Bericht aus einem gebrochenen Land (018)

Es habe “taktisch gut geschneit”, meint die Berliner Polizei, wie ich gerade aus dem öffentlich/rechtlichen Info-Radio erfahre. Das öffentlich/rechtliche Info-Radio ist laut Eigenwerbung bekannt für sein “Warum?”, weswegen ich auch erfahre, warum es laut der Berliner Polizei “taktisch gut geschneit” habe. Und zwar deswegen, weil es bereits um drei Uhr morgens anfing zu schneien und somit genug Zeit zum Räumen blieb. Warum das  öffentlich/rechtliche Info-Radio trotzdem über ganz viele Unfälle in Berlin und auf dem Berlin Ring zu berichten weiß, bleibt das Geheimnis der Berliner Polizei, die meinte, es habe “taktisch gut geschneit”. Aber eigentlich ist es das Geheimnis vom öffentlich/rechtlichen Info-Radio, das nicht die Frage nach dem “Warum?” stellt. Also warum es, trotzdem es “taktisch gut geschneit” hat, jede Menge Unfälle in Berlin und auf dem Berlin Ring gegeben hat. Übrigens: Der Klimawandel scheint gerade Urlaub zu machen. Oder hält er nur Winterschlaf? Das weiß weder die Berliner Polizei, noch das  öffentlich/rechtliche Info-Radio, das mit dem “Warum?”. Klar scheint dagegen zu sein, dass der gerade schlechte Karten hat, der wegen dem Klimawandel schon seine Fenster rausgerissen oder beim Verlassen des bestens Deutschlands, das es jemals gegeben hat, ganz und gar mitgenommen hat (Foto oben). Das war taktisch nicht besonders klug. Taktisch klüger wäre möglicherweise gewesen, das Fahrrad mitzunehmen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (017)

Keine Sorge, es ist nur Christian Lindner und nicht Kim Jong-un, dessen Limousine von Polizisten im Laufschritt begleitet wird. “Sch*** Bullen!” darf man in Berlin nicht sagen, dann wird man fest genommen. Angesichts von unzähligen ACAB-Graffitis, auf deutsch: “Alle Bullen sind Bastarde”, in der Zentrale des deutschen Irrenhauses eher ungewöhnlich. Immerhin, dem Finanzminister und Vorsitzenden der FDP darf man “Hau ab!”, wahlweise auch “Haut ab, ihr Verbrecher!”, zurufen.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (016)

Obwohl es genug Platz gab, um vom U-Bahn Ausgang der U5 über den Pariser Platz zum Brandenburger Tor zu gelangen, war dies heute bei der großen Abschlussdemo der Bauern in Berlin nicht möglich. Bei der Friedensdemo Ende November am selben Ort ging dies noch problemlos. Heute musste man über die Wilhelm-, Behren- und Ebertstraße um das Hotel Adlon, die Botschaften des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten herumlaufen, um hinters Brandenburger Tor zu kommen. Die nördliche Umgehung über Wilhelm-, Dorotheen- und Ebertstraße war ebenfalls gesperrt. Eine Polizei-Taktik, die man noch aus Corona-Zeiten kennt. Erst die Räume eng machen und dann die Demo auflösen, weil die Abstände nicht eingehalten wurde. Letzteres geht heute nicht mehr, oder besser: noch nicht wieder. Was man auf jeden Fall auch heute damit erreicht, ist, dass die Menschen sich eingesperrt fühlen, weil zwei Himmelsrichtungen komplett gesperrt sind, und zwar die östliche und die nördliche. In letzterer hielten sich ein Schützenpanzerwagen und ein Wasserwerfer bereit. Auch dies ein Bild, das an Corona-Zeiten erinnert. Die Angst muss groß sein bei den Mächtigen, aber auch bei den Medien: “Es sollte der Höhepunkt der Protestwoche sein: Tausende Landwirte demonstrierten mit ihren Fahrzeugen in Berlin. Darunter auch wieder Rechte und Rechtsextreme.” Dass es sich dabei um ein Framing handelt, was selbst Rainer Wendt von der Polizeigewerkschaft bestätigt hat, sollte eigentlich auch in Hamburg angekommen sein. Ist es aber nicht. Der ewiggestrige “Möge die ganze Republik mit dem Finger auf sie (die Ungeimpften – Anmerkung TaxiBerlin) zeigen” – Nikolaus Blome wartet mit folgender Meinung auf: “An den Bauernprotesten ist kaum etwas ernst zu nehmen”. In seiner Kolumne heißt es dann wörtlich und ganz ernst gemeint: “In manchen Landstrichen fehlen schon Hausärzte oder Schulen … – Hat da jemand ehrlich Mitgefühl?” – Mitgefühl mit Nikolaus Blome wäre an dieser Stelle wohl angebracht. Hätte er wenigstens dieses Mal geschwiegen. Auch ich will keine weiteren Worte verlieren. Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend von ihnen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (015)

