Für einen Westbeauftragten – Ein Plädoyer

Verlassener Informations-Kiosk

Es gibt keinen Mangel an Informationen. Es gibt eher zu viele Informationen. Damit sind nicht Desinformationen gemeint. Die gibt es auch. An erster Stelle gibt es aber Nicht-Informationen, das bekannte “nothing about nothing”, das vor allem der Ablenkung dient. Mindestens genauso wichtig wie Informationen, wenn nicht gar wichtiger, sind Erfahrungen, also Lebenserfahrungen. Die Ostdeutschen verfügen nicht nur über “besondere Erfahrungen”, sondern über einen “Erfahrungsschatz”. Das sagt sogar der Ostbeauftragte der Bundesregierung. Dass dieser Schatz selbst 35 Jahre nach der Wende noch nicht gehoben wurde, liegt daran, dass man am verkehrten Ort nach ihm gesucht habe. Das sage ich. Warum ich dieser Meinung bin und darüber hinaus für einen West- anstelle eines Ostbeauftragten plädiere, kann man aktuell hier in der Berliner Zeitung nachlesen.

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (024)

Grab in Griechenland

Nicht alle Gräber in Griechenland sehen aus wie obiges. Das ein oder andere aber schon. Es ist das Grab von Nikolaos Stakos in Agia Paraskevi. Gelebt hat Nikolaos Stakos von 1855 bis 1927. Wie es zu dem Grabmahl kam, konnte ich in der Eile nicht herausfinden. Was man sieht, ist die Büste von Nikolaos Stakos über einem weiblichen Engel. Dieser scheint nackt zu sein, oben herum ist er es auf jeden Fall. Unten könnte die Frau auch Leggins tragen, zumindest würde sie es wohl heute tun.

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (023)

Casablanca in Griechenland. Im Hintergrund der Berg Athos. Besser: Der heilige Berg Athos. Frauen dürfen dort nicht hin. Das Gebiet ist abgesperrt. Es gibt sogar einen Checkpoint. Auch als Mann kann man nicht einfach rein. Man muss sich vorher anmelden. Es gibt auch Esel auf dem Athos. Die würden mich interessieren.

Neulich las ich, dass Menschen ohne Gott verrückt werden. Genau das scheint gerade zu passieren. Man kann auch mit Gott verrückt werden. Ohne Gott ist es wahrscheinlicher. Glauben tut jeder. Die Moralisten von heute sind in Wahrheit Materialisten, die ihren Glauben an Geld nur wissenschaftlich verbrämen müssen.

Es wird der Tag kommen, da wird man in Bankentürme reingehen wie heute in Kirchen und Kathedralen. Mit einem Unterschied. Man wird den Tanz der heutigen Menschen ums Goldene Kalb, ihren Glauben an so etwas wie Geld, nicht verstehen.

Fotos&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (022)

Von denen wenige Touristen, die es schon in Griechenland gibt, sind die meisten Deutsche. Traditionell bevorzugen die Landsleute die Vor- und Nachsaison. Seit einiger Zeit sind viele von ihnen besonders erschöpft, um nicht zu sagen ausgebrannt. Regeln geben dem Alltag dieser armen Menschen Struktur. Auch ich liebe Regeln und neuerdings auch Ordnung. Da weiß man, was man hat und vor allem, woran man sich zu halten hat. Das Baden im Pool ist in dieser Anlage, besser Anstalt, nur von 9:00 bis 14:00 und dann wieder von 17:00 bis 21:30 erlaubt. Das sind sie Benutzungszeiten. Danach, davor und auch dazwischen ist das Baden im Pool verboten. Alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist dem Deutschen verboten. Beim Bulgaren ist es umgedreht. Alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt – also praktisch alles. Das Beste an dieser Anlage, besser Anstalt, sind aber ohne Frage nicht die Benutzungszeiten des Pools, sondern der Rettungsring. Der muss sein. Schließlich sind die Landsleute, ich erwähnte das bereits, extremst erschöpft und ausgebrannt. Da kann es schon mal passieren, dass man in einem drei mal drei Meter und 130 cm tiefen Pool in Seenot gerät. Und da geht der Grieche lieber auf Nummer sicher. Nicht, dass es später heißt, dass Deutsche bei ihm zu Schaden gekommen seien. Den Schaden hatten sie schließlich schon vorher.
Fotos&Text TaxiBerlin

