Bericht aus Bulgarien (7)

Eselwandern hält fit und macht klug
… und sieht auch noch gut aus

Silvester habe ich diesmal mit alten und neuen Freunden auf einer Esel-Farm in einem der zahlreichen Gebirge Bulgariens verbracht. Insgesamt waren wir 11. Ein bulgarischer Freund und Tierarzt, der die Farm betreut, hatte uns eingeladen. Mich, meine Partnerin aus Kalifornien und Kollegin aus New York. Eine Bulgarin, die in Italien groß geworden und eine weitere, die in Frankreich aufgewachsen ist. Der bereits erwähnte Engländer, der seit zehn Jahren in Bulgarien lebt. Und eine Lehrerin für bulgarische Literatur aus Sofia, um nur einige zu nennen.

Von den 11 sind drei geimpft gewesen. Acht waren es nicht, was in etwa dem Landesdurchschnitt entspricht. Die Lehrerin aus Sofia war Ende vergangenen Jahres an Corona erkrankt, allerdings nicht schwer, eher wie eine normale Grippe. In Bulgarien wird sie jetzt, was das Impfen angeht, ein Jahr in Ruhe gelassen. Sie unterrichtet auch schon wieder. Ansonsten spielte Corona bei unserem mehrtägigen Zusammensein keine Rolle. Nur einmal kamen wir auf das Thema zu sprechen. Die drei Geimpften sagten unisono, dass sie nicht an die Impfung glauben würden, und dass sie sich nur impfen lassen haben, um reisen zu können. Dass damit ein Impf-Abonnement verbunden ist, daran hätten sie nie im Leben gedacht. Sie dachten wie viele anderen auch: Einmal impfen, maximal zweimal – und gut. Nun überlegen sie, wie sie aus dem Impf-Kreislauf herauskommen, das Impf-Abonnement wieder loswerden können.

Statt über Corona haben wir uns über andere Dinge ausgetauscht, beispielsweise über Filme und Bücher. Wir haben auch viel getanzt und so einiges gekocht. Ich zum Beispiel habe Hering-Salat gemacht, der gut angekommen ist. Jemand hat Brot gebacken. Es gab auch Humus, Pizza & Pasta, außerdem Schnitzel und bulgarische Spezialitäten wie „swinsko s sele“, Schweinefleisch mit eingelegtem Kohl. Geböllert haben wir nicht, auch der Esel wegen. Ich erwähne das mit dem Knallen, weil in Bulgarien dafür das deutsche Wort „Feuerwerk“ verwendet wird. In der Mehrzahl heißt es dann „Feuerwerki“, und die Mehrzahl mit Artikel sind „Feuerwerkite“. Diese Vokabeln werden auch in den offiziellen Nachrichten in Bulgarien verwendet, was irgendwie witzig klingt. Ich hatte es vorher im Autoradio gehört. Auf der Esel-Farm gibt es weder Fernsehen noch Radio. Dafür ein Klavier, auf dem gespielt wurde, meistens Schubert, aber auch Beethoven, Mozart, Liszt und Tschaikowski.

Viel Zeit haben wir auch mit den Eseln verbracht. Mindestens einmal am Tag sind wir mit ihnen losgezogen. Dazu muss man wissen, dass sich der Esel seinen Menschen aussucht, mit dem er losziehen möchte, und nicht umgedreht. Eine Wanderung mit einem Esel beruhigt ungemein, macht drüber hinaus klug und sieht auch noch gut aus. Die Esel auf der Farm haben alle schon einen Chip unter der Haut. Auch sonst hat der Esel uns viel voraus, kann man einiges von ihm lernen. Mein Esel beispielsweise hat mich auf eine Idee gebracht, an die ich bisher nicht gedacht hatte. Dazu muss man wissen, dass in Bulgarien praktisch alles möglich ist, was anderswo undenkbar wäre. So wie umgedreht Dinge unmöglich sind, die andernorts normal geworden sind – leider.

