Zurück in Bulgarien (095) – “Arbeite nicht mit Roma”

Bulgarische Prostituierte “arbeiten nicht mit Roma” – so steht es oft in ihren Anzeigen im Internet. Ich lasse Roma für mich arbeiten, und das kam so: Mein Bürgermeister hatte sein Wahlversprechen eingelöst und mir fünf Kubikmeter Holz zukommen lassen. Sein zweites Wahlversprechen waren Arbeiter, die mir das Holz klein machen. Da es in unserem Dorf keine Arbeiter gibt, es leben hier nur alte Menschen, musste mein Bürgermeister welche im Nachbarort organisieren. Er schickte mir eine Familie: Vater, Mutter & vier Kinder. Der Patriarch, er war zehn Jahre jünger als ich, dafür doppelt so schwer, kontrollierte die Arbeiten. Ich musste also nur ihn kontrollieren. Seine Frau arbeitete mit und vier von seinen fünf Kindern, der jüngste war in der Schule. Für alle anderen gilt wie eingangs geschrieben, dass hiesige Prostituierte nicht mit ihnen arbeiten. Selbst nennen sie sich Zigeuner, aber angesichts der Sprachpolizei im weltweiten Netz müssen sogar bulgarische Prostituierte auf ihre Sprache achten. In Bulgarien stellen sie die zweitgrößte Minderheit dar, deren genaue Größe auch Wikipedia nicht kennt: “machen 4 bis 9 % der Bevölkerung aus“. Im Nachbarstädtchen, wo sie ihr eigenes Viertel haben, ist ihr Anteil größer, entspricht ein einem Drittel der Einwohner. Doch zurück zu meinem Holz und dem zweiten Wahlversprechen, das mein Bürgermeister eingelöst hat, was mir regelrecht unheimlich ist. Jetzt nicht wegen der Zigeuner-, Verzeihung Roma-Familie, sondern weil ich es gar nicht gewohnt bin, dass Wahlversprechen eingelöst werden. Mein Bürgermeister hat es auch deswegen getan, weil morgen Kommunalwahlen sind und er gewählt werden will. Aber nicht nur, wir sind auch Freunde. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als morgen zur Wahl zu gehen. Wen ich wähle, steht auf einem anderen Blatt. Auch in Bulgarien sind Wahlen geheim und frei. Da nun aber kein anderer als Bürgermeister arbeiten will, steht nur mein Bürgermeister auf dem Wahlzettel. Dass kein anderer als Bürgermeister arbeiten will, liegt daran, dass alle anderen Einwohner meines Dorfes alt sind. Da sie darüber hinaus auch keine Kohle haben, kommen sie als Kunden hiesiger Prostituierte nicht in Frage. Warum bulgarische Prostituierte trotzdem nicht mit Roma arbeiten, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich persönlich kann über ihre Arbeit nichts Negatives sagen. Dank ihrer guten Arbeit habe ich jetzt Holz für die nächsten zwei, wenn nicht gar drei Jahre vor der Hütte:

Fotos&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (094) – “Bei Didi”


Gestern war ich in Sofia und bei der Gelegenheit auch beim Friseur. Genau bei einer Friseurin, deren Laden “Bei Didi” (при диди) heißt und wo jeder Schnitt 5,99 Lewa kostet, was drei Euro sind. Ganz genau ist “Bei Didi” ein Männer-Friseur und Didi heißt mit richtigem Namen Dimitrina, was die weibliche Form von Dimiter ist. “Bei Didi” gibt es immer eine Schlange, was vor allem am Preis liegen dürfte, aber nicht nur. Ich gehe regelmäßig zu Dimitrina, also alle zwei bis drei Monate, wenn ich es einrichten kann, wegen der Sinnsprüche im Laden. Gestern musste ich vor dem Laden warten, weil im Laden bereits alle Plätze besetzt waren und auch davor schon auf dem Bürgersteig Menschen standen. Davon hat “Der Grill” (скарата) links von “Bei Didi” profitiert, wo ich etwas gegessen habe. Die Aufnahmen sind später entstanden, als sowohl “Bei Didi” als auch “Der Grill” bereits geschlossen hatten. Sozusagen auf dem Heimweg, denn ich parke auch immer direkt vor “Bei Didi”. Dann muss ich zwar immer bis ins Zentrum laufen, tue damit aber etwas für meine Gesundheit und spare darüber hinaus auch nochmal Geld. Parken kostet im Zentrum von Sofia mindestens ein Euro die Stunde, manchmal sogar zwei. Wo ich nicht gespart habe, war das Trinkgeld für Dimitrina. Da habe ich es mit zwei Lewa (ein Euro) richtig krachen lassen. Das ist keine Übertreibung, denn in Bulgarien ist Trinkgeld zwar nicht unüblich, aber doch unüblicher als in Deutschland oder gar den USA, wo Dienstleister mitunter ausschließlich vom Trinkgeld leben müssen.

