Der Anfang vom Ende – Der Osten hat ihn gemacht

Ein Sägeblatt – 50 Stotinki (25 Cent)

Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen werden von einigen als Anfang vom Ende interpretiert. Ende klingt erstmal nicht gut, obwohl bekanntlich alles ein Ende hat. Manchmal muss man das Ende auch selbst herbeiführen, zum Beispiel indem man es abschneidet. So ging es mir neulich in der Heimat. Zum Abschneiden brauchte ich eine Säge, eigentlich nur ein Sägeblatt. Versuch einmal in Deutschland nur ein Sägeblatt zu kaufen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn man muss immer gleich mindestens fünf kaufen und ist dementsprechend auch gleich mit fünf Euro dabei. Nicht so in Bulgarien. Hier bekommt man auch einzelne Sägeblätter, und eins kostet hier nur 25 Cent. Worauf ich hinaus will, ist, dass ein überschüssiges weil überflüssiges Ende abzuschneiden, in Bulgarien viel einfacher ist. Auch die Interpretation ist eine andere. Bezüglich der Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen kommt die Berliner Zeitung mit ihrem Beitrag “Nach dem Wahldesaster im Osten: Ampel droht dem Volk mit noch mehr Kommunikation” der bulgarischen Sichtweise sehr nahe. Die Zusammenfassung liest sich dort so: Doch obwohl Politiker und Journalisten wieder die Schlüsse von gestern ziehen, hat sich an diesem Abend etwas verändert. Die Menschen spüren, wie viel Angst die Ampel hat, wenn sie das Ergebnis kleinredet. Ja, es wird weiter bergab gehen mit dem Land. Aber dieser Sonntag, der 1. September 2024, ist der Anfang vom Ende einer fehlgeleiteten Politik. Und der Osten hat ihn gemacht.

Deutschland gibt den Ton an

Deutschland gibt den Ton an – nicht nur bei mir

Beim Bulgaren, ich habe oft darüber geschrieben, ist alles immer umgedreht. Das beste Beispiel sind die Kopfbewegungen. Nicken bedeutet Nein und Kopfschütteln, es ist eher ein Kopfwiegen, bedeutet Ja. Bei mir wirkt sich das Bulgarische, also das Umgedrehte, so aus, dass ich in Bulgarien immer die deutsche Ordnung suche und in Berlin das bulgarische Chaos. Verrückt – ich weiß! Andererseits war es nie schwer in Berlin balkanische Ecken zu finden. Die Balkanisierung Berlins hat in den letzten Jahren allerdings sehr an Fahrt aufgenommen. Für meinen Geschmack zu sehr. Dann kann ich auch gleich auf dem Balkan bleiben, was an sich kein Problem ist, wenn nicht diese Suche nach der deutschen Ordnung wäre. Aktuell ist es so, dass ich die Aufforderung unseres beliebtesten Politikers, es ist der Verteidigungsminister Boris Pistorius von den Sozialdemokraten, dass Deutschland wieder kriegstüchtig werden muss, sehr Ernst nehme. Gut, bis 2029 ist noch etwas Zeit. Aber was ich habe, habe ich. Sagt man doch so, oder? Heute bin ich in Sachen Kriegstüchtigkeit fündig geworden, und zwar auf dem Flohmarkt in Montana, wo sonst.

Kaufst du eine – kriegst du die andere umsonst

Bei zwei Knarren zum Preis von einer konnte ich nicht Nein sagen. Vier Lewa haben beide zusammen gekostet, was zwei Euro sind. Überhaupt war es heute ein Zwei-Lewa-Tag:

Wenn der Russe kommt – vom Russen

Auch die Gasmaske Made in Russia war mit nur vier Lewa im Angebot. Ich habe zwar offiziell eine Maskenbefreiung, aber wenns gegen den Russen geht, kenne ich kein Pardon – mit mir selbst.

Ein Schnäppchen-Messer

Das Messer war mit nur vier Lewa ein Schnäppchen. Ich bin eigentlich nicht so der Messer-Typ, aber man muss mit der Zeit gehen. Zur Not kann ich es gegen ein Jahr Netflix eintauschen.

Humana – People to People Bulgaria

Ich bin mir nicht sicher, ob Humana in Deutschland auch ein Motto hat. Was ich weiß, ist, dass Montags bei Humana Bulgaria jedes Teil nur vier Lewa kostet. Nur deswegen gehe ich hin.

Heute nur vier Lewa – nicht 12!

