Zurück in Bulgarien (086) – “Deutsche Gastarbeiter”

Hier drei von den vier Gastarbeitern aus Deutschland, die gerade in meiner Hütte schaffen. Die drei im Flur, darunter eine Frau, sind Handwerker. Die vierte Gastarbeiterin schafft in der Küche. Ich schreibe schaffen, weil die vier aus Süddeutschland sind und sich selbst dieses Wortes bedienen. Als Berliner würde ich sonst ganz normal arbeiten sagen, oder besser schwarz arbeiten. Die vier möchten nicht vom deutschen Zoll erkannt werden, deswegen durfte ich sie nur von hinten fotografieren. Mir wäre es egal gewesen, die vier sind sowieso nur Gastarbeiter auf Probe. Gastarbeiter auf Probe bekommen in Bulgarien kein Geld, sondern nur Unterkunft und Verpflegung. Die nächsten Gastarbeiter auf Probe aus Deutschland haben sich bereits für nächste Woche angemeldet. Dass es jetzt Schlag auf Schlag geht mit den Gastarbeitern aus Deutschland liegt daran, dass sich immer mehr Menschen Deutschland nicht mehr leisten können. Wie lange ich noch das Warmwasser in der Dusche und das Holz in meinem Ofen bezahlen kann, darüber denke ich heute nicht nach. Auch weil ich weiß, dass es in Bulgarien immer eine Lösung gibt – für alles. Was das Holz angeht, so ist die beim Bürgermeister bestellte Lieferung bis heute nicht angekommen bei mir. Ich rechne aber noch im Oktober mit ihr, denn am 29. sind Kommunalwahlen in Bulgarien und mein Bürgermeister möchte, dass ich ihn wähle. Übrigens: Nicht nur der deutsche Zoll weiß nichts von meinen Gastarbeitern, sondern auch mein bulgarischer Bürgermeister. Auch in Bulgarien gilt: Der Bürgermeister muss nicht alles wissen. Andersherum gilt das, was mein englischer Freund Jerry immer sagt: Don’t trust the mayor!

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Zurück in Bulgarien (085) – “Rockefeller Preise”

So sieht es aus, wenn einem ein Pferd vors Auto läuft – nicht nur in Bulgarien. Meine Freunde aus der Heimat, die gekommen sind, um mir bei meinem Projekt “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” zu helfen, ist genau dies am Sonntag passiert. Weil wir in Bulgarien sind, dachten sie, dass es ein Wildpferd war, das nach dem Zusammenprall einfach weiter gelaufen ist. Wildpferde gibt es aber auch in Bulgarien schon lange nicht mehr, nur in Romanen. Ich habe neulich noch einen gelesen. Wäre das Wohnmobil so wie früher aus Metall und nicht aus Plastik, wäre das Wohnmobil heil und das Pferd kaputt. So ändern sich die Zeiten. Mit der Versicherung in der Heimat zu dealen, wo das Wohnmobil versichert ist, hat einen Tag gedauert. Das lag daran, dass man in Deutschland den Balkan nicht kennt, dafür irgendwelche deutsche Vorgaben hat, die man denkt abarbeiten zu können. Ein durch die deutsche Versicherung vermittelter Abschleppdienst in Bulgarien wollte für 150 Kilometer gleich mal 1.000 Euro haben. Auch das ist die Wahrheit. Wenn man in Bulgarien den reichen Deutschen riecht, und man riecht ihn bereits aus 150 Kilometer Entfernung, werden gleich mal Rockefeller Preise aufgerufen. Da wir die 1.000 Euro selbst bezahlen sollten, bei Zusammenstößen mit Tieren zahlt die deutsche Versicherung nicht, haben wir es vorgezogen das Wohnmobil zu schieben, was auch nochmal einen Tag gedauert hat.

