Bericht aus Bulgarien (47)

Im Angebot: „sacharomer“ & „spirtomer“

In Bulgarien gibt es neben dem „elektromer“ (ohne Foto), der in jedem Haus den Stromverbrauch zählt, noch den „sacharomer“ (Foto oben), der den Zuckergehalt misst, und den „spirtomer“ (Foto unten), der den Alkoholgehalt angibt. Darüber hinaus soll auch noch einen „glupomer“ (wieder ohne Foto) existieren, der die Dummheit misst, den ich aber noch nie gesehen habe. Es soll den „glupomer“ aber wirklich geben, das wurde mir mehrfach und von verschiedener Seite glaubhaft versichert. Dass er so schwer zu finden ist, liegt daran, dass er beim Messen regelmäßig kaputt geht. Angeblich, weil bei dem Menschen, bei dem man die Dummheit messen will, diese oft so groß ist, dass der „glupomer“ sogleich auseinander bricht. Vielleicht handelt es sich dabei aber auch um eine beim „glupomer“ vom Hersteller eingebaute Sollbruchstelle. Das ist durchaus denkbar. Jedenfalls herrscht in Sachen „glupomer“ in Bulgarien Bedarf. Keine Ahnung, ob so ein „glupomer“, auf Deutsch dürfte er „Dummheitsmesser“ heißen, schwer herzustellen ist. Was ich weiß, ist, dass er hier auf dem Balkan weggehen würde „wie geschnitten Brot“. Aber möglicherweise ist die Nachfrage in Deutschland auch gerade sehr groß, dass man den „Dummheitsmesser“ besser dort und mit mehr Gewinn verkauft. Sind ja alles arme Schlucker hier. Ich würde, wäre ich jetzt noch mit meinem Taxi auf den Berliner Straßen und Plätzen unterwegs, den „glupomer“ mit Sicherheit in meinem Bauchladen anbieten, in dem sich sonst vor allem Bücher befanden. Der „Dummheitsmesser“ wäre sozusagen das „Alternativangebot“. 

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Bericht aus Bulgarien (46)

Irische Butter aus Deutschland in Bulgarien

Da ich einmal in der Stadt war, bin ich noch bei Lidl rein. Lidl in Bulgarien ist, ich erwähnte das schon mal, viel viel besser als in Deutschland. Um einiges sauberer und auch ordentlicher. Um ehrlich zu sein, ist es auch die Sauberkeit, die mich in diese Läden von deutschen Ketten wie Praktiker, Lidl, DM und sogar Kaufland treibt. Die Welt ist hier wirklich noch in Ordnung, oder scheint es zumindest zu sein, im Gegensatz zum Rest des kleinen und vor allem ärmsten Landes sehr am Rand. Immerhin gab es bei Lidl Irische Butter für 3,99 Lewa (2 Euro) im Angebot. Und ich hatte neulich noch behauptet, es gäbe keine Irische Butter in Bulgarien. Auch wenn nur von der Lidl-Hausmarke Milbona, so doch immerhin deutsche Butter aus Irland. Obgleich der Preis dafür OK war, habe ich kein Stück gekauft. Ich habe zu Hause noch ein kleines Stück deutsche Butter von 125 Gramm, das ich bei mir um die Ecke für 2,99 Lewa (1,50 Euro) gekauft hatte. Die muss erst mal weg. Bei Lidl kam ich auch ohne Grünen Pass rein, obwohl dort regelmäßig viel mehr Leute unterwegs sind als bei Praktiker, und so auch diesmal. Komischerweise ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, einen Supermarkt als Ansteckungs-Hot-Spot zu identifizieren. Aber vielleicht ist es dafür noch nicht zu spät, denn Bill Gates droht aktuell auf seinen „GatesNotes“ mit „My new pandemic book is coming soon“. In Bulgarien ist Bill Gates zwar bekannt, aber vor allem wegen seiner Computer-Viren. Die allermeisten haben hier nur Mitleid mit ihm. Viele fragen sich, wie sehr er gelitten haben muss, um es nötig zu haben, jetzt so den Hans-Wurst zu spielen. Was ich sagen will: Bulgarien ist kein Markt für das neue Buch von Bill. In Deutschland wird es vermutlich bei Kaufland, Lidl oder DM verkauft werden, oder?

