Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Attestiert”

 

Laminiertes Schild im Einkaufswagen

Am Montag musste ich noch mal raus. Ich erwähne das, weil ich mich selber eingeschlossen habe, damit mich niemand anders einschließen kann. Am Montag bin ich raus aus meinem Knast, um mir zu Essen zu kaufen. Über 100 Euro habe ich in dem Feinkostgeschäft gelassen, was viel, sehr viel Geld für mich als Taxifahrer ist, noch mehr seitdem ich ein Trockener Taxifahrer bin, seit ich weg bin von der Straße, also seit Anfang März. Aber Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr, auch wenn manch eine behauptet, Weihnachten gäbe es gar nicht. Und ausserdem komme ich mit meinen Einkäufen bis ins Neue Jahr, so dass ich mich bis dahin garantiert wieder selbst einschließen und darüber hinaus wie gehabt von 10 Euro pro Tag für Essen und auch fürs Trinken leben kann. Aber eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass ich mir im Feinkostgeschäft ein laminiertes Schild (siehe oben) um dem Hals hängen musste, auf dem steht, dass ich “Attestiert” bin, darunter ein durchgestrichenes Maskensymbol. Das Schild hat mir ein netter Mann mit Migrationshintergrund am Eingang ausgehändigt, nachdem ich ihm meine Maskenbefreiung gezeigt habe. Nicht jede Maskenbefreiung ist gefälscht, so wie es die zahlreichen Nachrichten darüber vermuten lassen. Meine Maskenbefreiung ist ein ganz offizieller ärztlicher Attest, den mir meine Hausärztin, eine Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Innere, bereits im Mai ausgestellt hat, der besagt, dass es für mich “aus medizinischen Gründen unzumutbar ist, eine nicht-medizinische Alltagsmaske oder eine vergleichbare Mund-Nasen-Bedeckung im Sinne der SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung des Landes Berlin zu tragen.” Mittlerweile ist es so, dass ich froh bin, dass es solche Schilder gibt. Denn die Stimmung ist in den letzten Tagen immer aggressiver geworden, wenn man, so wie ich, keine Maske trägt. Das ist auch ein Grund, dass ich mich zu hause einschließe. Ich habe einfach Angst, irgendwann ein paar auf’s Maul zu bekommen, nur weil ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, und zwar von ganz normalen Bürgern. Das sind keine Radikalen und auch keine Rechten, die mich da anmachen, sondern wie gesagt ganz normale Bürger, die es nur Gut meinen, die besorgt sind, weil man ihnen lange und offensichtlich mit Erfolg Angst gemacht hat. Nur, Gut gemeint ist eben nicht immer Gut gemacht. Am Ende ist es diesen Gutmenschen egal, ob es einen Grund dafür gibt, dass ich keine Maske trage, und auch ob ich ohnmächtig werde, nur weil ich eine Maske trage. Hauptsache ich habe mich an die Verordnung gehalten, denn Ordnung muss sein beim Deutschen, da kannst du tot umfallen, das ist dann in Ordnung, denn du hast dich an die Verordnung gehalten. Aber es ist nicht nur Angst, so denke ich, die ganz normale Bürger so unemphatisch werden lässt. Es ist auch viel Ärger darüber dabei, dass es jemand wagt, einfach keine Maske aufzuhaben, die sie selbst aufsetzen müssen, hinter der auch sie immer schlechter Luft bekommen, und deren Sinn auch sie immer mehr in Frage stellen, nur eben nicht laut, weswegen ich ohne Maske ein willkommener Blitzableiter für diese ganz normalen, aber frustrierten Bürger bin. Ich schreibe das aber nicht nur, um selbst auch mal meinen Frust, aber an erster Stelle meine Angst herauszulassen. Das wäre zu einfach. Ich schreibe das, weil ich davon ausgehe, dass es bald ähnliche Markierungen für Menschen geben wird, die nicht geimpft sind. Und das ist auch Gut so, weil die Aggressionen der ganz normalen besorgten Bürger weiter zunehmen werden, und man vor diesen damit halbwegs geschützt ist, zumindest hoffe ich das. Es ist aber auch nicht Gut, dass es so weit gekommen ist, dass Menschen Schilder um den Hals behängt bekommen müssen, nur weil sie, so wie ich, keine Maske tragen können oder sich demnächst nicht impfen lassen, denn eine Impfpflicht soll es bekanntlich nicht geben, oder?

