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Das öffentlich/rechtliche InfoRadio empfiehlt Aktien von Rüstungs- und Waffenkonzernen, die gerade satte Gewinne machen. Was für eine Überraschung?! Beim InfoRadio scheint man es zumindest zu sein. Dass das Kunst- und Kulturzentrum “Brotfabrik” im Stadtbezirk Weißensee, wo gerade ein Bulgarische Filmwoche stattfindet, ausgerechnet mit einem Zitat von Wolf Biermann auf das “große Leid” hinweist, das “das große Waffenschmieden” verursacht, ist die eigentliche Überraschung. War dieser nicht neulich noch mit unqualifizierten Bemerkungen aufgefallen, dass Menschen, die sich für Frieden einsetzen, “Falsche Pazifisten” und “Secondhand-Kriegsverbrecher” sind? Sieht Biermann vielleicht deswegen seine Aktien bei Eingangs erwähnten Rüstungs- und Waffenkonzernen abschmieren? Da ich seit einiger Zeit von der Hand in den Mund lebe, kann ich leider nicht bei ihnen investieren, auch wenn gerade eine neue Munitionsfabrik gebaut wird, worüber mich das öffentlich/rechtliche InfoRadio aktuell informiert.
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Heute vor einem Jahr, am 1. März, an dem in Bulgarien mit Baba Marta (Oma Marta) traditionell der Frühling begrüßt wird, habe ich mein Crowdfunding Donkey Sanctuary & Writers Retreat “Raina Velitshka” gestartet. Ich wollte nie ein Crowdfunding machen, ich fand das immer affig und blöd. Warum ich es trotzdem gemacht habe, erkläre ich in dem Manova-Interview “Der Eselflüsterer”. In dem vergangen Jahr habe ich einiges an Geld eingesammelt. – Nochmals ein großes Dankeschön an alle Spender! – Und dass, obwohl ich viele Monate unterwegs und nicht vor Ort in Bulgarien war und jetzt auch nicht bin. Zuerst war ich in Berlin, dann in Kalifornien, zwischendurch in Bulgarien und nun wieder in Berlin. Mein Crowdfunding hat das Ziel, in den Schluchten des Balkans einen fast hundert Jahre alten Stall zu einem Rückzugsort für Schreibende umzubauen. Aber nicht nur das! An dem Ort soll es auch Esel geben, das Sahnehäubchen sozusagen. Denn Esel tun dem Menschen gut, und somit auch Schreibenden. Die Idee ist: wenn die Muse einmal Pause macht, sind dann immer noch die Esel da, mit denen man losziehen und von ihnen lernen kann. Auch wenn ich wie gesagt viel unterwegs war, ist einiges passiert in dem vergangenen Jahr. An erster Stelle sei erwähnt, dass ich nun eine zweite Meinung von Handwerkern (Maurer, Zimmermann & Tischler) aus Deutschland zu der Frage habe, ob man den Stall erhalten kann. Leider haben die Handwerker aus der Heimat das bestätigt, was zuvor bereits die bulgarischen Maistors gesagt hatten: Nein! Dafür ist der Zustand insgesamt zu schlecht, gibt es im Holz zu viele Schädlinge. Dieses Nein hat seine Nach-, aber auch seine Vorteile. Etwas Altes zu erhalten, ist in aller Regel aufwendiger und oft sogar teurer. Etwas Neues zu bauen, geht meist schneller und ist im Normalfall auch weniger reparaturanfällig. An der Summe ändert sich dadurch aber nichts. Auch in Bulgarien herrscht Inflation, sind Baumaterialen und Maistors teurer geworden. Vorausgesetzt man findet überhaupt welche, denn die meisten Maistors haben Bulgarien verlassen. Das heutige Update zu meinem Crowdfunding möchte ich mit drei Berichten von Menschen beenden, die vor Ort in Bulgarien waren. An erster Stelle seien da die Handwerker aus dem Allgäu genannt, die mich im Herbst besuchten, den Stall inspizierten und auch schon mit angefasst haben. Dazu muss man wissen, dass ich zuvor weder Reinhold & Gitti, noch Michael & Uschi und auch den lieben Filou nicht kannte, sie aus Neugier und aus Spaß am Arbeiten und Helfen zu mir nach Bulgarien gekommen sind. Ähnlich verhält es sich mit dem Kollegen Paul Soldan, der so wie ich für das Multipolar-Magazin schreibt. Von Paul, der auf seiner Rückreise von Afrika bei mir in den den Schluchten des Bulgariens Halt machte, kannte ich zuvor nur seine gut recherchierten Berichte über die Corona-Proteste auf Multipolar. Nun kenne ich ihn auch persönlich. Gerade ist sein Buch “Sheiki – Ein afrikanisches Märchen” erschienen. Im Manova-Interview mit Elisa Gratias spricht er darüber. Es ist dieselbe Elisa, die mich in “Der Eselflüsterer” zu meinem Crowdfunding befragt hat. Last but not least möchte ich Joachim Bessell aus Bremen erwähnen, der durch meinen ersten Beitrag “Bulgarien – die große Freiheit” auf Multipolar auf mich aufmerksam geworden ist. Joachim, der mich mit Rat und Tat unterstützt, hat mich bereits zweimal in Bulgarien besucht und auch den Kontakt zu den Handwerkern aus dem Allgäu hergestellt. Mit seinem Bericht möchte ich beginnen. Danach folgt der von Uschi aus dem Allgäu und dann der von Paul. Liebe Uschi, lieber Paul, lieber Joachim, habt Dank für Eure Berichte!
