Zurück in Bulgarien (020) – “Gelber Code”

Im Stadtgarten (“Градска градина”) von Sofia – 1872 angelegter Park mit Springbrunnen und Blumenbeeten, beliebter Treffpunkt für Schachspieler

Bis gestern galt für ganz Bulgarien mit Ausnahme von Sofia der Gelbe Code, was auch ein Grund für meine Fahrt in die bulgarische Hauptstadt war. Der Gelbe Code, der auch für mein Dorf galt, bedeutet, dass die Temperaturen zwischen 36 und 38 Grad liegen. In Sofia lagen sie bei 32 Grad, was wiederum Grüner Code bedeutet. Früher, als es keinen Gelben Code gab, waren die Temperaturen im August in Bulgarien genauso hoch, manchmal sogar noch höher. Ich erinnere an Sommertemperaturen von über 40 Grad. Möglicherweise ein Grund, warum hier niemand vor dem drohenden Hitzetod warnt. So bleibt Zeit für den Deutschen in mir, sich darüber Gedanken zu machen, ob es sich bei obiger Skulptur in einem Springbrunnen in Sofia um Sexismus handelt. Immerhin hat die Skulptur weibliche Formen. Hätte sie männliche, würde niemand auf die Idee kommen, an Sexismus denken. Und hier liegt, so denkt der Bulgare in mir, der Schlüssel beziehungsweise die Lösung. Um sich auch in Zukunft an dieser und ähnlichen Skulpturen zu erfreuen, stellt man einfach vor, dass sich die dargestellte Frau als Mann definiert.

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Zurück in Bulgarien (019) – “Hачалник – Chef de Gare”

Viersprachig in der ersten Klasse Toilette der Bulgarischen Eisenbahn

Die Sprache der Eisenbahn in Bulgarien ist traditionell das Französische, daran hat auch der Sozialismus (nicht Kommunismus!) nichts geändert. Auf den Bahnhöfen äußert sich das so, dass selbst der kleinste Bahnhof einen “Chef de Gare” hat. Sein Büro ist mit “началник” (Natschalnik), also “Vorsteher” und “Chef de Gare” gekennzeichnet. Der “Chef de Gare” gibt das Zeichen, wann der Zug weiter fahren kann. Im Zug selber sind immer noch mindestens zwei Schaffner, die das Zeichen geben, wenn der Bahnhof mal keinen “Chef de Gare” hat, auch das gibt es. Sind ja alle ausgewandert hier oder eben ausgestorben. Die wenigen Verbliebenen fahren selber mit der Bahn und sorgen dort für die Bewässerung und auch Düngung.

Ist die Düngung biologisch, also natürlich wie auf dem Bild oben, werden die Dinge, die dort wachsen, “чистo” (tshisto), also sauber genannt. Bei der bulgarischen Bahn ist das beispielsweise die berühmte bulgarische Rosa Tomate. Allgemein ist die Natur, sind die Pflanzen sehr widerstandsfähig in Bulgarien, genauso wie die Bulgaren. Aus ihrem Widerstand machen sie aber kein großes Gewese, sondern sie tun es einfach. Der gute Mensch tut Gutes, der Gutmensch delegiert die gute Tat.

Selbst auf den Bahnhöfen in Bulgarien wachsen neuerdings Tomaten, und das, obwohl dort der natürliche Dünger eher rar ist, denn steht der Zug an einem Bahnhof, darf die Toilette nicht benutzt werden. Dass die Schilder auf den Toiletten im Zug viersprachig und auch auf Deutsch sind, ist deswegen so, weil die meisten Waggons in der DDR hergestellt wurden, beispielsweise im Waggonbau Dessau.

Ich empfehle, in Bulgarien gar nicht auf Toilette zu gehen, weder auf dem Bahnhof, noch im Zug, und schon gar nicht auf die in der ersten Klasse (Fotos oben und unten). Besser ist es, die Flüssigkeit auszuschwitzen. Das ist auch der Grund, warum in Bulgarien traditionell so viel geschwitzt wird. Also nicht etwa der Hitze wegen, die auch gerade wieder herrscht im Land, wobei die Temperaturen hier noch althergebracht in der Luft gemessen werden und nicht am Boden wie in Deutschland neuerdings. Auch weil sich die meisten kein Deo leisten können, nehmen viele Bulgarien Knoblauch zu sich, um besser zu riechen. Am Anfang ist das etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich rasch daran, genauso wie an die Toiletten. Man kann in Bulgarien auch viel Schweiß riechen, so ist es nicht. Das liegt daran, dass sich einige Bulgaren nicht einmal mehr Knoblauch leisten können, was wiederum damit zu tun hat, dass Knoblauch das natürliche Antibiotikum in Bulgarien ist. Antibiotikum aus der Apotheke können sich nur noch Reiche kaufen, und “Nur der Scheich ist wirklich reich” – auch in Bulgarien.