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Frau Spahn geht’s an die Eier

 

Und das zu Weihnachten!

Was für eine Aufregung noch kurz vorm Schlafengehen. Das ist gar nicht gut für meinen Bio-Rhythmus, von meiner Abwehr ganz zu schweigen. Hatte ich vorgestern noch so was schlimmes über ihn geschrieben, tut er mir heute schon wieder leid, der Herr Spahn. Was bildet sich der Tagesspiegel ein, seine Immobilien durchzuzählen? Und das kurz vor Weihnachten! Und dann soll der Mann auch noch korrupt sein, wo es Korruption doch bekanntlich nur auf dem Balkan gibt. (In diesem Fall wäre sowieso Vetternwirtschaft richtiger.) Und überhaupt: Unser Bankkaufmann hat nun wirklich wichtigeres zu tun! Als Pharmalobbyist muss er doch das Große Impfen vorbereiten. Da ist auch viel mehr zu holen als nur so ‘ne schnöde Villa im spießigen Dahlem. Lieber Jens Spahn, lass dir diesen Sozialneid nicht gefallen! Und zeig dem journalistischen Pöbel, dass auch eine Frau Eier hat!

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Geheimdienstgeheimtip

 

Der dumme Russe

Stell dir vor, du sollst umgebracht werden, und weißt nicht wie. Was machst du? Genau, du schaust ins Internet und da bei Siegel-Online. Wieso, ist der Relotius wieder im Dienst, fragst du dich jetzt nicht ganz zu Unrecht. Nein, ist er nicht, aber wer weiß, vielleicht ja als Ghostwriter. Jedenfalls geht es um Russland, und Relotius hat nicht über Russland sondern immer nur über Amerika geschrieben. Für Russland war der Relotius viel zu klug. In Russland sind doch alle so dumm, dass man praktisch gar nicht mehr über sie schreiben kann, ohne dass man einen Lachanfall bekommt. In Russland selber sagen die Menschen schon über sich selbst, dass sie so dumm sind, dass ihre Dummheit das Dummheitsmessgerät zerstört. Dieses Gerät gibt es wirklich, es heißt auf russisch “Glupometer”, und es misst wie gesagt die Dummheit. Deswegen ist folgender Rat auch ernst gemeint. Also zurück zur Ausgangsfrage: Du sollst umgebracht werden, und weißt nicht wie. Dann rufst du in Russland direkt beim Geheimdienst an, sagst dass du der Assistent eines Beraters vom Präsidenten bist, und dann sagt dir der Mann vom Geheimdienst, wie du umgebracht werden sollst. Das funktioniert – allerdings nur in Russland. Ist keine Relotius Story, das stimmt wirklich. Steht so bei Spiegel-Online. Oh, was passiert da jetzt mit mir, ha? Was ist das, ha, wie jetzt, ha ha, ach, ha ha ha, das ist der, ha ha ha, Lachanfall, oje, ha ha ha, wegen dem dummen Spiegel, ha ha ha, das hab ich jetzt davon, ha ha ha … 

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Bücher verschenken an Bedürftige

 