Fällt mir gerade noch ein: Viele Bulgaren, insbesondere ältere, müssen übrigens bis heute von dem leben, was ich früher in meinem Taxi in Berlin als Trinkgeld hatte.

Fotos&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (093) – “Warten auf Wasser”

In Bulgarien gibt es viel Wasser, sowohl kaltes, kaltes Gebirgswasser als auch warmes, nach faule Eier riechendes Mineralwasser. Deswegen schätzten die Römer die Region. Überall gibt es Brunnen in Bulgarien, die Cheshma (чешма) heißen. Das Wort dürfte aus dem türkischen kommen. Viele von diesen öffentlichen Brunnen, die zu sozialistischen Zeiten funktionierten, geben heute kein Wasser mehr, so wie der Cheshma oben. Mein Dorf ist da eine Ausnahme. Unser Brunnen befindet sich im Dorfzentrum, also Downtown, und es gibt an ihm sogar Mineralwasser. Viele Menschen halten täglich dort an, um sich Mineralwasser für zu Hause abzufüllen. Deswegen kennen viele unser Dorf, obwohl es mit 350 Einwohnern nicht groß ist. Obiger Brunnen, an dem einst frisches Gebirgswasser sprudelte, befindet sich außerhalb unseres Dorfes direkt an der Straße. Bis heute gibt es einen kleinen Parkplatz davor, so dass man anhalten kann, um sich Wasser abzufüllen. Schon lange habe ich dort kein Fahrzeug mehr anhalten gesehen. Dafür gibt es neuerdings einen Sessel direkt neben der trockenen Wasserstelle. Sogleich fielen mir “Warten auf Godot” von Samuel Beckett und “Warte nicht auf bessre Zeiten” von Wolf Biermann ein. In letzterem fließen die Wasser noch ewig. Immerhin – diese Zeilen aus dem Biermann Song scheinen noch zu stimmen:
Manche wollen diese Zeiten
Wie den Winter überstehn
Doch wir müssen Schwierigkeiten
Bestehn! Bestehn! Bestehn!

Foto&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (092) – “Wahlversprechen”

Gestern wurde nun endlich das Holz geliefert, das ich bereits vor Wochen, ach was sage ich: Monaten, bei meinem Bürgermeister bestellt hatte. Das war auch gut so, denn am Sonntag will mein Bürgermeister gewählt werden, finden in Bulgarien Kommunalwahlen statt. Ich hatte hier darüber berichtet. Auch dies scheint mir in Bulgarien einmal mehr umgedreht zu sein. Versprechen werden vor der Wahl nicht gemacht, um nach der Wahl dann vergessen zu werden wie in Deutschland. Nein, in Bulgarien müssen Versprechen auch vor der Wahl eingelöst werden, will man gewählt werden. Wie ich bereits mehrfach schrieb, sind die Menschen zwar oft einfach hier, aber nicht dumm. Auch das ist in Deutschland umgedreht. Die Menschen dort sind oft nicht nur wahnsinnig kompliziert, sondern darüber hinaus auch noch dumm, wobei das eine das andere bedingt. Die Dummheit wird mit der Komplizierheit, gerne auch Komplexität, übertüncht und als Individualismus verkauft. Der Liedermacher Rainald Grebe, der mir auch in meinem Taxi saß, als ich in Berlin noch Taxi fuhr, besingt es in seinem Song “Prenzlauer Berg” so: “Sie sehen alle gleich aus, irgendwie individuell”, wobei er das dumm vergessen hat. Er wohnt selbst in Pankow, wozu seit einiger Zeit auch der Prenzlauer Berg  gehört.
Foto&Text TaxiBerlin