Meanwhile in Germany (011)

U-Bahnhof Mehringdamm / Berlin-Kreuzberg

Was muss ich gerade wieder im von Bill Gates gesponserten ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg lesen: “… hat einen Ruf als Hochburg für Kriminalität, Krawall und Judenhass.” Der nächste Satz lautet: “Viele, die hier leben, haben palästinensische oder arabische Wurzeln, mehr als die Hälfte hat eine Migrationsgeschichte. Probleme wurden lange ignoriert, …” – Um welche Stadt könnte es sich handeln? Genau, es kann nur das schwedische Malmö sein.

PS: Anderes Thema, andere Zeitung, diesmal aber über Deutschland.

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (021)

Ein beliebtes Mitbringsel aus Griechenland sind diese Penis-Flaschenöffner, von denen es verschiedene Ausführungen gibt. Manche Eichel hat ein Ornament wie der Penis in der Mitte. Auf dem Penis rechts davon ist ein Esel und der Böse Blick, das so genannte Evil Eye, zu sehen. Davon wiederum rechts auf dem Penis ist ein Lippenabdruck auf der Eichel. Der weinrote Penis links im Bild hat eine Furche zwischen den beiden Hoden, die sich mir nicht gleich erschlossen hat. Ich musste zuerst an das denken, was sich bei immer mehr Frauen unter ihrer Leggins im Schrittbereich abzeichnet. Wie heißt das gleich noch mal? Richtig, die Vulva, also die gesamten äußerlich sichtbaren weiblichen Genitalen. Es gibt da die äußeren und inneren, aber zurück zu den Penis-Flaschenöffnern. Selbst als ich noch getrunken habe, brauchte ich keinen Flaschenöffner. Da habe ich die eine Bierflasche immer mit der anderen Bierflasche aufgemacht. Ich werde mir also keinen Penis-Flaschenöffner für 5,50 Euro aus Griechenland mitbringen. Dafür Spielkarten mit erotischen Darstellungen, genauer Griechische Liebhaber Spielkarten. Die kosten im Internet jetzt schon 22 Euro und hier beim Griechen nur zwei – der Wahnsinn!

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (020)

Was so aussieht wie die Nord-Stream Sprengung, ist nur meine Abreise von Kreta. Noch nie zuvor war ich auf so einem großen Schiff gewesen. Da es keinen Plan gab, habe ich mich ständig verlaufen. Auch wenn das Boot kein Kreuzfahrtschiff war, waren schon reichlich komische Leute auf ihm unterwegs. Schwer zu beschreiben, das Kreuzfahrervölkchen. Jeder einzelne ist sehr speziell. Aussehen tuen sie aber alle gleich, irgendwie individuell. Nahezu jeder hatte einen Hund dabei, die alle permanent am Bellen waren. Das hat ziemlich genervt, mich zumindest. Trotzdem habe ich nichts gesagt. Wollte mich nicht als deutscher Besserwisser und Rechthaber outen. Es hätte auch nichts genutzt. Die Leute hat das Bellen nicht gestört. Sind nicht so lärmempfindlich wie ich. Und sind schließlich auch ihre Hunde. Überhaupt scheint das mit den Hunden ein neuer Trend zu sein. Und jemand, der einen Trend in Frage stellt, noch dazu einen neuen, auf den zeigt man mit dem Finger. War bei Corona ja dasselbe. Da hat sich übrigens rausgestellt, dass die Impfung gar nicht so gesund war. Trotzdem soll sie Leben gerettet haben. Das hat man ausgerechnet. Warum in Bulgarien, wo nur ein Viertel der Menschen sich haben impfen lassen, und auch in Schweden, wo es keine Lockdowns gab, das Ergebnis das gleiche war, weiß man nicht. Kann man nicht ausrechnen. Nicht einmal ausdenken. Ist einfach so. Am Ende ist man immer schlauer. Oder eben nicht. Apropos Ende: Da habe ich den Vogel abgeschossen, und zwar als ich den Ausgang von dem Schiff nicht gefunden habe. Muss an dem Strudel gelegen haben. Oder an den Hunden. Oder an Putin oder am Russen allgemein. Was weiß ich denn.

