Bericht aus einem gebrochenen Land (103)

Die Not muss groß sein, wenn in den Supermärkten der Hauptstadt “Kinder Schoko-Bons” gesichert werden müssen. Und das, obwohl sie mit 3,65 € im Angebot sind. Auch gesicherte Butter habe ich schon gesehen, obwohl diese eigentlich Grundnahrungsmittel und mit 2,99 € billiger als “Kinder Schoko-Bons” ist. Beim Edeka bei mir um die Ecke muss man seit einiger Zeit den Bon einscannen, um den Laden verlassen zu können. Vorher geht die Tür nicht auf. Zur Sicherheit steht immer noch ein Mitarbeiter an der Tür. Es kann ja sein, dass man sich weder Butter noch “Kinder Schoko-Bons” leisten kann. Dann muss man trotzdem das Geschäft irgendwie verlassen können, wenngleich mit leeren Händen und auch leerem Magen. Dafür gibt es den Mitarbeiter an der Tür. Eigentlich kein schlechter Job. Immerhin öffnet er die Tür mit einer Fernbedienung und nicht mit der Hand. Wahrscheinlich kriegt er nur Mindestlohn. Ob er sich davon Butter beziehungsweise “Kinder Schoko-Bons” kauft oder doch lieber Linsen und andere satt machende Hülsenfrüchte? Ich werde den Mitarbeiter demnächst mal fragen.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (102)

Jetzt geht’s los. Fühlte ich mich bisher im Supermarkt wie bei Dreharbeiten (“And Action!”), stellt sich dieses Gefühl neuerdings auch bei der Lektüre des ehemaligen Nachrichtenmagazins aus Hamburg ein. In dem heutigen Beitrag “Journalisten klagen erfolgreich auf Herausgabe von Corona-Protokollen” wird Multipolar “Das rechte Onlinemagazin” genannt. Der Witz bei der Sache ist, dass der Spiegel-Artikel nachträglich umgeschrieben wurde, aus “Das Online-Magazin ‘Multipolar'” wurde “Das rechte Onlinemagazin »Multipolar«” gemacht. Verfasst hat den Artikel Henning Jauernig. Aber hat er ihn auch umgeschrieben? Oder war es Orwell persönlich? “Peace, Tranquility and Good Will!” nach Hamburg. Kollege George würde sagen: “Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!”

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (101)

Jetzt steht es auch schwarz auf weiß in der Berliner Zeitung: Die Bundesregierung hat in der Corona-Pandemie die Bevölkerung hierzulande “nicht faktenbasiert” gegängelt. Oder mit anderen Worten: unsere Regierung hat sich Fake News bedient, um das eigene Volk in Angst und Panik zu versetzen. Aber nicht nur das. Die Berliner Zeitung nennt auch die Quelle ihrer Erkenntnis: Multipolar. Multipolar ist ein Online-Magazin, für das auch ich schreibe. Beispielsweise hat Multipolar “Bulgarien – die große Freiheit” von mir veröffentlicht. Da ich keinen Bock hatte, mich in der Heimat gängeln zu lassen, habe ich mich in die Schluchten des Balkans zurückgezogen. Bereits ganz am Anfang von Corona sprach ich von einer Plandemie, die sich nun durch die von Multipolar herausgeklagten Dokumente bestätigt. Multipolar hat auch meine ausführliche Recherche “Wir haben den Leute eine Lüge verkauft” über Uber veröffentlicht. Im letzten Jahr hat mich der RBB kontaktiert, um mit mir über meinen Beitrag zu sprechen. Der Hintergrund war, dass der RBB gerade eine eigene Recherche zum Thema startete, nachdem Uber bereits sechs Jahre illegal in Berlin unterwegs war. Gut, das kann passieren und ist seit Jahren ja auch die Regel, dass man zeitlich etwas hinterher hinkt beim gebührenfinanzierten öffentlich/rechtlichen Fernsehen. Offiziell hat mich der RBB auch nicht wegen meinem Beitrag auf Multipolar, sondern wegen meinem bei der Berliner Zeitung erschienen Artikel “Taxifahren war mein Leben – bis Uber nach Berlin kam und die Branche zerstörte” kontaktiert. Und das, obwohl der RBB mit mir über den General-Unternehmer von Uber Thomas M. sprach, der in meinem Beitrag in der Berliner Zeitung gar nicht vorkam, sondern ausschließlich in meinem Artikel auf Multipolar. So gesehen war es nur folgerichtig, dass der RBB nicht nur Multipolar nicht erwähnte, sondern auch nicht die Berliner Zeitung.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (100)