Zum Tod von Gunnar Kaiser

Gestern Abend habe ich erfahren, dass Gunnar Kaiser verstorben ist, dessen Arbeit ich sehr schätze. Fast hätten wir uns persönlich kennengelernt, denn Gunnar war genauso wie ich im Sommer in Kalifornien. Durch Zufall hatte ich davon erfahren, als er einen Podcast aus San Francisco veröffentlichte. Die Stadt, über die ich später einen Artikel schreiben sollte. Da ich mit Gunnar bereits e-mails ausgetauscht hatte (er wollte auch einen Artikel von mir veröffentlichen, wozu es aber nicht gekommen ist), schrieb ich ihm kurzerhand aus dem von San Francisco drei Stunden entfernten Grass Valley am Fuße der Sierra Nevada, wo ich mich im dem Moment befand. Gunnar fuhr einige Tage später zum Lake Tahoe, der nur eine gute Stunde entfernt ist von Grass Valley und wo ich nur wenige Tage zuvor gewesen war. Ich wäre auch noch ein zweites Mal hingefahren, aber dann starb am selben Tag meine Schwiegermutter. Nun ist Gunnar Kaiser gestorben, genau ist er bereits am 12. Oktober gestorben. Das habe ich wie gesagt gestern Abend erfahren und zwar aus dem Internet. Viele haben sich seither bei Gunnar verabschiedet, ebenfalls übers Internet. Ich war mir nicht sicher, ob ich es auch tun sollte, immerhin kannten wir uns nicht persönlich. Am Ende habe ich mich dafür entschieden. Einmal weil ich wie gesagt seine Arbeit sehr schätze. Darüber hinaus möchte ich meine Leser darüber informieren, dass in diesen Tagen Gunnars Buch “Der Kult” auf Bulgarisch erscheinen wird. Mein Freund Martin Petrushev, der ein großer Bewunderer von Gunnar ist, hat es für den in Sofia ansässigen “Ost-West” Verlag übersetzt. – Ruhe in Frieden, lieber Gunnar! Möge Dein Buch auch in Bulgarien ein Erfolg werden.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (091) – “Deine Sachen”

Nachdem durch Edward Snowden (kennt ihn noch jemand?) bekannt geworden war, dass die NSA nicht nur uns, sondern sogar die uns Regierenden abhört, warb ein Berliner Reisebüro mit dem Slogan: “Willkommen in den USA, Ihre Daten sind schon da!” – Angesichts dessen, dass meine alte Heimat den Bach runter geht, auch wenn dies in der Zentrale des deutschen Irrenhauses Berlin noch nicht alle mitbekommen haben, und ich darüber hinaus immer mehr Dinge aus Deutschland auf hiesigen Flohmärkten finde, trifft nun zu: “Willkommen in Bulgarien, Deine Sachen sind schon da!” – in meinem Fall die beiden obigen Taxi-Dachzeichen.

Nicht nur Schrauben lassen sich mit einem Schraubenzieher herausdrehen, er eignet sich ebenso als Waffe – möglicherweise auch als Abhörinstrument. 
Falls Du Deinen Verbandkasten suchst: Er ist bereits in Bulgarien!
So auch Dein Wandteller und weitere Accessoires.

Selbst Zeugen Coronas sind in Bulgarien willkommen, ein jeder kann hier nach seiner Façon selig werden.
Auch Christenmenschen und “Wir sind Papst” Leser.
Das bulgarische Keyboard ist zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig, dafür ist das Internet um einiges besser hier.
Arbeit gibt es in Bulgarien für das gesamte chinesische Volk, wie eine bulgarische Volksweisheit besagt. Auch alte Berufe werden gepflegt, wie beispielsweise die des Schuhputzers. Das Motto hier ist: Vom Schuhputzer zum Millionär.

Bis heute steht die Familie in Bulgarien im Mittelpunkt, inklusive Spiele für die ganze Familie.
Auch Deine Kunst ist schon hier
Ebenso Deine Pinnwand – Ordnung muss sein
Fotos&Text TaxiBerlin