Am Samstag habe ich mich mit Freunden getroffen. Ich treffe mich regelmäßig mit Freunden. Früher habe ich die Menschen in meinem Taxi getroffen. Heute ist auch das wie so vieles anders. Immerhin, wir treffen uns noch so wie früher von Angesicht zu Angesicht. Jeder erzählt immer nur von sich bei diesen Treffen. Die anderen hören zu und versuchen denjenigen, der spricht, zu verstehen, sich in seine Lage zu versetzen. Niemand macht Kommentare oder gibt Ratschläge. Das ist verpönt. Am Samstag erzählte nun ein Freund, dass er mit 10,- Euro am Tag auskommen muss. Dass er davon nicht nur Essen und Trinken bezahlen muss, sondern auch Toiletten und Rasierklingen. Einen Döner kann er sich nicht mehr leisten. Das geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Auch gestern beim Bäcker musste ich an die Worte des Freundes denken. Dort, also beim Bäcker, kaufte ich mir zwei Brötchen oder auch Schrippen, wie man in Berlin sagt. Weil Sonntag war, war ich bei einem teuren Luxus-Bäcker, wo die Schrippe 50 Cent kostet. Ich habe also für die beiden Brötchen einen ganzen Euro bezahlt. In Bulgarien würde ich dafür ein ganzes Brot bekommen, und zwar ein großes. Vor dem Krieg habe ich für einen Euro hier noch vier Schrippen bekommen, aber das ist lange her. Außer diesen einen Euro für die beiden Brötchen habe ich gestern kein weiteres Geld ausgegeben. Butter und Belag hatte ich noch zu hause. Auch ich habe einige Zeit keinen Döner mehr gegessen. Bei mir um die Ecke kostet der Döner jetzt sechs Euro und mehr. Das ist er mir ehrlich gesagt nicht wert. Nach dem Treffen am Samstag hat eine Freundin den Freund, der sich keinen Döner mehr leisten kann, spontan zum Döner Essen eingeladen. Das fand ich gut. Der Freund hat das Angebot nicht angenommen. Auch das fand ich gut. Darüber sprechen, wie es einem geht, ist das eine. Einladungen annehmen, was anderes. Der Freund hat seine Geschichte nicht erzählt, um eingeladen zu werden. Am Ende geht es in unserer Runde um Würde.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (014)

“Freiheitsgeld” habe ich neulich auf der Straße gefunden. Der Roman von Andreas Eschbach spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Hauptthema ist ein als „Freiheitsgeld“ bezeichnetes “Bedingungsloses Grundeinkommen” sowie die Anpassung der Menschheit an den globalen Wandel. Dazu gehören die Abschaffung des Bargeldes, die weitgehende Automatisierung der Wirtschaft, die Abschottung der Europäischen Union gegen Migration und die tiefgreifende Überwachung der Bürger. Die Migrationsströme vergangener Zeiten haben dazu geführt, dass die Mehrzahl der Charaktere entsprechende Namen haben. Auch die Legalisierung des Drogenkonsums wird als Bedingung beschrieben, die den Menschen helfen soll, mit der neuen Situation umzugehen, in der die Arbeit als sinnstiftender Faktor wegfällt. Ein weiterer Themenkomplex, der aufgegriffen wird, sind mögliche Maßnahmen, die zur Anpassung an den Globalen Wandel ergriffen werden könnten. Dazu gehören die Schaffung großflächiger Totalreservate, um Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu binden, und die gleichzeitige Konzentrierung der Menschen in Megalopolen, die Umstellung auf insekten- und pflanzenbasierte Ernährung und konsequente Kreislaufwirtschaft bis hin zur Reduzierung der Weltbevölkerung. Auch der Aspekt von Privilegien der Wohlhabenden und der Geldelite gegenüber der Masse wird beleuchtet, beispielsweise anhand der Verhältnisse in den Gated Communities und anhand des Zugangs zu einem Jugendserum, das den Alterungsprozess verlangsamt oder sogar aufhält. Aber keine Sorge, es ist keine Verschwörungstheorie, die bald wahr werden könnte, sondern ein aktueller dystopischer Roman von 2022. Und es wird noch besser. Du kannst das Buch käuflich erwerben und mich im selben Moment unterstützen. “Freiheitsgeld” von Andreas Eschbach ist ab sofort in meinem Bauchladen bei Booklooker im Angebot.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (013)