Im Zentrum von Weimar
Gestern erreichte mich diese Aufnahme eines Freundes aus Weimar, wo, wie man sieht, im Zentrum der Stadt nicht nur Goethe und Schiller gedacht, sondern auch zu Frieden und Diplomatie aufgerufen wird. Das Ganze nicht irgendwann, sondern jetzt! Denn “Nie wieder Krieg!” ist jetzt! Der Freund, der selbst aus dem Westen kommt, ist sich sicher, dass es so etwas nur im Osten des Landes gibt, dass es nur hier möglich ist. Der Westen, sowohl Deutschlands als auch der kollektive Werte-Westen, scheint einem Schlafwandler gleich in einen neuen großen Krieg zu ziehen.
Foto EinFreundAusDemWesten
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (099)

Es ist vollbracht – Uber Arena im Barby Look

Seit gestern haben die Arena an der East Side und der Platz davor einen neuen Namen. Ich nenne sie Al Capone Arena und Platz der Schwarzarbeit. Den meisten Besuchern der Örtlichkeit im Stadtbezirk Friedrichshain war das gestern egal, woran sich wohl auch so schnell nichts ändern wird. Begleitet wurde die Umbenennung von einer Protest Performance von Taxifahrern. Auch die Presse (Morgenpost, Tagesspiel, MSN) und das Fernsehen (RBB) waren da – immerhin. Ein Taxikollege und Eisbärenfan, der gestern bei dem Protest dabei war, will so wie ich die Arena nicht mehr betreten. Abstimmung mit den Füßen nannte man das früher. Mehr kann man nicht tun. Wer sich bisher von Betrügern, weil billich – will ich, durch die Stadt fahren ließ, wird dies auch in Zukunft noch tun. Dass der Fahrer weder Ortskenntnisse hat, noch von seiner Arbeit leben kann, weswegen er von uns allen mitbezahlt werden muss, interessiert die verblödeten Fahrgäste nicht. Wie eine Herde Kühe schauten sie gestern kurz von der Weide auf, als sie die Taxi Performance Richtung Platz der Schwarzarbeit und Al Capone Arena passierten.

RäUBER

UBERall auf den Straßen neue Lohnsklaven

UBER? Nein Danke!
Billig geht nur illegal
UBER
Falsche Kennzeichen – Falsche TÜV-Plaketten – Ohne Genehmigung
Steuer- und Sozialbetrug
UBER
Raubtier Kapitalismus – Schluss mit lustig
Moderne Sklaverei – Fahrer ohne soziale Absicherung
UBER-Fahrer sind arbeitslose Mini-Jobber mit Bürgergeld

Nochmal UBER alles
Bandenmäßige Kriminalität
Sozialleistungsbetrug
Schwarzarbeit
Illegaler Einsatz von Mietwagen im Taxiverkehr
Fahrgäste dann ohne Versicherungsschutz

Stoppt die UBERerisierung Berlins
UBER-Lohnsklaven – Taxifahrer im Knast-Look während ihrer Performance
UBER-Fahrer als Lohnsklaven in Sträflingskleidung und mit Fußfessel
This is not the End
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (098)

Einmal war ich in der Mercedes-Benz-Arena, die heute in Uber-Arena umbenannt wird. Es war das Konzert von Van Morrison vor Corona. Wie es aussieht, wird es auch das letzte Mal gewesen sein. Genauso wie ich mich in kein Uber setze, lieber laufe ich, werde ich keinen Fuß in die Uber-Arena setzen. Taxifahrer werden heute von 17 Uhr bis 21.30 Uhr gegen die Umbenennung demonstrieren. Auch der Platz vor der Arena wird heute in Uber-Platz umbenannt. Der richtigere Name wäre: Platz der Schwarzarbeit. Das Konzert von Van Morrison war sehr gut. Was Uber angeht, so ist das letzte Wort zu den Betrügern aus Amerika noch nicht gesprochen:
When it’s not always raining there’ll be days like this
When there’s no one complaining there’ll be days like this
When everything falls into place like the flick of a switch
Well my mama told me there’ll be days like this
When you don’t need to worry there’ll be days like this
When no one’s in a hurry there’ll be days like this
When you don’t get betrayed by that old Judas kiss
Oh my mama told me there’ll be days like this
When you don’t need an answer there’ll be days like this
When you don’t meet a chancer there’ll be days like this
When all the parts of the puzzle start to look like they fit it
Then I must remember there’ll be days like this
There’ll be days like this

Lyrics VanTheMan
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (097)

Leeres Notizbuch mit Schwarz-Rot-Goldenem Lesebändchen im Schuber,
herausgeben vom Auswärtigen Amt

“Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.” – Diese Aussage stammt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Dass jemand, der Vaterlandsliebe stets zum Kotzen fand, Minister werden kann, das kann nur in Deutschland passieren. Sowohl in Bulgarien, als auch in den Vereinigten Staaten wäre dies undenkbar. Nun ist Robert Habeck mit dieser Aussage aufgefallen: “Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht.” Wie beide Aussagen zusammengehen, ist das Geheimnis von Robert Habeck. Wer Vaterlandsliebe zum Kotzen findet, sollte das Wort Standortpatriotismus nicht in den Mund nehmen. Oder um es mit dem Worten des Philosophen Ludwig Wittgenstein zu sagen: “Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.” Aber gut, wenn man so wie ich aus dem Osten kommt, dann hat man noch gelernt dialektische zu denken. Im Falle von Robert Habeck bedeutet dies, dass sich auch ein Bundeswirtschaftsminister und Kinderbuchautor noch weiter entwickeln kann. Ich empfehle dem Robert dazu das leere Notizbuch mit Schwarz-Rot-Goldenem Lesebändchen im Schuber, herausgeben vom Auswärtigen Amt von der Annalena in Berlin, wo sonst?!, der Zentrale des deutschen Irrenhauses

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (096)

Ein Freund hat mir sein Lastenrad geborgt, mit dem ich meine Bücherkisten zum Flohmarkt bringe. Vor zwei Wochen hat mich dort ein junger Mann angesprochen, der mir anbot, für einen schmalen Taler und sozusagen als Nachbarschaftshilfe die Transportplatte vom Lastenrad zu erneuern, die schon sehr morsch war. Heute war ich bei ihm, er wohnt gleich bei mir um die Ecke. In nur einer Stunde hat er dem Lastenrad meines Freundes eine neue Transportplatte verpasst (siehe Foto), mit der ich sehr zufrieden bin. Deswegen möchte ich etwas Werbung für Basti machen, so heißt der junge Mann. Auch weil ich weiß, wie schwer es geworden ist, einen fähigen Handwerker zu finden, nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Berlin. Basti kann nicht nur Fahrräder reparieren und Transportplatten anbringen, sondern auch Schweißen und Elektrik, darüber hinaus repariert er elektrische Geräte, soweit es Ersatzteile gibt. In Amerika würde man Basti einen “Handyman” nennen. Jemand, der alles machen kann. Ich würde so weit gehen, Basti als McGyver-Typen zu bezeichen, für den gilt: “If Nobody Can Fix It  – MacGyver can!” Wer einen solchen Typen braucht, und den braucht heute praktisch jeder, der kann und soll sich vertrauensvoll an mich wenden. Ich stelle den Kontakt zu Basti MacGyver her.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (095)

“Ich war immer gegen dieses ‘Wir schaffen das'” – so kritisch hatte ich den Schriftsteller Ingo Schulze gar nicht in Erinnerung. Zumindest nicht, als er Gast in meiner Radiosendung “Hier spricht TaxiBerlin” war. Da wollte er vor allem über sein neues Buch “Die rechtschaffenen Mörder” sprechen, obwohl es zum Zeitpunkt des Interviews noch gar nicht erschienen war und ich es demzufolge auch nicht gelesen haben konnte. Aber sei’s drum. Oder war der Buchtitel vielleicht doch ein Fingerzeig auf diese aktuelle Aussage von Ingo Schulze: “Wir sagen so einfach, die Ukraine muss weiterkämpfen. Aber wer das sagt, sollte letztlich auch bereit sein, seine eigenen Kinder in den Krieg zu schicken.” Zumindest deckt es sich mit dem, was ich schon lange sage und vor kurzem auch der Papst. Interessant auch Ingo Schulzes Begründung, nämlich dass fast jeder Mann im Osten in der Armee gewesen wäre. Der Autor aus Dresden hält die Verunsicherung, die viele Menschen in Ostdeutschland ergriffen hat, für absolut erklärbar. Wörtlich sagt Schulze: “Viele fühlten sich 1989 als Subjekt der Geschichte, ein Jahr später waren sie überflüssige Arbeitskräfte. Alles war weg, und wir waren völlig naiv dem Westen gegenüber.” Und weiter: “Die Verunsicherung von damals wirkt bis heute.” Interessante und vor allem ganz neue Töne von der schreibenden Zunft in unserem Land, auch wenn viele ähnliches bereits seit langem sagen. Ich will kein Spielverderber sein, aber hat da vielleicht nur jemand realisiert, dass der Wind sich dreht, der sein Fähnchen jetzt nur in den sich drehenden Wind hält? Wenn ich mich richtig erinnere, nannte man solche früher “Wendehälse”. Aber wie gesagt, ich will kein Spielverderber sein.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (093)

Manchmal ist unter der S-Bahn sicherer als in ihr
Heute war ich wieder mit den Öffentlichen in Berlin unterwegs. Genauer mit der S-Bahn. Dort kamen zwei Frauen miteinander ins Gespräch, die sich offensichtlich nicht kannten. Das Gespräch, zumindest was ich davon mitbekam, war nicht der Rede wert. Das Ende aber schon. Das Finale, bevor die zweite Frau ausstieg, also ihren Abgang aus der S-Bahn machte, anstelle von Wiedersehenswünschen ging so:
Erste Frau: Ich hab’ was gegen Menschen.
Zweite Frau: Na dann ist das ja voll Ihre Zeit.

Foto&Text TaxiBerlin