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Bericht aus Bulgarien (45)

Russische Tankstelle mit Aussicht auf die Berge des Balkans

In der nächstgrößeren Stadt, sie liegt immerhin gut 30 Kilometer von meinem Dorf entfernt, gibt es nicht nur Praktiker, sondern auch so einige Tankstellen. In meinem Dorf gibt es, das dürfte klar sein, keine. Die nächste Tankstelle ist von mir sechs Kilometer entfernt – immerhin. Sie kann aber nicht die Preise der Tankstellen in der Stadt anbieten, auch das dürfte klar sein. Neuerdings tanke ich dort immer beim Russen. Anfangs wollte ich einfach mal was Neues ausprobieren. Mittlerweile gefällt es mir beim Russen ausgesprochen gut, auch weil er auf dem Weg liegt und gute Preise hat. Ich will jetzt aber nicht anfangen wie früher meine Fahrgäste, die kaum waren sie aus dem Urlaub zurück in Berlin, die Benzinpreise mit mir diskutieren wollten. Denn es ist vor allem die Aussicht auf die Berge, die mich beim Russen Halt machen lässt. Übrigens habe ich meine Hütte vor jetzt gut 20 Jahren auch nur wegen der Aussicht gekauft. Genau war es so, dass ich mich, als ich zum ersten Mal den Boden betrag, der jetzt mir gehört, wie in einer anderen Welt, einer Märchenwelt gefühlt habe. Damals haben mich alle für verrückt erklärt, dass ich so eine blöde und vor allem billige Bude gekauft habe. Das hatte sich schon vor Corona geändert gehabt. Jetzt wollen praktisch alle raus aus der Stadt oder gar raus aus ihrem Land. Den Blick aufs Gebirge gibt es in Bulgarien immer noch, und sogar umsonst, selbst von vielen Tankstellen aus. Nicht nur die Tankstellen vom Russen haben schöne Ausblicke. Mit billigen Buden sieht es dagegen nicht mehr so gut aus. Die meisten, ich erwähnte das bereits mehrfach, verfallen oder sind bereits in sich zusammen gefallen, oftmals weil sie viele Eigentümer haben, die sich nicht einigen können, was mit ihr geschehen soll. Deswegen kann man sie auch nicht kaufen, nicht einmal der Russe.

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Bericht aus Bulgarien (44)

Unterwegs in Bulgarien – On the Road in Bulgaria
Im Hintergrund die schneebedeckten Berge des Balkangebirges