Heute kostete die NATO-Tarnjacke nur vier Lewa. Da konnte ich nicht Nein sagen, was in Bulgarien Kopfschütteln ist. Größe L ist wie für mich gemacht. Seit ich in Bulgarien bin, hat sich mein Gewicht normalisiert. Auch deswegen kann ich Bulgarien nur empfehlen. Aber vor allem natürlich, um in aller Ruhe kriegstüchtig zu werden. Fällt mir gerade auf, dass in kriegstüchtig das Wort tüchtig drin steckt. Tüchtig ist auch so ein schönes deutsches Wort und Tüchtigkeit eine deutsche Tugend.

Sei auch Du tüchtig und werde kriegstüchtig!

“Reserviert für den Thomas Bernhard des Balkans”

Das ist das Café “Vegas” im Nordwesten Bulgariens, der ärmsten Region des Landes. Es gibt also nicht nur Montana, sondern auch Las Vegas. Obwohl die Menschen hier wenig Geld haben, ist das Café “Vegas” immer gut gefüllt, was daran liegt, dass die Tasse Kaffee dort gerade mal 50 Cent kostet. Gefüllt ist es, wie man sieht, mit alten Menschen, die sich permanent anschreien. Dazu muss man wissen, dass in Bulgarien immer nur geschrien oder mindestens gerufen wird. In der Umgangssprache gibt es das Wort sprechen (govorja) gar nicht, sondern es wird ausnahmslos das Verb schreien (vika) verwendet. Auch junge Menschen schreien in Bulgarien nur, so weit sie nicht das Land verlassen haben, um beispielsweise in Deutschland ihr Glück zu suchen. Dort müssen sie erst mühsam lernen, in normaler Lautstärke zu sprechen, was für sie leise ist. Ich bin gestern nur am Café “Vegas” vorbeigelaufen, habe mich nicht hingesetzt, obwohl vorne links immer ein ganzer Tisch für mich reserviert ist. Dort sitzt “Der Thomas Bernhard des Balkans” sagt die Betreiberin des Café “Vegas” zu den Gästen, die mich noch nicht kennen. Thomas Bernhard kennt hier keiner, nicht mal die Betreiberin. Aber gut, in Österreich kennt auch keiner Thomas Bernhard. Der Betreiberin hatte ich mal von Thomas Bernhard erzählt. Sie hat sich daraufhin sogleich den Namen notiert und ein Schild auf den Tisch vorne links gestellt. Vom erfolgreichen Wirtschaften versteht die Frau etwas. Im Gegensatz zu unserem Wirtschaftsminister. Aber ich will nicht vom Thema ablenken. Dass ich nur vorbeigelaufen und mich nicht an den für mich reservierten Tisch gesetzt habe, um einen Kaffe für 50 Cent zu trinken, wahlweise auch zwei für einen ganzen Euro, liegt daran, dass ich mich noch in der Akklimatisierungsphase befinde. Mit anderen Worten: ich bin sehr ruhebedürftig und kann Lärm nur schwer ertragen. Dadurch wirkt der bulgarische Jungbrunnen noch nicht, wie er eigentlich wirken könnte. Denn Bulgarien ist, das ist keine Übertreibung, trotz allem Geschreie und Gerufe ein wahrer Jungbrunnen. Auch darüber habe ich, “Der Thomas Bernhard des Balkans”, schon mal was geschrieben, und zwar, wie sollte es anders sein, für die Laienbühne in Wien.

Wie DDR – nur schlimmer

In der Heimat scheint man ganz schönes Muffensausen zu haben wegen den bevorstehenden Wahlen im Osten. In dem Zusammenhang wird immer wieder behauptet, die im Osten wären blöd und rechts. Ich kann das nicht bestätigen. Mein Eindruck ist vielmehr, dass man im Westen Demokratie nicht verstanden hat. Möglicherweise liegt es daran, dass man sie dort geschenkt bekam, oder vielleicht sollte ich besser verordnet sagen. Manche behaupten sogar, der Faschismus stehe vor der Tür. Für mich hat der Faschismus schon begonnen. Spätestens in dem Moment, wo man ungestraft dazu aufrufen durfte, die ganze Republik möge mit dem Finger auf Menschen wie mich zeigen. So etwas hat es im Osten nicht gegeben. Vieles andere, was in letzter Zeit passiert ist, kommt mir dagegen sehr bekannt vor. Irgendwie fühlt es sich gerade wie DDR an – nur schlimmer.