Beispielsweise Ungeimpfte zum Sündenbock für alles zu machen. Sie nicht mehr medizinisch zu behandeln, selbst wenn sie kein Corona haben, was kaum mit dem Hippokratischen Eid vereinbar sein dürfte. Oder sie gar als Blinddarm zu bezeichnen, auf den man verzichten kann und besser auch sollte. Das ließ eine Frau der Welt via Twitter wissen, die für Öffentlich/Rechtlich arbeitet, die mit dem Bildungsauftrag. Als nächstes wird Sarah Bosetti, so heißt die Dame, wohl selbst Hand anlegen und eine Appendektomie vornehmen, möglicherweise ohne Anästhesie. Wahrscheinlich delegiert sie aber auch die „gute Tat“. Sicher dagegen ist, dass die Verrohung der Sprache Taten ankündigt, die demnächst folgen werden. Genauso sicher ist, dass es irgendwann ein Buch genau darüber geben wird mit dem Titel: „LCI – Lingua Coronää Imperii“.

Alles Erscheinungen, die es so in Bulgarien nicht gibt, weswegen das kleine Land am Rande unseres Kontinents für mich „Die große Freiheit“ ist. Äußerungen, wie die von Sarah Bosetti, lassen mich aber selbst in 2.000 Kilometer Entfernung aufhorchen. Auch ihr würde ich grundsätzlich eine Wanderung mit einem Esel empfehlen, wenn es dafür nicht schon zu spät ist für sie. Mich hat mein Esel jedenfalls auf eine Idee gebracht. Um genau zu sein, war es wohl die Bulgarisch-Lehrerin, aber auch ich möchte Fünfe auch mal gerade sein lassen. Die Idee ist, sich von irgendwo Corona zu „holen“, denn selbst das ist in Bulgarien möglich. Und möglicherweise ist es auch das Sinnvollste, was man tun kann. Denn mit Corona weiß man, was man hat – im Gegensatz zur Impfung. Das hat mir zumindest mein gechipter Esel „geflüstert“. – Und ich glaube, er hat Recht.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (6)

Kathrin, die nicht Kathrin heißt, aber aus Österreich ist, hat in einer zweiten e-mail noch etwas mehr über die „heimliche Behandlung“ von Corona in ihrem Heimatland geschrieben, das ich dem, was sie in ihrer ersten e-mail geschrieben hat, nachfolgend hinzufügen möchte.

Lieber Rumen,

vielen Dank für Ihre umgehende, interessierte Antwort. Es freut mich und es ist mir so wichtig, den Menschen die Angst vor dem Virus zu nehmen, da man selber wirklich sehr viel dazu tun kann, um gut dabei über die Runden zu kommen.

Beim Behandlungsplan habe ich noch das altbekannte Vitamin C und den Saft aus den Aroniabeeren vergessen:

Vitamin C 1500mg 1-1-1/Tag und den Aroniasaft aus der Steiermark.

Ich bin den Ärzten, die trotz Risiko und Verboten, sich engagiert um uns gekümmert haben von tiefsten Herzen so dankbar und es macht mich sprachlos und fassungslos, dass vor 2 bis 4 Wochen den zahlreichen engagierten Ärzten, die Menschen frühbehandelt haben, mit dem Entzug der Approbation gedroht wird und Anzeigen erhalten haben. Zur Information darf ich den offenen Brief von Ärzten beilegen, den diese an den Ärztekammerpräsidenten versandt haben, zahlreiche Ärzte, die dort unterschrieben haben, haben in den letzten Wochen Anzeigen erhalten.

Zu „heimliche Behandlung“: Unser Arzt, noch relativ jung und finanziell sehr abhängig, hatte wegen Behandlungen mit Ivermectin im Zentrum schon vor Monaten Probleme mit der Ärztekammer erhalten, deshalb war er beim Vorgehen und der Organisation verschreibungspflichtiger Medikamente sehr vorsichtig. Wir haben verschreibungspflichtige Medikamente auf unterschiedliche Hausärzte aufgeteilt. Ivermectin bekommt man nun nicht mehr in österreichischen Apotheken. Auch die ausgebenden Apotheken sind angezeigt worden.

Betreffend Gesetz: Die Ärztekammer behauptet, dass Ärzte, die sich zum Corona-Narrativ kritisch äußern, gegen das Ärztegesetz §2 (2) verstoßen würden.