Gestern war ich in der nächstgrößeren Stadt, die gut 30 Kilometer von meinem Dorf entfernt ist, weil ich etwas von Praktiker brauchte. Obwohl ich es mag herumzufahren, unterwegs zu sein, und es mir auch ein wenig fehlt, alleine der Ausblicke wegen, versuche ich es auf ein Minimum zu reduzieren, weil auch gerade wieder der Sprit teurer geworden ist. In dem Fall war es aber notwendig, weil es das, was ich suchte, nur bei Praktiker gibt. Da ich wusste, dass man für Praktiker offiziell einen Grünen Pass braucht, war ich auch auf diesen Fall vorbereitet. Ich wusste genau, was ich wollte, und man hätte es mir auch herausbringen können, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie hier in Bulgarien diesen Service überhaupt anbieten. Ich denke eher nicht. Eher lassen sie die Leute rein und selber ihren Kram suchen, auch wenn sie das offiziell nicht dürfen. Genau das wollte ich herausfinden, also bei Praktiker reinzukommen, auch ohne Grünen Pass, als sozialkritisches Experiment sozusagen. Ich dachte mir, dass ein Einkaufswagen meine Chancen dabei erhöhen könnten. Ich nahm dem größten, setzte mir ordentlich Maske und Brille auf und versuchte den Wachmann zu ignorieren. Am Ende nickten wir uns beide kurz zu, ich ihn dabei nur aus den Augenwinkeln ansehend und im Vorbeigehen. Nach fünf Minuten war ich mit dem Gesuchten wieder draußen. Man soll sein Glück nicht herausfordern. Immerhin steht am Eingang geschrieben, dass man einen Grünen Pass braucht. Es ist also immer noch so, wie es bereits letztes Jahr war: NEIN bedeutet auch hier wie traditionell in Bulgarien JA. Falls sich daran irgendetwas ändern sollte, wovon ich nicht ausgehe, gehen wohl bald auch die Bulgaren auf die Straße. Das ist im Moment mein Gefühl. Und auch, dass die Regierung, die in der Bevölkerung keine Mehrheit hinter sich weiß, eher den Grünen Pass rückgängig macht als die Kontrollen zu verschärfen. Auch dieser Fakt sei noch einmal erwähnt: Bei der letzten Wahl Ende letzten Jahres gab es in Bulgarien 60 Prozent Nichtwähler. Es ist also eher an der Zeit, das gesamte System in Frage zu stellen, als fragwürdige Vorschriften durchzusetzen. Das weiß sicher auch die Regierungspartei „Wir setzen den Wandel fort“ – ihre beiden Leader haben schließlich in Harvard studiert.

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Bericht aus Bulgarien (43)

 
„ne glasuvam“ – „Ich wähle nicht“
Symbol der Nichtwähler – immerhin 60 Prozent

In Bulgarien glaubt niemand an die Corona-Geschichte, ich zumindest kenne keinen, der die Geschichte so glaubt, wie sie bei uns geglaubt wird. Mag sein, dass es in Sofia den einen oder anderen Bulgaren gibt und vermutlich auch im Ausland, wo sie gut beraten sind daran zu glauben, insbesondere in Deutschland. Hier auf meinem Dorf sagen sie unisono: „Ach, was die uns da erzählen. Wer soll denn das wieder glauben?“, und zwar instinktiv. Auch mein Bürgermeister, der die neue Regierung in Sofia und insbesondere deren Corona-Politik erst gar nicht ignoriert.

Gestern nun las ich einen sehr interessanten Artikel von Stefan Korinth mit dem Titel „Menschen kontrollieren“ auf Multipolar diesen Satz von Raymond Unger, der in der Heimat gerade sein „Impfbuch“ vorstellt: „Wer glaubt, den Wandel einer freien Gesellschaft zur Totalität aussitzen zu können und dabei sein kleines privates Glück zu bewahren, wird in Kürze in einer bargeldlosen, digitalen Impf- und Klimaschutz-Kontrollwelt aufwachen, die in alle privaten Bereiche vorgedrungen ist.“

Ich komme darauf, weil heute wieder Montag ist und in Deutschland seit einiger Zeit die Tradition der DDR-Montagsdemonstrationen fortgeführt wird, die heute Spaziergänge heißen. Auch sie sind verboten, so wie früher die Montagsdemonstrationen verboten waren. Offiziell weil die Menschen dort keine Masken tragen, obwohl die Ansteckung im Freien praktisch gegen Null geht, und darüber hinaus andernorts die Erkrankung bereits als Grippe eingestuft wurde. Trotzdem glaubt eine Mehrheit in Deutschland immer noch diese offizielle Begründung, hinterfragt sie nicht mehr, und bleibt deswegen lieber zu Hause in ihrem „kleinen privaten Glück“. Angeblich auch weil man müde ist in der Heimat, wie ich gestern in einem Gespräch am Telefon gesagt bekam.