Writers Retreat – Unter Eseln (von Joachim Bessell)
Wie müsste eine Umgebung beschaffen sein, die es mir ermöglicht, oder nahezu ermöglicht ins Schreiben zu kommen? Das sei Blödsinn, höre ich schon sagen, schreiben lässt es sich überall, man muss es nur tun. Ja, wer einen Stift hat und ein Blatt Papier oder gar ein ganzes Notizbuch, mag sich überall niederlassen und schreiben. Allerdings: schreibt er dann auch?
Manchmal braucht es mehr als nur Stift und Notizbuch. Es braucht Zeit ohne Termine. Es braucht eine gehörige Portion Gelassenheit. Dies lässt sich bewerkstelligen an allen Orten der Welt. Was in Spanchevtsi hinzukommt, ist, die Ruhe des Ortes, der weite Blick ins Gebirge, das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben.
In Spanchevtsi und seiner Umgebung fiel mir als erstes ins Auge, der Zerfall in Mitten von neu gebauten oder renovierten Häusern. Was nicht weiter gepflegt wird von seinen Besitzern, das wird sich selbst überlassen. Und so entwickelt sich eine Art der Permakultur: Aus den Ruinen wachsen Pflanzen ebenso wie aus verwilderten Gärten. Daneben gibt es die gepflegten Gärten und die gepflegten Häuser und Straßen. Die Umgebung wird nicht als Fassade genutzt für Ordentlichkeit und Sauberkeit. Da gibt es keine Fassaden, die etwas verbergen wollen. Es lebt sich hier nahe an der Natur, dem Wachsen und dem Zerfallen. Und dies alles begleitet von Menschen, die diese Form der Naturverbundenheit in ihrem Verhalten, ja gar in ihrem Wesen, widerspiegeln.
Doch zurück zur Eingangsfrage: Wie müsste eine Umgebung beschaffen sein, die es mir ermöglicht ins Schreiben zu kommen? Eben so. Die Ruhe, die Unaufgeregtheit sowohl der Bewohner als auch der kultivierten und unkultivierten Landschaft, das Wachsen und Zerfallen darin. All dies ist für mich geeignet nicht nur ins Schreiben zu kommen, sondern mich täglich neu darin zu üben. Wenn dann noch jemand fragt, ob ich eine Tasse Kaffee trinken möchte und ich bei lauer Sommerluft auf der Terrasse von Rumen und Layne diese zu mir nehmen darf, dann, ja dann ist alles gut wie es ist.
Besuch bei Rumen in Spanchevtsi (von Uschi)
Mit zwei großen Wohnmobilen beginnen wir, Reinhold und Gitti, Michael und Uschi und unserem lieben Vierbeiner Filou am 10.10.23 unsere Reise in Immenstadt am Alpsee nach Bulgarien. 1500Km durch 6 Länder, der Plan ist, ohne Eile, Zug um Zug unserem Ziel näher zu kommen und auch während unserer Reise Eindrücke der Länder und Menschen zu sammeln, die wir durchqueren, um nach Bulgarien zu gelangen.
Unsere Wohnmobile sind nicht nur mit Reiseproviant und üblichem Gepäck gefüllt, wir haben in den „Bäuchen unserer fahrenden Häuser“ auch Werkzeuge und Materialien dabei, um bei Rumen ein paar knifflige Projekte auszuführen. Im Vorfeld hat er uns mitgeteilt, was für ihn an „Baustellen“ in und um das Haus als nächstes ansteht.
So haben wir uns auf folgendes vorbereitet:
Wasserhahn im Garten installieren; Lehmdecke im Flur sanieren; Aufgang zum Dachgeschoss im Haus verblenden, Leisten montieren, Reparatur am Kamin
Drei von uns sind Handwerker und freuen sich darauf, Rumen unterstützen zu können.
Auf den letzten 50 Kilometern vorm Ziel passiert das Unfassbare. Ein Wildpferd galoppiert schnurstracks in das Wohnmobil von Reinhold und Gitti, Diagnose Totalschaden. Wir informieren Rumen und sofort organisiert er seinen Nachbarn und kommt zum Unfallort, um uns bei der Abwicklung zu helfen, dies war eine so wertvolle Hilfe und Wertschätzung. Die beiden sprechen mit der Polizei und Rumens anderer Nachbar organisiert einen sicheren Unterstellplatz für das verunfallte Wohnmobil bis zur Überführung zurück ins Allgäu. Es ist Samstag später Nachmittag und wir müssen vor Ort übernachten.
Am nächsten Tag ist Rumen nochmals zu uns gekommen, um alles mit dem Stellplatz zu regeln und uns abzuholen.