Es reicht, wenn sich Ärzte öffentlich kritisch gegenüber den neuen Gentherapien äußern und frühzeitige Behandlungen empfehlen. Das reicht, um eine Anzeige zu erhalten mit folgendem Grund: unrichtige Äußerungen gegenüber den offiziellen medizinischen Coronavirus-Behandlungsvorgaben. Diese Ärzte werden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und es wird ein Verfahren eingeleitet ihnen die Berufsberechtigung zu entziehen. Die Ärztekammer, ihr Disziplinarrat und Ethikrat entscheiden darüber, über den Schweregrad der Verfehlung in Bezug auf das Ärztegesetz. So diese es für schwerwiegend halten, dürfen diese Ärzte ihren Beruf sofort nicht mehr ausüben und müssen auf das Ergebnis des Verfahrens warten, welches sich über Jahre ziehen kann. Bezahlen müssen die angezeigten Ärzte das gesamte Verfahren selber, auch wenn sie am Ende Recht bekommen und das Verfahren gegen sie eingestellt wird.

Die Medien in Österreich berichten immer sehr aufgeregt von Anzeigen und möglichen Verfahren gegen kritische Ärzte, geben aber in weiterer Folge keine Auskunft über den genaueren Inhalt und Sachverhalt. Ein Klassiker im Diskreditieren von kritischen Menschen!

Ich wünsche noch eine gute Zeit zwischen den Jahren und werde Ihren Blog gerne weiter folgen.

Alles Gute 

Kathrin
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (3)

 

Das „Grand Canyon“ Bulgariens

Am Sonntag, es war der zweite Weihnachtsfeiertag, habe ich zusammen mit meinem Freund Jerry, The Englishman in Bulgaria, die Gegend erkundet. Jerry, der schon zehn Jahre permanent in der Region wohnt, habe ich im Sommer auf einer Ausstellung kennengelernt. Es gibt auch Ausstellungen in Bulgarien, selbst in der ärmsten Region, dem Nordwesten, des ärmsten Landes der Europäischen Union, wenn nicht gar Europas. Trotz Armut und Verfall ist Bulgarien ein zivilisiertes und kein barbarisches Land.

Jerry hat die Gegend jahrelang mit seinem Motorrad erkundet und kennt sie besser als ich, der immer nur seine zweimonatigen Auszeiten vom Taxifahren hier verbracht hat. Dafür weiß ich Dinge über Bulgarien, die Jerry nicht weiß. Wir ergänzen uns gut, sind sozusagen ein Team. Durch ihn frische ich auch mein englisch auf, denn Jerrys bulgarisch ist ungefähr so gut wie sein deutsch, obwohl er mit einer Deutschen, genauer: einer Ostdeutschen, verheiratet war. Jetzt ist er mit einer Bulgarin zusammen.

Ich will jetzt aber nicht über Jerry schreiben, der sich, obwohl er viele Jahre in der Armee Ihrer Majestät gedient hat, einen Lebensabend im Königreich nicht mehr leisten kann. Ein Phänomen, das demnächst auch für viele Deutsche selbst vor Eintritt ins Rentenalter zutreffen dürfte, weswegen auch für sie Bulgarien als ein Land, das sie sich noch leisten können, interessant werden wird. Das ist zumindest meine Prognose.

Zusammen mit Jerry habe ich mich auf den Weg in den nordwestlichen Zipfel gemacht, dem Dreiländereck Bulgarien, Serbien und Rumänien. Gekommen sind wir bis zur Stadt Belogradchik, die für ihre Felsformationen bekannt ist, die an das Grand Canyon in den USA erinnern, aber natürlich viel kleiner sind. Bis zur serbischen Grenze sind es von dort 20 Kilometer, bis zur rumänischen an der Donau etwa das doppelte, also 40 Kilometer.

Ich bin schon zweimal hier gewesen, habe aber immer nur die Felsen erkundet. Jerry kannte sich auch mit den Lokalitäten aus. Der serbische Grill würde erst am Abend öffnen, wofür es noch zu früh war. Das große Restaurant, vor dem wir parkten, hatte einen phantastischen Blick auf die Felsformation, nervte aber mit lauten Weihnachtsliedern für Kinder.

So entschieden wir uns für die Mehana, eine typisch bulgarische Kneipe, in einem naheliegenden Hinterhof, in der gerade eine Männerparty mit Heavy Metal im Gange war. Wir wurden trotzdem freundlich von den reichlich angetrunkenen Herren begrüßt. Für einen Frühschoppen war es wiederum reichlich spät, und das merkte man ihnen an. Ein Grünes Zertifikat wurde nicht verlangt, außer der Kellnerin trug auch niemand eine Maske.