Taxi is back

Manch einer dachte, dass Taxifahren Schnee von gestern sei, weil heute alle Uber fahren. In Amerika ist man da schon wieder einmal weiter, zumindest was Filme angeht. Was das Taxigeschäft angeht, das war schon vor Uber kannibalisch in New York. Eine Schicht auf dem Beifahrersitz hat mir gereicht, um das zu erkennen. Auch deswegen ist es schon eine ziemliche Überraschung, dass das Yellow Cab zurück auf die Leinwand kommt. Auch dass Sean Penn den Taxifahrer spielt, der mir zuletzt in Oliver Stones “U-Turn – Kein Weg zurück” als Fahrer gefallen hat. In obigem aktuellen Film “Daddio” von Christy Hall spielt er den New Yorker Taxifahrer Clark, der seit 20 Jahren “on the road” ist. Bei mir waren es 25 Jahre. Ich schreibe das, weil mir das, was Sean Penn alias Clark in seinem Taxi praktiziert, sehr bekannt vorkommt. Auch ich wusste oft mehr über meine Fahrgäste als das, was sie preisgaben. Sean Penn weiß zum Beispiel, dass seine Fahrgästin eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat. Apropos Fahrgästin: sie wird gespielt von Dakota Johnson. Leider nicht wie üblich mit langem brünetten, sondern mit kurzem blonden Haar. Sie hat im Film auch nicht das durchsichtige blaue Kleid an, durch das man ihre Unterwäsche sehen kann, das sie hier auf der Bühne trägt, wo sie über den Film spricht. Aber vielleicht ist das auch gut so. So kann man sich vermutlich besser auf den Film konzentrieren, der bereits im letzten Jahr in die Kinos kam. Leider ist das an mir vorbei gegangen, und jetzt habe ich den Salat. Bisher habe ich noch kein einziges Kino in ganz Bulgarien finden können, das den Film im Programm hat.

PS: Erfahre gerade, dass der Film erst dieses Jahr in die Kinos gekommen ist. In Deutschland war das am 27. Juni, also noch gar nicht so lange her. Vielleicht ist das der Grund, dass ich ihn in Bulgarien (noch) nicht finden kann. Wer weiß, wo der Film hier läuft, bitte Bescheid sagen. Danke!

Blau verboten

Der Wahnsinn in der Heimat kennt keine Grenzen mehr. Deutschlands größte Lebensmittelkette Edeka startet aktuell eine Kampagne gegen die AfD. Das Motto lautet: „Die Evolution hat uns gelehrt, Blau ist keine gute Wahl“. Von einem „natürlichen Feind“ ist in dem Zusammenhang die Rede. Und das, obwohl das Edeka Logo selbst die Farbe Blau enthält. Keine Ahnung, wie der Himmel aktuell über Berlin aussieht. In Bulgarien ist er – wie oben zu sehen – immer noch Blau.

Multipolar? – Nie gehört!

Es soll Menschen geben, die noch nie etwas von den RKI-Protokollen gehört haben. Viele von ihnen wissen nicht einmal, was das RKI ist. Das passiert, wenn man sich nur bei Öffentlich/Rechtlich und den Mainstreammedien informiert. Aber keine Sorge, ich werde jetzt niemanden aufklären oder gar überzeugen wollen, denn ich denke, dass sich zu informieren, und das möglichst allseitig, eine Holschuld ist. Ich möchte lediglich darüber informieren, dass die Medienaufsicht gerade gegen das Online-Magazin Multipolar, für das ich auch schreibe, vorgeht. Über den Vorgang berichtet immerhin die Berliner Zeitung: “RKI-Protokolle: Warum die Medienaufsicht gegen Multipolar vorgeht”. Genau ist es die Leiterin Ressort Gesundheit & Leben Ruth Schneeberger, die zuvor langjährige Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung war, u.a. Berlin-Korrespondentin, Textchefin und Leiterin des Kulturressorts bei SZ.de. Ruth Schneeberger stellt fest, dass das Online-Magazin und an erster Stelle der Herausgeber Paul Schreyer gerade unter Druck gerät. Oder mit anderen Worten: Messerangriff mal anders. Vielleicht müssen die Multipolar-Herausgeber bald ins Ausland gehen. Möglicherweise wird ihnen auch “nur” das Konto gekündigt. Oder geht es der Landesmedienanstalt gar um die Meinungsfreiheit? Ist ihr Vorgehen am Ende ein Angriff auf die Meinungsfreiheit? Für mich ist es das ganz klar, aber ich schreibe auch für Multipolar. Klar ist für mich auch, dass ich ein Bett unter freiem Himmel eines in einer Zelle vorziehe. Hier in Bulgarien gibt es ein solches Bett, zwar nicht im Kornfeld, aber immerhin auf dem Flohmarkt in Montana.