Zu verschenken
Mit meinem Online Bauchladen halte ich es, wie ich es mit dem Bauchladen bei mir im Taxi gehalten habe. Ich verschenke auch immer wieder Bücher, und nicht nur zur Weihnachtszeit. Noch wichtiger ist es, Bücher an Bedürftige zu verschenken, die nach Wissen dürsten. Und da habe ich bei obigem Buch an unseren Gesundheitsminister gedacht. Klar, als Bankkaufmann und Pharmalobbbyist bringt Jens Spahn gewisse Voraussetzungen mit. Aber mit dem Gesundheitswesen, und woran es dort gerade besonders mangelt, da ist er deswegen nicht automatisch auf dem Laufenden. Eher das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein, wenn man mit der Gesundheit Geld verdienen will. Dann hat man manchmal auch nicht mehr das nötige Kleingeld für Fachbücher, obwohl die gar nicht so teuer sind, wie sie mal waren, weswegen ich sie auch verschenke. Darüber hinaus habe ich mir die Mühe gemacht, für Herrn Spahn in obigem “Fachkunde für Kaufleute im Gesundheitswesen” von dem von mir geschätzten Thieme Verlag in Stuttgart die Stellen zu markieren, die wichtig sind, weil dort der Mangel am Größten ist, weswegen Patienten jetzt schon von einem Bundesland zum anderen gebracht werden müssen. Gerne hätte ich es unserem Gesundheitsminister persönlich mit meinem Fahrrad in seine Villa in Dahlem vorbeigebracht, aber ich habe mich heute selber eingeschlossen, damit es niemand anders tut. Also falls jemand dem Jens Spahn das Buch vorbeibringen möchte, der soll sich bei mir melden. Ich würde es vorher noch schön einpacken für ihn.
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Diese Zahlen sind nichts wert!”

 

Die Corona-Panik-Dämie ist gerade dabei in eine kollektive Hysterie überzugehen. Da hilft es, einfach mal einem netten älteren Herren dabei zuzuhören, wie er sagt, dass die Zahlen, mit denen wir täglich terrorisiert werden, nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Professor Matthias Schrappe, Mediziner, Wissenschaftler und Infektiologe geht aber noch einen Schritt weiter und sagt: “Diese Zahlen sind nichts wert!” – Das passt dem jungen Mann vom ZDF, also Öffentlich/Rechtlich, ja genau die mit dem Bildungsauftrag, gar nicht. Aber was will er machen, wenn er es nicht schafft, in zwei Tagen 50 Seiten zu lesen. Dann kann ich nur sagen, wenn du dich schon entblöden musst, dies auch noch öffentlich zuzugeben (28:12), dann einfach mal Schnauze halten und auch mal auf erwachsene Menschen hören, in dem Fall auf Matthias Schrappe, der genau das sagt, was auch ich seit Monaten sage: “Diese Zahlen sind nichts wert!”
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Ich schließ’ mich selber ein

 

Neu im Angebot

Heute war ich noch mal draußen, wo ich obiges Buch gefunden habe, das von früher ist und mit heute natürlich nichts zu tun hat. Ich biete es trotzdem in meinem Bauchladen an, kann aber nicht versprechen, dass du, wenn es du es kaufen solltest, auch bekommst. Der Grund ist der, dass ich mich einschließe. Bevor ich mich einschließen lasse, schließ ich mich selber ein. Das ist ein Unterschied, und zwar ein großer und kein marginaler. Zuerst habe ich überlegt, mich von meiner Frau einschließen zu lassen, weil wir, ich erwähnte das bereits, eine gut funktionierende Sado-Maso-Beziehung führen. Meine Frau ist dabei die Masochistin, die immer zu mir sagt: “Quäl mich!”, worauf ich ihr als alter Sadist dann immer antworte: “Nein!” – So rum funktioniert es, aber andersrum nicht. Also ich als alter Sadist kann meine Frau, die eine Masochistin ist, nicht darum bitten, mich einzuschließen. Und das ist auch gut so. Einschließen kann und sollte man immer nur sich selbst. Ansonsten ist es Knast oder auch Mittelalter, wie ein Virologe neulich zu bedenken gab. Nein, nicht Drosten (“Halten zu Drosten!”), es soll noch andere Virologen ausser Drosten (“Heil Drosten!”) in unserem schönen Land (“Lang lebe Drosten!”) geben. Ist aber auch egal, denn wenn ich mich selbst einschließe, dann kann das nicht nur kein anderer machen, sondern dann findet mich auch keiner und kommt demzufolge auch keiner an mich ran. Aber stimmt das auch wirklich? Und was ist mit Impfen? Ich lass mich jetzt einfach mal überraschen, ist schließlich bald Weihnachten, und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude!