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Zurück in Bulgarien (084) – “Eine kleine Wanze”

Das Lied von der kleinen Wanze, die auf der Mauer auf der Lauer sitzt, stammt nicht aus der DDR, was viele vielleicht vermuten. Würde man in der Heimat seine eigene Geschichte kennen, in dem Fall der Musik, wüsste man das. Das Lied von der kleinen Wanze ist ein Bayrisches Kinderlied vom Ende des 19.  Jahrhunderts, das ab Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Schlesien, Sachsen, Württemberg und Baden gesungen wurde. Der Bulgare wüsste das, wäre das Lied von der kleinen Wanze ein bulgarisches Kinderlied. In Bulgarien sitzt die kleine Wanze nicht auf der Mauer auf der Lauer, in Bulgarien gab keine Mauer. In Bulgarien versucht die kleine Wanze am Ende des Sommers, also jetzt, immer ins Haus einzudringen. Das weiß sogar ich, obwohl ich nur Halbbulgare bin. Auch bekannt ist, dass Wanzen Insekten sind, und dass Insekten seit Januar dieses Jahres als “neuartiges Lebensmittel” in der EU zugelassen sind. Wanzen gehören übrigens zur Ordnung der Schnabelkerfe. Von den weltweit 40.000 bekannten Wanzenarten leben in Europa etwa 3.000 und in Deutschland knapp 900. In Bulgarien dominieren die so genannten Stinkwanzen, die eine unangenehmen Geruch absondern, wenn man sie zerdrückt. In dem Moment ist das nicht schön, aber vielleicht schützt es davor, dass uns Wanzen im Essen untergejubelt werden. Möglicherweise hat man aber auch schon ein Gegengift, besser einen Gegenduft gefunden, wer weiß. Am Ende weiß man über den Anteil von Wanzen im Essen genauso wenig wie über die Herkunft des Lieds von der kleinen Wanze und vielen anderen Dingen auch, nämlich Nichts.

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Zurück in Bulgarien (083) – “Barby in Bulgarien”

Gestern war ich zum ersten Mal im Chitalishte (читалище) des Nachbarorts, um mir “Barby” angesehen. Ein Chitalishte ist ein Gemeindezentrum, welches man am ehesten mit einem (Kreis-)Kulturhaus in der DDR vergleichen kann, mit einem Unterschied: Ein Chitalishte in Bulgarien verfügte früher in aller Regel auch über eine Ausleihbibliothek. Im Chitalishte meines Nachbarorts gibt es einen großen Kinosaal mit zwar neuen, allerdings unbequemen Sitzen und wenig Beinfreiheit. Im Foyer warteten neben meinem Schriftstellerkollegen aus Deutschland und mir noch knapp 30 angehende Barbys, die sich ebenso wie wir den Neuesten heißen Scheiß aus Amerika ansehen wollten. Der Eintritt kostete neun Lewa (4,50€), was für die bulgarische Provinz ganz ordentlich ist. Dafür konnte man im Foyer kostenlos Fotos machen im Barby-Fenster (oben) und auch mit einem femininen bzw. weiblichen Tod (unten). Der Film “Barby” beginnt in Barbyland, in dem die Frauen an der Macht und die Männer Witzfiguren sind. Obwohl alles so schön sein könnte, ist irgendetwas nicht in Ordnung, weswegen Barby sich aufmacht in die reale Welt und ins richtige Leben. Zurück in Barbyland ist sie mit dem “richtigen Leben” konfrontiert, denn die Männer haben dort die Macht übernommen. Was ist zu tun, fragt sich daraufhin Barby und mit ihr alle Barbys im Barbyland, wo alle weiblichen Wesen Barby und alle männlichen Ken heißen. Andere Geschlechter gibt es im Barbyland nicht, wobei weibliches und auch männliches Geschlecht nicht ganz richtig ist. Denn Barby hat keine Vagina und Ken keinen Penis (und somit auch keine Eier – Anmerkung des Autors), was wir erwachsene Autoren und mit uns alle angehenden Barbys der Region im Alter zwischen drei und dreizehn Jahren zuvor aus dem Munde von Barby erfahren haben. Der Plan der Barbys zur Rückeroberung ihrer Macht in Barbyland ist perfide. Die ihrer Meinung nach gebrainwashten Kens sollen rück-gebrainwashed werden. Dazu nimmt sich jede Barby einen Ken und verspricht diesem mit ihm zusammensein zu wollen, was aber eine Lüge ist. Die Barbys sagen das nur, um die Männer gegeneinander aufzuhetzen, damit diese in den Krieg ziehen, ebenfalls gegeneinander – gegen wen denn sonst?! (Parallelen zu aktuellen Kriegen sind rein zufällig – noch eine Anmerkung des Autors) Der Plan geht auf, während die Kens sich bekriegen, sind die Barbys zurück an der Macht. Nun erfolgt ein Tribunal über die Schlechtigkeit Kens (der ja nur schlecht war, weil die Barbys dies so wollten – eine letzte Anmerkung des Autors), in dessen Folge Ken die Auflage bekommt herauszufinden, wer er wirklich ist. Barby muss dies nicht, oder zumindest nicht offiziell. Offiziell verabschiedet sie sich aus Barbyland, um in die richtige Welt zurückzukehren. Um nun für sich herauszufinden, wer sie selber ist, geht sie dort als erstes zum Gynäkologen, also zum Frauenarzt. Damit endet der Film, sowohl für die beiden erwachsenen Autoren aus Deutschland, als auch für alle angehenden Barbys im Alter zwischen drei und dreizehn Jahren der Region.