Das Essen, eine Hühnersuppe, eine serbische Wurst vom Grill und eine panierte Paprika, war essbar, aber nicht der Rede Wert. Es ist schwer geworden, in Bulgarien gutes Essen zu finden. Viele Bulgaren gehen deswegen schon gar nicht mehr irgendwo essen. Nicht wenigen scheint das schlechte Essen aber nichts auszumachen. So, als würde ein ganzes Land seinen Geschmack verlieren.

Wir entschlossen uns, den Kaffee in dem Restaurant einzunehmen, vor dem unser Auto parkte. Anstelle der Weihnachtslieder war jetzt Tschalga-Musik zu hören. Die Kinder waren offensichtlich schon gegangen. Tschalga-Musik, wer sie nicht kennt, wird nachgesagt, dass mit ihr Bürgerkriege beginnen würden, was grundsätzlich stimmen mag, aber nicht in dieser Lautstärke. Für bulgarische Verhältnisse war es fast leise.

Der Kaffee war gut, die Creme Caramel und der Cheese Cake OK. Ein Grünes Zertifikat brauchten wir auch hier nicht, und die Kellnerin trug auch keine Maske. Alles ganz normal und zivilisiert, genau wie der Preis. Insgesamt hat jeder von uns 10 Lewa, also fünf Euro, ausgegeben – für Mittagessen und Kaffee zusammen wohlgemerkt.

Alles könnte so schön, wenn nicht auch viele Bulgaren sich diese Preise leisten könnten. Diese können sehr laut sein, und wenn es nicht ihre Musik ist, so sind sie es, die einem auf die Nerven gehen. Jerry und mir nicht mehr, wir sind bereits akklimatisiert, man könnte auch sagen abgestumpft. Ich schreibe das nur, um auch hier bei der Wahrheit zu bleiben.

Bulgaren mögen nicht nur den direkten, also den Körperkontakt zu anderen, weswegen das mit dem Mindestabstand hier auch nicht funktioniert – nicht funktionieren kann, sondern auch eine enorme Lautstärke. Es wird hier praktisch nie einfach nur gesprochen, gesagt oder geredet, sondern immer nur geschrien und gerufen.

Das ist von der Sache her OK, andere Länder – andere Sitten, aber eben auch gewöhnungsbedürftig. Deswegen erwähne ich es. Nicht damit es später Klagen gibt, etwa in der Form: Da sind wir nach Bulgarien ausgewandert, und dann wimmelt es dort nur von Bulgaren. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben, so wie Amerika nicht ohne Amerikaner und die Krankenpflege nicht ohne Kranke.

Andererseits lassen sie einen in Ruhe, die ewig schreienden Bulgaren, zumindest was den Grünen Pass, die Maske und besagten Mindestabstand angeht. Alles Gute ist eben nie beieinander, auch in Bulgarien nicht, das sagt auch Jerry.

Über Jerry, mit dem ich gerade auf einer Esel-Farm bin, wo wir zusammen mit den Grautieren das neue Jahr erwarten, werde ich demnächst ausführlicher schreiben. Für heute will es ich hierbei belassen. Allen Lesern, egal ob Esel-Narren oder nicht, wünsche ich einen guten Rutsch und ein friedliches neues Jahr. Komm gut rein!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (2)

Der Frühling ist zurück

Kurz vor Weihnachten habe ich überlegt, mir einen zweiten Ofen zuzulegen, um einen weiteren Raum beheizen zu können. Bereits im Sommer hatte ich einen „Prity“-Ofen bei „Praktiker“ gekauft, der damals im Angebot war. Im Moment ist es so, dass man nur mit „Grünem Zertifikat“ bei „Praktiker“ reinkommt. Neulich bin ich noch ohne drin gewesen, da habe ich den Security-Menschen am Eingang einfach ignoriert. Obwohl es einmal geklappt hat, wollte ich diesmal etwas anderes ausprobieren. Jemand hatte mir erzählt, dass es in Montana einen „Show-Room“ für Öfen geben würde. Also auf nach Montana.

Besagten „Show-Room“ gibt es schon seit Jahren nicht mehr, dafür eine Art Lager, wo jemand Öfen verkauft. Ich musste herumfahren und herumfragen, um dies in Erfahrung zu bringen. Es war schwierig, jemanden zu finden, der überhaupt mit mir sprechen wollte. Auch in Bulgarien hat der Weihnachts-Wahnsinn mit seinen Einkäufen und Vorbereitungen Einzug gehalten. Zum Schluss ist einfach jemand zu mir ins Auto gestiegen und hat mir den Ort gezeigt, den ich alleine nicht gefunden hätte. 