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Zum Christenfest der Antichrist

 

Neu im Bauchladen
Pünktlich zum Christenfest gibt es den Antichristen von Freund Friedrich bei mir im Angebot. “Der Antichrist”, wer ihn nicht kennt, ist sozusagen der “Life Of Brian” für Erwachsene. Wie der Name es schon vermuten lässt, ist “Der Antichrist” antichristlich. Das durfte man offensichtlich schon zu Kollegen Nietzsches Zeiten sein, und heute muss man es ja praktisch. Ob “Der Antichrist” darüber hinaus auch christophob ist, das entzieht sich meiner Kenntnis. Die Chancen stehen im Moment noch gut, dass “Der Antichrist” pünktlich zu Weihnachten unter deinem Baum liegt. Du musst ihn nur jetzt gleich bestellen. Wenn du in Berlin wohnst, dann garantiere ich dir das sogar, denn dann bringt dir der Erste Berliner Bücher Bote das Buch vom Kollegen Nietzsche persönlich vorbei. Wem “Der Antichrist” rein gar nichts sagt, hier eine Kurzzusammenfassung mit meinen ganz eigenen Worten: Es gibt keine Christen (genauso wie es keine Marxisten gibt), es gibt nur den einen Jesus, der am Kreuz gestorben ist. Das mag sich erstmal fremd anhören (wogegen lesen helfen könnte). Kollege Nietzsche hat dies damals bereits vorausgesehen: “Erst das Übermorgen gehört mir. Einige werden posthum geboren.”
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Untersterblichkeit trotz Corona

 

Als Trockener Taxifahrer halte ich es wie in meinem Taxi: Ich höre ich mir alles und jeden an, auch Influencer, und selbst Infofluencer, auch wenn das machmal nicht leicht ist, weil mir das schnelle Sprechen, der erhobene Zeigefinger, aber vor allem seine ganz eigene Interpretation von Zahlen und Fakten ziemlich schnell auf die Nerven gehen. Aber erst einmal zur Guten Nachricht: Bei 5:55 erfahre ich, dass es dieses Jahr in meiner Altersgruppe ganz und gar eine Untersterblichkeit gab. Warum der Infofluencer trotzdem nicht müde wird zu behaupten (9:27): “Ganz klar, Corona ist tödlich!”, bleibt sein Geheimnis, denn die allermeisten Menschen sterben nicht an Corona. Die Abhängigkeit vom Alkohol ist auf jeden Fall – und auch ganz klar – tödlicher. Doch zurück zum Anfang, also rewind auf Neudeutsch. Bei 3:30 stellt der Infofluencer klar, dass bei den offiziellen vom Robert-Koch Institut gezählten Corona-Toten immerhin 12% “mit” bzw. heute auch “im Zusammenhang mit” dem Virus Verstorbene dabei wären. (Übrigens etwas, was das neuartige “Infektionsschutzgesetz” explizit so vorsieht, wie wir vom Infofluencer erfahren; davor ist man immer nur und ausschließlich AN etwas verstorben.) Wie er, oder besser das RKI nun zu dieser Zahl kommt, bleibt auch wiederum das Geheimnis des Infofluencer. Denn etwas weiter vorne (2:58) erwähnt er Hamburg, wo es “anders” ist, denn “dort hat man von Anfang an jeden Corona-Verstorbenen obduziert”, so behauptet es der Infofluencer. In meiner Erinnerung hat das RKI genau das verhindert, weil angeblich von den Aerosolen der Verstorbenen eine erhöhte Infektionsgefahr ausgehen würde, was sich als falsch herausgestellt hat. Aber nicht die Stadt Hamburg hat das Verbot des RKI und vermutlich auch nicht von Anfang an missachtet, sondern der Hamburger Pathologe Dr. Klaus Püschel. Genauso wenig wie sein Name genannt wird, werden seine Zahlen genannt. Wenn ich mich recht erinnere, war von den 200 angeblich “an” Corona Verstorbenen, die Dr. Püschel obduziert hat, kein einziger wirklich AN Corona verstorben. Wie der Infofluencer jetzt auf 88 % kommt, bleibt wie gesagt sein Geheimnis. Sicher ist, dass Dr. Püschel neulich in Rente gegangen wurde ist. Aber gut, der ist schon 68 und wahrscheinlich auch total verkalkt. Worauf der Inflofluencer leider gar nicht eingeht, ist die Situation in unseren Krankenhäusern. Da warte ich auf seinen nächsten Beitrag, wo er möglicherweise folgende Fragen auf seine ihm ganz eigene Art und wieder mit dem ein oder anderes Geheimnis beantwortet: Wie sah es vor Corona in unseren Krankenhäusern aus? Gab es nicht zuvor schon so etwas wie einen Pflegenotstand? Und wie hat unser Bankkaufmann, Pharmalobbyist und Gesundheitsminister das letzte gute halbe Jahr genutzt, diesen zu beseitigen? Ich bin bereits jetzt sehr gespannt!
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Verantwortung früher und heute