“Es ist ein Kulturkampf” – jetzt auch im Spiegel

Eingang links
Es ist noch nicht lange her, dass mein Interview mit Hans-Joachim Maaz erst auf Multipolar und später als Podcast auf Radio München mit dem Titel “Es ist ein Kulturkampf” veröffentlicht wurde. Dass wir es aktuell mit einem Kulturkamp zu tun haben, hat nun auch der britisch-indische Autor Salman Rushdie bestätigt, dem am gestrigen Sonntag der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen wurde. Doch der Reihe nach. In einem Interview mit dem Spiegel mit dem Titel “Es wächst eine Generation heran, die es sich unendlich leicht macht” spricht Rushdie, den ein islamistischer Attentäter am 12. August 2022 ermorden wollte, über Empörungskultur und Zensur und warum er die Freiheit der Rede von links wie von rechts bedroht sieht. Der Leser erfährt, dass es rein gar nichts bedeute, sich für die freie Rede von Leuten einzutreten, mit denen man einverstanden ist. Die Verteidigung der Meinungsfreiheit beginne dort, wo man sich für Leute einsetzt, mit denen man nicht einer Meinung ist. Dies sei aber nur der Anfang. Der eigentliche Kampf wird dort geführt, wo man Leute verteidigt, deren Meinung man sogar verabscheut. Der Spiegel fragt nach, ob Rushdie es also mit Voltaire halte, der gesagt haben soll: “Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.” Darauf Rushdie: “Exakt. Mit der kleinen Einschränkung, dass Voltaire das nie gesagt hat. Aber ja. Nun muss ich es mit meinen eigenen Worten einer jungen Generation beibringen, die nicht mehr an die freie Rede glaubt und Säuberungen befürwortet. Und das in einem Land, in dem das Recht darauf im ersten Verfassungszusatz verbrieft ist. Es wächst eine Generation heran, die in Empörung und Gekränktheit ihre zentralen Konzepte gefunden hat. Eine Generation, die es sich unendlich leicht macht.” Damit auch Spiegel Leser es verstehen, erklärt Rushdie, dass es viel bequemer sei, jemandem zum Schweigen zu bringen, als ihn zu konfrontieren und argumentativ zu überzeugen. Der Spiegel fragt nach, ob Rushdie von einem Kulturkampf sprechen würde. Salman Rushdies Antwort: “Was sonst? Eine der Sachen, bei denen Karl Marx sich geirrt hat, war sein ‘Primat der Ökonomie’. Langsam merken wir, dass es ein Primat der Kultur gibt. Was bringt die Menschen heute am meisten auf die Palme, worum kämpfen sie bis aufs Blut? Kulturelle Fragen, nicht ökonomische Fragen. Menschen wählen sogar gegen ihre ökonomischen Interessen, wenn es in ihrem kulturellen Interesse liegt.”
Text Rumen Milkow

Zurück in Bulgarien (090) – “Grillen erlaubt”

In Bulgarien ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist, und selbst wenn etwas ausdrücklich verboten ist, passiert in aller Regel nichts, wenn man es trotzdem tut. In Deutschland ist es einmal mehr genau umgedreht. Nur was ausdrücklich erlaubt ist, ist auch erlaubt, wobei man nie sicher sein kann, dass nicht ein aufmerksamer Bürger sich doch daran stört und die Polizei ruft. Dass diese auch wirklich kommt, ist nicht mehr gewiss in Deutschland, wie so vieles nicht mehr sicher ist im einstigen Sicherheitsparadies. Für den Fall, dass die Polizei nicht kommt, gibt es jetzt Meldestellen. Die Zentrale des Irrenhauses Deutschland geht mit seinem “Berliner Register” einmal mehr voran, ich hatte hier darüber berichtet. In der DDR sagten wir, wenn die Partei einen Idioten suchte, der irgendeine Kampagne vorantreiben soll: “Hannemann, geh du voran!” Heute muss man niemanden mehr dazu auffordern, voran zu gehen. Im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat, ist nicht nur alles besser, sondern auch die Dummen dümmer. Sie melden sich einfach selbst. Neuerdings wird auch der ein oder andere Grill gemeldet in Deutschland, denn Grillen ist einer der größte Klimakiller vor dem Herrn, gleich hinter Kindern. Dass es mit den Kindern bergab geht in der Heimat, das besorgt mich dann doch etwas. Wer soll dann in Zukunft noch all die verbotenen Sachen melden, die bekanntlich den größten Spaß machen, beispielsweise zu grillen. Vergangene Woche habe ich gleich dreimal gegrillt, so oft wie in den letzten drei Jahren nicht. Dass ich dreimal in einer Woche gegrillt habe, lag an meinen deutschen Gastarbeitern. Die waren nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Grillen gekommen. In Süddeutschland, wo sie herkamen, ist es mit dem Grillen genauso wie mit dem warm Duschen. Nur noch fünf Minuten sind erlaubt. Erschwerend hinzu kommt, dass auf dem Grill meistens Fleisch liegt, das auch nicht gut fürs Klima ist. Bis nach Bulgarien ist noch nichts von alledem gedrungen. Wer zu mir kommt, soll auch bitte nichts vom neuesten woken oder queeren Scheiß mitbringen, sondern einfach nur Fleisch für den Grill. Auch wenn ich in Bulgarien praktisch zum Vegetarier geworden bin, esse ich hin und wieder etwas Fleisch dazu.