Gitti und Reinhold sind fortan „obdachlos“. In Spanchevtsi angekommen bietet Rumen Reinhold und Gitti sein Schlafzimmer an. Das war ein toller Empfang für erstmal Fremde, Freunde von Freunden.
Rumen ist ein humorvoller, belesener, bescheidener und ausgeglichener Mensch. Er schafft Raum für Begegnung, ist hilfsbereit und offen.
Michael und ich schlafen in unserem Wohnmobil wunderbar auf einer nahegelegenen Anhöhe. Mit herrlicher Aussicht und inmitten der Natur.
Wir sind begeistert von der Ursprünglichkeit, der Klarheit und Einfachheit des Ortes. Alles, was man braucht ist da, vieles kann im nahegelegenen Ort besorgt werden. Rumen hat nach und nach einen wunderbaren Ort geschaffen. Der Zufall hat ihn hergeführt, der Platz ist ihm zugefallen. Dieser besondere Platz ist ein Ort der Ruhe und Einkehr, hier kann man sich erholen, zur Ruhe kommen, Luft schnappen, in die Stille lauschen, in sich hineinhören. Hier ist Raum für Inspiration und Kreativität.
Das Grundstück ist weitläufig, liegt am Hang und das Wohnhaus sowie der ehemalige Stall sind etwas von der Strasse zurückgesetzt. Soweit das Auge reicht, Natur, Hügel, Bäume, Berge. Atemberaubend. Diese Stille, die Geräusche in und aus der Natur, das Rauschen der Blätter und des Windes, die Laute der Tiere. Kein Verkehr, kein Getöse, kein störender Lärm, es gibt nur ein paar Häuser in der Strasse, jeder kennt jeden, man unterstützt sich und ist miteinander im Kontakt. Das Anwesen von Rumen liegt auf einer Straße im Ortsrandgebiet von Spanchevtsi, der Ortskern liegt ca.1 km, vielleicht 15 min entfernt. Es ist herrlich unaufgeregt dort, man kann sich im Ort eine kleine Auswahl an Dingen des täglichen Bedarf im Cafe/Bar kaufen und direkt dort am Dorfbrunnen mineralreiches Trinkwasser abfüllen. Gegenüber ist eine kleine orthodoxe Kirche, als wir kommen, eilt sofort eine Frau herbei und öffnet die Pforten der Kirche. Klein aber fein mit einem ganz besonderen Mariengemälde, das verzaubert und unvermittelt an Vermeers Bild „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ erinnert.
Wir sind begeistert von der Idee, den Stall auf dem Gelände in einen Ort der Stille zu verwandeln, der Möglichkeit für Schreibende, Zeit in Muse und Kreativität zu verbringen, eröffnet. Zudem einen Ort, für und mit Eseln zu schaffen. Eine besondere Idee von einem besonderen Menschen.
Viel Erfolg bei Deinem Vorhaben.
Anlässlich des zusätzlichen Schalttags, eingeführt im Römischen Reich vor 2069 Jahren von Julius Caesar, wollte ich es heute richtig krachen lassen. Zwei Brötchen vom Luxusbäcker sollten es sein. Das ganze für einen ganzen Euro, denn ein Brötchen kostet dort 50 Cent. Angesichts obigem Hinweisschildes vor dem Luxusbäcker entschied ich mich kurzfristig für vier anstelle von zwei Brötchen, so dass aus dem einen Euro zwei wurden. Und zwar deswegen, weil es mein letzter Besuch beim Luxusbäcker sein würde, wahrscheinlich für länger, wenn nicht gar für immer. Zur zufällig anwesenden Inhaberin des Luxusbäckers sagte ich, dass sie mich als Kunden mit dem Zwang zur Kartenzahlung verloren hat. Daraufhin meinte sie, dass es vor allem am Wochenende regelmäßig zur Schlangenbildung käme, weil das Wechseln des Bargeldes zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Außerdem würde Bargeld sowieso abgeschafft werden. Was sollte sie also tun, fragte die Inhaberin ausgerechnet mich. Ich erlaubte mir, sie darauf hinzuweisen, dass Bargeld offizielles Zahlungsmittel ist und mich darüber hinaus das Argument mit der Zeit nicht überzeugt. Stammkunden sollen möglicherweise auch weiterhin mit Bargeld bezahlen können, fiel der Inhaberin nun plötzlich ein. Da ich kein Stammkunde des Luxusbäckers bin, kommt das Angebot für mich nicht in Frage. Überhaupt bin ich gegen eine Zweiklassengesellschaft beim Bezahlen mit Bargeld.
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PS: Wer sich nun verarscht vorkommt, soll bald ganz offiziell zum Abreagieren in den Ukrainekrieg ziehen dürfen, um dort Mut anstelle von Gratismus unter Beweis zu stellen. Im Krieg mit Russland ist man damit aber immer noch nicht. Also kein Grund zur Sorge. Falls doch irgendwas Ungutes passieren sollte, der Arm oder das Bein ab sein sollte, geht’s in die mit Maschinenpistolen gesicherte Notaufnahme …
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