Ich denke nicht, dass die Menschen in der Heimat müde sind, zumindest nicht müder als die Menschen in Bulgarien. Wenn, dann eher satt und betäubt. Vor allem weiß ich aber, dass es sich dabei um ein Phänomen handelt, das es bereits in der DDR gab. Orwell, obwohl er die DDR nicht kannte, offensichtlich gab es das Phänomen schon vorher, nennt es „schützende Dummheit“. „Schützende Dummheit“ ist für Orwell die Fähigkeit, geradezu instinktiv auf der Schwelle eines jeden riskanten Gedankens haltzumachen. Es schließt weiterhin die Gabe ein, einfachste Analogien nicht mehr zu begreifen, logische Fehler einfach zu übersehen und die simpelsten Argumente misszuverstehen und darüber hinaus von jedem Gedankengang, der in eine ketzerische Richtung führen könnte, gelangweilt und abgestoßen zu werden.

Diese „schützende Dummheit“ ist der Grund, warum man heute in der Heimat wieder auf die Straße gehen sollte. Ich würde es zumindest tun, denn gegen die „schützende Dummheit“ ist kein anderes Kraut gewachsen, und man kann sie auch nicht einfach aussitzen. Hier hat Raymond Unger Recht. Obwohl, manchmal überlege ich, ob es in Bulgarien nicht vielleicht doch möglich ist. Immerhin haben die Bulgaren auch die Türken „ausgesessen“. Gut, das hat 500 Jahre gedauert damals, und Deutsche, die nach Bulgarien kommen, haben heute noch mit den Folgen zu kämpfen, denn sie tun sich schwer zu verstehen, dass Ja Nein und Nein Ja bedeutet, womit die Bulgaren damals die Türken verwirrt und am Ende erfolgreich „ausgesessen“ haben sollen, so die Legende.

Das funktioniert aber nur, wenn klar ist, dass Ja Nein, Nein Ja, Schwarz Weiß und Weiß Schwarz ist. Also wenn klar ist, dass das Gegenteil von dem stimmt, was einem erzählt wird. Dabei geht es nicht nur darum, sich diese simple Umdrehung zu merken und anwenden zu können. So einfach ist es nicht, und es würde auch keine 500 Jahre funktionieren. Man muss instinktiv wissen, dass das, was einem erzählt wird, nicht stimmt, nicht stimmen kann. Das ist keine Frage von Klugheit, wie manch einer denken mag, sondern des Instinkts, wegen mir auch des gesunden Menschenverstandes, und der wurde den Menschen in Deutschland weitgehend abtrainiert, weswegen sie dort alles glauben müssen, was ihnen erzählt wird, wobei ihnen die „schützende Dummheit“ hilft. Und gegen die sollte man, wie gesagt, auch heute wieder auf die Straße, auch weil man in Deutschland nichts aussitzen kann wie in Bulgarien.

PS: Auch in Bulgarien ist heute „Valentinstag“, wozu der Bulgare „Ja, Ja“ sagt, was aber „Nein, Nein“ meint. Denn für den Bulgaren ist heute an erster Stelle „Trifon-Saresan“ – der Tag des Weines und des Trinkens allgemein. Die Bulgaren werden heute also auf jeden Fall auf der Straße sein. Landesweit finden Weinverkostungen statt und im Nachbarstädtchen beispielsweise wird der beste Wein mit immerhin 200 Lewa (100 Euro) prämiert. Vor allem wird heute aber noch mehr als sonst schon getrunken. Diese Zeilen sind aber vollkommen nüchtern verfasst, was nicht nur daran liegt, dass es noch früh am Morgen ist. Als trockener Alkoholiker werde ich selbst am „Tag des Trinkens“ die Finger vom Teufel Alkohol lassen. Auch in Sachen Alkohol trinken lässt mich der trinkfreudige Bulgare so sein, wie ich bin – meistens zumindest.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (42)

Erste Frühlingsboten in Bulgarien

Im Laufe der letzten Woche habe ich einige Freunde und Bekannte per e-mail auf die Möglichkeit einer Spende für mich und meine Arbeit hingewiesen. Der Anlass war, dass neulich sogar der Spiegel aus einem Text von mir zitiert hat, allerdings zum Gotteslohn. Auch weil denen in Hamburg offenbar egal ist, wie ich in den Schluchten des Balkans über die Runden komme, habe ich mich umso mehr über die sogleich einsetzenden Spenden gefreut, für die ich mich auch auf diesem Weg noch einmal bedanken möchte.