Die Auswahl dort war ganz ordentlich, um die dreißig Modelle verschiedener Hersteller. Der Verkäufer, der weder ein Zertifikat sehen wollte, noch auf der Maske bestand, er trug selbst auch keine, kannte sich sogar aus mit den Öfen, die er verkaufte. Trotzdem wollten ich es nicht übers Knie brechen, auch weil es keine Lagerverkaufspreise waren, sondern ganz normale. Ich hatte vorher schon geplant gehabt, auch beim lokalen Baumarkt vorbeizufahren. Zuvor musste ich noch meinen freundlichen Führer zurückbringen, für den die Öfen des Mannes auch von Interesse gewesen waren.

Bei „T-Maxx“ erwarteten mich zwei Mitarbeiter des Baumarktes, die das „Grüne Zertifikat“ sehen wollten. Da ich kein solches Zertifikat habe, musste der Baumarkt auf meinen Einkauf verzichten. Hätte ich mir vorher von irgendjemandem das „Grüne Zertifikat“ kopiert, wäre ich reingekommen. Nur die Polizei darf in Bulgarien den Personalausweis, also die „litshna karta“, kontrollieren – keine Security und auch keine Mitarbeiter.

Nachdem man mich bei „T-Maxx“ nicht hereingelassen hat, hätte ich jetzt gleich zurück zum Ofen-Lager fahren und mir dort einen Ofen aussuchen können. Und obwohl der Verkäufer dort wie gesagt weder auf irgendein Zertifikat noch auf die Maske Wert gelegt hat, habe ich mich dagegen entschieden – zumindest vorerst. Ich will erst noch im Internet nach Öfen schauen. Jetzt nicht so sehr wegen den Preisen, sondern wegen den Modellen, und da insbesondere nach denen der Marke „Prity“. Von „Prity – fireplaces and stoves“ ist der Ofen, den ich mir im Sommer bei „Praktiker“ gekauft habe. Es ist das 12kW Modell „FM“, mit dem ich auch Brot backen kann, und mit dem ich sehr zufrieden bin. Es geht nichts über selbstgebackenes Brot, am besten im Holzofen.

„Prity “ ist nicht nur „der Mercedes unter den Öfen“ hierzulande und hat dementsprechend seinen Preis, sondern stellt auch viele verschiedene Modelle her. Ich will sicher sein, dass es auch wirklich das passende und optimale Modell für den anderen Raum ist. Ziemlich deutsch – ich weiß. Aber da ich den ersten Ofen ohne groß nachzudenken gekauft habe, will ich es jetzt beim zweiten anders machen. Getreu meinem neuen Mantra: Das wichtigste im Leben ist die Veränderung.

Obwohl ich nur allzu oft will, dass alles beim Alten bleibt. So ist mir beispielsweise eingefallen, dass es früher in Bulgarien auch immer nur einen warmen Raum im Haus gab, und zwar die Küche, so wie bei mir. Ein zweiter warmer Raum wäre so gesehen eine ziemliche Veränderung, aber vor allem schon Luxus für mich, und den kann ich mir gerade nicht leisten. Außerdem ist für den Moment der Frühling zurückgekehrt. Ich will es nicht ausschließen, dass, wenn morgen der Winter wieder kommt, ich auch da eine Veränderung wünsche. Sobald ich einen zweiten warmen Raum nicht mehr für luxuriös halte, fahre ich auf jeden Fall zu dem Mann mit den Öfen in Montana. 

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (1)