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Zurück in Bulgarien (082) – “Noch ist Bulgarien nicht verloren – oder doch?”

Gestern, ich war gerade auf dem Weg zum Basar, ist plötzlich eine ältere Frau vor mir zusammengebrochen. Ich hatte sie zuvor angesprochen gehabt, wie es ihr geht, weil sie sich an einem Lichtmast festgehalten hatte. “Schlecht” sagte sie, und dann sackte sie auch schon zusammen. Aufgrund der enormen Abwanderung im Nordwesten Bulgariens, der ärmsten Region des Landes und vermutlich auch der EU, sind praktisch nur noch Alte hier verblieben. Trotzdem stand plötzlich ein junger Mann neben mir und auch eine Frau, die in meinem Alter oder etwas älter gewesen sein dürfte. Wir erfuhren, dass die Frau den ganzen Morgen noch nichts gegessen hatte. Der Grund dafür war nach eigenen Angaben ein Unwohlsein der älteren Dame gewesen, die sich für den Basar chic gemacht hatte. Das ist üblich so, dass man seine besten Sachen anzieht, wenn man zum Markt geht. Auch wenn man sich oft nur sehr langsam, gebeugt und mit einem Stock in der Hand dorthin bewegt. Der Basar ist der Höhepunkt der Woche. Denkt man sich den Basar weg, könnte man die Veranstaltung auch für eine Rentner-Messe halten. Jetzt lag eine Rentnerin mit ihren besten Sachen auf der Straße. Die Frau, die den Kopf der Alten in der einen Hand hielt, versuchte mit der anderen ihre Kleidung zu ordnen. Die Alte sah jetzt etwas besser aus, ihre Gesichtsfarbe war aber immer noch ungesund. Der junge Mann, der im Vorbeifahren die Frau zusammenbrechen gesehen und daraufhin sogleich angehalten hatte, bot sich an, sie nach hause zu fahren. Die Alte nahm das Angebot dankend an, sie würde auch nicht weit weg wohnen. Ihr beim Aufstehen zu helfen, damit sollten wir noch einen Moment warten. Die Uhren ticken wirklich anders auf dem Balkan. Irgendwann saß sie beim dem Mann im Auto, die andere nahm noch ihren Rock aus der Tür, bevor sie diese von außen schloss. Bulgarien ist noch nicht verloren. Es gibt noch junge Männer, die anhalten, wenn alte Frauen auf der Straße zusammenbrechen. Bei den Krankenschwestern sieht es weniger gut aus. Bulgarien gehört zu den Ländern in der EU mit der geringsten Anzahl von Krankenschwestern pro Einwohner. Während im Durchschnitt etwa 900 Krankenschwestern auf 100.000 Menschen kommen, sind es in dem Balkanland nur 421. Hinzu kommt, dass das Durchschnittsalter einer bulgarischen Krankenschwester bei 58 Jahren liegt. Angesichts dieser aktuellen Zahlen bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob Bulgarien noch nicht verloren ist.

