Zurück in Bulgarien (043) – “Brennnesselsuppe”

Die kräftigsten Brennnesseln gibt es natürlich im Frühjahr. Aber die Brennnesseln im Herbst sind auch nicht von schlechten Eltern, zumindest in Bulgarien. Man zieht sich auf jeden Fall besser Handschuhe an, wenn man sie schneidet, um daraus eine Suppe zu machen. Brennnesselsuppe ist gar nicht schwer, man braucht dazu neben den Brennnesseln nur noch Kartoffeln, Zwiebeln und etwas Öl bzw. Butter. Zuerst werden die Zwiebeln angeschmort, dann kommen die Brennnesseln dazu und danach die Kartoffeln mit etwas Wasser oder besser Gemüsebrühe. Das ganze köchelt im geschlossenen Topf so lange vor sich hin, bis die Kartoffeln durch sind. Zum Schluss setzt man den Pürierstab oder auch Stabmixer an. Jetzt kann man die Suppe schon essen. Man braucht dafür wieder die Handschuhe, diesmal im Mund.

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Amerikas Stellvertreterkrieg – Zum Amtsenthebungsverfahren gegen Joe Biden


Während in Deutschland immer und überall von “Putins Angriffskrieg” die Rede ist, wird in Bulgarien derselbe Krieg “Amerikas Stellvertreterkrieg” genannt. Da mit Amerika die USA gemeint sind, wird auch gerne “Bidens Stellvertreterkrieg” verwendet. In Bulgarien ist nicht immer alles umgedreht, sondern man hat auch mehr Phantasie. Dass jetzt plötzlich von einer “Kultur der Korruption” im Zusammenhang mit dem noch amtierenden Präsidenten der USA Joe Biden gesprochen wird, mag den ein oder anderen in Deutschland überraschen. In Bulgarien überrascht dies niemanden. In Bulgarien weiß man auch, dass Biden den Krieg in der Ukraine schon morgen beenden könnte, wenn er es wollte. Natürlich wird das Amtsenthebungsverfahren gegen Joe Biden keinen Erfolg haben, auch das weiß man in Bulgarien. Eher fällt der Mann, der mit jedem Tag größere Schwierigkeiten hat, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, einfach tot um.

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Ein von allen guten Geistern verlassenes Land

Im Vorgängerbeitrag hatte ich geschrieben, dass Deutschland ein von allen guten Geistern verlassenes Land ist. Als wäre dies nicht schlimm genug, ist auch hier Berlin als Hauptstadt des Politisch Korrekten einmal mehr das Epizentrum. Meldestellen kannte ich bisher nur aus der DDR. Zu diesen Meldestellen der Volkspolizei mussten unsere West-Berliner Verwandten immer, wenn sie uns besuchten. Die aktuellen Meldestellen in der deutschen Hauptstadt, auf deren Straßen und Plätze ich viele Jahre zu hause war, heißen “Berliner Register”. Was man dort alles anonym melden kann, das erklärt Kolja im obigen Beitrag. Wird man als “Nazi” beschimpft, kann man das beispielsweise nicht melden, was sich mit meiner persönlichen Erfahrung deckt. Als ich vor Jahren einmal in Berlin von der Antifa, besser “Antifa”, als “Nazi” bezeichnet wurde, konnte mir die herbeigerufene Polizei nicht sagen, ob “Nazi” eine Beleidigung ist oder nicht. Als “Nazi” bezeichnet wurde ich von den “Nazi Jägern”, einer trug wirklich eine Jacke mit der Aufschrift “Nazi Hunter”, weil ich mit einer gelben Weste gegen das illegale Agieren von Uber protestiert habe. Als ich den linken Linken meine Beweggründe erklären wollte, wurde ich sogleich unterbrochen und bekam zur Antwort, dass man Taxifahrer bei der “Antifa”, den nützlichen Idioten des Neoliberalismus, noch nie leiden konnte.

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Zurück in Bulgarien (042) – “Verlassen – fast”

Bulgarien ist ein von Menschen verlassenes Land. Im Gegensatz zu Deutschland, das von allen guten Geistern verlassen ist. Die wenigen Menschen, die es noch in Bulgarien gibt, sind Alte, die zu Hause in ihren verfallenden Häusern sitzen und auf den Tod warten. Die jungen Bulgaren sind im Ausland, viele von ihnen in Amerika und Großbritannien, aber auch in Deutschland. Das wiederum, ich erwähnte es bereits, von allen guten Geistern verlassen ist. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass ich die Technik des Selfies erlernen muss, die ich in der Vergangenheit abgelehnt habe, will ich dokumentieren, dass ich noch am Leben bin und darüber hinaus gesund und munter. Ich bin ja auch nicht mehr der jüngste. Dass ich gesund und munter bin, liegt auch daran, dass ich täglich in Mineralwasser bade. Mein Bürgermeister hat dafür vor Jahren ein kleines Mineralbad im Wald für mich bauen lassen. Dort bin ich alleine, sieht man von dem Frosch ab, mit dem ich mir das Becken teile. Vielleicht ist der Frosch gar kein Frosch, sondern ein Märchenprinz. Um das herauszufinden, gehe ich täglich in den Wald. Was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass der Frosch keine Fotos machen kann. Deswegen das Selfie.