75 Lewa = 75 Mark = 38,50 Euro

Angesichts der aktuellen Entwicklung in Deutschland ist das Interesse an Bulgarien und am Leben hier groß. Das beweisen auch die zahlreichen Anfragen, die mich seit einiger Zeit erreichen. So einige denken darüber nach, Deutschland zu verlassen und sich – so wie ich – in den Schluchten des Balkans in Sicherheit zu bringen. Auch um einem größeren Publikum die Antworten auf alle mir gestellten Fragen zugänglich zu machen, starte ich hiermit eine neue Serie, den „Bericht aus Bulgarien“. Zu Deutschland, das ich im Mai verlassen habe, werde ich mich nur noch gelegentlich und aus der Ferne äußern. Ich möchte lieber über den Alltag in Bulgarien berichten, auch über vermeintliche Kleinigkeiten.
Eine solche Kleinigkeit ist beispielsweise, dass der Bulgare selbst beim Bezahlen regelmäßig Fünfe gerade sein lässt. Während in Deutschland ein Einkauf mitunter daran scheitert, dass einem ein oder zwei Cent fehlen, wird darüber hier stillschweigend hinweggegangen. Es wird allerdings nicht nur ab-, sondern auch aufgerundet. Man solle sich also nicht wundern und schon gar nicht aufregen, wenn man beim Einkaufen mal den ein oder anderen Stotinki (1 Stotinki = 0,5 Cent) zu wenig herausbekommt.
Die Grundregel, dass in Bulgarien die Dinge halb so viel kosten wie in Deutschland, stimmt nicht immer, aber in den allermeisten Fällen schon. Braucht(e) man, so wie ich, in Deutschland 1.000 Euro im Monat, so reichen hier 500 Euro locker aus zum Leben, was 1.000 Lewa sind. Der bulgarische Lewa hat bis heute den Wert der D-Mark, weswegen der Gang nach Bulgarien auch immer eine Zeitreise ist. Der Wert eines Euros sind 1,95 Lewa, genauso wie einst der Wert der D-Mark: 1,95 D-Mark = 1 Euro.
Die Ärmsten der Armen sind auch in Bulgarien die Rentner. Aufgrund des Exodus’ der jungen Bulgaren, von den 20- bis 45-Jährigen hat sich jeder zweite ins Ausland „evakuiert“, ist Bulgarien nahezu ausschließlich von alten Menschen bevölkert. Die Minimalrente liegt bei etwa 150 Euro im Monat. Die neue Regierung zahlt ab sofort jedem Rentner einmalig 75 Lewa (38,50 Euro), wenn er sich impfen lässt. Eine Strategie, die aufgehen kann, aber nicht muss. Auch wenn es mir mitunter immer noch ein Rätsel ist, wie manch Rentner überlebt, glaube ich persönlich nicht daran, dass sich viele Alten von dem Angebot locken lassen, insbesondere nicht auf dem Land.
„Über Geld spricht man nicht – man hat es!“, war bisher meine Devise, an die ich mich nicht nur in meinem Taxi, sondern auch auf meiner Seite gehalten habe. Da ich seit gut einem Monat ohne Einkommen bin, muss nun auch ich über Geld sprechen. Ab sofort kann jeder meinen „Bericht aus Bulgarien“, die Recherche und Vorarbeit dazu, einmalig oder gerne auch regelmäßig finanziell unterstützen und damit mein Überleben in den Schluchten des Balkans sichern. Dafür habe ich gerade „Autofiktion unterstützen“ – oben rechts – ins Leben gerufen. Vielen Dank für deine Spende!
Foto&Text TaxiBerlin

 

Frohe Weihnachten

Besser als jedes Fernsehprogramm

Seit meinem Beitrag „Bulgarien – die große Freiheit“ auf Multipolar, erreichen mich viele e-mails, über die ich mich sehr freue, und für die ich mich auch auf diesem Weg bedanken möchte. Es schreiben mir Menschen, in der Regel Deutsche, die schon mal in Bulgarien waren, aber vor allem Menschen, die bereits im Ausland leben und solche, die dies in nächster Zeit beabsichtigen. Beispielsweise ein Paar aus Wien, das dem Wahnsinn in ihrer Heimat entkommen möchte. Eine e-mail kam sogar aus Paraguay, die meisten sind aus Bulgarien, Österreich, Ungarn und Deutschland.

Ich versuche alle e-mails und auch alle Fragen zu beantworten. Eine Frage, die mehrfach auftauchte, war die nach der Gründung von dörflichen Gemeinschaften in Bulgarien. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und etwas darüber schreiben, weil es im erweiterten Sinne sowohl mein Anliegen als auch das von meinem Bürgermeister ist: Menschen, egal ob Ausländer oder Bulgaren, ins Land und insbesondere aufs Dorf zu holen. Und es gibt auch schon welche hier, beispielsweise einige Engländer, aber eben nicht viele.