 

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Zurück in Bulgarien (081) – “Im Schlafland”

Neulich in Sofia ist mir das passiert, was mir regelmäßig in Bulgarien passiert, weswegen ich darüber schreiben möchte. Ich lerne einen Bulgaren kennen, in dem Fall eine Bulgarin. Sie ist Anfang Vierzig, hat viele Jahre im Ausland gelebt, hier war es Spanien, wo sie auch studiert hat. Genauso wie ich ist auch sie vor einiger Zeit nach Bulgarien in ihrem Fall zurück gekommen. Irgendwann kommen wir auf Corona zu sprechen, was in Bulgarien kein Tabu sondern ganz normal ist, und sie sagt mir, dass sie von Anfang an nicht an die Corona-Geschichte geglaubt hat. Demzufolge hat sie sich ebenso wie ich nicht impfen lassen mit einem Impfstoff, der diesen Namen nicht verdient. Wie gesagt, dies ist kein Einzelfall sondern Alltag in Bulgarien. Im Gegensatz zu Berlin, wo das Thema bis heute von den allermeisten gemieden wird, wie ich im Sommer erneut feststellen musste, als ich zwei Monate in der Stadt war. Wenn das Thema dann doch einmal auf den Tisch kommt, tun sich unversehens Gräben auf, ist man als jemand, der es genauso sieht wie besagte Bulgarin sogleich raus, praktisch Persona non grata. Und das verstehe ich nicht, vor allem auch angesichts der nicht mehr zu übersehenden Collateralschäden der so genannten Impfung. Bis heute schlafen im woken Berlin viele noch wie im Schlafwagen. Auch hier ist es mal wieder umgedreht. Es ist keine Übertreibung: Man trifft in Bulgarien mehr wache Menschen als im angeblich wachen Berlin.

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Zurück in Bulgarien (080) – “Zugrundegehen lernen”

Bulgarien ist Deutschland nicht nur was die Uhrzeit angeht voraus (immerhin eine ganze Stunde), sondern auch was den Zustand des Landes betrifft. Die Welt, wie wir sie kennen, ist dabei unterzugehen. All die gewohnten Sicherheiten wie die Rente, die angeblich sicher ist, über Kranken- und Sozialversicherung, bis hin zum Dach über dem Kopf, das sich immer weniger Menschen in der Heimat noch leisten können. Auch in Bulgarien ist das Dach über dem Kopf alles andere als sicher, wie das Haus gegenüber meiner Hütte mir jeden Tag aufs Neue veranschaulicht. Immerhin, das Haus gehörte dem, der drin wohnte. Seine Nachkommen sind seit Jahren in aller Welt verstreut, darunter auch in Deutschland, weil sie in Bulgarien kein Auskommen mehr für ein halbwegs normales Leben fanden. Die Rückkehr ist für sie insoweit versperrt, weil ihnen hier das Dach über dem Kopf von der Natur genommen wurde. Ein Grund, warum ich hier bin – vielleicht der wichtigste. Ich will sicher gehen, dass die Natur nicht auch mir das Dach über dem Kopf nimmt. Bisher ist mir das halbwegs gelungen. Was der morgige Tag bringt, werde ich sehen. Woran ich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit immer öfter denken muss, ist dieses Zitat von Goethe: “Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.” – Das Zugrundegehen ist demnach etwas Natürliches, zum Leben Dazugehörendes. Bulgarien ist nicht nur der ideale Ort, Achtsamkeit zu lernen, sondern auch das Zugrundegehen. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Jeder kann es lernen. Und viele müssen es wohl auch.