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Zurück in Bulgarien (041) – “Das nächste große Ding”

Was das nächste große Ding nach Corona sein wird, darüber habe ich im zweiten Teil meines Interviews mit den Munich Globe Bloggers gesprochen, der heute online gegangen ist. Ein kleines Ding (Foto) habe ich heute auf dem Flohmarkt in Montana gefunden. Und zwar ein Modell eines alten bulgarischen Gepäck-Sattels für Esel in Miniaturform. Dem Model fehlt einzig die Polsterung, vermutlich weil es aus einer Zeit stammt, als man dem Esel nur eine Decke als Polsterung überwarf. Das Modell ist etwa 30 cm lang und 17 cm hoch, ich habe gerade noch einmal nachgemessen. Das schwierigste sind die gekrümmten oberen Verstrebungen. Dafür hatte der Meister, der damals den Sattel für meine Eselin Raine Velitshka gemacht hat, eine spezielle Vorrichtung, in die er das Holz einspannte, damit es krumm wird und auch bleibt. Ich habe mit vielen Eselhaltern über verschiedene Esel-Sattel gesprochen. Alle sind, nachdem sie unterschiedliche Gepäck-Sattel an ihren Eseln ausprobiert hatten, auf dieses traditionelle Model zurückgekommen. 

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Ohne FBI & CIA – Kein 11. September!

Ohne FBI & CIA kein 11. September! Gemeint ist natürlich der 11. September 1973. An diesem Tag gab es in Chile einen Militärputsch, den ich als Siebenjähriger live am Radio mitverfolgt habe. Praktisch so wie beim 11. September 2001, bloß ohne Bilder. Die liefert obiger ARTE Beitrag samt den Verstrickungen der USA in diesen Staatsstreich. Seither hat sich viel getan. Die USA sind ein Hort des Guten und der Philanthropen, also der Menschenfreunde, geworden, die mir sagen: Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt – und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
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Zurück in Bulgarien (040) – “Nochmal Buchmesse”

Erst einmal musste ich Geld tauschen. Ich bezahle immer alles bar. Wer heute mit Karte bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn es morgen kein Bargeld mehr gibt. Bevor ich mich vor der Wechselstube in die Schlange einreihte, war ich in drei Banken. Die erste konnte kein Geld wechseln, weil Rentenauszahltag war. Die beiden anderen wollten eine Gebühr von zehn bzw. sechs Lewa (fünf bzw. drei Euro).

In der Wechselstube gibt es keine Gebühr. Deswegen gibt es die Schlange davor. Der Kurs zum Euro liegt stabil bei etwa 2:1. Um genau zu sein, hat der Lewa den Wert der D-Mark. Der ein oder andere erinnert sich: für 1,95 D-Mark bekam man einen Euro. Das englische Pfund ist etwas mehr wert. Ich komme später auf das englische Pfund zurück.
Auf der Buchmesse in Sofia wurden auch diese drei Bände von Yuval Noah Harari angeboten. Ich kann die Bücher des israelisches Historikers, Zauberlehrlings von Klaus Schwab und modernen Frankensteins, nur wärmstens empfehlen. Vor allem, damit später niemand sagen kann, er respektive sie hätte wieder von nichts gewusst.

Originalpreis der Trilogie des Grauens sind 32,99 englische Pfund, was eigentlich 75 Lewa sind. Nicht so auf der Buchmesse in Sofia. Dort sind die drei Machwerke, die man am besten nur mit Mundschutz und Handschuhe liest, für 49,- Lewa zu haben.

Auch der schwäbische Bestseller “Spare” von Prinz Harry gibt es mit zehn Prozent Rabatt. Der vielleicht größte Unterschied zu Deutschland: die nicht existierende Buchpreisbindung in Bulgarien. (In der Regel hat jedes Buch einen auf der Rückseite angegebenen Preis, an den sich die Buchverkäufer auch halten. Die Buchmesse ist eine Ausnahme. Ein Grund dafür, dass sie so gut besucht ist.)