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (019)

Gestern war ich als Krankenpfleger gefragt, aber eigentlich “nur” als noch selbständig denkender Zeitgenosse. Junge Menschen waren mit Badelatschen wandern gewesen. Keine Ahnung, wie sie darauf gekommen sind. Die Steine sind allesamt spitz hier auf Kreta. Das ist so mit das erste, was man auf der Insel mitbekommt. Für Badelatschen der Tod. Und, wenn man es zu spät mitbekommt, auch für die Füße. Die jungen Leute von heute bekommen nur noch das mit, was man ihnen sagt. Von alten weißen Männern lassen sie sich allerdings nichts sagen. Und ich sag auch gar nichts. Sollen alle selber ihre eigenen Erfahrungen machen. Ein Gutes hat das aber. Mit Badelatschen geht man auf Kreta nur einmal wandern. Danach sind die Füße nur noch für den Weg zum Strand geeignet, wenn überhaupt.

Foto&Text TaxiBerlin

Leaving Berlin (018)


Kreta ist voll von Ziegen. Selbst am Strand laufen sie zwischen den ersten die Sonne anbetenden Touristen herum. Das ist ganz witzig anzusehen. Arme entwurzelte Städter von halbwilden Vierbeinern umzingelt. Richtig wild sind die Ziegen nicht, eher ausgewildert. Vielleicht gehören sie sogar jemandem und sind gar nicht herrenlos. Gerade werden sie auch – neben Lamm – gerne gegessen. Ich habe schon beides zu mir genommen. In Bulgarien bin ich praktisch Vegetarier. Das ergab sich, nachdem ich erfahren hatte, dass dort Schweinehälften aus Deutschland rangekarrt werden. Ich habe mir dann immer vorgestellt, wie auf deutschen Schlachthöfen von polnischen Arbeitern irgendwelche Brocken vom Boden gesammelt werden, die dann nach Bulgarien gekarrt werden. So schmeckt das Zeug zumindest. Ganz anders das Lamm- und Ziegenfleisch hier auf Kreta. Das ist weich wie Butter und schmeckt hervorragend. Wie sollte es auch anders sein, wenn die Tiere vorher ihre Tage an einsamen Stränden umgeben von am Boden liegenden Touristen verbracht haben. – Übrigens: In Bulgarien werde ich wieder zum Vegetarier – versprochen!

Foto&Text TaxiBerlin

 

Leaving Berlin (017)

Ich erwähnte es bereits. Es sind schon einige Touristen unterwegs auf Kreta. Und ich selbst bin ja auch nur ein Bloody Tourist. Obwohl, gestern Abend waren wir von Einheimischen zum Essen eingeladen. Immerhin ist Ostern. Das Haus war klein und wir saßen eng zusammen am Tisch (Foto unten). Die Touristen gehen gerne auf Distanz. Nicht nur zu Einheimischen, sondern auch zu sich selbst (Foto oben). Scheint eine Spätfolge von Social Distancing zu sein, aber nicht nur. Früher hatte Reisen etwas verbindendes. Man kam mit anderen Reisenden ins Gespräch, tauschte sich aus, grüßte sich beim Wandern. Das gibt es heute alles nicht mehr. Das verbindende Element selbst beim Reisen heute ist Langeweile. Manche sind so gelangweilt, sie wissen gar nicht mehr, wo sie sind, tragen beim Wandern Strandklamotten. Letztendlich ist es auch egal, wo sie sind, zumindest für sie selbst. Denn sie selbst kriegen es nicht mit, weil sie gar nicht da sind. Physisch sind sie schon da – leider. Leider deswegen, weil sie einem immer im Weg rumstehen und dabei permanent auf ihrem Smartphone rumspielen, weswegen sie auch nicht mitbekommen, dass sie einem im Weg rumstehen. Eigentlich könnten sie auch zu hause bleiben. Aber dort würden sie vermutlich rasch vor Langeweile umkommen.

Fotos&Text TaxiBerlin