 

heute

Heute trägt man Verantwortung, früher musste man sie noch übernehmen, musste persönlich Rede und Antwort stehen. Der Vorteil beim Tragen der Verantwortung heute ist, dass man sie schnell wieder ablegen kann wie eine Meinung und auch Überzeugung, wenn es ein Kleidungsstück ist, beispielsweise eine Maske (Foto oben), oder sie auch schnell wieder abstellen kann, wie beispielsweise die “richtige” Haltung, die man wie ein Plakat vor sich herträgt. Auf die Verantwortung komme ich, weil sich der Käufer ausgerechnet des Buches von Hannah Arendt mit dem Titel “Was heißt persönliche Verantwortung in einer Diktatur” (Foto unten), das er bereits vor Wochen in meinem Bauchladen gekauft hatte, seither nicht wieder gemeldet hat, weswegen ich ihm seine Verantwortung, also das Buch von Hannah Arendt, nicht zukommen lassen kann, einfach weil er die Kohle dafür nicht hat rüberwachsen lassen. Aber ich will mich nicht beklagen, in meinem Bauchladen brennt seit dem Lockdown die Luft, ich komme mit dem Verpacken und Versenden gar nicht mehr hinterher. Trotzdem nehme ich mir den Moment Zeit für diesen Beitrag, damit auch du weißt, dass ich die persönliche Verantwortung in einer Diktatur von Hannah Arendt jetzt wieder im Angebot habe.

früher
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Taxi- und Mietwagenfahrer oder Blow-Job vom Arbeitsamt