 Fotos&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (089) – “Anständig bleiben”

So sieht es bei mir auf der Straße aus, genauer am Straßenrand. Ich komme drauf, weil ich gerade Bilder von Berliner Straßen und Plätzen sehe, auf denen ich einst zu hause war. Auf diesen Bildern geht es heiß her, und das nicht nur, weil Mülltonnen brennen. Auf meiner Straße hier, sie heißt “Auf dem Grat” (womit der des Balkangebirges gemeint ist), geht es dagegen gemächlich zu. Ab und zu kommt ein Auto vorbei und am Straßenrand weiden Schafe. Kaum vorstellbar, dass von hier ein Krieg ausgeht. Kriege gehen und gingen immer nur von großen Städten aus, wo Menschen wie in Berlin in Mietskasernen leben. Der Begriff Mietskaserne bekommt so nochmal eine ganz andere Bedeutung. Auch Siegesparaden finden immer nur in großen Städten statt, wo am Straßenrand Menschen jubeln und nicht Schafe weiden. – Das eine, kleine Schaf bei mir am Wegesrand ist ganz offensichtlich aus der Art geschlagen. Die Farbgebung seines Fells erinnert an eine Kuh und auch an das bekannte schwarze Schaf. Das bringt mich zu der Frage, wann und wo auf den Berliner Straßen mit dem Aufstand der Anständigen gegen Krieg und vor allem gegen Antisemitismus zu rechnen ist. Auf den Bildern im Netz sind immer nur Berliner Polizisten und Israel hassende Palästinenser zu sehen. Von letzteren behaupten einige sogar, dass deutsche Medien lügen würden. Das muss man sich mal vorstellen! Damit die noch in der Hauptstadt des deutschen Irrenhauses verbliebenen Anständigen dagegen aufstehen, muss es wohl erst ein kostenloses Grönemeyer-Konzert oder so geben, am besten mit einer Wurst für lau dazu. Schafen hier reicht ein wenig Grün am Straßenrand, um anständig zu grasen.

Foto&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (088) – “Gastarbeiter auf Probe”

Meine deutschen Gastarbeiter sind in der Heimat Meister, was aber nicht bedeutet, dass sie hier in Bulgarien auch Maistor sind. Umgekehrt ist es ja auch nicht so, eher umgedreht. Ein bulgarischer Maistor ist in Deutschland auf keinen Fall Meister. Im Normalfall ist er einfach nur Arbeiter. Im dümmsten Fall ist er gar nichts. Das ist wie früher mit der DDR. Da wurde in der alten Bundesrepublik ja auch nicht alles anerkannt. Den Veterinäringenieur, was ich in der DDR studiert hatte, gibt es beispielsweise gar nicht. Doch zurück zu meinen deutschen Gastarbeitern. Einer von ihnen hat hier zum ersten Mal mit Lehm gearbeitet. Dafür, dass er zum ersten Mal mit Lehm gearbeitet hat, hat er meine Decke im Flur (Foto) gut hinbekommen. Dort war der alten Lehm nach einem Wasserschaden, der viele Jahre zurück liegt, im Frühjahr während meiner Abwesenheit runter gekommen. Ich hatte hier darüber geschrieben. Das schöne an Lehm ist, dass man ihn wieder verarbeiten kann. Das hatte ich in der Zwischenzeit in Erfahrung gebracht, auch Leser meines Blogs hatten mich dafür mit Informationen versorgt. Ich musste also kein neues Material kaufen. Mein deutscher Gastarbeiter konnte also sogleich anfangen. Da der Lehm an meiner Decke bis zu sechs Zentimeter dick ist, hat das Anbringen des alten und jetzt neuen Lehms zwei Tage in Anspruch genommen. Die erste Schicht musste erst trocknen oder zumindest antrocknen, bevor die zweite aufgetragen werden konnte. Das Anbringen der ersten Schicht hat nicht nur deswegen so lange gedauert, weil mein deutscher Gastarbeiter noch nie mit Lehm gearbeitet hat, sondern auch deswegen, weil Dinge in den Lehm eingearbeitet werden mussten, damit dieser nicht gleich wieder herunter fällt. Welche Dinge das waren, ist mein Geheimnis, so wie die Rezeptur von Coca Cola das Geheimnis von Coca Cola ist. Im Gegensatz zu Coca Cola teile ich aber gerne meine Wissen. Du musst mir dazu nur eine e-mail schreiben. Du kannst mir ebenfalls schreiben, wenn auch Du Gastarbeiter auf Probe in Bulgarien werden möchtest. Damit solltest Du dich allerdings beeilen, denn die Warteliste ist lang und wird mit jedem Tag länger. Nach erfolgreichem Abschluss deiner Probezeit stelle ich auch dir gerne ein Zertifikat aus, wie ich es für meine deutschen Gastarbeiter getan habe, die mir die Decke gemacht haben, mit dem Titel: “Deutscher Meister & Bulgarischer Maistor”.

Foto&Text TaxiBerlin