Beispielsweise von einer Krankenschwesterkollegin, die ich von meiner Reha vor einem Jahr in Berlin kenne, weil sie wie ich ein trockener Alkoholiker ist. Zumindest hoffe ich, dass sie wie ich noch trocken ist. Eine weitere Spende kam von einer Eselnärrin aus dem Havelland, die selbst nur eine Rente von 600 Euro hat, wie sie schreibt, aber unbedingt etwas geben wollte, weil „jeder Euro zählt“, wie sie sagt. Recht hat sie! Eine größere Spende kam von einem befreundeten Berliner Autor und bildenden Künstler. Weitere Freunde und Bekannte haben versprochen zu spenden, darunter meine ehemalige Bulgaristik-Dozentin von der Humboldt-Uni, die als Kind, sie selbst ist Deutsche, einige Zeit in Bulgarien gelebt hat, und befreundete Heilpraktiker von den Heilpraktikertreffen, die ich letztes Jahr besucht habe.

Manche haben sich auch gemeldet, um mich wissen zu lassen, dass sie nicht spenden wollen oder können. Unter ihnen auch ein Bekannter, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch nach meinen Finanzen erkundigt hatte, wohl weil er damals noch zu den Corona-Profiteuren gehörte, bei dem aber jetzt auch die Mittel knapp geworden sind. Vermutlich trifft dies auch auf viele zu, die sich gar nicht gemeldet haben. Oder sie mögen meine Arbeit nicht, das kann natürlich auch sein.

Zwei Bekannte haben sich bei mir gemeldet und unabhängig voneinander ausschließlich über ihre eigenen Probleme geschrieben und dabei meine Bitte mit keiner Silbe erwähnt. So etwas gibt es auch. Eine Bekannte fragte mich ganz und gar, ob ich immer noch in Bulgarien „abhocken“ würde? Sie sei „über das Desaster in B bestens informiert“. Vermutlich meinte sie mit B Berlin. Es kann nur so sein, denn wenn jemand über das Desaster in BG bestens informiert ist, dann bin ich das.

Für mich war das direkte Ansprechen von Freunden und Bekannten auch eine Übung. Eine Übung darin, Menschen um Hilfe zu bitten. Ich bin nicht der einzige, dem dies schwer fällt. Das weiß ich aus zahlreichen Gesprächen bei mir im Taxi. Auch wenn wie gesagt viele, die ich angeschrieben habe, nicht reagiert haben, war es für mich eine wichtige Erfahrung, die ich jedem, der in einer ähnlichen Situation ist, nur empfehlen kann. Denn es stimmt wirklich: Es wird einem gegeben. Man muss nur darum Bitten.

Auf die Idee haben mich auch meine Sponsoren gebracht, die ich seit meinem Artikel „Bulgarien – die große Freiheit“ in Deutschland habe. Einer von ihnen spendet nicht nur für mich regelmäßig, sondern unter anderem auch für Rubikon, die Nachdenkseiten und für Boris Reitschuster. Alleine der Umstand, in einem Atemzug mit dem vielleicht einzig verbliebenen investigativen Journalisten, den letzten seiner Art sozusagen, genannt zu werden, der aktuell auch dem Balkan Berlin den Vorzug gibt, hat mir Mut gemacht.

Ein anderer Sponsor, der mich wie ein großer Bruder regelmäßig fragt, ob ich irgendetwas brauche, hat das gerade erschienene Buch „Der Kult“ von dem von mir geschätzten Gunnar Kaiser für mich auf den Weg gebracht, worüber ich mich sehr freue. Ich bin schon gespannt, wann es ankommt, und auch die Spiegel Print-Ausgabe mit meinem Text, den ein anderer Freund in D zeitgleich für mich abgeschickt hat. Bei ihm hatte ich nur angefragt, ob er mal für mich in den Spiegel schauen kann. Ein Taxikollege hat mir den betreffenden Artikel vom 30.12.2021 mit dem schönen, allerdings eher Bild-Niveau-Titel „Zuflucht Corona Beach“ mittlerweile als PDF geschickt. Es stimmt wirklich. Der Spiegel-„Journalist“ hat aus meinem Text zitiert, mich aber nicht als Autor genannt.