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Zurück in Bulgarien (018) – “Zugfahren”

Ich bin gestern mit dem Zug in Sofia gewesen, auch um Geld zu sparen, und das, obwohl ich erster Klasse gefahren bin. Erster Klasse bin ich gefahren, weil ich dort einen sicheren Sitzplatz habe, und weil ich es mir leisten kann in Bulgarien. Der Zug fuhr um 7:57 Uhr ab der Stadt Vraca und war genau um 10:00 Uhr in Sofia. Obwohl Vraca nur gut 100 Kilometer von Sofia entfernt ist, braucht der Zug dafür über zwei Stunden, was daran liegt, dass die Gleise, die sich am Fluss Iskar entlang schlängeln, alt und holprig sind, so wie früher im Osten. Dafür gibt es richtig was zu sehen, man fährt fast die ganze Zeit durch die malerische Iskar-Schlucht. Der Fluss Iskar ist der einzige Fluss, der das Balkangebirge durchschneidet. Bevor ich in der ersten Klasse Platz nehmen konnte, musste ich mir den Fahrschein kaufen. Der kostet für Hin- und Rückfahrt 11,85 Lewa, also sechs Euro. Für den Sitzplatz kommen 50 Stotinki hinzu, was 25 Cent sind. In Sofia, und das ist der Haken bei der Geschichte, musste ich erneut zum Schalter, um meinen Fahrschein der zweiten Klasse auf die erste Klasse zu erhöhen. Dass ich nicht auch für die Rückfahrt gleich einen Fahrschein für die erste Klasse kaufen konnte, lag daran, dass ich bei der Hinfahrt noch nicht wusste, welchen Zug ich zurück nehmen werde und Tickets für die erste Klasse nur mit Sitzplatz verkauft werden. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Auch die Zettelwirtschaft (Foto) sieht schlimmer aus, als sie ist. Der mittlere Fahrschein über 1,30 Lewa (65 Cent) ist die Differenz zwischen erster und zweiter Klasse. Dann gibt es einen Null Summen Bon, den ich aber nicht verstehe. Ganz rechts, das ist nochmal die Fahrkarte für den Sitzplatz für 50 Stotinki. Insgesamt habe ich also für Hin- und Rückfahrt erster Klasse nach Sofia 11,85 Lewa + 1,30 Lewa + 2x 50 Stotinki = 14,15 Lewa (etwas mehr als 7 Euro) bezahlt. Sowohl auf der Hin-, als auch bei der Rückfahrt kam der Schaffner vorbei. Es war nicht nur jedes Mal ein anderer, sondern auch mit einer jeweils anderen Kontrollmethode. Der Schaffner auf der Hinfahrt riss den Fahrschein ein, während der auf der Rückfahrt ihn mit einem Kugelschreiber mit blauer Miene durchbohrte. Hinweisen möchte ich noch auf die Stempel auf jedem einzelnen Fahrschein. Die wurden am Schalter per Hand auf den Fahrschein aufgebracht. In Bulgarien gibt noch viel analoge Handarbeit, und das nicht nur bei der Bahn. Ich finde das nicht schlimm. Ganz im Gegenteil find ich Handarbeit geil, vor allem wenn ich sie mir leisten kann.

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Zurück in Bulgarien (017) – “Berlin in Bulgarien”