Tue Unerwartetes – Verlasse dein Land

Die “Berliner Polizei empfiehlt Bürgern bei Messerangriffen: ‘Fangen Sie an, laut zu singen'” – Was sich wie ein Witz anhört, ist ernst gemeint. Dabei geht es deinem Freund und Helfer aber nicht ums Singen an sich, sondern um “unerwartetes Verhaltes”, oder mit anderen Worten darum, etwas Neues auszuprobieren. Man könnte auch obiges “newstyle 1008” Set, das ich am Montag auf dem Flohmarkt in Montana gesehen habe, mit sich herumtragen und es bei Bedarf herausholen. Ob es ausreicht, sich zuvor mit ihm einen neuen Haarstil zu verpassen, darf bezweifelt werden, denn in der Regel weiß der Messerstecher nicht, wie man vorher ausgesehen hat. Der Fleischwolf links im Bild ist auch eine Option. Auch ihn könnte man mitführen. Hat man je von einem Menschen gehört, der, wenn er angegriffen wird, einen Fleischwolf hervorholt? Man kann aber auch einfach das Land, das nicht in der Lage ist, seine Bürger vor Messerangriffen zu schützen, verlassen. Das habe ich getan. Deswegen weiß ich, dass das Land, also seine Heimat zu verlassen zu den Dingen gehört, die sich einfach anhören, aber schwer zu machen sind. Trotzdem kann ich jedem, der sich mit diesem Gedanken trägt, nur Mut machen. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, darunter auch vielen jungen, die jetzt in Bulgarien leben. Alle sagten sie unisono, dass sie sich so sicher fühlen wie lange nicht. Hinzu kommt, dass die Menschen freundlich sind hier, im Gegensatz zu den Berlinern, und dass sie den Euro nicht zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. Ich erlaube mir hinzuzufügen, dass deine Sachen bereits hier sind, und zwar auf dem Flohmarkt in Montana.

Ich als Aluhut

Ob andere einen als Aluhut sehen (wahlweise auch als Nazi, rechtsoffen etc.), gehört zu den Dingen, auf die man keinen Einfluss hat. Einmal Aluhut hat man es nicht leicht. Es kann einem passieren, dass offiziell und von ganz oben gehetzt wird, die ganze Republik möge mit dem Finger auf einen zeigen. Trotzdem kann ich nur empfehlen, ein Aluhut zu sein. Jetzt sogar dringender denn je. Nicht dass es dir auch passiert wie dem Wendehals (manch einer nennt ihn auch Ar…kriecher) Mark Zuckerberg, der ganz aktuell mittels Brief das sinkende Schiff der Demokraten verlässt. Oder wurde er mal wieder dazu gezwungen, diese Stellungnahme zu verfassen?

Toilette mit Ausblick

Ich war noch in Berlin, da war ich bereits das erste Mal in Bulgarien eingeladen, und zwar von Leuten, die, wenn sie in Berlin sind, bei mir um die Ecke wohnen. Da sie gerade nicht in Berlin sind, war ich zum Abendessen auf einem Hügel in Bulgarien eingeladen, wo sie ihre Hütte ohne Wasser und Strom haben. Meine Hütte, die sich ein paar Hügel weiter östlich befindet, ist dagegen der reinste Luxus, denn sie hat fließend Wasser und auch Strom, auch wenn das Wasser immer mal wieder weg ist weil ein Rohr gebrochen ist und der Strom regelmäßig zum Zwecke der Prophylaxe abgeschaltet wird. Doch zurück zu der Hütte meiner Nachbarn aus Berlin in den Schluchten des Balkans. Die haben eine so genannte Trockentoilette. Die müssen sie auch haben, weil sie wie bereits erwähnt kein Wasser haben. Auf dieser Toilette saß ich, als am Sonntagabend der Himmel hell erleuchtet war. Dass ich dies vom Inneren ihrer Toilette aus gesehen habe, liegt daran, dass ihre Trockentoilette Fenster hat. Wegen den Fenstern war ich auch nur auf der Toilette, aber das nur nebenbei. So konnte ich die Trümmerteile eines Satelliten fotografieren, die den bulgarischen Himmel an diesem Abend erhellt haben. Das weiß ich, weil mich Freunde und Verwandte darauf hingewiesen haben. Sie haben dies ihrerseits dem Bulgarischen Nationalradio (BNR) entnommen, das folgendes darüber zu berichten wusste: “Gestern Abend entdeckte das Observatorium in Roschen einen leuchtenden Körper von der Größe eines Autos oder Busses. Der Direktor des Observatoriums, Nikola Petrow, erklärte gegenüber dem Bulgarischen Nationalradio (BNR), dass es sich nicht um einen Meteoriten oder einen Asteroiden handelte, sondern um Trümmerteile von künstlichen Erdsatelliten. Seinen Worten zufolge werden die nicht funktionierenden Objekte ‘Weltraumschrott’ genannt, und es gebe bereits über 200.000 davon. In naher Zukunft werden solche Phänomene am Himmel häufiger auftreten. Laut Nikola Petrow sei dieser Müll im Moment noch ungefährlich, könnte aber in 20 bis 30 Jahren die Erdbewohner gefährden.”