Am 11. Februar wird nicht in Bulgarien schon wieder gewählt, sondern in Berlin. Der Grund ist aber nicht, dass die Gewählten nicht regieren können (das können sie sowieso nicht), sondern dass die letzte Wahl ungültig war, zumindest in Teilen. Was sich nach Afrika anhört, oder zumindest nach dem Balkan, betrifft die Bundeshauptstadt, die Zentrale des deutschen Irrenhauses. Die Aufforderung, der Ampel das Stopp-Zeichen zu zeigen, stammt übrigens nicht von den Bauern, nicht von den Lockführern und Spediteuren, und auch nicht von der AfD, sondern von der CDU. Von einer Ampel, die abgewählt wurde, habe ich selbst in 25 Jahren auf Berlins Straßen noch nie gehört. Ich kenne nur Ampeln, die abgeschaltet werden.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (012)

Auch wenn immer mehr Menschen aktuell “Good Bye Deutschland” sagen, möchte ich an den Film “Good Bye Lenin” erinnern. In dem Film mit Daniel Brühl gibt es eine Szene, wo seine Mutter, gespielt von Katrin Sass, krank im Bett liegt und Eingaben schreibt. In den Eingaben geht es u.a. um Kleider, die nur in großen Größen angeboten werden. Unterstützt wird sie beim Schreiben der Eingaben von ihren Nachbarn. Man kann davon ausgehen, dass die Mutter auf ihre Eingaben Antworten erhalten hat. Wäre dem nicht so, hätten wir es erfahren. Der Film spielt am Ende der DDR. Selbst da wurden noch Eingaben beantwortet. Das ist auch meine Erinnerung. Ich kann jedem nur empfehlen, heute mal eine Eingabe zu schreiben. Ich habe es getan, u.a. an das Bürgeramt meines Stadtbezirkes. Eine Antwort habe ich erst bekommen, als ich mich an den Regierenden Bürgermeister wandte, und dann auch nur widerwillig. In der Antwort wurden die Missstände, die ich beschrieben hatte, rundweg abgestritten. Ich wurde als jemand hingestellt, der Halluzinationen hat und sich Sachen einbildet. Das ist jetzt einige Zeit her. Heute bekommt man keine Antworten mehr auf Eingaben. Das ist zumindest meine Erfahrung. Auch Presseanfragen bleiben immer öfter unbeantwortet. Aktuell warte ich auf Antworten von der Deutschen Bahn betreffend der Boni für ihre Manager, obwohl die Bahn ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreicht hat, und von der Berlinale, die sich erneut von Uber sponsern lässt. Das kann natürlich einfach nur daran liegen, dass es dafür kein Personal gibt. Die Berliner Behörden beispielsweise wurden in den letzten Jahren kontinuierlich kaputt gespart. Das war auch der Missstand, über den ich mich in meiner Eingabe beklagt habe. Eine ältere Mitarbeiterin des Bürgeramtes, die damals kurz vor der Rente stand und nichts mehr zu befürchten hatte, hat mich als Bürger darum gebeten, da sie selbst als Angestellte des Bürgeramtes kein Gehör mehr bei ihren Vorgesetzten findet. Wenn ich einen Monat oder länger auf einen Termin beim Bürgeramt warten muss, kann ich mir selbst ausrechnen, wie es ums Personal bestellt ist. Dass dann keine Eingaben mehr beantwortet werden, ist klar. Den Personalmangel rundweg abzustreiten, so wie es Leiter des Amtes in seiner Antwort getan hat, ist mit Realtitätsverlust nur verharmlosend beschrieben. Ich frage mich, ob man als Eingabeschreibender nicht bereits als Feind angesehen wird. Einem Feind muss ich nicht antworten. Im Gegenteil: einen Feind kann ich bekämpfen. Und das geschieht dann auch. Er wird ignoriert so lange es geht. Danach streitet man einfach alles ab.
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Sparen in einer gebrochenen Stadt (011/2)