Ein weiterer Unterschied ist, dass man sich in Deutschland – im Unterschied zu Bulgarien – schon aufs erneute Nichtstun im Lockdown vorbereitet. Eine Besucherin der Buchmesse trug bereits das passende T-Shirt dazu. Der Spiegel rief auch schon auf: “Holt die Masken wieder raus!”. Aus dem Artikel geht ebenfalls hervor, dass man sich auch wieder impfen lassen soll. Die Deutschland Diagnose des Therapeuten meines Vertrauens Deutschland lautet: “Eine schwer erkrankte Gesellschaft”. Hans-Joachim Maaz weiter: “Mit Wahnkranken kann man nicht mehr reden.” – So auch meine Erfahrung der vergangenen Tage und Wochen.
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Zurück in Bulgarien (039) – “Auf der Buchmesse”

Auf dem Boulevard Vitosha

Gestern und auch heute war ich auf der Buchmesse auf dem Boulevard Vitosha in Sofia. Der Boulevard Vitosha ist vielleicht am ehesten mit dem Kurfürstendamm vergleichbar. Es geht auch dort viel ums Sehen und Gesehen werden. Und so war es auf der Buchmesse gestern und heute. Ein echter Hingucker war der Jutebeutel mit dem bekannten Orwell-Zitat aus “1984”, das aktueller denn je ist und auf deutsch “Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Wissen” heißt. Aber noch mehr haben sich die Menschen für die vielen Bücher interessiert, wie das auf Buchmessen üblich ist. Obwohl, jetzt wo ich darüber schreibe, bin ich mir gar nicht sicher, ob es in Deutschland nicht genau umgedreht wäre, wie so vieles immer umgedreht ist als in Bulgarien. Also ob sich in der Heimat die Menschen eventuell mehr für den Jutebeutel als für die Bücher interessieren. Um es herauszufinden, habe ich mir heue einen Jutebeutel auf dem Boulevard Vitosha gekauft, nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen hatte. Den Jutebeutel will ich, wenn ich irgendwann zurück in Berlin sein sollte, auf meinem Bücherstand zusammen mit meinen Büchern auf dem Flohmarkt Boxhagener Platz anbieten. Ich bin schon sehr gespannt zu sehen, wie der Vergleich zwischen Deutschland und Bulgarien ausgeht.

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“Können 100 Ärzte lügen?” – Ein Film von Kai Stuht

Es ist noch gar nicht so lange her, da sah es so aus, als würde es in ganz Deutschland nur einen Arzt und einen Tierarzt geben. Der eine hörte auf den Namen Drosten und der andere auf den Namen Wieler und alle hörten auf die beiden. Eine Situation, die in Bulgarien, wo viele Menschen zwar einfach aber nicht dumm sind, bis heute undenkbar ist. Nun stellt sich heraus, dass es im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat, durchaus auch noch andere Ärzte und auch Ärztinnen gegeben hat und bis heute gibt. Gut, als gelernter Krankenpfleger wusste ich das auch schon vorher. Aber vielen in der Heimat ist das bis heute nicht klar. Das ist zumindest mein Eindruck von aussen. Bevor sie morgen schon wieder mit Maske im Gesicht zur nächsten Impfung trotten, um sich danach brav zu hause einschließen zu lassen – was mir mit Sicherheit nicht passieren wird – empfehle ich sich obigen Film anzuschauen. – “Don’t follow leaders, watch the parkin’ meters!”
Film KaiStuht
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Der kranke Mann in Berlin und Brüssel

Wenn die Amerikanisierung an ihre Grenzen stößt

Bevor das im Vorgängerbeitrag erwähnte Osmanische Reich unterging, zu dem Bulgarien 500 Jahre gehörte, wurde es im Westen “Der kranke Mann am Bosporus” genannt. Nun scheint es so zu sein, dass die Tage Deutschlands, wie wir es kannten, und damit auch Europas gezählt sind. Deswegen “Der kranke Mann in Berlin und Brüssel”. Dafür sprechen an erster Stelle die wirtschaftlichen Zahlen in Deutschland, aber auch das Gefühl vieler Menschen, dass es mit ihrem Land den Bach runter geht. Auch die vielen Putsche, die gerade in Afrika stattfinden, stehen damit in Verbindung. Natürlich geht es da immer auch um Innenpolitik. Mindestens genauso wichtig scheint die außenpolitische Neuorientierung zu sein. Auf den ersten Blick will man weg von Frankreich und damit von Europa. Also das, was der frühere US-Verteidigungsminister Rumsfeld als “Old Europe” bezeichnete. Möglicherweise will man sogar ganz weg vom Westen, inklusive der USA, um sich Richtung China und Russland zu orientieren. Es tritt damit das ein, was die kürzlich verstorbene frühere Bundestagsvizepräsidentin und ehemalige Grüne Antje Vollmer in ihrem politischen Vermächtnis in der Berliner so beschrieb: Wenn mich nicht alles täuscht, steht Europa kurz vor der Phase einer großen Ernüchterung, die das eigene Selbstbild tief erschüttern wird. Für mich aber ist das ein Grund zur Hoffnung. Der so selbstgewisse Westen muss einfach lernen, dass die übrige Welt unser Selbstbild nicht teilt und uns nicht beistehen wird.

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