Sowjetisches Ehrenmal in Sofia und in Berlin

Gestern war ich für einen Tag in Sofia, auch um mal was anderes als immer nur alte Leute und verfallende oder bereits in sich zusammengefallene Häuser zu sehen. Da ich zuvor im Radio von einem Protest vor dem Denkmal für die Sowjetische Armee im Herzen der bulgarischen Hauptstadt in Form von Zelten, was in Bulgarien Tradition hat, gehört hatte, habe ich mir diesen Protest angesehen und mit den Leuten vor Ort gesprochen. Insgesamt waren knapp zehn Zelte vor dem Denkmal aufgebaut und etwa genauso viele Protestierende saßen unter einem Sonnenschutz davor. Der Protest richtet sich gegen die Idee, das Denkmal für die Sowjetische Armee abzureißen und es irgendwo bei Dimitrowgrad unweit der Grenze zur Türkei in einem “Museum des Kommunismus” wieder aufzubauen. Unter den Protestierenden war auch eine Frau um die Sechzig, die, wie sie mir erklärte, einige Zeit im Ausland gelebt hat, unter anderem auch in Deutschland. Auch wenn dies nicht in Berlin, sondern in Leverkusen war, wusste sie, dass es in Berlin drei Denkmäler für die Sowjetische Armee gibt. Der Protest weist mittels Plakaten auf den Umstand hin. Neben dem Ehrenmal der Sowjetischen Armee an der Straße des 17. Juni in West-Berlin (Foto), gab es auch Plakate von ähnlichen Denkmälern beispielsweise in Wien. Weder in Wien, noch in Berlin ist man bisher auf die Idee gekommen, diese Denkmäler abzureißen. In Sofia schon, was wohl auch zu dem Kapitel gehört, dass in Bulgarien vieles anders ist. Die Frau erklärte mir, dass der Protest zwar von der linken Koalition “Lewizata!” und der Partei “Wiedergeburt” organisiert ist, sie aber als bulgarische Staatsbürgerin und Einwohnerin von Sofia hier sei. Für den Erhalt des Denkmals ist sie, weil es ein Teil der bulgarischen Geschichte sei. Das Denkmal abzureißen ist für sie gleichbedeutend mit dem Umschreiben der Geschichte ihres Landes. In Berlin ist dies beispielsweise mit dem Palast der Republik geschehen, fällt mir gerade ein. Zum Glück gab es in “Erichs Lampenladen” zu viel von dem gefährlichen Asbest, so dass der Abriss kein Umschreiben der Geschichte war, sondern nur zu unserer Sicherheit geschah.

Teilweise zerstörte Inschrift

Sonnenschutz mit Protestierenden

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Zurück in Bulgarien (016) – “Sommerdusche”

Meine Sommerdusche

Wie viele Bulgaren war mein Vater ein großer Fan der Sommerdusche. Früher, als Kind und auch später als Heranwachsender, habe ich das nie verstanden. Was ist so toll an einer Sommerdusche, wenn ich zuhause im Bad eine richtige Dusche mit warmen Wasser rund um die Uhr habe? Spätestens seit ich selbst eine eigene Sommerdusche in Bulgarien habe, und die habe ich seit über 20 Jahren, verstehe ich meinen Vater viel besser. Und das, obwohl man so eine Sommerdusche nur von April bis Oktober nutzen kann. Und auch, wenn das Wasser nicht immer warm ist. Nach der Sauna spüle ich mich schließlich auch nicht mit warmem Wasser ab. Denn wenn ich auch nur etwas draußen gearbeitet habe, ist mir praktisch so warm wie nach der Sauna. Überhaupt halte ich tägliches Duschen für übertrieben, womit ich nicht alleine dastehe. Hat Wirtschaftsminister Habeck nicht neulich noch dasselbe gesagt? Warum täglich duschen, wenn man den ganzen Tag nichts anderes gemacht hat als vorm Monitor zu sitzen, und das vielleicht noch in einem klimatisierten Raum? Ich habe keine Klimaanlage. Meine Klimaanlage ist meine Sommerdusche. Und noch etwas ist anders. Mein Wasser ist weich. Dadurch verbrauche ich weniger, denn die Seife spült sich viel schneller raus. Man merkt das auch, wenn man Wäsche wäscht, dass man weniger Waschmittel braucht. Das harte, weil kalkreiche Wasser in Berlin ist für sensitive Menschen wie mich eine Zumutung. Aber das beste kommt noch bei meiner Sommerdusche, und das ist der Blick aufs Gebirge. Die Werbung für Irischer Frühling Deo und auch die für Irischer Frühling Duschgel ist ein Scheißdreck gegen meine Bulgarische Sommerdusche mit Ausblick.

mit Ausblick

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Nachrichten aus einem Land im Niedergang – Heute: Spiegel Neusprech