Es können also durchaus noch weitere hinzukommen, Platz gibt es genug. Eigentlich gibt es auch genug leer stehende Häuser, die aber oftmals mehreren Erben gehören. Wenn diese sich nicht einig sind, was mit der Immobilie geschehen soll, kann es schwierig werden, diese zu erwerben. Da aber in Bulgarien nichts unmöglich ist, sollte man nicht zu früh aufgeben. Man muss auf jeden Fall Zeit mitbringen – und auch etwas Geld.

Mein Bürgermeister verkauft selbst gerade ein Haus mit etwas Land im Dorf, an dem aber viel gemacht werden muss. Er würde jedem Interessierten, auch wenn er nicht an seinem Haus interessiert ist, beim Finden einer passenden Immobilie helfen, so wie er vor vielen Jahren, er war damals noch kein Bürgermeister, auch mir geholfen hat. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele Bürgermeister in Bulgarien ähnlich hilfsbereit sind. Das ist auch eine Frage der Gastfreundschaft, die es immer noch gibt, aber nicht nur. Jeder Bürgermeister hier freut sich über einen neuen Dorfbewohner. Natürlich kann man auch etwas über eine Agentur kaufen, diese gibt es zuhauf. Dann geht es meist schneller mit dem Kaufen, ist aber in jedem Fall teurer, teilweise um ein Vielfaches.

So viel für den Moment. Ihr könnt mir gerne weiterhin schreiben und auch Fragen stellen. Da ich selbst kein Internet habe, kann es mitunter einen Tag oder auch zwei dauern, bis ich mich melde. Um ins Netz des Bürgermeisteramtes zu gelangen, muss ich immer zwei Kilometer runter ins Dorf gehen. Dass ich kein Internet habe, liegt vor allem an dem phantastischen Ausblick, den ich von meinem Schreibtisch aus habe, und an dem ich mich nicht sattsehen kann. „Die bulgarischen Twin-Peaks“, wie ich die Todorini Kukli („Theodoras Puppen“ – 1785m) nenne, sind besser als jedes Fernsehprogramm (einen Fernseher habe ich auch nicht), und jedes Internet. Und wenn ich nicht aufs Gebirge blicke, schreibe ich, schaue mir eine DVD an oder lese ein Buch.

Danke nochmal für Euer Interesse an Bulgarien und die vielen e-mails an mich. Ich wünsche allen frohe und friedliche Weihnachten, dass wir auch im neuen Jahr noch „am Leben und gesund“ und dann vielleicht auch „zusammen“ (in Bulgarien?!) sind.

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Mein Mineralbad

So sieht es aus

Seit diesem Sommer habe ich mein eigenes Mineralbad in den Schluchten des Balkans. Dazu muss man wissen, dass mein Dorf eine eigene Mineralquelle hat. Diese befindet sich etwas außerhalb vom Dorfzentrum. Vor Jahren schon hat mein Bürgermeister eine Leitung von dort nach Downtown, genauer Uptown, also ins Dorfzentrum verlegt. Seitdem halten an dem hier installierten Brunnen täglich unzählige Durchreisende, um sich ihr eigenes Mineralwasser abzufüllen. Dieses Jahr nun hat mein Bürgermeister das alte Mineralbad, das es seit dem letzten großen Krieg gibt, wieder herrichten lassen. An den beiden Becken hat er eine neue Isolierung machen lassen, damit das Wasser nicht gleich wieder entweicht. Darüber hinaus ließ er zwei Sitzmöglichkeiten mit Tischen und Bänken sowie zwei Möglichkeiten zum Grillen errichten. Damit will er die jungen Leute aus der knapp 100 Kilometer entfernten Hauptstadt und auch aus dem Ausland bewegen, ins Dorf zurückzukehren. Bisher ist niemand gekommen, weswegen ich das Mineralbad bis heute für mich alleine habe. Die anderen Bewohner unseres Dorfes, meist alte und dementsprechend Menschen, haben keine Zeit zum Baden gehen. Sie sind zu sehr mit sich selbst und ihrem eigenen Überleben beschäftigt. Man soll aber die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht kehren irgendwann die jungen Menschen, die sich „evakuiert“ haben, nicht nur in unser Dorf, sondern auch in andere Dörfer und somit ins Land zurück. Selbst wenn ich dann das Mineralbad nicht mehr für mich alleine hätte, wünsche auch ich mir dies. So wie mein Bürgermeister.

Foto&Text TaxiBerlin