Mein Motto als Trockener Taxifahrer

Gestern verschlug es mich mit meinem Fahrrad von Friedrichshain nach Kreuzberg, wo mein Chef wohnt. Genau, der Chef, der gerade seine Taxifirma auflöst und alle seine Wagen vorzugsweise an Mietwagenunternehmer verkauft, so dass davon auszugehen ist, dass sie demnächst für Uber, dem Feind aller ehrlichen Taxifahrer, auf unseren Straßen unterwegs sein werden. Vielleicht war das auch der Grund, dass mein Chef in dem Antrag, den er für das Arbeitsamt ausfüllen muss, geschrieben hat, ich wäre “Taxi/Mietwagenfahrer” in seiner “Taxiunternehmung” gewesen, obwohl diese keinen einzigen Mietwagen hatte. Jedenfalls habe ich das gestern korrigieren lassen, weswegen ich nach Kreuzberg musste, und zwar mit dem Fahrrad. Auch als Trockener Taxifahrer komme ich einfach nicht los von der Straße. Das mit dem “Taxi/Mietwagenfahrer”, was an sich stimmt, kann nur mein Chef korrigieren, denn es ist “sein” Formular, was er für mich fürs Arbeitsamt ausfüllen muss. Und so saß ich gestern bei meinem noch Chef am großen Kreuzberger Küchentisch, wo bereits sein Firmenstempel “Taxiunternehmung” dafür bereit lag. Bevor dieser zum Einsatz kam, musste erstmal “Taxi/Mietwagenfahrer” gestrichen werden, obwohl es an sich richtig ist. Das mit dem Streichen durfte ich übernehmen, und das hat richtig Spaß gemacht. Am liebsten hätte ich es ausradiert, dieses Uber Verzeihung “Taxi/Mietwagenfahrer”, und zwar komplett. Da ich das nicht konnte, weil das Formular fürs Arbeitsamt ist, habe ich beim Streichen zumindest so doll aufgedrückt, dass der schwarze Marker bis auf die nächste Seite durchgedrückt ist, wo aber an der Stelle nichts stand. Diese Formulare vom Arbeitsamt sind zwar schon recht komprimiert, das für meinen Chef umfasst aber immer noch vier Seiten, und dennoch gibt es immer noch weiße Flecken auf der Landkarte vom Arbeitsamt. Nun war mein noch Chef dran, und mit der Hand schrieb er “Taxifahrer”, was richtiger ist, weil ich nie Mietwagen gefahren bin, nicht fahren konnte, denn die hatte mein Chef gar nicht, hinter meiner Streichung, die, wenn es nach mir ginge, eine Ausradierung gewesen wäre. Jetzt kam das schwierigste, und zwar die Änderung so abzustempeln, dass “Taxifahrer” immer noch lesbar ist, für den Mietarbeiter auf dem Arbeitsamt aber klar ist, dass der Stempel zu dieser Änderung gehört, weswegen er auch nicht zu weit von ihr weg sein darf. Stempeln durfte ich (noch) nicht, das darf nur der Chef, zumindest bis gestern. Das wird sich jetzt ändern, nachdem mein Chef genau auf das von ihm mit der Hand geschriebene Wort “Taxifahrer” gestempelt hat. Gut, ich kann es immer noch lesen, aber ob das der Mietarbeiter auf dem Arbeitsamt kann, ganz genau ist es eine Mietarbeiterin, das wird man sehen. Meine Mission in Kreuzberg war mit dem Abstempeln an sich erledigt. Da mein Chef nicht nur seine Firma, sondern auch seine Wohnung zum Ende des Jahres auflöst, lud diese auch nicht unbedingt zum längeren Verweilen ein. Bevor ich sie verließ, musste ich meinem Chef noch versprechen, ihm bei seinem Auszug am Wochenende zu helfen (man ist als Trockener Taxifahrer auch und vor allem Mensch), mit der Betonung auf Auszug, denn mein Chef weiß noch nicht, wo er hinzieht. Nur dass er ausziehen muss, das steht fest. Auch wenn ich wegen ihm jetzt unnötigerweise nach Kreuzberg musste, wünsche ihm nicht, dass er unter irgendeine Brücke in Berlin ziehen muss. Obwohl, fällt mir gerade ein, vielleicht ist es sogar ratsam, sich dort rechtzeitig einen Platz zu sichern. Zurück im Friedrichshain bin ich gerade dabei, die Papiere fürs Arbeitsamt fertig zu machen, und da überlege ich der Mietarbeiterin bei “Bemerkungen” zu schreiben, dass ich niemals für Uber fahren werde, obwohl mein P-Schein sowohl für Taxen als auch für Mietwagen gilt. Also erst einmal, weil man als Fahrer eines Mietwagen (der richtigere Begriff wäre Limousinenservice anstelle von Mietwagenservice) Teil der Mietsache ist, und ich nie Teil irgendeiner Mietsache sein möchte. Denn Uber-Fahrer sind von der Sache her Call-Boys, und das möchte ich nicht. Darüber hinaus ist es so, dass Uber-Fahrer immer mit Navi fahren müssen, weil sie nie auch nur eine Straße gelernt haben. Warum nichts zu wissen, plötzlich ganz toll sein soll, erschließt sich mir auch nicht, denn der, der nichts weiß, muss bekanntlich alles glauben. Aber ob das die Mietarbeiterin vom Arbeitsamt weiß oder gar versteht? Wer weiß?!? – Jedenfalls wäre es, wenn ich für Uber fahren würde, für mich so, als wäre ich ein  Call-Boy, der seinem Kunden sprich Fahrgast einen Blow-Job mit Schlucken, der Fachbegriff dafür ist Französisch, anbieten muss, obwohl ich eigentlich Deutschlehrer bin, also Deutsch unterrichte und mehr, weil bei mir im Taxi auch immer noch der Bildungsauftrag hinzu kam. Also praktisch das, um mal ein Beispiel zu machen, weswegen ich gerade mit dem Fahrrad nach Kreuzberg musste.

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