Der richtige Ort für die Printausgabe
In Bulgarien wischt man sich den Hintern traditionell mit Zeitungspapier ab
Aus alter Tradition, aber vor allem, damit ich weiß, was ich heute wieder denken soll, schaue ich immer wieder bei Spiegel Online vorbei, wo ich aber nur noch die Kommentare lese. Diese sind nun seit einiger Zeit abgeschaltet, zumindest für mich als Nichtzahlenden Leser. Jetzt habe ich die Begründung des Spiegel vom vergangenen Monat dazu gefunden, die mich sogleich an Orwells Neusprech denken lässt: “Deshalb sehen wir es als notwendig an, die aktuell enorm hohe Zahl der Kommentare und Kommentarbereiche unter Beiträgen zu verringern, um eine für alle Seiten gewinnbringende, anregende Diskussion möglich zu machen.” – Soll heißen: “Keine Kommentare = Beste Diskussion.” In Orwells “1984” liest es sich so: “Krieg = Frieden”, “Unwissenheit = Stärke” und “Freiheit = Sklaverei”. – Ich denke, es ist Zeit für mich, dem Spiegel endgültig Lebewohl zu sagen. Was ich heute wieder denken soll, das erfahre ich auch ohne ihn. Da kommt keiner dran vorbei.
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Zurück in Bulgarien (015) – “A Bunch Of Hooey”

Deutsches Brot

Auch in Bulgarien gibt es deutsches Brot, zumindest auf dem Etikett. Früher war deutsches Brot einfach nur gefärbtes bulgarisches Weißbrot. Die Bulgaren sind für ihr Weißbrot bekannt, genauer waren. Da es kaum noch gutes Weißbrot gibt in Bulgarien, kann es auch kein gutes gefärbtes deutsches Brot mehr geben. Das allermeiste Brot in Bulgarien heute ist genau das, was man in Amerika mit “a bunch of hooey” bezeichnen, wobei “hooey” eine nette Umschreibung für Bullshit ist. Und so ist es praktisch mit allen Dingen. So steht beispielsweise eine Marke auf dem Gerät, das man kaufen will, weil es billig ist, aber das Modell gibt es eigentlich gar nicht oder nur in Drittweltländern, wo sich niemand die Mühe macht, über Bullshit eine Rezension zu schreiben. So erfährt man nur gelegentlich und mit etwas Glück, was für einen Mist man da wieder angeboten bekommt. Ein anderes Beispiel sind die Energiekoeffizienten. Gibt es in der Heimat nur noch A oder B, dümmstenfalls noch C, geht es in Bulgarien erst bei F los. F ist hier das, was in Deutschland A ist. Aber das ist letztendlich ein Luxusproblem. Das Schlimmste ist das Essen insgesamt, denn das eingangs erwähnte Brot ist nur der Anfang. Die allermeisten Lebensmittel sind zwar wie das Brot billig, aber sind eben auch “a bunch of hooey”. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, der alleine deswegen nicht gut sein kann, wenn man sich die Inhaltsstoffe ansieht. Zum Glück bleibt man von der Zubereitung (noch) verschont. Vieles, was man in den Regalen der Supermärkte sieht, erinnert an die grünen Kekse, die in dem Film “Soylent Green – Die überleben wollen” den Hungernden mit einem Bagger vor die Füße gekippt werden. Auch weil man Fleisch hier nicht essen kann, das Schweinefleisch zum Beispiel ist aus Deutschland herangekarrt und hat mit Fleisch nichts mehr zu tun, ernähre ich mich nur noch von Obst und Gemüse vom Markt. Im Winter gibt es Eingelegtes, allen voran eingelegten Kohl, der in Bulgarien traditionell viel gegessen wird. Auch Brot backe ich mittlerweile selbst. Das Problem dabei ist nicht, deutsches Brot zu backen, sondern überhaupt gutes Mehl zu finden. Lebt man wie ich nicht nur in der ärmsten Region Bulgariens, sondern ganz Europas, wo die Leute kein Geld haben, wird eben nur noch das Billigste vom Billigen, also “a bunch of hooey”, angeboten.

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Zurück in Bulgarien (014) – “Mord in Sofia”