Gestern nun habe ich einen Text beendet, in dem ich versuche das aktuelle Geschehen zu verstehen und in einen größeren zeitlichen und historischen Kontext einzuordnen, und den ich in einer Art Notwehr gegen alle Falsch- und Nichtinformationen des Informationskrieges, in dem wir uns nicht erst seit dem angeblichen Krieg gegen Corona befinden, geschrieben habe.

Mein Text endet mit einem aktuellen Zitat von Michel Houellebecq aus „Was tun?“ von David Engels, in dem er sich fragt, ob Nietzsche, von dem Houellebecq alles andere als ein Fan ist – eher das Gegenteil, würde er heute leben, vielleicht der erste wäre, der eine Erneuerung des Katholizismus wünschen würde, obwohl er seinerzeit das Christentum hartnäckig als eine „Religion der Schwachen“ bekämpft hat. Denn, so Houellebecq weiter, Nietzsche würde heute einsehen, dass die ganze Kraft Europas in jener „Religion der Schwachen“ begründet war, und dass Europa ohne sie verloren ist.

Das Zitat ist wichtig für mich, weil das, was uns als „Krieg gegen Corona“ verkauft wird, in Wirklichkeit ein Glaubenskrieg ist wie einst die Reformation. Was damals der Ablass war, ist heute die Impfung. Wer sie über sich ergehen lässt, dem wird ewiges Leben versprochen. Derjenige, der sich dagegen entscheidet, ist des Todes.

Ich persönlich führe übrigens keinen Krieg. Ich halte es mit Corona, wie Muhammad Ali es mit dem Vietnamesen gehalten hat. Der habe ihm nichts getan, weswegen er nicht einsah, gegen ihn in den Krieg zu ziehen. Ali ging damals ins Gefängnis dafür, dass er nicht gegen den Vietnamesen kämpfen wollte. 

Vor allem geht es, wie in jedem Krieg, auch in diesem aber um’s Geld. Zum ersten Mal überhaupt ist eine einzelne Person innerhalb nur eines Jahres um mehr als 100 Milliarden Dollar reicher geworden. Aber nicht nur für Elon Musk ist Corona eine gute Zeit. Die Milliardäre der Welt, sie haben uns alle als Sponsoren, haben 3,9 Billionen Dollar hinzugewonnen in 2020. Auch wenn viele von ihnen glauben, sie seien Wissenschaftler, so sind sie letztendlich doch nur den Mammon anbetende Materialisten. Ihnen gilt meine Sorge, ihrem Seelenheil, aber vor allem ihrem Glauben.

Und so komme ich am Ende meines Textes, für den ich noch eine Möglichkeit der Veröffentlichung suche, auf Houellebecq und sein Nietzsche-Zitat. Wenn jemand eine Idee hat, wo er erscheinen könnte, oder wer sich den kompletten Text einmal ansehen oder besser studieren möchte, kann mich gerne kontaktieren. Auch hier gilt: Wer fragt, bekommt eine Antwort. Und wer bittet, dem wird gegeben. Meistens zumindest.

Foto&Text TaxiBerlin 

Bericht aus Bulgarien (41)

