Es war einmal ein Land

Gedanken an einem 27.

Es war einmal ein Land, in dem gab es links und rechts. Viele waren links, man durfte aber auch rechts sein. Rechts zu sein bedeutete konservativ und nicht – so wie heute üblich – rechtsradikal oder gar Nazi. Dass sich das heutzutage verrückt anhört, bedeutet nicht automatisch, dass es auch verrückt ist. Möglicherweise ist das Gegenteil der Fall. Das meint zumindest der Bulgare in mir.

Mensch bleiben

In einem Interview sagte ich neulich, dass ich vom Bulgaren neben der Herzensbildung und dem Vertrauen auf Instinkt und Intuition den gesunden Menschenverstand gelernt habe. Nicht jeder hat das verstanden, einige haben sich sogar darüber lustig gemacht. Vermutlich die, die nicht wissen, was gesunder Menschenverstand ist. Ich gehe davon aus, dass dieselben auch mit dem, wozu Rosa Luxemburg rät, nämlich Mensch zu bleiben, nichts anzufangen wissen. Geboren ist Rosa Luxemburg als Rozalia Luxenburg in Zamość, einer Stadt im südöstlichen Teil Polens nahe der Grenze zur Ukraine rund 240 km entfernt von der Hauptstadt Warschau. Die Familie soll zu Hause Polnisch und Deutsch gesprochen haben, und die Mutter soll den Kindern die klassische und romantische deutsche und polnische Dichtung vermittelt haben. Möglicherweise erklärt das, warum Rosa Luxemburg an erster Stelle empfiehlt Mensch zu bleiben, was neben klar und fest auch heiter sein bedeute. Insbesondere letzteres scheinen heute viele vergessen zu haben.

Kein Mann mehr

In den letzten Tagen und Wochen war ich viel in der Stadt unterwegs, bin ich oft U-, S- und Straßenbahn gefahren. Ich hab‘ einiges von der Stimmung in der Stadt mitbekommen, viele Menschen gesehen, ihnen zugehört, was sie sagen, und wie sie es sagen. Viel könnte ich darüber schreiben, aber ich werde mal wieder nicht gefragt, denn die aktuelle Umfrage betrifft nur Frauen. So viel kann ich verraten: Ich möchte keine Frau sein – aber mittlerweile auch kein Mann mehr.

Großreinemachen

Gestern im Prenzlauer Berg

Hatte ich neulich noch geschrieben, dass die Berliner nichts mehr zu verschenken haben, wurde ich gestern im Prenzlauer Berg eines besseren belehrt. Da lag in einer „zu verschenken“ Box in einem Hauseingang im Schatten des Wasserturms in der Rykestraße eine Klobürste. Auf den ersten Blick etwas kleinlich und auch schäbig, aber nur auf den ersten Blick. Denn die Klobürste wird beim bevorstehenden Großreinemachen eine zentrale Rolle spielen. Genauso wie Toilettenpapier es kürzlich gespielt hat. Oder anders gesagt: Das, was man damals noch mit Toilettenpapier einfach wegwischen konnte, wird solche Ausmaße erreichen, dass man dem nur noch mit einer Klobürste Herr werden wird – wenn überhaupt. Wohl dem, der dann Klobürsten in Reserve hat.

Satanische Zeiten (Fortsetzung)

Was macht der Totenkopf im Supermarkt?

War die Zeit bis vor kurzem „nur“ seelenlos, so ist sie heute regelrecht satanisch. Waren die Leute früher „nur“ verdreht, so sind sie heute regelrecht toll. Wie sollte es auch anders sein, wenn sie permanent mit satanischen Symbolen konfrontiert werden, und dass nicht nur im Supermarkt. Immer mehr tragen den Totenkopf auf ihrer Kleidung. Er scheint dabei zu sein, ein Symbol der Zugehörigkeit zu werden, so wie neulich noch die Maske. Es wurden auch schon Zeitgenossen gesichtet, die sowohl Totenkopf als auch Maske zur Wiedererkennung tragen – sicher ist sicher.

Querdenken hilft

Mein gestriges Fundstück der Straße

Gestern war ich wieder auf der Straße unterwegs, diesmal als Fußgänger. Seit ich nicht mehr Taxi fahre, fehlt mir die Straße, meine Universität, sehr. Gestern Abend fand ich obiges Buch aus den Neunzigern auf ihr. Genau handelt es sich um eine vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe vom November 2006 eines erstmals 1997 beim Rowohlt Verlag in Hamburg erschienen Buches zweier Wissenschaftler, einem Privatdozenten & Doktor und einem Professor & Doktor. Ich erwähne das mit den Wissenschaftlern, weil es seit einiger Zeit sogenannte selbsternannte „Wissenschafts-Journalisten“ gibt, die in aller Regel weder Wissenschaftler noch Journalisten sind. Doch zurück zu meinem Fundstück, einem Taschenbuch mit dem schönen Titel Der Hund, der keine Eier legt – Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken. Die altehrwürdige Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schreibt über das Werk: Die Autoren sind besonders gelungenen Maskeraden der Wahrheit nachgegangen. Die zusammengetragenen, witzig-locker präsentierten Beispiele sind eine Warnung, wissenschaftlichen Ergebnissen blind zu vertrauen. Laut Verlag berichten hier zwei Insider über Naivität und Dummheit in der modernen Wissenschaft und über Konsequenzen für unseren Alltag. Und weiter: Sie stellen ausführlich dar, wie mit der Wahrheit gelogen wird, wie Irrtümer entstehen und wie sie sich bisweilen trotz klarer Widerlegungen zu anerkannten Schulweisheiten auswachsen. „Follow The Science“ hört sich anders an. Vermutlich ist deswegen „science“ auch klein geschrieben. Auf die Schliche kommt man den Fehlinformationen laut den beiden Wissenschaftlern wie gesagt durch Querdenken.

Dumme Deutsche – Stupid Germans

Wer ist gemeint? (aktueller Berliner Look)

Der Krieg (Tod incl.) ist uns gewiss, ich hatte hier darüber geschrieben. Im Moment sind wir nicht kriegstüchtig, weswegen wir es werden sollen. Dass uns der Russe nicht vorher angreift, liegt daran, dass er dumm ist. Untermensch halt. So weit, so klar. Jetzt habe ich eine andere Theorie gehört. Der Krieg soll erst 2029 beginnen, weil dann Trump weg ist. Apropos: Gerade sagt Trump, er glaube nicht, dass die Ukraine gewinnen wird. Als ob dies überhaupt noch jemand glaubt, ausser vielleicht Selenskyj (der muss dran glauben) und Pistorius. Wer ist jetzt hier der Dumme? Trump? Selenskyj? Pistorius? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Immerhin, der Russe kommt in dieser Aufzählung nicht vor. Nun gut, der ist ja sowieso dumm. Aber stimmt das wirklich? Sind am Ende vielleicht wir die Dummen? Ein bulgarischer Freund sprach bereits vor Jahren von den „Dummen Deutschen“, was auf englisch auch ohne Alliteration fast noch besser klingt: „Stupid Germans“.