Weg zum Friedhof

Der Mord an Alexei Petrov am Mittwoch in Sofia fand am helllichten Tag und im Beisein einer weiteren Person statt, mit der sich Petrov auf einem Spaziergang befand. Der Mord war damit, so denke ich, auch eine Machtdemonstration. Dafür spricht auch, dass es genau der Tag war, der 16. August, an dem vor 21 Jahren schon einmal ein Attentat auf Alexei Petrov verübt wurde, das allerdings erfolglos blieb. Alexei Petrov, Jahrgang 1961, war das, was man eine schillernde Person nennt. Er war Geheimdienstler, Geschäftsmann, Berater der Regierung bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Anti-Terrorismus Experte. Angeblich wurde aktuell erwogen, ihn zum Chef des bulgarischen Amtes für Nationale Sicherheit zu machen. Darüber hinaus gibt es Stimmen, die behaupten, dass Alexei Petrov eine wichtige Rolle bei der letzten Regierungsbildung gespielt habe. Beidem wurde nun durch den amtierenden bulgarischen Premierminister Nikolai Denkov widersprochen. Über das Attentat selbst äußerte er sich wie folgt: “Was Eindruck macht und alle Informationen zeigen, dass sich Alexei Petrov selbst in der letzten Zeit nicht bedroht gefühlt hat. Er war an verschiedenen Orten ohne Sicherheit.” Nichts desto trotz hat der Premierminister nach dem Attentat den obersten Polizeichef Petar Todorov entlassen. Zuvor hatte der bulgarische Innenminister Kalin Stojanov einen Bericht mit Lücken in Todorovs Arbeit vorgelegt. Die Entlassung des obersten Polizeichefs begründete Premierminister Nikolai Denkov damit, dass der Innenminister Kalin Stojanov in der Praxis nicht mit dem obersten Polizeichef Petar Todorov zusammengearbeitet hätte, weil er ihm nicht vertraut habe. Weiter glaubt der Premierminister, dass es organisatorische Probleme gibt, die bereits zuvor aufgetreten sind. – Fassen wir zusammen: In der bulgarischen Hauptstadt Sofia hat sich am Mittwoch ein Mord am helllichten Tag ereignet, auf den Tag genau 21 Jahre nach einem vorherigen, erfolglosen Attentatsversuch auf dieselbe Person. Die Ermordung ist somit ganz klar auch eine Machtdemonstration. Das Opfer hat sich nicht bedroht gefühlt, es war zuvor an verschiedenen Orten ohne Sicherheit gesehen worden. Bereits am Freitag, also nur zwei Tage später, wird der oberste Polizeichef des Landes entlassen. Über dessen Arbeit hatte der Innenminister zuvor einen Bericht vorgelegt. Der Premierminister begründet die Entlassung seines obersten Polizeichefs unter anderem damit, dass der Innenminister diesem nicht vertraue und deswegen auch nicht mit ihm zusammengearbeitet hat. Weiterhin glaubt der Premierminister, dass es in der Behörde des obersten Polizeichefs organisatorische Probleme gegeben habe.

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Zurück in Bulgarien (013) – “Ich als Prophet”

Geschlossene Bar mit Todesanzeigen

Am Mittwoch ist am helllichten Tage in Sofia ein Attentat verübt worden. Ich hatte hier darüber berichtet. Auch der Deutschen Welle ist der Mord eine Meldung wert. Wie das Bulgarische Nationalradio nun berichtet, hat der bulgarische Premierminister heute ein Treffen mit Vertretern des Innenministeriums und der Sicherheitsdienste einberufen. Grund dafür ist neben dem Mord die gestiegene Zahl schwerer Straftaten im Land. Darüber hinaus will man eine russisch organisierte Kriminalität unter Kontrolle kriegen. Es wurden nur die Leiter der Sonderdienste und die Führung des Innenministeriums einbestellt. Ob auch Vertreter der Staatsanwaltschaft eingeladen waren, ist nicht bekannt. Der wichtigste Punkt kommt jetzt: Das Treffen findet auch vor dem Hintergrund des Massenwechsels der Polizeichefs der Regionalbüros im Land statt. Der bulgarische Innenminister begründet den Austausch von Personen mit schlecht geleisteter Arbeit und betont, dass es keine politische Säuberung sei. Genau das hatte ich in meinem Beitrag “Regeln umgehen im Tiefen Staat” mit diesem Satz vorhergesagt: Einiges deutet darauf hin, dass es eine Vereinbarung gibt, die Leiter der Sonderdienste auszutauschen, und dass „die Namen mit der Botschaft geklärt werden sollen“.

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Zurück in Bulgarien (012) – “Die Klitoris Höhle”

In Bulgarien ist nicht nur alles umgedreht, sondern es gibt auch nichts, was es nicht gibt. In Deutschland ist das nicht mehr selbstverständlich. Man stelle sich eine Klitoris-Höhle in der Heimat vor. Undenkbar. Dabei bietet die Klitoris-Höhle eine einzigartige Möglichkeit, das weibliche Genital als Großraummodell zu studieren. Und nicht nur das. In der Klitoris-Höhle gibt es darüber hinaus noch eine lebensgroße Phallus-Skulptur. Aber das beste ist: beides ist absolut kostenneutral.

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