Es ist noch nicht lange her, da wurde nicht nur in Berlin Geld aus dem Fenster geworfen, als gäbe es kein Morgen, was ein Grund war, warum viele Corona gut fanden. Manch einer dachte, das würde ewig so weiter gehen. Spätestens als er mit einer Bratwurst beim so genannte Impfen abgespeist wurde, dürfte auch dem letzten klar geworden sein, dass sich der Wind gedreht hat. Später wurde dies auch vom obersten deutschen Gericht bestätigt. Seither soll gespart werden, oder man ruft bei Cash Call an und gewinnt 111.111 Euro. Das Sparen kommt nicht bei jedem gut an, beispielsweise nicht bei Berlins Innensenatorin Spranger. “So können wir Polizei und Feuerwehr schließen”, ist ihr Kommentar dazu. Moment mal, frage ich mich da, sind die nicht schon geschlossen? Ach nee, das waren die Bürgerämter.

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Orientierungslos in einem gebrochenen Land (011/1)

Der deutsche Michel ist zunehmend orientierungslos. Bis gestern war die Welt einfach gewesen. Ungeimpfte, Putin und die Hamas waren die Bösen. Aber sind es die Bauern auch? Und was ist mit den Lockführern und den Spediteuren? Sind die auch alle böse? Ich kann sehen, wie meinen deutschen Landsleuten gerade der Kopf raucht. Wer das Denken mit dem eigenen Kopf nicht gewöhnt ist, dem fällt es naturgemäß schwer. Mut gehört natürlich auch dazu. Das darf bei aller Eile nicht vergessen werden. Darüber hinaus muss man darauf vorbereitet sein, dass Menschen böse werden. Also richtig böse jetzt. Dass beispielsweise wieder die ganze Republik auf bestimmte Menschen mit dem Finger zeigen soll. Nicht etwa als geheimer Wunsch, sondern als öffentlicher Aufruf. Viel habe ich über ihn und seinen Urheber nachgedacht, und das mit dem eigenen Kopf. Immer mehr komme ich zu dem Schluss, dass ein solcher Aufruf nur von einem Bösen stammen kann.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (011)

Dem französischen Philosophen Jean-Paul Sartre wurden die Frauen von seiner Lebenspartnerin, der Feministin Simone de Beauvoir zugeführt. Aber nicht nur das. Die Philosophin war fies zu Frauen. Ausbeuterisch, machohaft. In ihren “Memoiren eines getäuschten Mädchens” erinnert sich Bianca Lamblin, die Geliebte Sartres und de Beauvoirs, an das jahrelange Dreiecksverhältnis und zieht ein klares Fazit: De Beauvoir und Sartre waren in der Tat gleichberechtigt. Sie waren brutal und intrigant. – Die Handlung von Sartres’ Drehbuch “Das Spiel ist aus” spielt in einem imaginären faschistischen Staat. Dort werden Ève von ihrem Mann, dem Polizisten André, vergiftet und Pierre, ein Mitglied der Untergrundbewegung, die einen bewaffneten Aufstand plant, von einem Spitzel erschossen. Nach ihrem Tod folgen beide einer inneren Stimme, die sie zu einem Zimmer führt. Dort erfahren sie, dass sie tot sind und darüber hinaus, dass sie sich weiterhin in der realen Welt bewegen können, jedoch von den Lebenden nicht wahrgenommen werden und auch keinen Einfluss mehr auf die reale Welt nehmen können. – Es stellt sich heraus, dass beide laut Unterlagen seit Geburt an füreinander bestimmt gewesen sind, aber aufgrund eines bürokratischen Fehlers einander nicht getroffen haben. Sie erhalten die Möglichkeit ins Leben zurückzukehren, um ihre Liebe unter Beweis zu stellen. Die Sache hat aber eine Bedingung. Pierre und Ève dürfen nur in der Welt der Lebenden bleiben, wenn sie es schaffen, einander uneingeschränkt zu vertrauen und ihre Zuneigung gegenüber den auftretenden Schwierigkeiten zu behaupten.

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