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Zurück in Bulgarien (079) – “Heizsaison eröffnet”

Die Heizsaison ist nun auch offiziell eröffnet bei mir. Habe ich bisher nur einmal am Abend zum Duschen kurz angeheizt, heize ich nun auch am Morgen, aber auch nur kurz. Nur kurz deswegen, weil im Normalfall die Sonne mein nach Süden gelegenes Wohnzimmer aufheizt, auch im Winter. Wie man sieht, verbrenne ich nur Kleinkram, also Äste und Zweige, und das von mir Gehäckselte. Normalerweise würde ich das im Garten verwenden, aber da ich dieses Jahr so viel unterwegs war, habe ich nichts angebaut wie im letzten Jahr, weder Tomaten noch Gurken. Was größere Stücke Brennholz angeht, so warte ich noch auf die Lieferung. Und das, obwohl sich der Preis im Vergleich zum letzten Jahr praktisch verdoppelt hat. Die Leute kaufen jetzt trotzdem mehr, weil sie einen weiteren Preisanstieg erwarten. Obwohl ich direkt beim Bürgermeister bestellt habe, ist bis heute kein Holz bei mir angekommen. Deswegen ziehe ich immer wieder los so wie gestern und sammle Holz ein. Es liegt genug davon herum, fast so viel wie Müll herumliegt in Bulgarien.
PS: Die Backsteine im und den Feldstein auf dem Ofen heize ich auf, um sie später als Wärmespender mit ins Bett zu nehmen, aber erst wenn es richtig Winter ist.

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Zurück in Bulgarien (078) – “Holz oder Müll”

Bin ich früher losgezogen und habe meditativ Müll eingesammelt, sammle ich aktuell Holz ein. Gerade bin ich rein von draußen, wo obiges Foto entstanden ist, mit zwei schweren Säcken voll Holz. Ich bin richtig ins Schwitzen gekommen beim Holz einsammeln, was gar nicht so geplant war. Jedenfalls musste ich nach dem Holz einsammeln duschen. Genauer Sommerduschen, also draußen. Das war zugegeben etwas frisch, aber wenn man vorher seine Hütte anheizt*, ist das super. Ein bisschen wie Sauna, nur ohne Heizkabine. Obwohl, in meinem Wohnzimmer sind jetzt auch schon wieder 25 Grad. Fast schon wieder zu warm, weswegen ich das Feuer einfach ausgehen lasse. Das mit dem Müll einsammeln ist übrigens nicht vorbei. Müll gibt es immer noch jede Menge in Bulgarien. Aber auch was das Sammeln von Sachen angeht, muss man mit der Zeit gehen – mit der Jahreszeit.

* Deswegen sammle ich Holz – zum Heizen. Das wichtigste wieder fast vergessen.

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Meine Erfahrungen mit “Prof. Dr. Kokolores”

Ich gehöre zu der Generation, die 1989 in der DDR auf die Straße gegangen ist, damit sie sich die Welt ansehen kann, um nicht weiter einer Weltanschauung folgen zu müssen. Dass Menschen noch einmal einer einzigen Anschauung folgen würden, ohne sich ihr eigenes Bild zu machen, habe ich mir selbst in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können. Dass die eine, einzige Wahrheit ausgerechnet bei Spiegel & Co stehen würde, übersteigt bis heute mein Vorstellungsvermögen. Und doch ist genau das seit Jahren die Realität in Deutschland. Auch um wirklich sicher zu sein, dass das, was im Spiegel steht, mit “Sagen, was ist”, dem Credo des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein, nichts zu tun hat, bin ich im Frühjahr nach Deutschland gekommen. Im April habe ich einen viertägigen Journalisten-Kurs in der Oberpfalz bei Michael Meyen besucht. Im Mai betitelte der Spiegel ihn und andere als “Prof. Dr. Kokolores”, was die meisten in Deutschland glauben. Das ist zumindest mein Eindruck. Für den Rest, der nicht alles glaubt, was im Spiegel steht oder was ARD & ZDF berichten, habe ich meine Erfahrungen mit Michael Meyen aufgeschrieben, die heute unter dem Titel “Der Umstrittene” veröffentlicht wurden.

Text RumenMilkow