 
Auf den Trümmern des Alten etwas Neues aufbauen
 – leichter gesagt als getan

Nach meinem ersten Artikel „Bulgarien – die große Freiheit“ auf Multipolar haben sich einige Menschen aus Deutschland und auch aus Österreich bei mir gemeldet, mit denen ich bis heute in einem anregenden Austausch bin. Ein Paar aus Norddeutschland möchte im Sommer kommen und schauen, ob meine Ecke etwas für sie ist. Der Inhaber einer Softwarefirma im Hessischen hat Pläne, eine weitere Firma in den Rhodopen nahe der Grenze zu Griechenland aufzumachen und fragt, ob ich ihn diesbezüglich mit Informationen versorgen kann, was ich gerne mache. Eine Frau, die schon einmal in Bulgarien gelebt hat und auch etwas Bulgarisch spricht, würde gerne wiederkommen, hat aber eine minderjährige Tochter, die sie zusammen mit ihrem geschiedenen Mann erzieht, was die Sache erschwert oder gar verunmöglicht. Ein Deutscher in meinem Alter hat sich aktuell von Ungarn aus, wo er überwintert hat, auf dem Landweg nach Bulgarien gemacht, um sich in meiner Region, der ärmsten nicht nur Bulgariens, sondern des gesamten Kontinents, nach einem neuen zu Hause umzusehen. Einige von meinen neuen Bekannten schicken Geld und Bücher, worüber ich mich ganz besonders freue, und wozu ich morgen mehr schreiben werde, auch weil ich damit jetzt Sponsoren habe, die ich bei den Anonymen Alkoholikern, die für ihre Sponsoren bekannt sind, nicht gehabt habe. So weit für den Moment zu meinen neuen Bekanntschaften in der Heimat, die ich selbst in den Schluchten des Balkans machen durfte, und denen es in Deutschland trotz des dort ausgebrochenen Wahnsinns den Umständen entsprechend gut geht.

Im Gegensatz zu alten Freunden und Bekannten in der Heimat, mit denen ich auch in Kontakt bin, und denen es allesamt eher schlecht geht. Die Freundin eines Taxikollegen in Berlin hat sich ganz aktuell wegen Corona von ihm getrennt, nachdem sie sich seit zwei Jahren wegen dem Thema in den Haaren hatten. Auch die Freundin eines anderen Freundes, mit dem ich die Leidenschaft für Bücher teile, hat sich getrennt, und zwar aus dem Nichts heraus und per SMS, weil ihre Beziehung toxisch sei, und ihn auch auf allen Kanälen blockiert, wie er schreibt. Einem Bekannten und Musiker mit einem Alkoholproblem geht es auch nicht besser. Er schreibt, dass er seit längerem an Depressionen und Panikattacken leide und deswegen eigentlich zum Arzt gehen müsste, aber bei einer Depression der Antrieb dazu fehlen würde. Weiter lässt er mich wissen, dass seine Band sich auch fast aufgelöst hätte, nachdem Martin bei einer Probe total ausgerastet ist und rumgeschrien hat. Von Martin, der in Wirklichkeit nicht Martin heißt, weiß ich, dass er Suchtkrank ist, mit der Corona-Situation nicht klarkommt und nicht zum ersten Mal bei einer Probe ausgeflippt ist.

Ein anderer Berliner Bekannter schreibt nun: „Mir geht es momentan nicht so gut, dies hat vielerlei Ursachen, aber per mail läßt sich das nicht so leicht darstellen. Ich freue mich vor allen Dingen über die Einladung nach Bulgarien, welche ich unbedingt wahrnehmen werde, vielleicht sogar in gar nicht allzulanger Zukunft.“

Nach über acht Monaten in Bulgarien kann ich die Schluchten des Balkans zum Runterkommen und vor allem, um aus dem Angst- und Panikmodus herauszukommen, nur empfehlen. Ich weiß aber, auch aus eigener Erfahrung, dass sich manch Zustand mangels Ablenkung wie beispielsweise Alkohol, Nikotin und Internet erst einmal verschlimmern kann. Trotzdem freue ich mich über jeden Besuch, sage aber gleich dazu, dass ich kein Therapeut bin, sondern Krankenpfleger und Taxifahrer – aber immerhin.

PS: Sehe gerade den überdimensionierten Tisch, an den Macron seinen russischen Amtskollegen Putin, den er zu sich eingeladen hatte, ganz weit weg von sich Platz nehmen lässt, als hätte er Krätze oder etwas ähnlich Schlimmes, und muss an „Der große Diktator“ und das von „Heil“ Hinkel organisierte Treffen mit Mussolini denken.

Foto&Text TaxiBerlin