mal sein. Aber prinzipiell gilt: Was wirklich wichtig ist im Leben, das findet man nicht im Internet. Das wirklich wichtige im Leben findet man auf der Straße, oder eben in Büchern. Und da habe ich jetzt das passende Buch zum Fest der Liebe und zum Sex und vielleicht auch für dich. Die Rede ist von diesem Buch, das ab sofort in meinem Bauchladen im Angebot ist. Es ist voll von Studien, auch Langzeitstudien, die heute praktisch kein Mensch mehr macht. Auch enthalten sind Untersuchungen, was aus dem Menschen wird, der keine Liebe und auch keinen Sex hat. Du kannst, wenn du das Buch bei mir kaufst, praktisch selbst ausrechnen, wann du sterben wirst. Nein, nicht an Corona, sondern weil du keinen Sex und keine Liebe mehr hattest. Klar, offiziell bist du “im Zusammenhang mit” dem Virus gestorben, aber eigentlich “mit ohne” Liebe und da vor allem “mit ohne” Sex.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ex-Gesundheitsminister – Bock oder Gärtner?

 

Jetzt beschäftigt sich schon Transparency International mit Jens Spahn. Genau, die Organisation, die sonst immer nur auf dem Balkan aktiv ist. Die Anti-Korruptionsorganisation findet “scharfe Worte” für unseren Gesundheitsminister. Das hatte sich der gelernte Bankkaufmann sicherlich anders vorgestellt. Laut Deutschlandfunk, also Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, habe Jens Spahn bereits als Bundestagsabgeordneter nebenbei als Teilhaber einer Lobbyagentur eine übermäßige Nähe zu Klienten aus dem Medizin- und Pharmasektor gepflegt. Der Minister habe mit der Übernahme Gematiks (eine Firma aus diesem Sektor, die sich u.a. für die digitale Patientenakte verantwortlich zeichnet) den Bundestag und die Selbstverwaltungsorgane des Gesundheitswesens überrumpelt, um dann der Pharma-Industrie dort den Führungsposten zuzuschieben. Der Deutschlandfunk bestätigt damit das, was nicht nur ich, sondern auch viele Taxi-Kollegen schon lange in Sachen Uber sagen: Die Lobbyisten von heute triffst du nicht mehr in der Lobby (dort triffst du jetzt nur noch Touristen), wo sie einst Politiker beschwatzten, sondern die Lobbyisten von heute sitzen schon lange im Parlament selbst. Der Vorsitzende der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International findet dafür klare Worte: “Damit wird der Bock zum Gärtner gemacht!” – Ob Jens Spahn jetzt Bock oder Gärtner ist, das musst du schon selber herausfinden. Aber du solltest dich da wirklich ranhalten, denn allzu lange dürfte der gelernte Bankkaufmann kein Gesundheitsminister mehr sein.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Attestiert”

 

Laminiertes Schild im Einkaufswagen

Am Montag musste ich noch mal raus. Ich erwähne das, weil ich mich selber eingeschlossen habe, damit mich niemand anders einschließen kann. Am Montag bin ich raus aus meinem Knast, um mir zu Essen zu kaufen. Über 100 Euro habe ich in dem Feinkostgeschäft gelassen, was viel, sehr viel Geld für mich als Taxifahrer ist, noch mehr seitdem ich ein Trockener Taxifahrer bin, seit ich weg bin von der Straße, also seit Anfang März. Aber Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr, auch wenn manch eine behauptet, Weihnachten gäbe es gar nicht. Und ausserdem komme ich mit meinen Einkäufen bis ins Neue Jahr, so dass ich mich bis dahin garantiert wieder selbst einschließen und darüber hinaus wie gehabt von 10 Euro pro Tag für Essen und auch fürs Trinken leben kann. Aber eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass ich mir im Feinkostgeschäft ein laminiertes Schild (siehe oben) um dem Hals hängen musste, auf dem steht, dass ich “Attestiert” bin, darunter ein durchgestrichenes Maskensymbol. Das Schild hat mir ein netter Mann mit Migrationshintergrund am Eingang ausgehändigt, nachdem ich ihm meine Maskenbefreiung gezeigt habe. Nicht jede Maskenbefreiung ist gefälscht, so wie es die zahlreichen Nachrichten darüber vermuten lassen. Meine Maskenbefreiung ist ein ganz offizieller ärztlicher Attest, den mir meine Hausärztin, eine Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Innere, bereits im Mai ausgestellt hat, der besagt, dass es für mich “aus medizinischen Gründen unzumutbar ist, eine nicht-medizinische Alltagsmaske oder eine vergleichbare Mund-Nasen-Bedeckung im Sinne der SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung des Landes Berlin zu tragen.” Mittlerweile ist es so, dass ich froh bin, dass es solche Schilder gibt. Denn die Stimmung ist in den letzten Tagen immer aggressiver geworden, wenn man, so wie ich, keine Maske trägt. Das ist auch ein Grund, dass ich mich zu hause einschließe. Ich habe einfach Angst, irgendwann ein paar auf’s Maul zu bekommen, nur weil ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, und zwar von ganz normalen Bürgern. Das sind keine Radikalen und auch keine Rechten, die mich da anmachen, sondern wie gesagt ganz normale Bürger, die es nur Gut meinen, die besorgt sind, weil man ihnen lange und offensichtlich mit Erfolg Angst gemacht hat. Nur, Gut gemeint ist eben nicht immer Gut gemacht. Am Ende ist es diesen Gutmenschen egal, ob es einen Grund dafür gibt, dass ich keine Maske trage, und auch ob ich ohnmächtig werde, nur weil ich eine Maske trage. Hauptsache ich habe mich an die Verordnung gehalten, denn Ordnung muss sein beim Deutschen, da kannst du tot umfallen, das ist dann in Ordnung, denn du hast dich an die Verordnung gehalten. Aber es ist nicht nur Angst, so denke ich, die ganz normale Bürger so unemphatisch werden lässt. Es ist auch viel Ärger darüber dabei, dass es jemand wagt, einfach keine Maske aufzuhaben, die sie selbst aufsetzen müssen, hinter der auch sie immer schlechter Luft bekommen, und deren Sinn auch sie immer mehr in Frage stellen, nur eben nicht laut, weswegen ich ohne Maske ein willkommener Blitzableiter für diese ganz normalen, aber frustrierten Bürger bin. Ich schreibe das aber nicht nur, um selbst auch mal meinen Frust, aber an erster Stelle meine Angst herauszulassen. Das wäre zu einfach. Ich schreibe das, weil ich davon ausgehe, dass es bald ähnliche Markierungen für Menschen geben wird, die nicht geimpft sind. Und das ist auch Gut so, weil die Aggressionen der ganz normalen besorgten Bürger weiter zunehmen werden, und man vor diesen damit halbwegs geschützt ist, zumindest hoffe ich das. Es ist aber auch nicht Gut, dass es so weit gekommen ist, dass Menschen Schilder um den Hals behängt bekommen müssen, nur weil sie, so wie ich, keine Maske tragen können oder sich demnächst nicht impfen lassen, denn eine Impfpflicht soll es bekanntlich nicht geben, oder?

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